Kommentar zum Zollkrieg: Die EU muss auf die US-Techkonzerne zielen
Wenn US-PrĂ€sident Trump das Welthandelssystem einreiĂen will, muss die EU StĂ€rke beweisen, findet Axel Kannenberg. Indem sie US-Big-Tech ins Visier nimmt.
(Bild: Anna Moneymaker/Shutterstock.com)
Wenn es um Zölle geht, dann fackelt Donald Trump nicht lange â er greift zum Flammenwerfer. Und benimmt sich wie ein 80er-Actionheld auf Rachefeldzug, der das Welthandelssystem brennen sehen will. China hat stante pede mit harten GegenmaĂnahmen auf Trumps DraufgĂ€ngertum geantwortet. Und die EU, tja, was macht die eigentlich? HĂ€ngt die gepfefferte Antwort noch im Fax fest?
Am Montag machte EU-KommissionsprĂ€sidentin Ursula von der Leyen noch das Angebot einer Freihandelszone auf IndustriegĂŒter â und kassierte die erwartbare Watsche Trumps. Nun kursieren Berichte ĂŒber eine Liste mit zahlreichen GĂŒtern, auf die die EU Zölle erheben wolle, teilweise ab Mai, teilweise ab Dezember â die EU-Staaten sollen darĂŒber am Mittwoch abstimmen. Auf der Liste finden sich etwa Harley-Davidson-MotorrĂ€der, Boote, Rindfleisch, Sojabohnen, Kaugummi, Zahnseide und Erdnussbutter. Die habe man ausgewĂ€hlt, weil sie in Staaten hergestellt werden, die die Republikaner wĂ€hlen, oder weil es sich um ikonische amerikanische Produkte handelt.
Handelsungleichgewicht? Haben wir auch
Könnten wir statt schlappen Symbol-Zöllen auf CowboyhĂŒte und KĂ€se aus der SprĂŒhdose bitte mal dahin zielen, wo es wirklich weh tut? Ich meine natĂŒrlich die US-Techkonzerne. Gemessen an der Schleimspur, die deren CEOs huldvoll um ihro allergöttlichste Magnifizienz Donald I. gezogen haben, darf man sie ja wohl auch zu den UnterstĂŒtzern der Republikaner zĂ€hlen.
Ein massives Handelsungleichgewicht, diesmal zu Ungunsten der EU, braucht man ebenfalls nicht lange suchen. Betriebssysteme, BĂŒrosoftware, Clouddienste, KI, soziale Medien, Streaming, Online-Handel und -Werbung â fast ĂŒberall wird der deutsche wie der europĂ€ische Digitalraum schlieĂlich von US-Anbietern dominiert. Allein Alphabet, Microsoft, Apple, Meta und Amazon haben 2024 rund 400 Milliarden US-Dollar Gewinn gemacht, das ist fast einmal das deutsche Sondervermögen fĂŒr Infrastruktur. Ein angedrohter Tritt in diese Kronjuwelen dĂŒrfte jedenfalls sitzen.
Einmal das volle Paket bitte
Vergangene Woche noch zitierten Berichte eine Sprecherin der französischen Regierung, dass die EU ebenfalls Dienstleistungen bei ihren VergeltungsmaĂnahmen aufs Korn nehmen wolle â und das hieĂe auch: digitale Dienste. Genau das braucht es jetzt: ein groĂes Paket wider Big Tech mit Zöllen, Sondersteuern, BeschrĂ€nkungen im Beschaffungswesen und all den bĂŒrokratischen Daumenschrauben und Nippelklemmen, wie sie nur die evil Masterminds der EU aushecken können. Noch ein EinfĂŒhrungsfrist-Schleifchen drum und mit besten GrĂŒĂen eines Wirtschaftsraums von fast 500 Millionen Menschen ab ans WeiĂe Haus.
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Das wĂ€re ein Zeichen der StĂ€rke, was ja scheinbar das Einzige ist, das Trump respektiert. Und es wĂŒrde die nötige Verhandlungsmasse schaffen. Wer so hart einsteigt, kann sich nĂ€mlich problemlos auf ein angemessenes Ergebnis herunterhandeln lassen. Der Dealmaker im WeiĂen Haus könnte sich im Anschluss sogar noch von seiner MAGA-Crowd feiern lassen, was er wieder Tolles rausgeholt hat.
(axk)