A Sentimental Novel French Literature Alain Robbe-Grillet
A Sentimental Novel French Literature Alain Robbe-Grillet
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A SENTIMENTAL
NOVEL
OTHER WORKS BY ALAIN ROBBE-GRILLET
IN ENGLISH TRANSLATION
The Erasers
The Voyeur
Jealousy
In the Labyrinth
ARTS
COUNCIL
AGENC Y
El!
The publication of this work was supported by the grant
from the Centre national du livre (CNL)
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A SENTIMENTAL NOVEL 13
TRANSLATOR’S
PREFACE
TRA N SLA TO R ’S PREFACE / 8
1 “All my books are Brechtian, at least in this sense,” the author tells a skeptical
interviewer, stating that this is how he aspires to produce that terrifying and
salutary state of catharsis as prescribed by Aristotle in his Poetics.
TRA N SLA TO R'S PREFACE /10
Der Burgermeister vermahnte ihn: »Sing das nit, Freund! Sing ein
anderes! Und überleg dir, mit wem du gehst! Ist dir nix heilig?«
Dem Dullhäubel war nichts heilig. Er packte das Kalb am Ohr und
redete ihm hinein: »Merk auf, Burgermeisterlein! Wie der Teufel den
Heiland versucht hat, hat er ihn auf den Lusen geführt, und von dem
Berg aus hat er ihm die ganze Welt gezeigt. Aber Blaustauden ist
ihm zu rußig gewesen, das hat er verstecken wollen und hat
geschwind seinen Schweif darauf gelegt.«
Da schellte der Burgermeister dem Spottvogel eins hinter die
Ohren, daß dem der Hut in den Bach flog, und lief schleunig davon.
Der Dullhäubel stand da, das Kalb am Strick, und mußte den
Widersacher rennen und den Hut schwimmen lassen.
Als er am Freithof vorüber trieb, stieg gerade der Totengräber aus
einem Grab. Der versuchte, einen breitkrempigen Filzhut auf den
Kopf zu setzen, aber der Hut war ihm zu weit und sank ihm bis zum
Maul herunter.
»Staches, zu dem Hut mußt du dir einen größern Schädel
anschaffen!« riet der Dullhäubel.
»Ich hab den Filz jetzt gefunden,« sagte der Staches, »in deinem
Ähnel seiner Grube ist er gelegen. Ja, der Bonifaz muß heraus, er
hat lang genug gerastet. Unserm Rauchfangkehrer muß er Platz
machen.«
Der Bauer band das Kalb an einen Stein, darein das Bild einer
Pfarrersköchin gemeißelt war, den Kochlöffel in der Hand.
Aus dem geöffneten Grab grinste der Schädel des Bonifaz herauf,
die Pfeife war ihm noch unverwest ins falsche Gebiß geklemmt, das
der Ähnel selber sich aus einem Rindsknochen geschnitzt hatte.
Der Dullhäubel setzte den Hut auf, der der Verwesung so tapfer
widerstanden, und er paßte ihm wie angemessen. »Der Alte braucht
ihn nimmer,« sagte er, »ich nehm ihn mit. Die Pfeife drunten aber
kannst du dir nehmen, Staches.«
Dem Totengräber grauste. »Vergelts Gott, ich trag kein Verlangen
darnach.«
Der Bauer zerrte das Kalb weiter, und oft tappte er nach dem Hut,
den ihm der Ähnel zur gelegenen Zeit aus der Ewigkeit geschickt
hatte.
Ein Haus sperrte ihm den Weg, das trug den einladenden Spruch
überm Tor:
Und weil der Dullhäubel himmelblau gelaunt war, zog er das Kalb mit
sich in die Stube und band es an den Tischfuß.
Die Wirtin saß gerade beim Nähzeug und riß die Augen auf ob der
seltsamen Gäste.
»Siebenkittelwirtin, schenk ein! Dem Zöpfel da,« der Bauer
deutete auf das Kalb, »gibst du einen Kirschgeist!«
Auf der Bank unter dem schräg vorhängenden Spiegel lungerte
der Lippenlix und strich sich den stolzen Schnurrbart. »Sitz her,
Kasper!« sagte er. »Geld hab ich wie ein Sautreiber. Spiel mir es ab!«
»Ich mag nit, Schönbart.«
»Wirtin, schaff Karten her!« begehrte der Lix. »Spielen wir
Grünoberfangen um drei Zündhölzer! Oder willst du färbeln? Oder
lampeln?«
Er fuhr ganz wild über die Karten her, mischte sie, ließ abheben
und gab aus.
Sie trumpften auf den Tisch. »Und da hast du eine Eichel!« »Und
da friß den König!« »Und heraus mit der Schellensau!« So flog es
hin und zurück.
Die Karten aber, die der Lix wie einen Fächer in der Hand faltete,
malten sich in dem Spiegel ab, der über ihm sanft geneigt hing, und
der Dullhäubel luchste heimlich empor und sah droben alle Trümpfe,
die der andere in der Hand hielt, und gewann darum Spiel auf Spiel.
»Wie geht das heut zu?« staunte der Lix. »Aber ich hör nit auf,
und wenn ich meine hundshäutenen Hosen ausziehen und nacket
heimrennen muß.«
Es wurde finster. Die Wirtin zündete die Kerze an. Das Kalb wurde
unruhig und blökte.
Der Lix setzte das letzte Sechserlein dran und verlor. Er schalt Gott
und alle Heiligen. »Du Raubersknecht, keinen zerbrochenen
Groschen hast du mir lassen, das ganze Geld schatzt du mir ab. Der
Teufel soll dich vom Abtritt wegholen! Es ist Zauberei dahinter. Gib
das Kalb weg, oder ich erstech es!«
»Dem Zöpfel tust du nix, Schönbart,« sagte der Dullhäubel und
strich den Gewinst ein. »Ich bin satt. Ich geh heim.«
»Oho, weil ich jetzt gewinnen könnt, gehst du davon, du Fuchs
aus Fuxloh? Noch einmal spiel mit mir! Die Haut zieh mir auch noch
ab! Wirtin, streck Geld für!«
»Dir nit,« schnippte sie.
Er setzte seine Uhr ein samt der Kette. Unwillig tickte sie am
Tisch. Das Kalb plärrte, der Dullhäubel gewann.
Der Lix ließ das Maul hangen. Auf einmal starrte er wild unter den
Tisch. »Hast du nit einen Roßfuß? Du gewinnst ja wie der Teufel
selberst. Und noch einmal spielen wir. Meinen Bart setz ich ein, es ist
niemanden in der Pfarre ein schönerer gewachsen.«
Mit zitternden Fingern mischte er. Herz war Trumpf.
Der Dullhäubel hielt alle Trümpfe in den Händen und warf sie
kichernd auf den Tisch. Dann griff er in das Nähzeug der Wirtin um
die Schere.
Der Lix riß die Augen auf wie eine gestochene Geiß. »He, willst du
meinen Leib schänden, jetzt, wo du mich ausgeraubt hast?«
Der Dullhäubel ergriff den schönen Schnurrbart. »Halt dich, Lix!
Zahl deine Schuld! Zahlen bringt Frieden.« Und ehe sich der Lix aus
seiner Versteinerung erholte, hatte er ihm den Bart links und rechts
weggeschnitten und ins Kerzenlicht gehalten, wo das Haar mit übelm
Geruch verbrannte.
Jetzt heulte der Verstümmelte auf und ward inne, was er verloren
hatte.
Der Dullhäubel war mit dem Kalb schon an der Luft, und weil er
ein wenig schwankte, riß er einen Stecken aus dem Zaun und stützte
sich darauf.
Hoher Sommer war es. Der Hundsstern ging auf, verschlafen
schaute der Mond in die Welt.
Im Wald drin rastete der Bauer, er stieß den Stecken in den Grund
und band das Zöpfel dran. Dann warf er sich neben dem Weg ins
Moos.
Er mochte wohl ein wenig eingenickt sein, als er aufschrak. Eine
Dirne kam daher, jung und flink wie ein Wiesenwasser.
»Wohin denn in aller Nacht, du Allerschönste?« fragte er.
»Zum Bader um einen Blutegel,« erwiderte sie. »Ist das der
richtige Weg?«
»Schleun dich nit so! Wer ist denn krank?«
»Dem Vater schwärt der Zahn. Du wirst ihn ja kennen, den Lukas.
Ein Musikant ist er. Er haltet es nimmer aus vor Weh.«
»Der Lukas soll zum Fuxloher Schmied gehen, der reißt ihm zwei
Zähne mit einem Griff,« riet der Bauer.
»Mein Vater hat schon alles versucht. Mit einem glühenden Nagel
hat er sich den Zahn ausgebrannt. Es hat nit genutzt. Den Bart hat
er sich wachsen lassen gegen das Weh. Mit einem Strick hat er den
Zahn dem Stier an den Schweif gebunden; der Zahn hat sich nicht
geruckt, eher wär dem Vieh der Schweif abgerissen.«
»Setz dich her, Dirn!« lud er sie ein. »Wie heißt du denn?«
Sie ließ sich zu ihm ins Moos hin, sittsam deckte sie die Füße mit
dem Kittel zu. Der Mond lugte ihr in das derbe, frische Gesicht.
»Müd bin ich,« sagte sie, »übers Gebirg hab ich müssen. Mechel
heißen sie mich daheim, der Schulmeister hat mich Mathilde
Schellnober geschrieben. Und wer bist denn du?«
Er dachte ein wenig nach. Dann sagte er unschuldig: »Aus
Blaustauden bin ich. Ein Tischlergesell. Franz bin ich getauft. Nach
dem heiligen Franziskus.«
Er tastete nach ihrer Hand, sie zuckte nicht zurück.
»Bist du brav, Tischler?« fragte sie.
»Freilich. Bei Tag und Nacht bin ich brav. Nur mit den Weibern bin
ich ungeschickt. Ich kann nit lügen, drum mag mich keine.« So
redete er sanft und traurig.
»Das ist kein Fehler,« tröstete sie.
»Mein Geschäft braucht ein Weib, ich möcht mich selbständig
machen. Weißt du mir keine, Mechel?«
»Ich wüßt genug, aber ich sag dir sie nit.«
»Warum denn nit, Mechel?« Er drehte den Kopf wie ein girrender
Tauber und schmeichelte: »Du bist so sauber, dein Bild will ich auf
alle Truhen malen.«
»Es sind schon noch schönere Dirnen im Wald,« antwortete sie
kurz. Unruhig rückte sie hin und her.
Schnell legte er ihr den Arm um die Hüfte.
Sie stieß ihn von sich. »Ich muß zum Bader. Sonst verzieht sich
der Weg hoch in die Nacht. Und das hab ich von der Mutter sagen
hören, daß die Mannsleut alle falsch sind. Du drehst dich um und
liebst eine andere.«
Er legte die Hand auf den Brustfleck. »O, du kennst mich nit. Ich
bin treu wie der Tauber der Tauberin.«
Sie musterte ihn scharf. »Ganz jung bist du nimmer,« sprach sie.
»Im besten Saft steh ich, Mechel. Schön bin ich nit, aber heikel.«
»Mein Heiratsgut ist gering, Tischler,« meinte sie zaghaft. »Der
Vater ist ein Musikant; was er verdient, vertut er.«
»Wenn du nur eine buchsbaumene Bettstatt mitbringst!« spaßte
er. Das Kopftuch zog er ihr herab und krauelte ihr lind das krause
Haar.
»Meine Zöpfe sind gelb,« lächelte sie, »ich wasch sie jedes
Frühjahr mit Märzenschnee.«
Er packte das baumfrische Kind fester. »Mechel, spreiz dich nit!«
bettelte er.
»Du bist aber hitzig, Franz,« lispelte sie verschämt.
Schneidiger griff er nach ihr. Da blitzte das Mondlicht an seinem
Finger.
Sie schnellte schreiend auf. »Tischler du tragst einen Ehring!«
Er wurde demütig, seine Stirne krauste sich. »Im Witstand bin ich,
Mechel, im Witstand. Der Herrgott hat sie mir hingenommen.
Niemand kocht mir, niemand macht mir das Bett.« Die Stimme
knickte ihm.
Sie wurde neugierig. »Woran ist sie gestorben?«
»Ich hab gehört, am Rotlauf.«
»Hast du gut mit ihr gelebt?«
»Ich hab nit bei ihr liegen wollen, sie hat kalte Füße gehabt. Ja,
ein Wittiber bin ich, und das ist mein einziger Tadel.«
Die lieben, dummbraunen Augen der Mechel glänzten voll Mitleid.
Und er merkte es und riß sie zu sich hin und herzte und halste sie,
bis sie ganz wirr bat: »Tischler, hör auf! Du bringst mich in die Lieb,
und ich bin noch zu jung dazu.«
Droben schoß ein Stern über den Himmel, Johanniskühlein flogen
glimmend.
»Laß ab, Tischler! Die Buben werden mir einen ströhernen Mann
aufs Dach setzen. Die Schand begehr ich nit. – Und wenn einer
daherkommt!«
»Wer wird denn gerad jetzt unterwegs sein!« tröstete er. »Es rührt
und reibt sich nix.«
Sie rang mit versagender Kraft gegen ihn.
»Ich heirat dich ja. Und wenn du mich gern hast, der Himmel fallt
nit ein,« zischte er.
Da stapfte es den mondverdämmerten Weg daher, Steine rollten,
ein Stecken klang an einen Fels.
Die Mechel sprang auf und rauschte wie eine gehetzte Hirschkuh
ins Gebüsch.
Die alte Ulla humpelte mit der Geiß daher.
»Verdammte Nachthex!« brauste der Dullhäubel sie an.
»Verspätet hab ich mich. Die Geiß hab ich zum Bock geführt,«
sagte sie bang.
»Geh geschwind heim, dein Kater will gemolken sein. Er gibt dir
täglich zwölf Seidel Milch, dir Nachthex.«
»Bauer, du machst mich schwarz,« flehte sie. »Die Kinder spotten
mir schon nach ›Hex! Hex!‹ Die Leut speuzen aus vor mir und
verriegeln die Tür, wenn ich betteln komm. Und ich bin doch nur ein
überständiges Weib und kann nimmer essen, nimmer schlafen.«
»Aber hexen kannst du,« rief er unbarmherzig.
»O du gar schlimmer Mann, was feindest du mich an? Unschuldig
bin ich, der Blaumantel kann es mir bezeugen. O die Welt ist voller
Angst und Nöten! Und man kann sich kaum aufrecken bei der teuern
Zeit, kaum schnaufen kann man.«
Ein toller Schwank war dem Dullhäubel durch den Kopf
geschossen. »Hexen kannst du,« bestand er. »Du verzauberst den
heiligen Blaumantel selber. Ruf ihn um die Mitternacht. Dann stürzt
er dir ins Haus. Versuch es!«
Er rannte in das mondscheinige Gebüsch der Mechel nach. Sie war
nimmer zu finden. –
Als er zur Kapelle kam, räusperte es sich droben im Föhrenbaum.
Zwei dürre Beine schlotterten vom Ast.
Der Dullhäubel schlug ein Kreuz. »Wer sitzt da droben?«
»Ein Schlaghäusel richt ich auf für den Mondschein,« erwiderte es.
Es war der Narr.
Der Bauer atmete auf. »Gehustet hast du wie ein krowatischer
Schuster, Zusch.«
»Ich bin Rudolf von Habsburg, der Sohn Josefs des Zweiten,«
sagte der Narr feierlich.
»Steig herunter, Zusch, du erschlagst dich!«
»Ich sterb nit. Ich werd hundertfünfundzwanzig Jahr alt und fahr
dann gleich ins Himmelreich, weil ich eine reine Jungfrau blieben
bin.«
»Die Nacht ist nit warm,« hub der Dullhäubel listig an, »sogar dem
Blaumantel scheppern die Zähne vor Kälte.«
Der Narr fuhr wie ein Eichkater von der Föhre herab. »Ich zünd
ihm die Kapelle an, dem Heiligen, daß er sich die Händ wärmt,«
murmelte er. Stumpf lagerte der Blödsinn auf seiner Stirn, doch
seine Augen zündelten.
»Große Hitz tut dem Blaumantel nit gut,« lenkte der Schelm ein.
»Trag ihn lieber, wenn der Nachtwächter zwölf schreit, der Ulla in die
Hütte und leg ihn zu ihr ins Bett, dort erwärmt er sich gewiß.«
Der Besessene nickte und kletterte in die Kapelle.
Da lachte sich der Bauer in die Faust und ging ins Dorf hinauf und
klopfte den Wirt wach. Der tat ihm mürrisch auf, stellte ihm einen
gesalzenen Fisch und ein paar Flaschen Bier hin und legte sich
wieder ins Stroh.
Der Dullhäubel trank allein im Mondschein. –
Indessen hatte die Ulla ihr armseliges Bett bereitet. Sie lag ohne
Ruhe, die Reden des Bauern hatten ihr das kleine Hirn ganz gar und
verwirrt. War sie vielleicht doch, ohne es zu wissen, eine
Gabelreiterin?
Sie dachte mühselig nach, ob ihr nie etwas zugestoßen, was nicht
geheuer gewesen. Aber ihr enges Leben lag schlicht und ohne Rätsel
vor ihr.
Lang quälte sie sich ab und flüchtete schließlich vor sich selber in
den Schlaf.
Da träumt ihr, sie flöge über das Land hin. Tief unten lagen
Kirchturm und Freithof, Häuser und grasendes Vieh. Über den Wald
flog sie und hob die Knie hoch, daß sie sich nicht an den
Tannenspitzen stoße. An den Nestern streifte sie vorbei, drin die
Rabenhennen gluckten, einem hohen Berg zu, und der trug ein
Feuer. Mitten im Wald drunten stand ein zerbrochenes Häusel, aus
seinem Rauchfang ritt ein rußiges Weib auf einem Schürhaken
heraus und ritt neben ihr her, und als die Ulla die andere scharf
anschaute, so war sie es selber. Schaudernd schlug sie ein Kreuz. Da
stürzte sie strahlenschnell in die Tiefe, schlug auf und erwachte.
Sie besann sich des Traumes. Es war doch lustig gewesen, so
ohne Beschwernis zu fliegen und so weit in die Welt hinein zu
schauen. Könnte man nur ganz kleinwunderwenig die Hexenkunst
treiben, wie viel leichter würde doch das bittere Leben! Ach, sie
wollte ja nur der Geiß eine Raufe voll Futter hexen und ein paar
Scheiter Holz in den Ofen, wenn der harte Winter draußen stürmt
und die Hohlwege zudeckt!
Ein fernes Wachthorn blies vom Dorf her Mitternacht.
Da lüstete es die Ulla, jetzt schnell einmal, nur einmal die Kunst
und die Kraft zu versuchen, die ihr der Dullhäubel andichtete, und
weil ihr in der Eile nichts anderes einfiel, rief sie einen Spruch, den
sie vorzeiten vergeblich gebetet: »Heiliger Antoni, schick mir den
Bräutigam in die Kammer!«
Und schon trampelte es draußen. Und ob sie es auch entsetzt mit
den Händen abwehrte und den freveln Spruch widerrief, die Tür
ward aufgestoßen, ein schwarzer Kerl sprang herein, wälzte ihr
etwas Schweres ins Bett und verschwand.
Der Ulla setzte der Herzschlag aus.
Der Teufel hatte sie beschenkt. Also war sie doch eine Hexe. So
viele Jahre hatte sie fromm gelebt, und jetzt verfiel sie der Hölle. O
was hatte sie getan?!
Ein Schuhu höhnte draußen, der Wind murmelte unheimlich ums
Haus.
In ihr schrie es um Hilfe. Ihre Seele hatte ein dünnes, verzagtes,
windverwehtes Stimmlein und führte eine unbeholfene Rede.
Alter Leute Seele ist so matt wie ihre Hände. Und das Gebet der
Ulla hatte gebrochene Flügel. Ihr war, es dringe nicht zu Gott, es
steige nicht über die Tannen hinaus, es falle wie ein Stein schwer
und schmerzhaft zurück in ihr Herz.
Neben ihr lag das Sündige, Schreckhafte, Unbekannte, der Zeuge
ihres Hexentums. Das Fieber glühte in ihren Fingern, doch sie wagte
nicht hinzugreifen.
Der Mond rückte und spiegelte in dem weißen Haar der Greisin.
Auf einmal leuchtete er voll über das Bett.
Der heilige Blaumantel lag mit wachen, weit offenen Augen neben
ihr.
»O weh, der Dullhäubel hat nit gelogen,« seufzte sie, »Ich bin
eine Hex!«
Schwerfällig tickte die Uhr, und da ihr Zeiger immer wieder
zurücksank, wußte das Weib nicht, ob der Morgen schon nahe sei.
Furchtsam schaute sie den an, der ihr Bett teilte.
Als es graute, spannte sie die Geiß vor ein Wägelein, lud den
Heiligen auf und schaffte ihn zurück in die Kapelle. – – –
Der Mond grinste.
Um den Dullhäubel drehte sich die Welt wie ein Rad. Er lehnte sich
an einen Baum und horchte. Irgendwo quackten die Frösche.
»Ihr Grillnöder, was singt ihr?« schrie er. »Ihr könnt es ja nit.« Er
fing an zu quacken, die Frösche ein Besseres zu lehren. Doch sie
ließen sich nicht schulmeistern.
Dann heulte er auf wie ein Mondscheinhund und weckte alle
Kläffer und Köter rings in den Einschichten, daß sie zornig bellten
oder in gezogenem Geheul klagten und die Leute in den Betten
ängstigten.
Die Kapelle war leer. Da johlte der Trunkene: »Herrgott, schau
herunter! Dein Heiliger schlaft bei einem alten Weib.«
Der Wendehals auf der Fähre drehte den Kopf nach dem
kreisenden Himmel. Ein Schuhu kreischte. Ohne Rast gurgelte der
Wolfsbach.
Wie der Dullhäubel neben dem Wasser dahintaumelte, rutschte er
aus und plumpste hinein. Die kühle Flut wusch ihm den Kopf und
ernüchterte ihn. Er blies, ächzte und schnaubte und kroch ans Ufer,
den Blaumantel verwünschend, dem er das Unglück zuschrieb.
Als er sich wieder auf den Füßen fühlte, war sein erster Gedanke:
»Heut hau ich einmal mein Weib!«
Er kam heim und tappte durch den Hof ins Vorhaus. Die Stubentür
aber war versperrt; ein Strohsack lag davor, der schien für ihn
bereitet.
Der Dullhäubel rüttelte. »Ogath, ich sag dir es im guten, tu auf!«
Drin rührte sich nichts.
»Bäurin, tu auf! Tu auf, Bäurin! Ich bin es. Der Dullhäubel ist es.
Dein Kasper,« schmeichelte er. »Weib, laß dir sagen, riegel auf!«
Er drängte das Ohr ans Schlüsselloch. Kein Hauch war zu hören.
Da kam ihm die Hitze. »Tu auf, Weib, sonst hol ich die Hacke und
spreng die Tür auf!«
Drin meldete es sich ruhig: »Wag es! Den Kittel schlag ich dir um
den Schädel, solang ein Fetzen dran ist. Draußen hast du den
Strohsack.«
»Laß mich doch nit zugrund gehen!« schluchzte er. »In den Bach
bin ich gefallen, waschelnaß bin ich.«
»Warum bist du nit ersoffen?« sagte sie aufgebracht. »O mein
gottseliger Mann, der Gid, ist tausendmal besser gewesen als du!
Das ganze Geld versäst du im Saufhaus.«
»Herr, erbarm dich meiner!« murmelte er wie bei einer Litanei.
»Den Hof versaufst du, deine Kinder werden einmal nacket
gehen!«
»Herr, erbarm dich meiner!« antwortete er dumpf.
»Die Kellnerinnen reißt und rumpfst du herum.«
»Herr, erbarm dich meiner!«
»Nacht für Nacht reitest du die Zung in die Schwemm,« eiferte
sie. »Vertu nit alles, daß du einmal ein anständiges Begräbnis
kriegst!«
»Begraben muß ich werden. Das hab ich noch nie gehört, daß
einer eingeackert worden ist.«
»Schäm dich! Der Dunst und Dampf redet aus deinem Hirn.«
»Ich schäm mich in den Kniebug hinein, da sieht es niemand.«
»Hast du das Kalb in den Stall eingestellt? Hast du es nit verjuxt?«
»Jesmaria, das Kalb hab ich im Wald vergessen!« rief er
erschrocken. »An den Zaunstecken steht es gebunden.«
»Himmlischer Vater, da haben wir wieder den Schaden! O wenn
das mein Gottseliger erlebt hätt!«
Die häufige Mahnung an den Gottseligen verdroß ihn. Er wollte
überhaupt für heute die Zwiesprache enden. Drum sagte er: »Weib,
ich bet jetzt. Stör mich nit! Du begehst eine Todsünd.«
»Du und beten?!« spottete sie. »Ja sausen und brausen laßt du
es, dein Gut verstreust du. Und ich muß mich mit den zwölf
Menschern durchfretten.«
Er richtete sich auf. »Weib, reiz mich nit! Wenn ich wild bin, ist der
Zorn auch gleich da. Wer macht uns arm? Du mit deiner
Fruchtbarkeit. Was du treibst, ist zuviel. Und nit einen einzigen
Buben, lauter Menscher! Die kannst du dir nit genug kriegen, zu
Dreikönig eins, zu Allerheiligen wieder eins.«
»Du Schandvogel!« schalt und schelmte sie. »Du Rabenseel!«
Er blieb nichts schuldig. »Du Truchtel, sei still!«
Ein Schimpf rankte sich in den andern.
»Du Flank du, du Schlank du!«
»Du Runzel, du Schlunzel!«
»Du Sauftümpel, du Galgenbraten!«
»Du Zahnraffel, du Schürhaken!«
»Du Abfaum, du alter Schepperer!«
»Du Schebrelle, du Rabatsche!«
»Du lasterhaftes Bockfell!«
Er gab nach. »Weib, wie einen Pudelhund beutelt es mich vor
Kälte. Erbarm ich dir nit? O an dir erleb ich keine Freud, jeden
Schluck in die Gurgel zählst du mir!«
Murrend warf er sich auf den Strohsack.
Der reichliche Trunk wirkte, und der Dullhäubel schlief ein.
Kaum hatte er die Augen zu, so beugte sich der Blaumantel über
sein Bett, daß ihm der hölzerne Leib krachte.
»Dullhäubel,« wispelte er, »ich bleib nimmer in der Einöd. Es sind
mir zu viel Narren und Diebe da.«
»Ich trag dich nach Blaustauden,« stöhnte dienstwillig der
Träumer.
»Zu den hochnasigen Heiligen in die Kirche will ich nit,« erwiderte
der Blaumantel, »die Goldenen und Silbernen verachten meine
hölzerne Kutte. Schieb mich ins Dorf! Neben dem ›pfalzenden Hahn‹
will ich sein.«
Gleich stand der Dullhäubel hinter der Kapelle und schob an und
stemmte sich daran, es war eine schwere Plage, aber die Kapelle
rückte nicht vom Ort, und der Bauer schnaufte und ein scharfer
Durst peinigte ihm Zunge und Gaumen und brannte ihm tief in den
Schlund hinab, und sogar Magen und Gedärme dürsteten ihm und
lechzten nach einem Trunk. Und wieder warf sich der Dullhäubel
gegen die Mauer, drängte und schob. Den Schweiß, der ihm von den
Brauen tropfte, fing er mit dem Maul auf, um sich zu erquicken.
Doch die Kapelle saß wie ein Fels in der Erde. Da bleckte der
Blaumantel wild lachend die Zähne, schwang sich aufs Dach und ritt
droben wie ein Reiter auf dem Roß und schrie: »Wieh!« Jetzt rührte
sich die Kapelle und fuhr wie ein schneller Wagen bergan.
Der Dullhäubel erwachte, staunend und blöd hockte er auf dem
Strohsack.
Den peinigenden Durst zu löschen, richtete er sich auf und tappte
in den Keller, wo auf einer Bank die Milchtöpfe standen, ergriff einen
davon und soff. Er mußte saufen, süß oder sauer, Kuhmilch oder
Geißmilch, es galt ihm gleich. Er soff wie ein glühender Stein. In
endlosem Zug schlampte er den Ton bis auf das Neiglein aus,
wischte sich schnaufend den Bart und taumelte satt hin aufs Stroh. –
Der Hahn krähte, der Tag graute an. Schon rumorte die Bäurin in
der Stube.
Mit einem schrecklichen Druck im Magen erwachte der Dullhäubel.
Er stützte sich ächzend, riß das Maul auf, und ein wilder Blutguß
schoß auf das Pflaster des Vorhauses.
»Bäurin! Bäurin!« winselte er. »Zu Hilf, schnell! Aus ist es! Dahin
geht es!«
Als sie aus der Stube kam, brach ihm wieder das Blut in dickem
Strahl aus dem Hals. Sein Auge stierte, Bart und Brust und Hände,
Strohsack und Estrich, alles war rot besudelt.
Die Ogath rang die Hände über dem Kopf. »Himmlischer Vater, er
hat den Blutsturz!«
»Rühr dich!« stöhnte er. »Den Pfarrer hol, den Bader! O mir ist
hundselend! Den Pfarrer schickt mir, ich bin ein großer Sünder. O,
daß ich gar so viel Blut hab!«
»Den Bauch reib ich dir mit Kampferöl,« rief sie. »Ich koch dir ein
Helfkräutel, einen Tausendguldenkrauttee, der hilft.«
»Nix hilft,« schrie er ungeduldig, »den Geistlichen hol!«
Sie rannte die Bodenstiege hinauf und weckte die Kinder. »Wabel,
Reigel, Rosel, Portiunkel, Stasel, Kathel, Liesel, Urschel, Mariandel,
Kundel, Luzel, Stanzel! Geschwind, der Bauer geht ein!«
Die zwei ältesten Töchter liefen nach Blaustauden.
Die Wabel klopfte das Pfarrhaus wach. »Hochwürden, der Vater
hat Blut lassen. Die Mutter laßt bitten, Ihr sollt ihm die Seel
aussegnen. Den Flederwisch nehmt auch gleich mit, daß Ihr den
Bauer besprengt!«
»Wenn es den letzten Schnapper giebt, kommen sie daher,«
zürnte der Geistliche. »Sonst sieht man manchen nit in der Kirche.
Es stehen in der Meß oft mehr Heilige als Leut umeinander.«
»Rennt, Pfarrer! Das Blut schießt ihm heraus wie gestern der
abgestochenen Sau.«
Der Herr Nonatus war ein seeleneifriger Mann. Er sagte: »Ich geh
gleich mit. Der größte Sünder ist mir am allerliebsten, und der
Dullhäubel zahlt sich aus. Meßner, läut das Speisglöckel!«
Die Reigel weckte den Bader.
Der bärbeißige Wundarzt Gottfried Mehlstäubl nahm gleich eine
Flasche Blutegel mit.
»Was ist denn los mit dem Dullhäubel?« fragte er. »Hat er wieder
einen Kapuzinerrausch heimgebracht? Hat er sich die Wampe
überfressen? Ist ihm der Darm auseinander gesprungen?«
»Blutkrank ist er,« weinte die Reigel. »Einen ganzen Zuber voll
Blut hat er gespieben. Jetzt lechzt er.«
»Heul nit, Dirndel, ich helf ihm. Ich hab schon andern Leuten
geholfen. Unserm Burgermeister hab ich den Bandwurm
abgetrieben, fünfzig Ellen lang.« –
Derweilen lag der Dullhäubel blutig im Stroh. Er hörte in der Ferne
das Glöckel, dessen Geläut den Weg des Pfarrers begleitete. Er
betete: »Heiliger Blaumantel, liebreicher Fürbitter im Himmel, steh
zu mir! Wenn ich wieder gesund bin, stift ich dir eine Kerze, so lang
wie eine Deichsel, vor deiner Kapelle soll sie brennen Sommer und
Winter, Tag und Nacht.«
Der Grazian, der wegen seines Alters als Meßner abgedankt
worden war, fand sich ein, und nicht ungern sah er die letzte Stunde
des Schelmen nahe. Denn die verweste Geiß stank ihm noch immer
aus dem Magen, und er hatte den Streich nie verwinden können.
»Schau, schau, Dullhäubel,« sagte er, »gestern hast du noch
heimgejodelt von der Siebenkittelwirtin, und heut gehst du auf dem
letzten Gras. ›Gestern im Trab, heut ins Grab‹, heißt es. Du schaust
aus wie der linke Schächer.«
Der Bauer griff an die Brust, die Zunge schlotterte ihm. »Mir wird
ganz herzschlächtig.«
»Zieh die Strumpf und die Schuh aus, Dullhäubel, und renn der
Höll zu! Wart nit auf die heilige Wegzehrung, sie hilft dir nimmer. Ja,
den Tod betrügst du nit, du Sündenbock, du Leutfopper, du
Bauchbruder, du Trost dem Teufel! Dahin mußt du mit deinen Rieben
und Ränken. Ich seh dich schon schneeweiß in der Truhe.«
»Ich sterb nit,« kreischte der Dullhäubel auf.
»Rümpf dich und wind dich, du kommst ihm nit aus, dem
Sensenwetzer. Im Sündenstank fahrst du hin.«
»Jedes Haar wirft seinen Schatten,« wehrte sich der Bauer.
»Warum soll denn gerad ich keinen Fehler haben?!«
Unbarmherzig predigte der Meßner: »Jetzt liegst du auf der Streu,
jetzt schießt das Blut heraus, das wilde Dullhäubelblut, das kein gut
getan hat sein Lebtag. In einer kurzen Weil tümmelt der Teufel vor
der Tür und zerrt dich davon bei den Füßen. In die Höll strudelst du
hinab.«
»Laß mich aus, Grazian, verschon meine Sterbensnot!«
»Ja, mein lieber Freund, jedem wird gelohnt nach seinen Werken.
Wenn der Teufel herwürgt mit offenem Schlund und hernach deine
Seel zwischen den Zähnen hintragt, ich trau mir es gar nit zu sagen,
wohin! Ja, mein lieber Freund, wenn der ganze Himmel papieren
wär, und auf jedem Stern säß ein Schreibersknecht, sie könnten
allsamt gar nit beschreiben, was eine Seel leidet im ewigen Pech.«
»Meßner, das weiß ich. Ich dank dir.« Der Schweiß brach dem
Bauer aus.
Die Ogath trat aus der Stalltür. »Der Didelmann hat uns das Kalb
daher gebracht, gottlob,« sagte sie, »es ist ganz wild.«
Wieder hub der Grazian an: »Es ist schad, Dullhäubel, daß Gott
dich mit so einem guten, wirtschaftlichen Weib versorgt hat!«
»Bäurin, ich will gut tun, wenn ich wieder aufkomm,« gelobte der
Dullhäubel.
»Ja, wenn die Zaunstecken blühen,« sprach sie unwirsch. »Du
tätst es wieder treiben wie ehmals, die Händ schonen, die Weiber
verfolgen, Vieh und Leut foppen. Ausgestanden hab ich genug mit
dir. Ein Selbstler bist du gewesen, hast an Weib und Kind nit gedacht
und an die Gemeinde nit, nur an dich und allweil nur an dich. Und
eine lederne Röhre hast du im Hals, die brennt und muß feucht
gehalten werden. So, jetzt hab ich dir es gesagt.«
»Gelts Gott, Bäurin, gelts Gott! Du hast die Wahrheit geredet,«
wispelte er. Die Augen fielen ihm zu.
»Heilige Mutter Anna,« schrie der Grazian, »er wird schon blau!
Der Teufel schreit juchhe.« Er stieß ein Gebet aus. »Lasset uns beten
zu den heiligen drei Königen, sie sollen ihm den Weg weisen, er muß
in die Ewigkeit wandern.«
Jetzt kam der Pfarrer mit dem Bader daher, und die Dirnlein
drängten nach, neugierig und furchtsam.
Der Bauer tat die glasigen Augen auf und röchelte: »Pfarrer,
Bader, der Tod geht mir zu.«
Der Wundarzt Gottfried Mehlstäubl staunte: »Sakerlot, du hast
unglaublich viel Blut gekotzt! Mensch, mußt du vollblütig sein! Wo
fehlt es denn? Hast du ein kaltes Fieber oder ein glosendes?
Schüttelt es dich? Reißt es dich? Kratzt dich der Hals? Ist dir das
Zäpflein gefallen?«
Der Kranke deutete auf den Magen. »Da in der Herzgrube tut es
weh.«
»Hast du den Stuhl offen?« forschte der Arzt. »Hast du dich nit
überfressen, Schlauch? Ja, der Fraß wühlt sich mit dem eigenen
Rüssel das Grab auf. Die Runstadern sind dir geschwollen. Tu das
Maul auf und zeig her deinen Schlung!«
»Im Bauch rumpelt es mir,« flüsterte der Bauer.
Der Bader entschied: »Du hast es auf der Leber. Eine jede
Krankheit rührt von der Leber her. Du hast wohl einen kalten Trunk
getan, he?«
»Bader, gib mir was ein, ein Pulver, einen Saft, daß ich am Leben
bleib!« klagte der Dullhäubel.
»Halt das Maul, Wehdarm! Ich muß auch einmal sterben,«
antwortete der Gottfried Mehlstäubl.
»Da schau meine unversorgten Kinder an und hilf!« Der Bauer
deutete mit Kinn und Bart auf die zwölf Dirnlein.
»Kinder hast du in allen Größen wie eine Bodenstiege. Aber was
nutzt das alles, wenn sich eine giftige Sucht einschleicht. Ich schätz,
du überlebst die Stund nimmer.«
»Herr Pfarrer,« lallte der Dullhäubel, »richt mich her – für die
Ewigkeit!«
Da drückte ihm der Grazian einen geweihten Rosenkranz in die
Hand, die Ogath wischte mit dem Fürtuch über die Augen, die Kinder
weinten.
»Gottlob, daß du dich nit in Halsstörrigkeit verhärtest,
Dullhäubel,« begann der Pfarrer. »So tu Reu und Leid, mein lieber
Christ!«
Des Baders Neugier war noch nicht gestillt. »Und wo fehlt es denn
sonst noch, Bauer? Plagen dich die Würmer? Bläht dich der Wind?«
Doch der Dullhäubel räusperte und rächste sich, fuhr jäh auf,
gurgelte, und wieder schoß das Blut heraus. Alle wichen zurück, die
Bäurin scheuchte die Kinder hinaus. Blaß und matt sank der Bauer
zurück.
Der Gottfried Mehlstäubl krauste die Stirn. »Seltsam! Seltsam!
Vetter, die Reih ist an dir. Hättest du mir alle Jahr deinen Brunn
schauen lassen, wie der Grazian da, tät ich mich in deinem Leib
besser auskennen.«
»Der Tod zeichnet ihn,« sagte der Pfarrer. »Laßt uns allein, daß ich
ihn geschwind noch auströste!«
Da gingen alle hinaus.
»Öl mich ein, Hochwürden, öl mich! Richt mich zusamm – fein
sauber – für den Weg!« drängte der Bauer.
»Jetzt, Dullhäubel, häut dich!« begann der Herr Nonatus
Hurneyßl. »Tu ab das Gewand deiner Sünden! Wann und wo bist du
das letztemal beichten gewesen? Bei mir nit.«
»Den zweiten Sonntag nach Ostern – hab ich gebeichtigt – in
Bärnloh.«
»So, so, in einer fremden Pfarre, bei dem schwerhörigen Pater,
und an dem Tag, wo die Roßdieb beichten gehen? Eine saubere
Seel! Aber jetzt her mit deinen Sünden!«
Der Dullhäubel bekannte: »Öfter hab ich mich versündigt als
Steine im Bach sind und Bäume im Wald.«
»Sieben Straßen laufen zur Höll, das sind die Todsünden. Hast du
eine begangen?« forschte der Pfarrer.
Der Sünder sprudelte: »Gefressen hab ich, gesoffen, gerauft,
gescholten, geschworen, gelogen und betrogen, die Weiber nit in
ihren Ehren lassen, mit den Jungfern gescherzt, am Freitag bin ich
fensterln gangen, den Leumund hab ich den Leuten genommen,
verfrevelt hab ich mich gegen den heiligen Blaumantel. Jetzt weiß
ich nix mehr.«
Dem Pfarrer wirbelte das Hirn. »Ein Gewissen magst du haben wie
ein Scheuertor,« staunte er.
»Der Teufel hat mich im Schlund, reiß mich heraus, Hochwürden!«
zeterte der Dullhäubel. »Bind mich los, bind mir die Sünden ab und
öl mich!«
»Nur langsam, Dullhäubel, und hübsch eins nach dem andern.
Hast du nit gejuchzt und gejodelt und gegalmt zur Unzeit und
unzüchtige Rockenlieder gesungen?«
»Das hab ich alles getan, Pfarrer. Bind mich los!«
»Ich will dich nit dem Teufel zuteil werden lassen. Aber sag mir,
hast du ein einzigesmal im Leben ein gutes Werk verrichtet?«
»Freilich, Pfarrer. Die Feiertage hab ich emsig gehalten, die
abgeschafften auch. Und zwölf Christen hab ich in die Welt gesetzt.«
Der rüstige Beichtvater sah ihn verdutzt an. »Ah, so bist du
gesotten? Du willst unsern Gott und unsern Teufel überlisten?« Und
er holte aus und reichte dem Sünder eins auf den Schädel. »Dafür
erlaß ich dir die Bußgebete, du alter Spaßvogel.«
»Das ist mir lieb,« sagte der Dullhäubel erleichtert.
»Jetzt geratest du halt ins Fegfeuer, Bauer, und das ist eine
scharfe Lauge. Wasch dich drin, reib dir die Seel unverdrossen ab!
Und fahrst du hernach in den Himmel, so führ dich gut auf, daß du
meinem Pfarrsprengel keine Schand antust.«
»Ich werd mich doch nit zu dem höllischen Bären verirren?«
verzagte der Kranke. »Ist es drunten wirklich so heiß?«
Der Pfarrer schaute den Dullhäubel ernsthaft an. »In der Höll ist
es so heiß, daß die gepeinigte Seel, die den Kniffen und Kunstgriffen
des Satans erlegen ist, gar kläglich herausschreit: ›Gebt mir ein
Schmiedfeuer, daß ich mich dran kühl!‹ So kalt ist das irdische Feuer
dagegen.«
»Ich riech schon lauter Brand,« wimmerte der Bauer. »O wär ich
gesund, ich wollt anders leben! Einen Sack tät ich anziehen und
wallfahren gen Maria-Dorn. Sterb ich aber,« seine Stimme versiegte
schier, »so stift ich eine ewige Meß meiner Seel zum Trost, und dem
Blaumantel, meinem Fürbitter, soll ein Wachsstock brennen hundert
Jahr. O weh, wie schlecht wird mir jetzt!«
»Was ist, Dullhäubel, was ist?«
»Der Schleim steigt mir im Hals, ich erstick, ich krieg den
Schleimschlag! O weh, von der Welt scheid ich, in die Höll spring
ich.« Er rülpste, und das Blut sprudelte ihm wieder gräßlich aus dem
Hals.
»Leut, er stirbt!« schrie der Pfarrer.
Der Bader, der Grazian, der Knecht und die Kinder liefen herein.
Schrecklich schaute der Bauer aus, weiß wie Kalk lag er dort, die
Lippen voller Blut.
Die Ogath trug die brennende Sterbekerze daher und drückte sie
ihm in die Hand. Er aber verdrehte die Augen grausam und fluchte:
»Sakerment, bin ich noch nit hin?!« Er röchelte.
»Bäurin,« meinte er auf einmal, »es ist wunderlich, jetzt mitten im
Sterben lüstet mich nach einem Schnupftabak. Geh, tu mir die Lieb
an! Es ist das Letzte, was ich von dir begehr.«
»Jetzt ist ausgeschnupft,« sagte sie kurz. »Jetzt halt die Herren nit
auf und schau zu, daß du einmal stirbst!«
»Ich sterb, und keines tut einen Schrei,« sprach er wehmütig,
»keins weint einen Tropfen, keinen Seufziger druckt es euch aus.«
Der Kopf sank ihm auf die Seite, das Kinn hing ihm.
»Jetzt erklenkt ihn der Satan,« rief der Grazian.
»Macht Tür und Fenster auf, sonst reißt seine Seel ein Loch durchs
Dach!«
»Ihm stehen schon die Augen,« nickte der Bader.
»Er ist am Weg,« flüsterte der Pfarrer.
Der Sterbende hauchte noch einmal: »Mein letzter Wille! Meine
Töchter – dürfen nur auf einen Hof – hinheiraten, wo ein
Glöckelturm drauf ist. Ich bin ein großer Bauer – gewesen.«
Jetzt lag er blaß und still.
Die kleinen Dirnlein klammerten sich weinend an den Kittel der
Mutter, und sie zog tief Atem: »Jetzt bin ich wieder eine Wittfrau.«
Plötzlich erhob sich im Keller ein großes Geschrei. Die Wabel, die
älteste Tochter, kam die Staffeln herauf, einen leeren Topf in der
Hand.
»Mutter, ich weiß, was dem Bauer fehlt!« Sie lachte, daß ihr die
Zähren rannen, sie lachte, daß sie den Atem verlor und schier in
einem Husten erstickte.
Der Gottfried Mehlstäubl nickte. »Sie ist närrisch worden.«
»Was lachst du jetzt, wo dein Vater vor das ewige Gericht
hintritt?« verwies sie der Pfarrer streng.
Die Wabel schwenkte den Topf. »Blut hat er gespieben,« brüllte
sie vor Lachen, »Blut, aber nit sein eigenes. Gestern haben wir eine
Sau getötet, das Blut haben wir ihr abgelassen, in den Keller haben
wir es gestellt. Der Vater hat in seinem Rausch – das ganze Saublut
ausgesoffen.«
»Herrgott von Blaustauden,« schrie die Bäurin, »das ganze
Saublut? Heut hab ich es backen wollen.«
Leben und Röte kehrten in die Wangen des Dullhäubel zurück, er
tat die Augen ganz schmal auf und lallte: »Liebe Freunde, es ist nit
unmöglich.«
Des Pfarrers Hals verfiel in einen Krampf.
Der Bader hielt sich den Bauch. »Gespieben hast du wie ein
Hochzeitshund, Dullhäubel. Du könntest die Wissenschaft irr führen!
Du hast aber auch einen sauberen Hinfahrtsfraß genossen. Gelt, die
Suppe ist dir zu feist gewesen? Jetzt steh auf, nimm dein Bett und
geh!«
Der Herr Nonatus Hurneyßl hatte sich wieder beruhigt. »Bauer,«
sagte er, »der Herrgott hat dir heut einen Spiegel vorgehalten. Fang
ein neues Leben an!«
Der Dullhäubel drückte pfiffig ein Auge zu. »Bader, ich bin allweil
schnell gesund worden. Einmal hab ich mir beim Holzhacken eine
Hand wurzweg abgehaut. In vierzehn Tagen ist sie mir wieder
sauber nachgewachsen. Heut weiß ich nimmer, ist es die linke
gewesen oder die rechte. Und jetzt, Ogath, gib den Tabak her! Das
ist die beste Arznei.«
Er schnupfte, legte sich dann zurück, schnarchte wie eine
Brettmühle und überließ die um sein Sterbebett Versammelten ihren
Betrachtungen.
Blitzblau lugten die Schlehstauden drein, und die letzte
Bauernrose brannte im Gärtlein. Die Luft hing voll zarter Fäden, die
alten Weiber hatten ihren Sommertag.
Im Stadel drosch die Ogath mit ihren ältesten Töchtern das
Rüttstroh, sie wollte damit die Betten frisch füllen. Fröhlich klangen
die drei prallenden Flegel, und der Dullhäubel legte dem Dreischlag
die Worte unter: »Schind die Katz!« und schlich sich hinter den
Stauden davon, um der Tenne auszuweichen.
Die Kapelle umging er in einem Bogen: des Blaumantels Blick
vertrug er nimmer, weil er ihm die Kerze nicht opferte, die er ihm in
der Sterbensangst gelobt hatte.
Vom Dorf klingelte der Schmiedhammer.
Beim Sulpiz gab es immer Gesellschaft, Köhler brachten die
hölzerne Kohle, Fuhrleute ließen die Rösser beschlagen, die Bauern
ließen sich die Axt schärfen, Kundschaft kam mit zerbrochenem
Eisengerät, und manchen trieb andere Not hin.
Heute suchte der Lukas Schellnober in dem rußigen Gewölbe Hilfe.
»Schmied,« redete er, »du bist die letzte Zuflucht. Der Zahn tut mir
arg weh, ich könnt mir das Kinnbein vom Schädel reißen.«
»Sieh ihm den Zahn, Sulpiz!« meinte der Dullhäubel. »Speib in die
Händ, der riesige Mann hat Zähne wie eine Wildsau.«
Der Sulpiz Schlagendrauf beeilte sich nicht. Er trug eine glühende
Stange zum Amboß. Bevor er drauf schlug, reckte er sie jeden von
seinen drei Weibern hin, die er an die Wand gerußt hatte, und
gröhlte: »Leck! Leck! Leck!« und dann fuhr er jäh und heimtückisch
damit dem Dullhäubel unter die Nase: »Schmeck! Schmeck!«
Der Bauer fuhr zurück bis zur Tür.
Zornig hämmerte der Meister auf das Eisen los. Es war nicht zu
verwundern, daß die Kinder von Fuxloh den wilden Mann mit dem
verworrenen Rußbart für den Teufel hielten.
»Hau zu, Schwarzer,« neckte der Dullhäubel aus
wohlabgemessener Ferne, »hau zu und denk, du hast dein viertes
Weib unter dir!«
Der Sulpiz schüttelte den Hammer. »Halt das Maul oder ich
zerschmied dich! Was stehst du da wie eine Martersäul? Hast du
daheim keine Arbeit? Was begehrst du?«
»Die Feuerzang sollst du mir leihen, daß ich meine Bäurin wieder
einmal angreifen kann.«
Das gefiel dem Schmied. Er tauchte die Stange ins Wasser, daß sie
zischte, und deutete auf eines von den Rußbildern. »Die erste dort,
die Luzel ist es. Einmal fahrt sie zur Kirchweih nach Bärnloh, ich bin
allein im Haus. Um Mitternacht klopft es an die Tür, steht ein
Kohlschwarzer draußen, die Augen glosen ihm. Ich soll ihm den
Rappen beschlagen. Ich schau das Roß an. Es hat zwei schwarze
Zöpf geflochten wie die Luzel. Die zwei wilden Augen schauen mich
an wie die Luzel, wann sie mit mir gerauft hat. Ich beschlag das Roß
auf allen vier Hufen. Der Kerl springt drauf, sagt kein Geltsgott, und
reitet dahin. In der Früh liegt mein Weib neben mir im Bett mit
Hufeisen an Händen und Füßen.«
Der Sulpiz lachte, daß das Eisen in der Werkstatt klirrte.
»Du kannst leicht lachen, Schmied, dich martert nix,« sagte der
Zahnwehmann und hielt sich den verbundenen Kopf.
»Schäm dich, Musikant,« tadelte der Rußige. »Du bist so stark wie
ein Felsenbaum und dabei so ungesund.«
»Wer ist heutigentags gesund?« greinte der Lukas. »Ja, vormals
haben die Leut mehr ausgehalten. Mein Vater zum Beispiel hat Glas
gefressen, das Blut ist ihm aus dem Maul geronnen, er hat Bier
darüber gegossen, und gut ist es gewesen. Bis er einmal so ein
neuartiges Lampenglas gegessen hat, da ist er magenkrank worden.
Das neumodische Teufelswerk ist nix nutz, das altwäldlerische Glas
ist viel milder gewesen.« Und er wimmerte auf: »Weh und weh,
mein Zahn!«
Der Schmied ließ sich auf den Amboß hin: »Duck dich her, Lukas!«
Da kauerte der Musikant auf die Erde, der Sulpiz klemmte den
verbundenen Kopf zwischen seine Kniee und zog einen Schlüssel aus
der Tasche.
»Tu das Maul auf! Welcher Zahn ist es?«
Ächzend deutete der Leidensmann in sich hinein. Der Schmied
griff zu und drehte, daß ihm die Adern am Arm schwollen, indes der
Geklemmte die vierzehn Nothelfer anschrie.
»Der Stockzahn rührt sich nit, der Teufel!« schalt der Sulpiz. Er
fuhr dem Gepeinigten noch einmal ins Gebiß, und mit einem Ruck,
daß schier der Amboß wankte, riß er einen mächtigen Zahn heraus.
»Du hast den falschen erwischt,« rief der Lukas, »das gilt nit!«
»Die Hauptsach ist, daß das böse Blut abgeht,« tröstete der
Zahnbrecher. »Jetzt geh zum Misthaufen und speib das Blut aus!«
Der Musikant legte ein Sechserlein auf den Amboß. »Wenn es
besser wird, trag ich den Zahn nach Maria-Dorn und häng ihn der
Muttergottes mit einem seidenen Band um den Hals,« gelobte er.
»Und du lümmelst noch allweil da?« schnauzte der Schmied den
Dullhäubel an. »Ich verdien Geld, und du versäumst dein Geschäft.«
»Ich kann nix versäumen, Meister.«
»Eine junge Dirn ist da gewesen und hat nach deinem Hof
gefragt. Sie will in den Erdspiegel schauen.«
Hastig nahm der Dullhäubel den Weg unter die Füße.
Es war zum erstenmal, daß ihn jemand um den Erdspiegel anging.
Die Leute waren schon zu klug. Zu des Ähnels Zeiten trug der
Spiegel viel mehr ein als der Opferstock in der Kirche, die Bittsteller
kamen aus aller Weite; wer ihnen das Roß gestohlen oder den Stall
verhext, wollten sie wissen und wollten allerhand Heimliches
ausfindig machen. Das war vorbei.
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