EU gibt Autoindustrie Aufschub fĂĽr die Flottenvorgaben

Die Autoindustrie bekommt mehr Zeit, die Flottengrenzwerte für die CO₂-Emissionen zu erfüllen. Erwartungsgemäß hat das EU-Parlament den Vorschlag angenommen.

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VW ID.7

Der VW ID.7 (unser Test) ist zurzeit eines der bestverkauften Elektroautos in Europa. Jedes verkaufte E-Auto hilft, den Flottenverbrauch des Herstellers zu senken.

(Bild: Florian Pillau)

Lesezeit: 3 Min.
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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Die europäische Autoindustrie bekommt mehr Zeit, die 2025 verschärften Flottengrenzwerte für den Ausstoß des Klimagases CO₂ zu erfüllen. Dazu hatte die EU-Kommission bereits im März unter Ursula von der Leyen eine Änderung der CO₂-Normen vorgeschlagen. Statt die Grenzwerte jährlich nachzuweisen, sollen die Unternehmen nun drei Jahre Zeit bekommen, sie einzuhalten. Erwartungsgemäß hat das EU-Parlament in Straßburg diesen Vorschlag am heutigen Donnerstag angenommen, formell müssen die EU-Staaten der Entscheidung noch zustimmen. Sie hatten sich aber bereits im Vorfeld für die Dreijahresfrist ausgesprochen.

Dieser Beschluss bedeutet einen Aufschub: Sollten europäische Autohersteller die Grenzwerte beispielsweise für 2025 überschreiten, müssen sie zunächst keine Strafen zahlen. Dann müssen sie diese aber in den beiden Folgejahren hingegen übererfüllen, um am Ende den Grenzwert zu erreichen. Das soll die Hersteller in ihrer gegenwärtig schwierigen Lage entlasten helfen.

Laut VDA, dem deutschen Verband der Automobilindustrie, eine richtige Entscheidung. Der Verband hat sich schon länger elastischere Rahmenbedingungen und grundsätzlich flexiblere Ziele gewünscht. Aber auch über Erleichterungen durch den Ausbau der Ladeinfrastruktur, günstigere Strompreise, die Versorgung mit Chips und eine einheimische Akkuproduktion würde sie gern verhandeln, um ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit insbesondere bei Elektroautos festigen zu können. Das hatte sie bereits Anfang März betont.

Als Angstgegner hat sie die chinesische Autoproduktion im Nacken, deren staatlich unterstützte E-Autos international inzwischen deutlich wettbewerbsfähiger sind. Zudem stehen die Autohersteller nun auch durch den Handelskonflikt mit den USA unter Druck. Seit Anfang April gelten Zölle der USA auf die Einfuhr von Autos und Autoteilen von 25 Prozent. Nordamerika ist indes einer der größten Absatzmärkte der deutschen Autohersteller, sie führten mit 13,1 Prozent mehr Pkw ein als jedes andere Land. Fast jeder dritte Porsche und jeder sechste BMW wurde 2024 dort verkauft, die Anteile von VW, Audi und Mercedes-Benz lagen bei 12 bis 15 Prozent. Aber auch Deutschland macht der Autoindustrie Kopfzerbrechen. Hierzulande wurde etwa ein Prozent weniger Autos neu zugelassen als im Jahr davor und rund ein Viertel weniger als 2019.

Hintergrund der drohenden Strafen für die Autoindustrie sind die sogenannten Flottengrenzwerte. Mit Beginn des Jahres haben sich diese gesetzlichen Vorgaben verschärft. Dabei wird ein individueller CO₂-Wert zugewiesen, den alle in der EU im Bezugsjahr verkauften Autos eines Herstellers im Schnitt erfüllen müssen. Für jedes Gramm CO₂ mehr wird pro in der EU verkauftem Auto ein Bußgeld fällig – unabhängig davon, ob das einzelne Auto den Grenzwert eingehalten hat oder nicht. Für dieses Jahr liegt der Grenzwert bei 93,6 und soll 2030 auf 49,5 Gramm CO₂ pro km sinken.

(fpi)