Trampen nach Norden
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Trampen nach Norden

Trampen nach Norden
„Trampen nach Norden“ // Deutschland-Start: 26. November 2021 (DVD) // 7. August 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Der 15-jährige Gunnar (Axel Kaboth) will seinem älteren Bruder, einem Matrosen, der vor einer viermonatigen Seereise nach Sumatra noch Zeit mit der Freundin verbringen möchte, den vergessenen Seesack bringen. Da gerade Sommerferien sind und der Junge Zeit und Muße hat, macht er sich kurzerhand trampend auf den Weg an die Ostsee. Durch eine Motorradfahrt mit einem alten Professor (Herwart Grosse) lernt er die 13-jährige Teresa (Silvia Mißbach) kennen, die den Zug nach Altkirch ins Ferienlager verpasst hat und fortan zu seiner Begleitung wird. Aber er macht ebenso weitere Bekanntschaften: So fahren die beiden bei einem Pastor (Winfried Glatzeder) mit und treffen auf den von Teresa verehrten Schauspieler Herr Tatze (Otto Mellies), der einen Platten hat. Gunna gerät nach einer Trennung von Teresa zudem an einen Betrüger (Edwin Marian) und an eine Gruppe Radfahrer, die beiden Tramper treffen sich schlussendlich wieder und stoßen final auf Erntehelfer, die ihnen helfen, schneller ans Ziel zu kommen.

Perfekter Sommerfilm

Geschickter Schachzug vom Verleih: Mitten während des Sommerferien erreicht ein Sommerferien-Film die deutschen Kinos, wie er fluffiger kaum sein könnte und man braucht auch keine Angst haben, zu lang im dunklen Kinosaal zu sitzen, sondern kann bereits nach 71 Minuten wieder raus und den blauen Himmel genießen.

Die 1977 erstveröffentlichte DEFA-Produktion Trampen nach Norden, eine Adaption des gleichnamigen Jugendbuchs von Gerhard Holtz-Baumert, der in der ehemaligen DDR durch die Buchreihe um den Lausejungen Alfons Zitterbacke enorm populär wurde, kommt luftig und leicht und mit herrlich eingängiger Musik von Peter Gotthardt (vor allem bekannt durch die Musik des Megahits Die Legende von Paul und Paula, 1973) daher. Fremde werden nach wenigen Minuten zu Vertrauten, die einzige Episode mit einer sinisteren Gestalt (natürlich im West-Auto Mercedes), welche mit Gunnars Hilfe eine alte Frau ausnehmen will, löst sich unspektakulär, fast beiläufig, auf, und Besitztümer können schon mal unbeaufsichtigt in der Gegend stehen, ohne dass sie geklaut werden.

Die innere Reise ist wichtiger

Ein mit einem Hauch Pädagogik grundiertes Wunderland, wie von der damaligen Staatsführung fantasiert, möchte man meinen, vielleicht aber teils dramaturgische Absicht von Holz-Baumert beziehungsweise den vier Drehbuchautoren, damit nicht allzu viel von den beiden überzeugend gespielten, charismatischen Protagonisten ablenkt. Der Fokus liegt nämlich eindeutig mehr auf der inneren als auf der äußeren Reise seiner so gegensätzlichen Hauptfiguren, denen der humorvolle Film immer wieder vom aufrichtig interessierten Kamera-Blick begleitete, schöne, oft leise, Momente schenkt.

Da ist das Imponiergehabe von Gunnar, dessen unausgesprochene Gefühle für die nach außen hin nur widerwillig akzeptierte Teresa sich in einem Sprung vom Fünfmeterturm oder einem Boxkampf manifestieren, was beides schmerzlich schief geht. Da ist seine leise Eifersucht auf den Schauspieler Tatze, aber auch die zartbittere Kollision des zwar jüngeren, aber etwas weiter entwickelten Mädchens mit der ersehnten Welt der Erwachsenen und da ist ihr Verlangen nach Geborgenheit, die in einer nächtlichen, nahezu poetischen Szene auf der Spitze eines großen Heuhaufens zur Geltung kommt.

Und da ist der ernüchternd glanzlose Abschied. Doch so ist es nun mal, das Leben und die Liebe. Mal geht’s auf, mal eben wieder ab. Und mal muss man auch noch zurück, weil ein vergessener Seesack vergessen wurde.

Credits

OT: „Trampen nach Norden“
Land: DDR
Jahr: 1977
Regie: Wolfgang Hübner
Drehbuch: Wolfgang Hübner, Eberhard Borkmann, Wera und Claus Küchenmeister
Vorlage: Gerhard Holtz-Baumert
Musik: Peter Gotthardt
Kamera: Eberhard Borkmann
Besetzung: Axel Kaboth, Silvia Mißbach, Herwart Grosse, Winfried Glatzeder, Otto Mellies, Otmar Richter, Ellis Jessen-Somann, Edwin Marian, Walfriede Schmitt

Inhalt / Kritik

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Trampen nach Norden
fazit
Zwischen DDR-Staatsfernsehen und einfühlsamer Coming-of-Age-Komödie oszillierendes Zeitdokument mit charismatischen Hauptfiguren, einigen schönen, leisen Momenten und toller Musik.
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