Ford: US-Zölle belasten mit bis zu 1,5 Milliarden Dollar

Zölle sollen die US-Wirtschaft stützen, doch die Autoindustrie warnt. Ford rechnet mit einer hohen finanziellen Belastung, sollte sich nichts ändern.

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Ford Focus

In Deutschland ist der Focus aktuell das meistverkaufte Modell von Ford – knapp vor dem Kuga. Die Produktion des Focus läuft im November 2025 aus.

(Bild: Pillau)

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Ford steht derzeit vor gewaltigen Herausforderungen, und das nicht nur in Europa. Das vergleichsweise spärliche Angebot an Elektroautos wird zunehmend zu einem Problem. Auf dem US-Markt trifft der Riese den Geschmack der Massen in diesem Segment nicht. Zu den Sorgen kommt nun noch die Zoll-Politik der aktuellen US-Regierung. Sie sollen die heimische Wirtschaft fördern, führt allerdings zu einer finanziellen Belastung der Autokonzerne.

Die Abgaben auf in die USA eingeführte Fahrzeuge und Autoteile dürften den bereinigten operativen Gewinn in diesem Jahr um rund 1,5 Milliarden Dollar drücken, teilte Ford mit. Unter Verweis auf die Ungewissheit über die weitere Entwicklung wagt der Konzern keine Prognosen mehr. US-Präsident Trump hatte Zölle von 25 Prozent auf importierte Autos und Bauteile verhängt. Zugleich gibt es aber einige Ausnahmen gemäß Handelsabkommen mit Mexiko und Kanada sowie eine Übergangsphase mit Erleichterungen für Unternehmen mit Produktion in den USA. US-Autohersteller hatte schon seit Monaten vor negativen Folgen der Zölle gewarnt. Branchenbeobachter erwarten Preiserhöhungen.

Im ersten Quartal 2025 sank der Umsatz von Ford im Jahresvergleich um fünf Prozent auf 40,7 Milliarden Dollar. Unterm Strich sackte der Gewinn auf 471 Millionen Dollar von 1,33 Milliarden Dollar vor einem Jahr ab. Auslöser war vor allem der Einbruch beim operativen Gewinn der Verbrenner-Sparte von 901 Millionen Dollar ein Jahr zuvor auf nun 96 Millionen Dollar. Ford verwies auf einen erwarteten Rückgang bei den Stückzahlen und ungünstigere Wechselkurse. Beim zweiten Geldbringer, den Nutzfahrzeugen, fiel das operative Ergebnis im Vergleich zum Vorjahresquartal um 56 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar. Laut Ford ging das unter anderem auf einen planmäßigen Produktionsstopp zurück. Bei Elektroautos reduzierte Ford den operativen Verlust auf 849 Millionen Dollar von gut 1,3 Milliarden Dollar vor einem Jahr.

In Europa unternimmt der Konzern den Versuch eines Befreiungsschlags. Der europäische Ableger wird von einem Teil seiner Schulden befreit. Zwar gibt es im Anschluss für ein paar Jahre noch eine gewisse finanzielle Unterstützung für die weitere Entwicklung, doch letztlich ist Ford Europa perspektivisch weitgehend auf sich selbst gestellt. Bei der Sanierung steht Ford vor großen Problemen. Die aktuellen Bestseller Focus und Kuga (Test) sind im Spätherbst ihrer Bauzeit, und zumindest der Focus bleibt ohne direkten Nachfolger. Ehemalige Verkaufsschlager wie Fiesta, Mondeo oder S-Max sind eingestellt. Noch hofft man bei Ford, die Kundschaft mit den neuen Elektroautos Puma, Explorer (Test) und Capri zu begeistern.

Die Belegschaft von Ford in Deutschland steht vor einer ungewissen Zukunft. Das Werk in Saarlouis, in dem der Focus gebaut wird, soll im November 2025 endgültig geschlossen werden. In Köln wurde stark investiert, doch die Nachfrage nach Capri und Explorer bleibt derzeit unter den Erwartungen. Nun gibt es Überlegungen, Teile des Werks zu verkaufen. Zusammen mit den Plänen über einen großen Abbau von Arbeitsplätzen führt das bei der IG Metall zu einem Zuwachs. "Seit Herbst haben wir zehn Prozent mehr Mitglieder", sagte der Sprecher der IG Metall bei Ford, David Lüdtke. "Wir sind bei einer sehr hohen zweistelligen Prozentzahl angekommen und damit nicht mehr weit weg von den 100 Prozent."

In Köln arbeiten derzeit rund 11.500 Menschen. Bis 2027 sollen 2900 Stellen in Produktion, Entwicklung, Ersatzteilzentrum und weiteren Bereichen wegfallen. In Tarifverhandlungen pocht die IG Metall auf hohe Abfindungen und einen finanziellen Schutz der Beschäftigten, sollte Ford Deutschland in die Insolvenz schlittern. Das ist bislang zwar nur reine Theorie, nach der Rücknahme einer Art Bürgschaft durch den US-Mutterkonzern aber möglich. Durch diese war eine Insolvenz des deutschen Ablegers zuvor noch ausgeschlossen.

(mfz)