Der britische Geistliche Daniel (Steve Oram) hat ein neues Leben in Thailand begonnen. Dort ist er nicht nur als Prediger einer Christengemeinde tätig, er hat mit May (Nattapohn Rawddon) auch seine große Liebe gefunden. Als ihre 10-jährige Tochter Olivia (Margaux Dietrich) eines Tages ein Video sieht, in dem ein Kätzchen brutal von einer Frau zerquetscht wird, bricht diese Idylle zusammen. So verschwindet kurze Zeit später Olivias eigene innig geliebte Katze Missy, weshalb sich das Mädchen auf die Suche nach dem Tier macht. Zum Leidwesen der Eltern zieht das Kind auch immer wieder allein los, aus Angst, die Frau aus dem Video könnte ihr Tier bekommen haben. Dabei landet sie in der Wohnung des südafrikanischen Auswanderers Stanley (Christian Ferriera), der tatsächlich diese Videos produziert – und jetzt ein neues Geschäftsfeld für sich entdeckt …
Blick in die Abgründe
Dass man im Internet die abartigsten Dinge finden kann, ist kein Geheimnis. Zu diesen Abgründen gehören auch Videos, in denen Gewaltfantasien ausgelebt werden. Der britische Regisseur Simon Rumley (Fashionista) scheint von einer sehr speziellen Unterkategorie derselben fasziniert zu sein: Videos, in denen Tiere brutal zerquetscht werden. Schon in dem Kurzfilm P is for Pressure, den er seinerzeit für die Horror-Anthologie 22 Ways To Die drehte, ließ er eine Frau ein Kätzchen unter ihrem Schuh zerdrücken. Nun folgt mit Crushed ein ganzer Spielfilm, dessen Geschichte mit eben einem solchen Video beginnt. Erneut ist da eine Frau, die ein Kätzchen unter ihrem Schuh zerdrückt. Es handelt sich bei der Langfassung jedoch nicht um eine bloße Ausarbeitung des besagten Kurzfilms. Trotz des gemeinsamen Themas geht es um etwas ganz anderes.
Ein großer Unterschied ist die Perspektive. So erzählte Rumley seinerzeit aus der Perspektive der Frau, die eigentlich als Prostituierte arbeitete, aus Geldgründen aber noch einen Zusatzjob annahm – ohne zu wissen, was dieser bedeuten würde. Crushed stellt später zwar schon auch den Produzenten dieser Videos vor. Wichtiger war es aber dem Filmemacher, das Schicksal der Menschen zu zeigen, die ein solches Video gesehen haben. Genauer wird die Sichtung das Mädchen Olivia so schockieren, dass es allein auszieht, um die eigene Katze zu retten. An der Stelle meint man dann doch, dass der Film sich entweder mit der Produktion solcher Videos auseinandersetzt oder viel Zeit in die Geschichte der Tochter investiert. Beides stellt sich aber als Irrtum heraus, der Thriller hat etwas anderes vor und schlägt noch den einen oder anderen Haken.
Viele Themen, keine Tiefe
Grundsätzlich ist das nicht verkehrt. Ein Film, der sich nicht an Erwartungen hält, ist ja prinzipiell eher positiv als negativ. Allerdings sollte man dann auch ein klares Konzept verfolgen, was denn eigentlich die Geschichte ist. Bei Crushed ist das schwierig. So hat Rumley die unterschiedlichsten Themen in seinen 100 Minuten langen Thriller gequetscht, die zwar schon zusammenhängen und chronologisch aufeinanderfolgen. Sie sind dennoch klar unterschiedlich, was den Film sehr willkürlich und fahrig werden lässt. Da treffen Gewaltvideos auf eine Glaubenskrise, kulturelle Fragen – die männlichen Hauptfiguren kommen alle aus dem Ausland nach Thailand – auf Selbstjustiz, einen Entführungsfall und ein Familiendrama.
Wer derart unterschiedliche Aspekte behandeln will, braucht entsprechend viel Zeit, die hier aber nicht vorliegt. Auf diese Weise bleibt das alles plakativ, eine nähere Auseinandersetzung findet nicht statt. Am wichtigsten war Rumley offensichtlich, wie die Figuren mit der Schuldfrage umgehen. Bis Crushed aber an dem Punkt ankommt, dauert es aber viel zu lange, während die Laufzeit mit völlig anderen Motiven und Ereignissen gefüllt wird. Für sich genommen hätte jeder einzelne Bestandteil interessant sein können. So aber ist das unbefriedigend, manchmal sogar richtig ärgerlich, wenn hin und her gesprungen wird, ohne sich die Zeit zu nehmen, auch mal etwas zu vertiefen und zu diskutieren. Die naturalistische Inszenierung kann zudem nicht überdecken, dass das hier auf eine absurde Weise eskaliert, die nicht wirklich zu dem realistischen Drumherum passt.
OT: „Crushed“
Land: UK, Thailand
Jahr: 2025
Regie: Simon Rumley
Drehbuch: Simon Rumley
Kamera: Wade Muller
Besetzung: Steve Oram, Nattapohn Rawddon, Margaux Dietrich, Sahajak Boonthanakit
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