Sportmotorrad QJMotor SRK 921 RR: Inspiriert von MV Agusta
Der Sportler entspringt einer Liaison von QJMotor mit MV Agusta und unterscheidet sich kaum von einem Modell der italienischen Marke. Ganz abgesehen vom Preis.
(Bild: QJMotor)
- Ingo Gach
Es war eine kurze und ungleiche Liasion zwischen MV Agusta und QJMotor. Auf der einen Seite die altehrwürdige, ruhmreiche Marke aus Italien, deren Sportler einst als unbesiegbar galten, die aber schon lange hart an der Pleite entlangschrammte. Auf der anderen Seite der finanziell solide aufgestellte Newcomer aus China, der hoch hinauswollte. Der damalige MV Agusta-Geschäftsführer Giovanni Castiglioni, Sohn des legendären Cagiva-Firmengründers Claudio Castiglioni, der einst MV Agusta kaufte, fädelte ein Joint Venture mit QJMotor ein, um gemeinsam Motorräder zu bauen. Die Italiener sollten ihren großen Namen beisteuern, die Chinesen wollten sie günstig produzieren und einige Motoren sollten für beide Marken verwendet werden. QJMotor besaß da bereits die italienische Marke Benelli mit ihrem Design-Studio in Italien, aber chinesischer Produktion.
Gemeinsames Projekt scheiterte
Das meistverkaufte Motorrad in Italien war zu dieser Zeit die Benelli TRK 502. MV Agusta wollte die Reiseenduro optisch überarbeiten und mit höherem Drehmoment als "Lucky Explorer 5.5" zu einem umsatzstarken Volumenmodell machen, um endlich den dringend nötigen Umsatz zu machen. Doch noch bevor es dazu kommen konnte, kaufte sich KTM bei MV Agusta ein, um schließlich Anfang 2024 die Mehrheit zu übernehmen. Da die Österreicher bereits eng mit der chinesischen Marke CFMoto verbandelt waren, endete die Beziehung zwischen MV Agusta und QJMotor rasch.
Know-how blieb hängen
Allerdings blieb einiges vom italienischen Know-how hängen, denn QJMotor präsentierte seitdem einige Modelle, die eindeutig auf Technik von MV Agusta aufbauen. Der jüngste Streich ist die SRK 921 RR, ein aggressiv gezeichnetes Superbike, dessen Reihenvierzylinder fraglos auf einem MV Agusta-Motor basiert. 2012 hatten die Italiener die Brutale 920 auf den Markt gebracht mit einem 921 cm3 großen und 131 PS starken Reihenvierzylinder. Der Hubraum der QJMotor SRK 921 RR ist identisch und die Leistung, trotz Euro-5+, mit 129 PS bei 10.000/min fast ebenbürtig, jedoch verwenden die Chinesen ein etwas anderes Bohrung-Hub-Verhältnis, statt 73 zu 55 mm, sind es 78 zu 48 mm.
QJMotor SRK 921 RR (5 Bilder)
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)Mit 223 kg kein Leichtbauwunder
Auch sonst finden sich auffallende Übereinstimmungen wie der Stahl-Gitterrohrrahmen in Verbindung mit Aluminiumelementen und die Einarmschwinge. Das Design der vier übereinander angeordneten Endschalldämpfer ähnelt frappierend dem der 800er-Dreizylinder-Modelle von MV Agusta und auch sonst könnte sich die SRK 921 RR nahtlos ins Modellprogramm der Italiener einreihen. Allerdings können die Chinesen in Sachen Leichtbauweise noch nicht mithalten, 223 kg mit gefülltem 16-Liter-Tank sind erheblich mehr als eine vergleichbare MV Agusta.
Stilechte Komponenten von Brembo, Marzocchi und Pirelli
Ansonsten kann sich die SRK 921 RR sehen lassen, sie ist ein modern gezeichneter Sportler mit Winglets unterhalb der beiden LED-Scheinwerfer, dynamischen Formen und einem knappen Heck. Die voll einstellbare Upside-down-Gabel und das hintere Federbein mit externem Ausgleichsbehälter stammen vom italienischen Spezialisten Marzocchi. Zwei radial montierte Vierkolben-Bremszangen samt 320 mm großen Bremsscheiben verzögern vorn, die hintere Bremszange und die 260-mm-Scheibe stammen, wie die vorderen Komponenten, von Brembo.
QJMotor SRK 921 RR Details (8 Bilder)
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)Die Fußrastenanlage wirkt genauso gediegen wie die mit Ziernähten versehene Sitzbank. Serienmäßig verfügt die SRK 921 RR über einen bidirektionalen Quickshifter und einen Lenkungsdämpfer. Auf die Gussfelgen mit den auffällig überfrästen Speichen montiert QJMotors Diablo-Rosso-Reifen von Pirelli, vorn in 120/70-17, hinten in 190/50-17.
Sportliche Sitzposition
Der Fahrer hockt in 835 mm Höhe auf dem nicht allzu üppig gepolsterten Kissen und muss recht tief nach den Lenkerstummeln greifen, während die einstellbaren Fußrasten relativ weit hinten positioniert sind. Es geht schon recht sportlich zu auf der SRK 921 RR. Mit 1425 mm wählten die Entwickler einen gemäßigten Radstand, bei den MV Agustas ist er deutlich kürzer. Im Cockpit zeigt sich ein fünf Zoll großes TFT-Display, das sich per Bluetooth mit dem Smartphone verbinden lässt. Die SRK 921 RR verfügt unter anderem über zwei Fahrmodi, abschaltbare Schlupfregelung, Tempomat sowie USB-A- und C-Anschluss.
FĂĽr 12.999 Euro in Deutschland
QJMotor hat bereits 2023 mit seinem Elektromotorrad OAO Pro Aufsehen erregt, das ausweislich der Unternehmens-Website aber immer noch in Europa erwartet wird. Die SRKÂ 921Â RR ist in China seit 2024 auf dem Markt und der Importeur KSR aus Ă–sterreich will sie jetzt auch in Deutschland anbieten. 12.999Â Euro werden fĂĽr den Sportler von QJMotor aufgerufen. Das ist zwar mehr als erhofft, aber immer noch erheblich gĂĽnstiger als eine MVÂ Agusta.