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ADB:Haßler, Konrad Dieterich

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Artikel „Haßler, Konrad Dieterich“ von Karl Gustav Veesenmeyer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 15–20, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ha%C3%9Fler,_Konrad_Dieterich&oldid=- (Version vom 30. November 2024, 09:30 Uhr UTC)
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Haßler: Konrad Dieterich H., wurde am 18. Mai 1803 geboren als Sohn des Johann Konrad H., zweiten Geistlichen in dem großen Albdorfe Altheim, welches zu dem Gebiet der Reichsstadt Ulm gehört hatte, und damals eben durch den Reichsdeputationshauptschluß kurfürstlich baierisch geworden war; er ist also eigentlich geborner Baier. Sein Großvater Marcus H., war Rector des Ulmischen Gymnasiums gewesen, seine Mutter war aus altulmischem Bürgergeschlechte. Der junge Pfarrerssohn ging in die Dorfschule mit den Bauerkindern; im zwölften Jahre kam er in das Ulmer Gymnasium und siebenzehn Jahre alt bezog er die Universität Tübingen. Er studirte von Anfang an eifrig Philosophie und Theologie, wendete aber bald seine Studien vorzugsweise den morgenländischen Sprachen zu, weil er glaubte auf diesem weiten Gebiet leichter neue Eroberungen machen zu können, als auf dem der klassischen Philologie. Daher vertauschte er denn Tübingen mit Leipzig, weil jenes ihm für seine orientalischen Studien nicht genug Hülfe zu bieten hatte. In Leipzig hörte er Hebräisch und Arabisch bei Rosenmüller, Syrisch bei Winer, wurde Mitglied der hebräischen Gesellschaft des letztern und betheiligte sich eifrig an den Interpretations- und Disputirübungen. Bald schloß er sich an neugewonnene Freunde innig an, und versuchte mit einem derselben, Heinr. Leber. Fleischer (dem berühmten Leipziger Professor) auf eigene Faust arabische Schriftsteller zu lesen. Nach der Heimath zurückberufen, um sein theologisches Examen zu bestehen, blieb er mit den Leipziger Freunden in eifrigem Briefwechsel, und als Fleischer ihm schrieb, er komme demnächst nach Paris als Hauslehrer bei dem Duc de Vicence, Caulaincourt, da litt es ihn nicht länger: er antwortete sogleich, daß er auch nach Paris kommen wolle um dort erst recht arabisch und persisch zu treiben. So geschah es. Im Handschriftensaal der Bibliothek war er täglich zu treffen, und zu Hause arbeitete er unermüdlich, anfangs allein, denn der treue Freund Fleischer war auf das Erbschloß des Herzogs in die Picardie entführt worden, später mit diesem in Gemeinschaft. Im Cafe Corazza im Palais Royal fanden beide sich oft mit jungen Orientalisten deutscher Zunge zusammen, mit dem Gießener Schulz, dem würtemberger Landsmann Julius Mohl, dem Schweizer Hirzel, dem Coburger Dorn, jetzt Akademiker in St. Petersburg, und diesem Kreise führte Fleischer noch den geistvollen Mathematiker Dirichlet zu, damals Hauslehrer bei dem General Foy. Außer der reichen Ausbeute für sein erwähltes Specialfach verdankte H. diesem Pariser Aufenthalte nicht nur seine freie Beherrschung der [16] französischen Sprache, sondern auch, zum Theil wenigstens, seine Gewandtheit im geselligen Verkehr, seine verbindliche, und doch zu seinem eigenen Sinn und Willen freundlich drängende Manier, die eben dort fein geschliffen wurde. Im übrigen blieb er ein ganzer Deutscher, ein echter Schwabe, ja ein specifischer Ulmer, was sich auch in gewissen dialectischen Eigenthümlichkeiten der Aussprache bemerklich machte. Nach anderthalb Jahren kehrte er zurück, zunächst in das Elternhaus, welches inzwischen nach Degenfeld am Nordfuß der schwäbischen Alb versetzt war und bestand bald darauf in Stuttgart die sog. Professoratsprüfung. Zuerst war er nun Pfarrvicar; ein Professor der orientalischen Sprachen an einer Universität ist er nie geworden. Zwar anfangs durfte er hoffen, nach Tübingen berufen zu werden. Nach dem Tode Bengel’s wurde 1838 vom König der eben erst aus Göttingen entfernte Ewald angestellt, der sich übrigens nie recht in die würtembergische Art finden konnte. Von H. war wol die Rede gewesen, aber in Vorschlag war er nicht wieder gekommen, auch nach Ewald’s Abgang nicht. Vielfache amtliche und außeramtliche Geschäfte haben ihn auch später nie dazu kommen lassen, die von ihm zur Herausgabe mit sorgfältigem Fleiß vorbereiteten Orientalia, namentlich ein in Paris von ihm in Folio sehr schön abgeschriebenes Manuscript der arabischen Annalen des Joannes Ibn Said, ferner eine Handschrift der Makamen Hamadânis u. a. wirklich herauszugeben. Aber er hat sein Lebenlang eine Liebe zum Morgenlande bewahrt wie eine Jugendliebe, und in dem Verzeichniß seiner Schriften wird sich der Beweis finden, daß er, wenn auch gleichsam nur privatim, doch ein Orientalist geblieben ist. Unmittelbar nachdem in dem für seinen Lebensberuf entscheidenden Jahre 1826 seine Aussicht auf eine Universitätsanstellung im Vaterlande zu nichte geworden war, erhielt er eine Stelle als Professor am Gymnasium seiner Vaterstadt, an dessen beiden oberen Classen er nun Religion, philosophische Propädeutik, Deutsch und Hebräisch zu lehren hatte. Bald darauf, noch ehe er definitiv angestellt war, gründete er in Ulm sein Haus, und führte in dasselbe die Schwester seines Freundes Matthias Müller, des Mathematikers, als Gattin ein, am 22. Mai 1827. Sein Amt hat er mit dem feurigsten Eifer angetreten und ihm seine volle Jugendkraft gewidmet. Wer damals zu seinen Füßen gesessen hat, weiß es zu rühmen, welch ein vortrefflicher Lehrer er war. Und nicht blos die Beherrschung des Gegenstandes, der wissenschaftliche Eifer, die geistige Kraft war es, die ihn seinen Schülern damals so werth machte, sondern zugleich der entgegenkommende herzliche Ton, den er mit den einzelnen anschlug, die väterliche Sorgfalt, die er ihnen angedeihen ließ, und die liebenswürdige Humanität, mit der er auch außer den Schulstunden mit seinen Schülern umging, gewann ihm die Herzen. Bald aber fing H. an, über den Schülerkreis hinaus in lebendige Beziehungen zu seinen Mitbürgern zu treten, und zwar zunächst wieder als Lehrer. Er leitete, überall der Professor, die Uebungen in Vorträgen aus den verschiedensten Gebieten in der damals eben 200 Mitglieder zählenden Turngemeinde, deren Ehrenmitglied er war. Die süddeutschen Liederkränze und Sängerfeste waren die eigentlichen Träger der Keime nationalen Lebens in jener uns jetzt schon so ferne liegenden Zeit. H. führte dem Ulmer Liederkranz, welcher 1826, einer der ersten in Schwaben, gestiftet worden war, die letzten Reste der in Ulm noch in schwachem Leben fortglimmenden Meistersänger zu, vier einfache Bürger, die ihre Tafel und ihre Bücher dem Liederkranze vermachten: mit ihnen sind die letzten Meistersänger in Deutschland ausgestorben. Er selbst wurde eines der bedeutendsten Mitglieder des Ulmer Liederkranzes und des schwäbischen Sängerbundes, er nahm an der Entwicklung der Liederfeste lebendig thätigen Antheil. So kam das J. 1830 heran und nun schlug die Begeisterung für eine freiere und lebendigere Gestaltung des gesammten Deutschlands in hohen Flammen auf. Die Liederkränze [17] und ähnliche Vereine wurden Mittelpunkte einer politischen Agitation, welche die Führer und Redner in denselben den Regierungen verdächtig erscheinen ließ. Auch H. entging diesem Schicksal nicht. Als die Wogen wieder ruhiger gingen, erhielten einige seiner politischen Freunde wie er selbst, ganz unerwartet, durch einen von Stuttgart gesendeten Specialcommissär strenge Verweise und Verwarnungen. Er war nun zunächst seinem Amt und seinen Studien zurückgegeben. Damals schon hatte er zu sammeln begonnen für eine Specialgeschichte seiner Vaterstadt und ihrer Alterthümer, und fand immer mehr Schätze an Handschriften, Incunabeln, Holzschnitten, ja die Holzstöcke dazu, ferner gelangte eine Anzahl werthvoller Gemälde der schwäbischen Malerschule in seinen Besitz, und diese in aller Stille mit seltener Spürkraft und ungemeinem Glück betriebene Thätigkeit legte den Grund für sein in dieser Hinsicht später so bedeutendes Wirken. Fortwährend aber blieb er vom feurigsten Interesse für das politische Leben des Vaterlandes erfüllt und behielt Fühlung mit allen Schichten der Gesellschaft. So kam es, daß er im Herbst 1844 mit großer Stimmenmehrheit (248 von 285 Stimmen) zum Abgeordneten der guten Stadt Ulm in die würtembergische Ständekammer gewählt wurde. Von seiner Thätigkeit in derselben wollen wir nur erwähnen, daß er zum Referenten in der Eisenbahnfrage berufen wurde, was ihm selbst verwunderlich vorkam. Zwar war er schon im J. 1836 Mitglied eines Comités zur Erbauung einer Bahn von Stuttgart nach Ulm gewesen: damals erschien dergleichen wie eine bedenkliche Neuerung. Es ist sein Verdienst namentlich, daß er den Bau der Stuttgart-Ulmer Linie durchgesetzt hat mit Rücksicht auf die militärische Bedeutung der damaligen Bundesfestung, gegenüber von Fachmännern, welche die Remsthallinie wollten, um die Einsenkung bei Heidenheim zu benutzen und auf einem großen Umweg den schwierigen Albübergang zu vermeiden. In die Zeit der Abgeordnetenthätigkeit Haßler’s fielen noch die Märztage 1848, und gleich darauf wurde die würtembergische Ständekammer aufgelöst. Sofort wurden die Wahlen zu der deutschen Nationalversammlung in Frankfurt anberaumt, und der Wahlbezirk, an dessen Spitze Ulm stand, berief ihn zum Abgeordneten in das deutsche Parlament. Gleich nach der Eröffnung der Versammlung wurde er in die Commission für die Redaction der Protokolle gewählt, womit ihm eine bedeutende Arbeitslast auferlegt war. Er arbeitete indessen stets leicht und rasch und man hatte in ihm den rechten Mann getroffen. Andererseits brachte ihn diese Stellung mit Mitgliedern des Parlaments von der verschiedensten Farbe in persönliche Berührung, wenigstens mit denen, welche die Tribüne bestiegen. Die von manchen Rednern beliebten Correcturen der stenographirten Protokolle brachten manche Noth. Mit allen wußte er übrigens gewandt und fein zu verkehren, und der witzige Ulmer Professor war auch außerhalb seines engern Freundeskreises eine wohlbekannte, überall wohl aufgenommene Persönlichkeit. Seiner politischen Gesinnung nach zählte H. zu den constitutionellen Liberalen. Ein edler Freund, welcher damals in einer andern Gegend des Landes mit Gefahr seines Lebens für die Aufrechterhaltung der Ordnung eingestanden ist, der damalige Regierungsrath von Waser[1], hat für seinen Nekrolog die folgende Charakteristik niedergeschrieben: „Haßler war mit seiner Berufung nach Frankfurt in eine Phase des erregtesten politischen Lebens versetzt, welches freilich Erfolge von unmittelbar praktischer Bedeutung nicht aufzuweisen hat, dem aber die Wirkung nicht abzusprechen ist, das nationale Bewußtsein angeregt, in Fluß gebracht zu haben. Seines politischen Wollens sich klar bewußt, hat er stets Farbe bekannt und treu und fest zur Fahne gehalten. Nur die unwillkürliche und nicht selbst verschuldete Wandlung ist bei ihm wie bei andern eingetreten, daß er aus einem Liberalen ein Altliberaler im Gegensatz zu den Neuliberalen, d. h. den Demokraten [18] werden mußte, aber gerade darum, weil er an seinen politischen Grundsätzen festhielt. Er gehörte zu denjenigen der gemäßigten Partei von 1848, welche durch den Märzsturm sich nicht umwerfen und zu Ueberstürzungen sich nicht fortreißen ließen, welche vielmehr auch im J. 1848 und später sich zu dem bekannten, was sie früher als berechtigt erkannt und erstrebt hatten. Einer solchen Haltung kann man gewiß das Zeugniß der Ueberzeugungstreue nicht versagen, und ebensowenig das der Selbstverleugnung: letzterer nicht, weil diese Haltung eine undankbare war. Vor dem J. 1848 waren diese Charaktere von den Regierungen und gleich nachher von den verhetzten Massen übel angesehen, ohne den verdienten energischen Beistand bei denen zu finden, deren Interessen sie mit Hingebung und Aufopferung vertraten. Mit seltenem Muthe ist er der damaligen Verwirrung und Verwilderung in welche die Freiheitsbestrebungen überzugehen drohten, entgegengetreten. Zur Zeit der größten Aufregung hat er in öffentlicher Versammlung denen, die sich das souveräne Volk par excellence nannten, die Köpfe zurecht gesetzt. Dem Rohmaterial des allgemeinen Stimmrechts mit der currenten Perfidie zu schmeicheln hat er verschmäht, selbst auf die Gefahr hin, der Volkssache abtrünnig zu erscheinen, und in der That blieb es ihm auch nicht erspart, die leidenschaftliche Verblendung in rohen Demonstrationen gegen sich erfahren zu müssen“. Von Haßler’s specieller Thätigkeit in Frankfurt zeugen die Protocolle. Wir erwähnen noch, daß er auch Mitglied der Commission für das Unterrichts- und Volkserziehungswesen wurde, und am 11. Juli in die gesonderte Section für die Einrichtung der Volksschulen gewählt ward. Er gehörte dem Westend-Club an, welcher die preußische Hegemonie in Deutschland anstrebte neben einem möglichst innigen Verhältniß zu Oesterreich, seine Stimme war unter den 290, welche Friedrich Wilhelm IV. zum deutschen Erbkaiser gewählt haben. Als dieser abgelehnt hatte, sah der besonnene Mann, der bei aller idealen Anlage doch die realen Gesetze der Geschichte und Politik wohl zu würdigen wußte, das Traumbild jener Tage in unschöner Verwirrung zerrinnen. Sein klarer, unbefangener Blick erkannte, daß eine ersprießliche Thätigkeit des entzweiten, in leidenschaftlichem Streit der Parteien sich verzehrenden Parlaments nicht mehr zu hoffen sei, und rasch entschlossen zeigte er seinen Austritt an am 11. April 1849. Mit welch lebhafter Freude und Genugthuung er an den großen Ereignissen von 1870 und 1871 und an ihren Folgen, die er noch erleben durfte, Antheil genommen hat, das läßt sich denken. – Er kehrte zu seinem Amt und zu seinen Studien zurück; und wiederum waren es neben seinem Lehramt eifrige Detailstudien der Kunst und der Alterthümer des Mittelalters, denen er seine Zeit und seine Kraft widmete, ganz speciell aber mehr und mehr die Restauration des Ulmer Münsters, welches er täglich vor Augen hatte. Der schon im J. 1842 gegründete Verein für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben hatte von Anfang an die würdige Herstellung dieses herrlichen Bauwerks zu seiner Hauptaufgabe gemacht. H. war schon damals ein rühriges Mitglied, später lange Vorstand des Vereins. Die Behörden der Stadt, voran der Stiftungsrath, hatten sich, vom Alterthumsverein angeregt, mit Eifer der Sache angenommen. Allein die Mittel für das Unternehmen, welche gerade jetzt immer reichlicher hätten fließen sollen, waren durch die für die Kirchenstiftungscasse verhängnißvolle Zehentablösung so empfindlich geschmälert worden, daß an eine Fortsetzung in der begonnenen Weise nicht zu denken gewesen wäre. Hier trat nun H. ein, er wurde der Hauptagitator für die Münstersache. In Schrift und Wort war er für dieselbe unter seinen Mitbürgern thätig; er brachte die Sammlung eines Münsterkreuzers in Gang; er wendete sich an den König, an die Fürsten und an die Regierungen Deutschlands um Collecten für die größte evangelische Kirche Deutschlands in Gang zu bringen, desgleichen an [19] verschiedene Vereine; er brachte es dahin, daß der Gesammtverein der deutschen Alterthumsvereine die Sache des Ulmer Münsters zu der seinigen machte. Sein Schulamt konnte unter diesen Umständen nicht mehr der Mittelpunkt seiner Thätigkeit bleiben. So erschien der im Jahre 1856 ihm ertheilte Urlaub zum Behufe seiner im Auftrage der Stadt unternommenen Rundreisen wie eine Befreiung. Wiederholt ist er ausgezogen, und hat reiche Mittel für die Münsterrestauration erworben. Haßler’s Kenntnisse und Erfahrungen sollten zunächst noch in seinem engern Vaterlande ein neues Feld der Verwendung finden. Der Cultusminister von Golther, selbst einer seiner Schüler, erkannte in ihm den rechten Mann, in dessen Hände die Gründung der Landesalterthümersammlung gelegt werden konnte. Im J. 1858 wurde er zum Conservator der vaterländischen Kunst- und Alterthumsdenkmale ernannt. 1864 erhielt er den Titel eines Oberstudienraths, im folgenden Jahre wurde er endlich als Professor pensionirt und 1867 zum Vorstande der Staatssammlung vaterländischer Kunst- und Alterthumsdenkmale ernannt. Seine wissenschaftlichen Arbeiten legte er in verschiedenen Zeitschriften nieder: vorzugsweise natürlich in den Veröffentlichungen des Vereins für Kunst und Alterthum in Oberschwaben. Er hat zuweilen scherzend behauptet, er müsse diese Veröffentlichungen allein schreiben. Aber im Grunde wollte er das auch; aus einer Art von eifersüchtiger Arbeitslust überließ er andern nicht gern viel, und liebte trotz allem Constitutionalismus in seinen späteren Jahren überhaupt allein das Wort zu haben. Durch seine Beschäftigung mit den vorhistorischen Alterthümern der Pfahlbauten kam er in Verbindungen, an welche er früher nie gedacht hätte. So wurde er 1867 correspondirendes Mitglied des Congresses für vorhistorische Anthropologie und Archäologie und fing an Schädel zu messen und Thierknochen zu bestimmen. Ja in Folge seiner Bemühungen um die Herstellung der alten Glasgemälde, welche die hohen Chorfenster und die Portalbogen des Münsters schmücken, erhielt er sogar von der Jury der schwäbischen Industrieausstellung 1871 die gewerbliche Fortschrittsmedaille. Bei dieser Aufgabe hatte er indessen zum Mitarbeiter einen talentvollen jungen Künstler, Maler Dirr von Erbach, welcher nach seinen Combinationen mit vollem Verständniß des Stils die Farbenskizzen entwarf, nach welchen die ganz unglaublich entstellten Fenster restaurirt wurden. Eben als die letzte Scheibe vollendet war, fing H. an zu kränkeln. Seine Kräfte hatten in den letzten Jahren sichtlich abgenommen, was er selbst deutlich erkannte. Er bestellte sein Haus, und erlag am 17. April 1873 einem entzündlichen Lungenkatarrh. Von seinen zahlreichen Schriften können an dieser Stelle nur die wichtigsten angeführt werden: „Briefe über den Fortgang der asiatischen Studien zu Paris, von einem der orientalischen Studien beflissenen jungen Deutschen“, Ulm, Neubronner 1826. Zweite verm. Aufl. 1830. 8. (Anonym); „Commentatio critica de psalmis maccabaicis. P. I. Ulm 1826. P. II. ib. 1830“; „Paragraphen für den Unterricht in der Philosophie“. 2 Theile. Ulm 1830. 2. Aufl. das. 1852; „Buchdruckergeschichte Ulms. Zur 4. Säcularfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst, mit Facsimiles und artist. Beil. besonders zur Geschichte der Holzschneidekunst“, Ulm, Stettin 1840. 4.; „Fratr. Felic. Fabri evagatorium in Terrae Sanctae Arabiae et Aegypti peregrinationem vol. I–III“, Stuttg. sumt. societ. liter. 1843-49, vgl. Haßler’s Vortrag üb. d. Evagatorium des Predigermönchs Fel. Faber in den Verhandlungen der 1. Versamml. deutscher und ausländ. Orientalisten in Dresden, Leipzig, Engelm. 1845. S. 46 ff.; „Ott Ruland’s Handlungsbuch (vom J. 1444 bis 1464)“, Litt. Verein I. Stuttg. 1843; „Ueber eine in mehreren Handschriften der kaiserlichen Bibliothek zu Paris erhaltene persische Uebersetzung des Alten Testaments“, in den Verhandl. d. deutschen morgenl. Gesellsch. 2. Bd. Leipzig 1848. S. 114; [20] „Verhandlungen der deutschen verfassunggebenden Reichsversammlung zu Frankfurt a. M. (Protocolle, Berichte, Anträge, Petitionen). Herausgegeben durch die Redactionscommission und in deren Auftrag von dem Abgeordneten Haßler“, Frankfurt 1848–49. 4.; „Die Beziehungen Gustav Adolphs zu Ulm. Mit Urkunden. Zur Begrüß. der Theilnehmer an der 17. Hauptvers. des Gustav-Adolphvereins, Ulm 1860; „Das alemannische Todtenfeld bei Ulm“. Mit 5 Steintafeln und Holzschnitten, Ulm 1860. 4.; „Reisen und Gefangenschaft Hans Ulrich Krafft’s von Ulm“ (LXI des lit. Vereins), Stuttg. 1861. 8.; „Schwäbische Fliese“. Mit 21 Steintafeln in Farbendruck, Ulm 1862. 4. „Heinrich Mynsinger, von den Falken, Pferden und Hunden“ (LXXI des lit. Vereins), Stuttg. 1863; „Ulms Kunstgeschichte im Mittelalter“. Mit zahlreichen Holzschnitten und 6 Bildtafeln, Stuttg. Ebner und Seubert 1864. 4. Vgl. die von H. selbst verfaßte Anzeige im christlichen Kunstblatt 1864. Nr. 4 bis 6; „Jüdische Alterthümer aus dem Mittelalter in Ulm. Mit Anhang über das Eigenthum des Platzes vor dem Münsterportal“, Ulm 1865. 4.; „Die Pfahlbauten des Ueberlinger Sees in den Staatss. vaterländ. Alterthümer in Stuttgart“. Mit 6 Steindrucktafeln, Ulm 1866. 4. Vgl. die vorausg. Abhandl. über die Pfahlbauten in der deutschen Vierteljahrsschrift, Stuttg. 1865. S. 109; „Reisen Samuel Kiechels im Orient“ (LXXXVI des lit. Ver.), Stuttg. 1867; „Studien aus der Staatssamml. vaterl. Alterthümer“. Mit 4 Steindrucktafeln u. 2 Holzschnitten, Ulm 1868. 4. Außerdem eine Anzahl von Aufsätzen in der Cotta’schen deutschen Vierteljahrsschrift, in den württemb. Jahrbüchern des historisch[2]-topographischen Bureaus, in den Verhandl. des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben, in der Augsb. Allg. Zeitung, im christl. Kunstblatt, welches Haßler’s letzte Arbeit brachte: „Ueber die mittelalterlichen Steinmetzzeichen“, in Nr. 7, 1872.

Nekrolog in der Allgemeinen Zeitung vom 21. und 22. Septbr. 1873.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 17. Z. 9 v. u. l.: Waaser. [Bd. 12, S. 795]
  2. S. 20. Z. 23 v. o. l.: statistisch (st. historisch). [Bd. 12, S. 795]