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ADB:Ith, Johann Samuel

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Artikel „Ith, Johann Samuel“ von Emil Blösch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 643–644, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ith,_Johann_Samuel&oldid=- (Version vom 1. Dezember 2024, 21:13 Uhr UTC)
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Ith: Johann Samuel I. wurde den 11. Juli 1747 in Bern geboren; sein Vater war ein Handwerker und starb schon frühe; der Knabe, für dessen Erziehung wenig gethan wurde und dessen geistige Entwickelung eher zurückzubleiben schien, wurde, wol vornehmlich der Stipendien wegen, zum Theologen bestimmt. Schon früh veranlaßt, durch Privatunterricht sich Mittel zu verschaffen, verdankte er dieser Thätigkeit die Vielseitigkeit seines Wesens und Wissens, und die Richtung auf pädagogisches Wirken. Nach seiner Aufnahme in das Predigtamt 1770 ging er nach Göttingen und Berlin und warf sich mit Eifer auf das Studium der kantischen Philosophie. 1778 wurde er Oberbibliothekar der Berner Stadtbibliothek und 1781 Professor der Philosophie an der Akademie, indem er sich bei der vorausgegangenen Disputation, wie das bezügliche Gutachten sagt, „als ein Mann ausgewiesen, der mit seltenen Fähigkeiten des Verstandes und vorzüglicher Beurtheilungskraft eine so feine als reine Sprache und ebenso gründliche als ausgebreitete Kenntnisse verbinde“. Bald hernach zum Rector der Akademie ernannt, deren Einrichtung fast ausschließlich auf die Bildung von Geistlichen berechnet war, gab er im Verein mit einigen Freunden den Anstoß zur Errichtung eines sogen. „Politischen Instituts“, das 1787 eröffnet wurde und kurz darauf in Johannes v. Müller seinen berühmtesten Lehrer erhielt. Auch in der theologischen Lehranstalt selbst wurde das veraltete Unterrichtssystem nach den Vorschlägen von I. wesentlich verändert und den neuen Anforderungen angepaßt. Im J. 1796 erhielt er sogar den weitergehenden Auftrag zur Ausarbeitung einer umfassenden neuen Schulordnung, wurde aber, ehe dieser Plan zur Ausführung gelangte, nach der Auffassung der einen zur Belohnung für seine Verdienste, nach Anderen, weil er zu sehr den neuen Ideen zuneigte, auf eine einträgliche Landpfarrstelle versetzt. Als im Revolutionssturm des J. 1798 das alte Bern stürzte und die gesammte Schweiz in eine helvetische Republik umgestaltet wurde, fiel auf I. die Wahl zu einem Minister der [644] Künste und Wissenschaften. Er nahm diese Stellung nicht an, wohl fühlend, daß er dem politischen Parteikampf solcher Zeiten nicht gewachsen sei, kam aber 1799 als oberster Pfarrer und Dekan an die Münsterkirche in Bern, und trat damit an die Spitze der Bernischen Kirche. Unter äußerst schwierigen und namentlich für die Geistlichkeit höchst peinlichen Umständen vertheidigte er auf geschickte Weise die Rechte der Kirche und ihre Stellung im Staate, so in seiner Schrift: „Ueber die Verhältnisse des Staats zur Religion und eine demselben angemessene Organisation dieser letzteren im protestantischen Helvetien“ (1798). Nach Wiederherstellung ruhigerer Zustände wurde 1805, nicht zum wenigsten auf seine Anregung hin, in Bern eine neue Akademie organisirt, und er als einer der drei Curatoren derselben erwählt. Er starb den 8. October 1813. – Herkunft und Bildung machten ihn zu einem Freunde der neuen Zeit; dabei war er aber zu wenig Fanatiker, um nicht von den Ausschreitungen der Revolution sich abgestoßen zu fühlen; seine Stellung zwischen den Parteien zog ihm mehrfach den Vorwurf der Charakterschwäche zu, bei aller Anerkennung seiner geistigen Bedeutung, seiner einsichtigen Bestrebungen und seines verdienstvollen Wirkens. Von seinen Werken ist hervorzuheben seine „Anthropologie“ in 2 Bänden, 1794 (Bd. I. erschien 1803 auch in 2. Aufl.). Beachtenswerth sind eine Anzahl von wohldurchdachten Gutachten und Berichten („Bericht über die Erziehungsanstalten Pestalozzi’s“) und mehrere akademische Reden. Eine Jugendarbeit war die Uebersetzung einer brahminischen Schrift: Ezour-Vedam, Geschichte und Religion der Indier (Leipzig 1779). Weniger Beifall fand er, wie es scheint, als Prediger; als solcher hatte er die schwierige Aufgabe, die Gedächtnißrede zu halten auf den Schultheißen N. Fr. v. Steiger, den Typus des alten patrizischen Bern, als 1805 dessen Leiche aus der Verbannung zurückgebracht wurde.

Monatliche Nachrichten schweizerischer Neuheiten, 1813. – Lutz, Moderne Biographien. – Schärer, Geschichte der öffentlichen Unterrichtsanstalten in Bern. – A. v. Tillier, Geschichte der helvetischen Republik, Bern 1848, Bd. I. – Ersch und Gruber, 2. Sect. Bd. XXVI.