Elektromotorräder Zero XE und Zero XB: Zwischen Mountain-E-Bike und Sport-Enduro
Zero, weltgrößter E-Motorradhersteller, stellt zwei neue Modelle vor. Leicht und mit angemessener Leistung dürften sie sich im Gelände tapfer schlagen.
(Bild: Zero)
- Ingo Gach
Der US-Hersteller Zero ist Weltmarktführer bei den Elektromotorrädern. Tat er sich bisher durch leistungsstarke Bikes mit verhältnismäßig großer Reichweite hervor, ergänzt er jetzt sein Programm am unteren Ende der Leistungsskala. Die Zero XE und Zero XB liegen optisch irgendwo zwischen Mountainbike und Sport-Enduro und bieten weder viel Power noch große Reichweiten. Im Gelände müssen sie das aber auch nicht und genau dorthin verlegt Zero den Haupteinsatzbereich der beiden Bikes.
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Zwei völlig unterschiedliche Bikes
Während für die Zero XE der A1- bzw. B196-Führerschein benötigt wird, kann die XB sogar schon von 15-Jährigen mit dem AM-Führerschein chauffiert werden. So verwundert nicht, dass die beiden Elektromotorräder kaum gemeinsame Bauteile haben. Während die XE mit einer Spitzenleistung von 15,5 kW und einer Dauerleistung von 11 kW auftrumpfen kann, bringt es die XB gerade mal auf 7,5 kW in der Spitze. Das stärkere der beiden Elektro-Bikes wirkt vom Design nicht nur erwachsener, sondern ähnelt optisch einer Enduro mit einem Verbrennungsmotor. Das liegt an dem Kniff, oberhalb der Batterie eine weiß-rote Kunststoffabdeckung zu platzieren, die ein wenig an einen Tank erinnert. Die Sitzbank ist lang gezogen und flach, dahinter kommt ein Heckfender wie im Motocross, nur dass an diesem ein Kennzeichenhalter montiert ist, der ein Rücklicht und Blinker trägt.
Voll einstellbares Fahrwerk
Die Upside-down-Gabel macht einen stabilen Eindruck und ist über Drehknöpfe oben auf den Gabelholmen auch ohne Werkzeug voll einstellbar. Das hintere Feder-Dämpferbein – ebenfalls voll einstellbar – verfügt über einen externen Ausgleichsbehälter. Es ist mit der Aluminium-Schwinge über eine Umlenkung verbunden. Auch der Rahmen, der die Batterie umfasst und den Elektromotor als tragendes Element aufnimmt, ist aus Aluminium gefertigt.
Zero XE / XB (8 Bilder)
Zero
)Die Räder wählte Zero in den von Offroadern bevorzugten Größen 21 Zoll vorn und 18 Zoll hinten. Offensichtlich bekommt die XE serienmäßig Reifen mit grobem Profil, die Marke gibt Zero allerdings bislang nicht Preis. Der vordere, knapp bemessene Kotflügel sitzt hoch über dem Rad, der Federweg misst vorn ordentliche 215 mm, hinten sogar 248 mm.
TFT-Display links am Lenker
Zwei übereinander angeordnete LED-Projektionsscheinwerfer sollen helles Licht auf dunkle Pfade werfen. Eine originelle Idee hat Zero für das 2,4-Zoll-TFT-Display: Es liegt am linken Lenkerende, direkt neben dem Griffgummi. Zwar passen nicht viele, aber doch die notwendigsten Infos in den kleinen Bildschirm, die Bedienungstasten sitzen direkt darunter. Hier lässt sich auch mit einem Knopfdruck die Schlupfregelung ausschalten, was Geländefahrer begrüßen werden.
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Auch sonst gibt sich Zero Mühe, seine XE erwachsen wirken zu lassen, sie verfügt über drei Fahrmodi: Eco, Standard und Sport, die Rekuperation ist einstellbar, eine Hill-Hold-Funktion hindert das Motorrad in Steigungen am Wegrollen, ein Neigungssensor erkennt einen Sturz und stellt den Motor ab. Eine Anpassung der Endübersetzung soll möglich sein, Zero erklärt aber nicht wie, die Kette zum Hinterrad wird jedenfalls nicht anders übersetzt.
Angeblich 100 km Reichweite
Die XE hat einen 4,3-kWh-Lithium-Ionen-Akku und Zero beziffert die Reichweite bei konstantem Tempo 50 auf 100 km. Bei einer Ladungsleistung von 800 Watt, braucht sie 5,5 Stunden an der Steckdose, um von 0 auf 100 Prozent zu kommen. Die geringe Größe der Batterie dürfte wohl wegen des Gewichts gewählt worden sein, die XE wiegt laut Hersteller 101 kg, damit dürfte sie sich im Gelände ordentlich schlagen, zumal ihr voll einstellbares Fahrwerk darauf ausgelegt ist. Allerdings ist sie mit 900 mm Sitzhöhe ziemlich hoch und die schmale Sitzbank lädt nicht gerade zum Verweilen ein.
XB kleiner dimensioniert
Die kleinere Zero XB wirkt schon fast wie ein aufgemotztes E-Mountainbike. Alles an ihr ist kleiner dimensioniert im Vergleich zur XE. Der Sitz ist deutlich kürzer, der hintere Kotflügel fast nicht vorhanden, das Rücklicht nur angeschraubt, die Schwinge ist schmächtiger und die Räder haben 19 Zoll Durchmesser.
Zero XE / XB II (7 Bilder)
Zero
)Die Federwege sind mit 195 mm vorne und 176 mm hinten kürzer und das Federbein filigraner. Die Bremse mit der 220-mm-Bremsscheibe vorne könnte sich so auch an einem Fahrrad befinden. Lediglich die beiden LED-Scheinwerfer scheinen mit denen der XE übereinzustimmen.
Geschwindigkeitsangabe kann nicht stimmen
Dafür ist die XB mit 63 kg erheblich leichter, was hauptsächlich an ihrer Batterie liegt, sie speichert nur 2,4 kW Strom. Mit dem mitgelieferten Ladegerät soll sich der leere Akku innerhalb von drei Stunden wieder komplett aufladen lassen. Abgestimmt auf den Führerschein AM l bietet der Elektromotor vier kW Dauerleistung, bietet aber in der Spitze kurzzeitig 7,5 kW. Zero gibt eine Reichweite von 75 km bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h an. Das Problem bei der Angabe ist, dass Fahrzeuge der AM-Klasse nicht schneller als 45 km/h fahren dürfen.
Rahmen oben offen
Der Aluminiumrahmen der XB ist oben offen und dort mit einem verschließbaren Bügel gesichert. So kann die Batterie einfach herausgenommen werden. Zero wirbt damit, dass der Fahrer die Batterie im Bedarfsfall rasch tauschen könne, gibt jedoch nicht an, wie teuer ein zweiter Akku kommen würde. Zero sieht die XB in erster Linie als Spaßvehikel für Geländeausflüge, aber auch für den Pendelverkehr. Wie viel Sinn ein spartanisches Offroad-Bike mit maximal 45 km/h auf öffentlichen Straßen ergibt, sei dahingestellt.
Online sind beide Modelle auf der Homepage von Zero bereits bestellbar gegen 100 Euro Reservierungsgebühr. Die Preise werden mit 6400 Euro für die XE und 4400 Euro für die XB angegeben. In Amerika gibt es Gegenden, wo sich Enduristen nach Herzenslust ungestraft austoben können, doch solche Aktionen sind in Europa in der Regel nicht legal. Die neuen Zero-Modelle werden in Europa wohl nur eine kleine Zielguppe finden. KTM versucht seit zehn Jahren mit ihrer Freeride E Geländefahrer zu überzeugen, kommt aber bis heute nicht auf nennenswerte Stückzahlen.
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(fpi)