Kommentar zu Smart Meter: zu teuer, zu komplex, zu spät
Smart Meter helfen beim Stromsparen, doch es scheitert der Ausbau an Bürokratie, hohen Kosten und blockierenden Netzbetreibern, meint Christian Wölbert.
(Bild: Mash, bearbeitet durch c't)
Die Idee hinter Smart Meter ist simpel: Die vernetzten Zähler erfassen viertelstundengenau, wie viel Strom man bezogen hat, und stellen die Daten online bereit. Haushalte sparen sich das Ablesen, und der Blick auf die Statistik hilft ihnen beim Energiesparen. Buchen sie obendrein einen dynamischen Tarif, können sie Strom dann verbrauchen, wenn er günstig ist. Das senkt die individuelle Stromrechnung und die Kosten für den Netzausbau.
In vielen Ländern sind Smart Meter deshalb seit Jahren bei allen Verbrauchern installiert. In Deutschland liegt die Quote bei sage und schreibe zwei Prozent. Die Bundesnetzagentur ermahnte vor Kurzem knapp 500 der über 800 hiesigen Stromnetzbetreiber, weil diese noch kein einziges Exemplar installiert hatten.
Für die Misere gibt es zwei Hauptgründe. Der erste sind die extrem komplexen Anforderungen der Bundesregierung an Technik, Produktion, Logistik und Betrieb. Die Geräte müssen nicht nur Verbrauchsdaten senden, sondern zum Beispiel auch die Fernsteuerung von Wallboxen ermöglichen, obwohl das für die meisten Haushalte irrelevant ist. Im Ergebnis sind "deutsche" Smart Meter um ein Vielfaches teurer als etwa französische. Und auch so teuer, dass sie sich für viele Haushalte kaum rechnen und die Netzentgelte bundesweit hochtreiben.
Der zweite Grund ist die Tatsache, dass viele Stromnetzbetreiber mit dem Rollout ĂĽberfordert sind oder sich verweigern. Manche der Gebietsmonopolisten verlangten zuletzt bis zu 970 Euro fĂĽr die Installation, damit bloĂź kein Kunde auf die Idee kam, von seinem Recht auf Smart Meter Gebrauch zu machen. Dass es gĂĽnstiger geht, zeigen Unternehmen, die kostenlos oder fĂĽr 30 Euro installieren.
Manchmal fangen die Probleme erst an, wenn das Smart Meter im Keller hängt. Dann findet der Netzbetreiber das von ihm selbst eingebaute Gerät wochenlang nicht in seinen Systemen, stellt dem Nutzer keine Daten bereit und verhindert den Wechsel in einen dynamischen Tarif. Ein Kollege von mir erlebt das gerade selbst.
Es gibt aber Auswege: Die Bundesregierung sollte ein gĂĽnstigeres "Smart Meter light" zulassen, das fĂĽr dynamische Tarife ausreicht. Und Nutzer erfassen mit einem simplen WLAN-Lesekopf fĂĽr rund 30 Euro sogar genauere Verbrauchsdaten als mit einem teuren Smart Meter. Mehr Informationen haben wir fĂĽr Sie zusammengefasst.
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(cwo)