Motorrad-Bestseller Yamaha MT-07 im Test: Endlich Upside-down

Europas beliebtestes Mittelklasse-Bike fährt jetzt noch handlicher, endlich mit Upside-down-Gabel. Dazu gibt es mehr Fahrassistenz und optional Halbautomatik.

vorlesen Druckansicht 21 Kommentare lesen
Yamaha MT-07

(Bild: Yamaha)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

Sie ist fast komplett neu und doch ist die MT-07 ganz die Alte, denn sie bleibt auf den ersten Blick erkennbar. Für 2025 hat Yamaha sie auf die aktuelle Emissionsnorm gebracht und dabei auch in vielen Details verbessert. Zudem ist sie ab sofort alternativ mit der Halbautomatik Y-AMT erhältlich. Wie wichtig die MT-07 für Yamaha ist, zeigt die Tatsache, dass sie seit ihrer Vorstellung 2014 mit 195.000 Stück das meistverkaufte Naked Bike in Europa ist. Sie war stets handlich, zuverlässig und günstig – daran hat sich auch 2025 nichts geändert.

Die vierte Generation der MT-07 zeigt sich nun eleganter, mit weniger Kanten und Ecken. Das Design der kleinen Frontmaske ist glatter, und das TFT-Display wanderte endlich vom Lenker nach vorn über den Scheinwerfer. Der Tank, der weiterhin 14 Liter fasst, ist im Kniebereich schlanker geschnitten, was eine bessere Bewegungsfreiheit ermöglicht.

Schnelle Fakten zur Yamaha MT-07
  • Seit 2014 meistverkauftes Motorrad in Europa
  • 54 kW bei 8750/min und 68 Nm Drehkraft bei 6500/min aus 689 Kubikzentimetern
  • Neu: Upside-down-Gabel und Option auf Halbautomatik
  • Preis: 8524 Euro

Auch das Heck wurde neu gestaltet, bleibt aber wie gewohnt kurz und knackig. Für eine optimierte Sitzposition rückten die Entwickler den jetzt flacheren und breiteren Lenker etwas näher zum Fahrer. Die Fußrasten liegen zehn Millimeter tiefer als bisher. Das ergibt bei gleichbleibender Sitzhöhe von 805 mm einen entspannteren Kniewinkel.

Die MT-07 glänzte immer mit einem superben Handling und das hat Yamaha mit einem um fünf auf 1395 mm verkürzten Radstand und einem mit 65,7 Grad ein halbes Grad steileren Lenkkopfwinkel sogar noch übertroffen. Endlich bekommt die MT-07 eine Upside-down-Gabel. Sie stammt von KYB und ist immer noch nicht einstellbar, dafür aber steifer für ein besseres Feedback.

Auch die Gabelbrücken hat Yamaha um 400 Gramm erleichtert, ebenso wie die neuen Felgen, die 480 Gramm verloren. Die Steifigkeit des Stahlrahmens und der Schwinge wurden erhöht. Die MT-07 bringt im neuen Modelljahr 183 kg Leergewicht auf die Waage, ein Kilogramm weniger als bisher.

Yamaha MT-07 (9 Bilder)

Yamaha hat seinen Bestseller MT-07 fĂĽr 2025 ĂĽberarbeitet. (Bild:

Yamaha

)

Wie ich zu meiner Beruhigung im Test feststelle, fährt sich die MT-07 besser denn je, und das will etwas heißen. Ihre Agilität ist bemerkenswert: Die Kurve kann noch so eng sein, die MT-07 wischt hindurch, als hätte sie das Gewicht eines Fahrrads. Auch langgezogene, schnelle Kurven durcheilt sie präzise. Das Abwinkeln erfolgt ohne Kraftaufwand und das Vorderrad lässt sich jederzeit genau führen. Einzig die Dunlop Sportmax Q5A zeigen eine Tendenz zur Nervosität in Schräglage. Die Reifen scheinen ab einem bestimmten Neigungswinkel allzu kurvenfreudig, nachjustieren in der Kurve ist aber zum Glück nie ein Problem. Für eine Fahrcharakteristik nach Wunsch haben die zukünftigen Käufer jedoch eine breite Auswahl bei den Reifendimensionen 120/70-17 und 180/55-17.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmung wird hier ein externer Preisvergleich (heise Preisvergleich) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (heise Preisvergleich) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Die neue KYB-Gabel erweist sich als sensibel und spricht gut an. Ihre Grundabstimmung zeigt sich als gelungener Kompromiss zwischen Komfort und Sportlichkeit. Auch das hintere Federbein lässt kaum Wünsche offen, zumindest im Solobetrieb gibt es keinen Anlass zur Kritik. Selbst Risse und Flicken im Asphalt steckt es gut weg. Die beiden Vierkolben-Bremssättel samt 298-mm-Bremsscheiben von Advics stoppen die MT-07 mit einem klaren Druckpunkt, auch der hintere Einkolben-Bremssattel von Nissin lässt sich gut dosieren. Aufstelltendenzen beim Bremsen in Schräglage kennt die Yamaha kaum.

Spannende Motorräder

Der Reihenzweizylinder wurde nicht angetastet und leistet weiterhin 73 PS bei 8750/min. Der intern CP2 genannte Motor ist immer noch einer der besten Antriebe in der Mittelklasse und baut früh Drehmoment auf. Damit fühlt sich stets nach mehr an als die angegebenen 68 Nm bei 6500/min. MT steht übrigens für "Master of torque" (Meister des Drehmoments).

Er ist auch ausgesprochen drehfreudig und scheut sich nicht, bis exakt an den roten Bereich zu drehen. Die MT-07 bietet zwei fixe Fahrmodi, in "Street" nimmt sie geschmeidig Gas an, während sie in "Sport" zuweilen etwas ruppig agiert. Der Fahrer kann im Custom-Modus seine persönlichen Präferenzen festlegen und hat die Möglichkeit, die Schlupfregelung auszuschalten.

Yamaha MT-07 Details (6 Bilder)

Die Frontmaske mit den beiden schmalen LED-Tagfahrleuchten wurde neu gestaltet. (Bild:

Yamaha

)

Das Getriebe schaltet sich fluffig und eine Anti-Hopping-Kupplung sorgt für Ruhe im Antriebsstrang. Ab diesem Baujahr kann die MT-07 auch mit dem Y-AMT geordert werden, einer Halbautomatik, bei der Kupplungs- und Schalthebel entfallen. Im Modus MT schaltet der Fahrer über zwei Tasten am linken Lenkerende. An der vorderen Plus-Taste wird mit dem Zeigefinger hochgeschaltet, der Daumen betätigt die hintere Minus-Taste zum Herunterschalten. Ein Elektromotor öffnet und schließt die Kupplung und braucht für den Schaltvorgang nur eine Zehntelsekunde.

Dabei erfolgen die Wechsel so butterweich, dass ich keinen noch so kleinen Ruck verspürt habe. An das Schalten per Tasten gewöhne ich mich schnell. Dann macht es einen Heidenspaß, die Gänge per Fingerdruck zu sortieren. Beim Zurollen auf die rote Ampel schaltet das System automatisch die Gänge runter und hält dann im ersten Gang an, ohne dass der Motor abgewürgt wird. Für den flotten Ampelstart drehe ich ganz einfach am Gashahn auf und in den Leerlauf komme ich mit der Minus-Taste. So einfach kann es nun auf Wunsch auch gehen.

Doch das Y-AMT kann noch mehr: im Modus AT schaltet es die Gänge automatisch hoch und runter, ganz ohne Zutun durch den Fahrer. Im Stop-and-go des Stadtverkehrs ein nicht zu unterschätzender Komfort. Dabei wiegt Y-AMT 2,8 kg mehr, belastet also nur geringfügig. Auch das fünf Zoll große TFT-Display offeriert nach der Überarbeitung mehr Möglichkeiten. So kann unter anderem jetzt per Bluetooth mittels der App "Garmin StreetCross" eine Landkarte für die Navigation eingeblendet werden. Im neuen Modelljahr verzichtet Yamaha endlich auf das nervige Scroll-Rad am rechten Lenkerende und bietet einen Fünf-Wege-Joystick am linken Lenkerende an, mit dem sich das Menü problemlos bedienen lässt.

Während der Testfahrt genehmigte sich die MT-07 4,8 Liter Sprit auf 100 km, was bei dem 13-Liter-Tank eine theoretische Reichweite von 271 km ergibt. Yamaha bleibt bei seiner Low-Budget-Politik und bietet die MT-07 in den Lackierungen Ice Storm, Icon Blue und Tech Black für jeweils 8524 Euro, das Y-AMT kostet 500 Euro Aufpreis. Das ist ein fairer Preis für das Spaßmobil. Keine Frage, die fast komplett erneuerte MT-07 hat auch weiterhin gute Chancen, in den Zulassungsstatistiken weit vorn zu landen.