„-ing“ – Versionsunterschied
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HH58 (Diskussion | Beiträge) schlechtes Beispiel, denn dieser Link führt zu einer österreichischen Gemeinde, deren Name mit Englisch nichts zu tun hat :-) |
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Der Wortteil ''-ing'', der in englischen Wortbildungen begegnet, wie etwa ''[[Doxing]], [[Drumming]], [[Framing |
Der Wortteil ''-ing'', der in englischen Wortbildungen begegnet, wie etwa ''[[Doxing]], [[Drumming]], [[Framing]], [[Jogging]], [[Jumping]], [[Loving]], [[Nudging]], [[Stalking]], [[Sucking]], [[Talking]], [[Walking]]'' etc., steht nicht im Zusammenhang mit diesem deutschen Suffix, sondern entstand aus einem Zusammenfall von Endungen, die deutschem ''-ung'' (Nominalisierung) bzw. ''-end'' (Partizip Präsens) entsprechen.<ref>[https://www.etymonline.com/search?q=-ing&ref=searchbar_searchhint Online Etymology Dictionary s.v. ''-ing'']</ref> |
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== Personennamen == |
== Personennamen == |
Version vom 2. Juli 2019, 17:13 Uhr
-ing als althochdeutsch-germanisches Suffix bezeichnet eine Zugehörigkeit zum vorhergehenden Wortteil, der in der Regel ein Personenname ist. Das Suffix trägt damit die Bedeutung „Kind(er), Nachkommen, Leute, Sippe [desjenigen, dessen Name im Vorderglied genannt wird]“. Mit dem Suffix -ingen versehene Wörter können sowohl Personennamen als auch Ortsnamen sein.
Die hauptsächlichen Varianten lauten -ang(en), -engo, -in(c)k, -ing(en/er), -ongen, -ung(e/en).
Der Wortteil -ing, der in englischen Wortbildungen begegnet, wie etwa Doxing, Drumming, Framing, Jogging, Jumping, Loving, Nudging, Stalking, Sucking, Talking, Walking etc., steht nicht im Zusammenhang mit diesem deutschen Suffix, sondern entstand aus einem Zusammenfall von Endungen, die deutschem -ung (Nominalisierung) bzw. -end (Partizip Präsens) entsprechen.[1]
Personennamen
Die wohl frühesten Formen dienen zur Bezeichnung von Gruppenzugehörigkeiten mittels eines Vornamen, vermutlich des Anführers oder Altvorderen der jeweiligen Gruppe. Während diese Ableitung im Süden schon in althochdeutscher Zeit verschwindet, hält sie sich im Norden (Niederlande, Friesland, Stammesherzogtum Sachsen, Mecklenburg, Pommern) wesentlich länger. Sie erfüllt hier die Funktion „ist Sohn von“ als Patronymikon.[2]
Beispiele:
- Berning, Bennig, Behning zu Bernhard
- Humperdinck zu Humbert
- Lortzing zu Lorenz
Die Zugehörigkeit zu einer Familie kann ebenfalls damit bezeichnet werden, vor allem in der Geschichtswissenschaft vor der Entstehung von Nachnamen. Ein Zeugnis aus dem Bereich der Mythologie ist der Name der Nibelungen, der zudem als Teillinie der Arnulfinger, einer der Stammlinien der Karolinger, der Kinder und Kindeskinder Karl Martells, auftritt (ähnlich Merowinger).
Ortsnamen
Die Endung -ingen ist eine Wortendung vieler Ortsnamen im deutschsprachigen Raum. Wie auch bei Familiennamen wird eine Zugehörigkeit ausgedrückt, in der Regel ist der vorhergehende Wortteil ein Ort oder eine Person. Der lokativische Dativ Plural -ingen (altfränkisch -ingan) dient zunächst als Stellenbezeichnung, die dann auf einen eigentlichen Ortsnamen übertragen werden kann. Häufig gehen auch diese Ortsnamen auf einen Personennamen zurück und beziehen so die Siedlung auf einen lokalen Anführer (z. B. Mainflingen < Mainolf). Daneben ist auch ein Bezug auf die geographischen Gegebenheiten der Siedlung möglich (z. B. Göttingen < altsächsisch gota ‚Bach‘).
Vorkommen
Der Ortsnamentyp kommt in allen Gegenden vor, die von der Völkerwanderung bis ins frühe Mittelalter (etwa 6.–9. Jahrhundert) germanisch besiedelt waren oder wurden.[3] Heimatkundler bringen die Endung gerne mit speziellen Phasen oder Gruppen in Verbindung, etwa der fränkischen Landnahme oder auch – gerade im Gegensatz zu fränkischen Siedlungen – mit den Alamannen. In Österreich markieren die -ing-Namen explizit den Raum und die Zeit der sukzessiven bajuwarischen Landnahme in den seinerzeit slawischen Alpenraum vom 7. bis zum 9. Jahrhundert, wo sich an den Südosträndern dann charakteristische Mosaikgebiete einer Mischbevölkerung ergeben. Extrem selten sind sie dagegen im Bereich der hochmittelalterlichen deutschen Ostsiedlung (etwa Gräningen im Havelland).
Varianten
Durch Lautverschiebungen sind einige Abwandlungen mit der gleichen Bedeutung entstanden:
- Eine lautliche Variation ist -ing/-inge/-ingen oder auch verkürzt -in.
- Dabei findet sich -ing besonders in England (etwa Reading), in Dänemark (Kolding, Jelling) sowie dem bis ins 19. Jahrhundert mit Dänemark verbundenen Herzogtum Schleswig.
- Auch im oberdeutschen Sprachraum findet sich -ing. Östlich des Lechs, im bairischen Sprachgebiet, wird geschrieben wie gesprochen -ing (z. B. Tutzing, Haiming, Petting, Fucking). Westlich des Lechs dagegen, im schwäbischen Sprachgebiet lautet die Schriftform -ingen (schwäbisch ausgesprochen -enga) und ist besonders häufig anzutreffen (z. B. Esslingen, Tübingen, Überlingen, Sigmaringen).
- Im Niederländischen und im Niedersächsischen (Scheveningen, Groningen, Selsingen) ist -ingen ebenfalls verbreitet.
- Auf den Märkischen Kreis beschränkt ist die verkürzte Variante -in (Reblin, Rärin).
- Die Variante -inge findet sich z. B. bei Blekinge, einer schwedischen Provinz.[4]
- Sogar in Norditalien existieren Ortsnamen auf -ingen, die auf die Langobarden zurückgehen und heute italianisiert auf -engo enden (vgl. die Gemeinde Marling, italienisch Marlengo, in Südtirol).
- Eine weitere Grundvariante ist -ung(en), das vor allem in Thüringen, der Rhön, am Harz und in Hessen geläufig ist.[5]
- Die Endung -ange in Lothringen, Belgien und Luxemburg ist häufig eine recht junge Franzisierung von -ingen; in Nordfrankreich setzt dieses Ortsnamensuffix jedoch direkt die altfränkischen Formen fort.
Die Endung -ing(en) ist mitunter zu -en verschliffen worden oder ganz entfallen (vgl. Walsrode < [Walenis] Roding). Sie erscheint außerdem in verschiedenen Verbindungen:
- mit -heim als -igheim (Bietigheim, Besigheim in Südwestdeutschland) sowie als -inghem und -inghen in Nord-Pas-de-Calais (Tatinghem, Echinghen) bzw. mit altenglisch -hām als -ingham (Birmingham, Nottingham, Bellingham) in England;
- mit -hofen/-hoven als -inghoven zwischen Eder und Lippe (Sauerland), in der deutschsprachigen Schweiz als -ikon (< -ighofen/-inghoven)[4];
- mit -haus als -inghausen (Recklinghausen), später manchmal zu -ingsen verkürzt (Lendringsen), häufig im altsächsischen Sprachgebiet;
- mit einem Rodungsnamen als -ingerode (Wernigerode), vor allem am Harz;
- mit dem Suffix -bostel für eine Bauernstelle (Bad Fallingbostel, Bendingbostel);
- in England mit -town für umfriedete Siedlung als -ington (Islington, Kensington, Wilmington).
- Im Nordgermanischen haben sich Fügungen wie -köbing (dänische Ortsnamenendung), -köping (schwedische Endung) und Kaupang (norwegischer Ortsname, alle von altnordisch kaupa „kaufen“, also etwa „Marktflecken“), etabliert.
Unechte -ing-Namen
Es gibt eine Fülle von heutigen Namen auf -ing, die sich nicht sinnvoll auf eine Bildung zu einem Personennamen oder anderem Toponym rückführen lassen, und die nicht auf frühmittelalterliche Hofgründungen zurückgehen. Diese werden unechte -ing-Namen genannt und sind ihrer Herkunft wie auch dem Alter nach häufig unklar. Teilweise handelt es sich um eine spätere Umwandlung anderer Namensendungen, die an die verbreitete Endung -ing angeglichen wurden. Manche werden auf Adjektive mit dem Suffix -ic oder -ig zurückgeführt. Andere entstanden aus der Zugehörigkeitsbezeichnung -ar(e)n/-er(e)n zu einer Flur oder Tätigkeit (Fisching in der Steiermark von Uissern, Viscaern ‚bei den Fischern‘[6]). Sie könnten sogar Eindeutschungen slawischen oder noch älteren Namensguts sein (etwa zum Ortssuffix -iče, so vielleicht Faning in Kärnten, vgl. slow. Baniče zu awarisch ban ‚Fürst‘[7]). In die letztere Gruppe fallen auch die häufigen Flussnamen auf -ing, die etwa zur slawischen Gewässernamensendung -ika[7] und ähnlichem zu stellen sind; hierbei sind die gleichlautenden -ing-Siedlungsnamen gewöhnlich von den Gewässernamen abgeleitet (Liesing, Wien aus *lěsьnika ,Waldbach‘; Kößing in der Oberpfalz aus kozina ‚Ziegenbach‘), denen später manchmal noch ein tautologisch verdeutlichendes -bach angehängt wurde (z. B. Lassing und Lassingbach).
Weblinks
- Schweizer Ortsnamen auf -ikon und andere ( vom 22. Oktober 2012 im Internet Archive)
Einzelnachweise
- ↑ Online Etymology Dictionary s.v. -ing
- ↑ Konrad Kunze: dtv-Atlas Namenkunde. S. 79.
- ↑ Jürgen Schrader: Der Flecken Calvörde. Eine 1200-jährige Geschichte. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2011, S. 70.
- ↑ a b Konrad Kunze: dtv-Atlas Namenkunde. S. 91.
- ↑ B. Lex: Ortsnamen der Thüringischen Landeschronik (Codex Gothanus Chart. B 180). Magisterarbeit, Jena 2001.
- ↑ Otto Michael Schinko: Von Achner bis Zugtal. Berg-, Gewässer-, Haus-, Ried- und Siedlungsnamen im oberen Murtal. disserta Verlag, Hamburg 2015, S. 33 (online).
- ↑ a b H. D. Pohl: Slawische und slowenische (alpenslawische) Ortsnamen in Österreich (Webartikel, Übersicht).