Die Zeit, die uns trennt. Mit Leidenschaft hat die Familie Lindemann das Kino „Die Schauburg“ in Leipzig betrieben. Bis sie nach dem Krieg enteignet wird. Besonders Mutter Ursula fällt es schwer, sich an die Vorgaben der neuen Machthaber zu halten. Ihr Mann Gerhard kommr versehrt von der Front zurück und versucht mühsam, wieder ins Leben zu finden. Auch ihre Tochter Sigrid, die sich kaum an Friedenszeiten erinnern kann, ist verunsichert. Ob die Ausbildung zur Lehrerin das Richtige für sie ist? Nur Stefan, der Sohn, hält an seinem alten Traum fest. Und um Filme machen zu können, beschließt er sogar, die Heimat hinter sich zu lassen und nach West-Berlin zu gehen. Schon bald merken die Lindemanns, wie schwer es ist, familiäre Bande aufrechtzuerhalten, wenn man getrennt ist durch den Eisernen Vorhang. Authentisch und hochemotional: ein großes Familienepos während der deutschen Teilung
Ursula z.B. geht nach Kriegsende zu den Russen, weil sie eine Genehmigung braucht, wird dort offenbar über viele Stunden misshandelt, vermutlich auch vergewaltigt. Sie beschließt, die Erinnerung daran zu verdrängen. Bald darauf beklagt sie sich, dass ihr Mann keinen Sex will, sie habe schließlich auch Bedürfnisse und hat eine Affaire mit einem Fremden. Man muss kein Psychologe sein, um zu wissen, dass keine Frau so tickt.
Dann grübelt Sigrid, wo sie und Rudi wohnen sollen, falls sie heiraten würden, denn die Wohnung von ihren Eltern ist viel zu klein. Einige Seiten später sind sie verheiratet und wohnen bei den Eltern. Das hätte ich gern etwas ausführlicher gelesen, wie sie über das Problem sprechen, wer nun wo genau schläft, wie sie versuchen, eine andere Wohnung zu finden. Aber es ist dann einfach so, basta. Ich hätte auch gern von der Hochzeit gelesen.
Hochemotional, wie im Klappentext versprochen, ist hier fast gar nichts. Das "aufregendste" ist noch der Moment, als Sigrid denkt, Rudi will ihr einen Antrag machen, aber er nur sagt, es wäre Zeit für sie, in die SED einzutreten. Sie sagt automatisch "Ja!", heult sich aber später bei Mutter und Oma aus.
Man erfährt leider auch gar nichts über den Betrieb des Kinos. Es werden halt Karten verkauft und der Film wird vorgeführt. Da hätte ich mir Details gewünscht. Die Handlung von ein paar Filmen wird beschrieben, aber von vielen Filmen wird einfach nur der Titel erwähnt. Das erscheint mir regelrecht lieblos. Die Familie könnte auch eine Metzgerei oder ein Café haben, man würde keinen Unterschied bemerken.
Sigrid und ihr Bruder fahren 1949 mit der Bahn von Leipzig nach Berlin-Schöneweide und von dort weiter mit der S-Bahn zum Zoo. Die Wikipedia sagt aber: "Als Folge der Berliner Teilung ließ die Deutsche Reichsbahn viele Schnellzüge nach dem Krieg zu Bahnhöfen in Ost-Berlin fahren. Aus Richtung Halle und Leipzig war dies erst 1951, mit Fertigstellung der ersten Abschnitte des Berliner Außenrings, möglich. Die Verbindung über die Anhalter Bahn direkt nach Berlin und der im Krieg schwer zerstörte Anhalter Bahnhof in Berlin-Kreuzberg wurden am 18. Mai 1952 geschlossen." Man wäre damals also zum Anhalter Bahnhof gefahren. Wenn ich das schon mal eben recherchieren kann, warum machen das nicht die Menschen, die an so einem Buch mitarbeiten (Autorin, Lektorat)?
Ich habe mich jetzt 100 Seiten lang gequält, weil mir die Idee eigentlich gut gefällt. Aber die Umsetzung ist leider überhaupt nicht gelungen.
In „Die Bilder unseres Lebens“ begleiten wir die Familie Lindemann durch die Nachkriegszeit bis zur Wende im Jahre 1989. Lindemanns haben schon vor dem Krieg ein Kino in Leipzig betrieben. Als nun der Krieg endet und die sowjetische Besatzung beginnt wird schnell klar, dass es in Zukunft nicht wie vor dem Krieg weitergehen wird. Bald werden die Lindemanns enteignet und dürfen nur noch als Angestellte in ihrem Kino arbeiten. Die Kinder Sigrid und Stefan gehen ihrer Weg und Stefan sieht nach einem Vorfall, der ihn den Job kostet nur noch die Möglichkeit in den Westen zu gehen.
Im Prinzip wird in diesem Buch das Leben des ganz normalen DDR-Bürgers geschildert. Ursula wurschtelt sich mit ihrem Job als Filmvorführer so durch, Gerhard tritt erst der Partei und der Gewerkschaft bei, muss aber bald feststellen, dass Theorie und Praxis im Sozialismus leider oft unterschiedliche Wege gehen.
Ich fand das Buch gut zu lesen und interessant, allerdings sind mir die Charaktere gerade am Anfang eher fremd geblieben. Das wurde im Laufe des Buches zwar besser, aber so wirklich rangekommen bin ich nicht an sie. Manchmal waren mir die Szenen auch zu bruchstückhaft, oft gibt es einen Zeitsprung von mehreren Jahren. Das bekommt man auch immer mit, von daher war das schon ok, aber ich hätte mir an manchen Ecken doch einfach mehr gewünscht. So hatte man teilweise das Gefühl, dass in manchen Jahren so gar nichts passiert ist. Die Figuren haben sich aber trotzdem weiterentwickelt und so entstand bei mir teilweise das Gefühl Bekannte nach langen Jahren wiederzusehen, aber nicht zu wissen was ihnen denn in der ganzen Zeit passiert ist.
Trotz aller Kritik fand ich das Buch interessant und auch gut zu lesen. Ich hätte es wohl sonst auch nicht an einem Tag gelesen. Interessant fand ich die Gespräche in den siebziger und achtziger Jahren, als den DDR-Familienmitgliedern klar wird, dass ihr Leben doch so schlecht nicht ist und dass man im Westen anderen Zwängen unterliegt. Und dass ein gutes Leben wohl irgendwo dazwischen liegt.
Die Bilder unseres Lebens von Ines Thorn, gelesen dank Netgalley.de.
Die Geschichte der DDR, erzählt aus der Sicht einer Kinobetreiberfamilie und immer wieder verknüpft mit den Filmen, die zur jeweiligen Zeit im Kino liefen.
Charmante Grundidee, die durch die Verzweigung der Familie in einen Ost- und einen Westteil diesen besonderen Akzent dann auch für beide deutsche Staaten durchzieht. Das Buch ist flüssig zu lesen, in einfacher, nicht fordernder Sprache geschrieben. Die Personen am Anfang des Buches, Eltern, Großeltern und die heranwachsenden bzw. gerade erwachsen gewordenen Jugendlichen sind plastisch genug geschrieben, dass man sie begleiten möchte - nachfolgende Generationen werden leider nur noch gestreift und bleiben ebenso wie die Ehepartner auf weiter Strecke farblos. Leider schleicht sich nach und nach das Klischee der konsumorientierten Wessis und der glücklicheren und im nachbarschaftlichen Austausch gut organisierten Ossis ein und entwickelt die Geschichte stellenweise in Richtung Groschenroman.
Einige Fehler haben mich zudem gestört. Die Muse, wo es Muße wäre, kann passieren. Nerviger war die schlecht durchdachte Chronologie bei der Mutter Ursula. Sie hatte eine Ausbildung bei einem Juden angefangen, dessen Betrieb die Nazis schlossen. Da Ihre Ausbildung nicht anerkannt wurde, war sie quasi ohne Beruf, als sie ihren Mann kennenlernte, heiratete und mit ihm die beiden Kinder bekam, deren Ältester mit Kriegsende 19 war. D.h. sie muss ihren Mann etwa 20 Jahre vorher kennengelernt haben, wenn sie sofort geheiratet und den Sohn gezeugt haben. 1925/1926 wurde aber noch keine Lehre bei einem jüdischen Lehrbetrieb von den Nazis beendet. Bei einem lektorierten Buch mit einem so eindeutigen Fehler im ersten Drittel des Buches tue ich mich schwer den Rest der Geschichte unhinterfragt zu akzeptieren.
Insgesamt ein unterhaltsames Buch für zwischendurch, das leider Potential der Idee verschenkt hat. Wohlmeinende 3 Sterne
Das Leben war wie es war. Von der Autorin Ines Thorn habe ich schon vieles gelesen. Da musste ich bei dem Roman „Die Bilder unseres Lebens“ lesn. Es geht um eine Familie zwischen Film und Freiheit, der nach dem Ende des Krieges in Leipzig beginnt.
Die Familie Lindemann betreibt das Kino Die Schauburg bis sie enteignet wird. Ursula arbeitet weiter am Kino, die Filme die sie zeigen darf gefallen ihr oft nicht. Sie muss auch immer eine gewisse Anzahl Besucher haben.
Dann gibt es viele familiäre Probleme. Ursulas Mann Gerhard ist vom Krieg traumatisiert. Er wird Mitglied der Partei. Der Sohn Stefan flieht in die BRD. Die Tochter Sigrid wird Lehrerin und wird nicht gerade glücklich.
Ines Thorn webt eine glaubhafte Szenen der Familie. Alle wollten nur Freiheit und ein angenehmes Leben. Der Roman zeigt die Zeit der ganzen DDR. Erwar spannend, manchmal bedrückend, aber auch vielseitig. Mich hat die Geschichte gefesselt und ich kann ihn gerne empfehlen.