Als ein Drogendeal schiefgeht und bei dem Schusswechsel zwei korrupte Polizisten getötet werden, ist Gangsterboss Tommy „Tombs“ Perello (Johnny Messner) klar, dass die Tatwaffen verschwinden müssen – je schneller, desto besser. Diese Aufgabe kommt seinem Untergebenen Joseph „Joey“ Gazelle (Paul Walker) zu, der sie auch brav zu sich nach Hause mitnimmt, wo er mit seiner Frau Teresa (Vera Farmiga) und Sohn Nicky (Alex Neuberger) lebt. Dabei ahnt Joey nicht, dass Nicky und sein Freund Oleg Yugorsky (Cameron Bright) ihn dabei beobachten, wie er die Waffen versteckt. Als Oleg eine davon mitnimmt und damit auf seinen brutalen Stiefvater Anzor Yugorsky (Karel Roden) schießt, muss Joey alles dransetzen, die Waffe zurückzuholen, bevor sie von der Polizei gefunden wird …
Gefloppter Run durch die Unterwelt
Dass Meinungen von Filmkritikern und die des Publikums nicht zwangsweise übereinstimmen müssen, ist bekannt. Da gibt es cineastische Meisterwerke, die bei der breiten Masse durchfallen. Umgekehrt riefen Reihen wie Transformers oder Police Academy bei der schreibenden Zunft Entsetzen hervor, an den Kinokassen schlugen sie dennoch ein. Running Scared – Renn oder stirb ist ein interessanter Sonderfall, der sich in keine Schublade pressen lässt. So war der Kritikerspiegel bestenfalls durchwachsen, insgesamt war die Resonanz eher bescheiden. Aber auch das zahlende Publikum konnte nicht viel damit anfangen, der Thriller floppte 2006 böse. Seither hat sich das Ansehen aber gesteigert. Tatsächlich sind die Durchschnittswertungen späterer Zuschauer und Zuschauerinnen deutlich besser, als es das miese Ergebnis bei der Veröffentlichung vermuten ließ.
Regisseur und Drehbuchautor Wayne Kramer hat dann auch ein Werk vorgelegt, bei dem es nicht einfach ist, sich auf ein Urteil festzulegen – schließlich hat er sich auch auf nichts festlegen wollen. Prinzipiell erzählt er von einem rastlosen Trip durch die Unterwelt, also nichts, was man nicht schon aus dem Gangstergenre so kennt. Es gibt aber ein paar Faktoren, die Kramers Vision von der anderer unterscheidet. So schert sich Running Scared – Renn oder stirb nicht im Geringsten darum, ob das eine zusammenhängende Geschichte ist oder nicht. Die Flucht des Jungen bzw. die Jagd auf diesen folgt keinem klaren Plan, sondern ist oftmals nur ein Anlass, die unterschiedlichsten Begegnungen zu forcieren. Da begegnen wir Drogenabhängigen, eine Prostituierte spielt eine wichtige Rolle. Oleg selbst ist da eigentlich unwichtig, der Film gleicht einer Milieustudie.
Zwischen sehenswert und grauenvoll
Nur wird das nicht in Form eines Dramas abgehandelt, sondern als rastloser Actionthriller, bei dem ständig etwas los ist. So viel, dass einem schwindlig wird. Kramer kann sich bei der Inszenierung auch nicht ganz entscheiden, ob das jetzt sehr stilisiert oder doch realistisch sein soll, weshalb irgendwie alles geht. Manches an Running Scared – Renn oder stirb ist dann sehenswert. Anderes gar nicht. Ausgerechnet bei den Actionszenen schwächelt der Film, einige der Kämpfe sind geradezu erschreckend schlecht geworden. Spannung wird auf diese Weise nicht erzeugt. Man ist allenfalls gespannt, was noch alles passieren wird, wenn die Geschichte diverse Haken schlägt und Sachen geschehen, ohne dass wirklich klar wäre warum.
Wer einen vernünftigen Inhalt braucht, sollte deshalb einen Bogen hierum machen. Eigentlich wird der Film sogar so bescheuert, dass man sich fragen darf, ob eine Actionkomödie nicht die bessere Wahl gewesen wäre. Stattdessen ist Running Scared – Renn oder stirb aber durchaus brutal, als Familienunterhaltung geht das nicht durch. Dass das Ergebnis seinerzeit nicht so ganz aufging, verwundert daher nicht. Zumindest aber muss man Kramer zugutehalten, dass sein Werk auf eine ganz eigene Weise Eindruck hinterlässt. Das muss man dann vielleicht nicht unbedingt gut finden, die traditionellen Kriterien für einen guten Film erfüllt das hier sicher nicht. Aber es ist doch so eigen, dass man einmal einen Blick riskieren kann.
OT: „Running Scared“
Land: Deutschland, USA
Jahr: 2006
Regie: Wayne Kramer
Drehbuch: Wayne Kramer
Musik: Mark Isham
Kamera: Jim Whitaker
Besetzung: Paul Walker, Cameron Bright, Vera Farmiga, Chazz Palminteri, Johnny Messner, Alex Neuberger, Karel Roden
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