Gamesa

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. Oktober 2024 um 19:44 Uhr durch L. aus W. (Diskussion | Beiträge).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gamesa Corporación Tecnológica S.A.

Logo
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 28. Januar 1976
Auflösung 3. April 2017
Auflösungsgrund Fusion zu Siemens Gamesa
Sitz Zamudio, Spanien
Leitung Ignacio Martín (Vorstandsvorsitzender)
Mitarbeiterzahl 9.367 (2016)[1]
Umsatz 6,612 Mrd. Euro (2016)[1]
Branche Erneuerbare Energien
Stand: 21. Dezember 2017

Gamesa Corporación Tecnológica war ein börsennotierter Hersteller von Windkraftanlagen mit Sitz in Zamudio bei Bilbao in der nordspanischen Provinz Vizcaya. Neben Windkraftanlagen stellte Gamesa auch Photovoltaikanlagen und Solarparks her. Gemessen an der neu installierten Leistung von 3700 Megawatt war Gamesa im Jahr 2016 nach Vestas, GE Wind Energy und Goldwind weltweit der viertgrößte Hersteller bei Onshore-Windkraftanlagen[2] (2015: 3100 MW[3]). Im April 2017 ging das Unternehmen nach Fusion mit der Windenergiesparte von Siemens im neu gegründeten Unternehmen Siemens Gamesa auf.[4] Kurz nach der Übernahme wurden viele Mängel bekannt, sodass es zu einem starken Wertverlust des Unternehmens kam[5] und staatliche Garantien gefordert wurden.[6]

Gamesa Innovationspark in Navarra
Gamesa Innovationspark in Navarra

Das Unternehmen wurde 1976 als Grupo Auxiliar Metalúrgico, SA als Maschinenbauunternehmen gegründet; ab den frühen 1990er Jahren ist das Unternehmen als Zulieferer in der Luftfahrtindustrie und im Bau von Windenergieanlagen tätig.

Im Bereich der Windenergie war zunächst der dänische Windenergieanlagenhersteller Vestas Wind Systems als technischer Partner mit 40 % an Gamesa beteiligt.[7] Der Vertrag über die technische Zusammenarbeit beider Unternehmen sah vor, dass Gamesa das Angebot der Windenergieanlagen auf Spanien, Lateinamerika und Nordafrika begrenzt. Mit Zustimmung von Vestas durften Gamesa-Anlagen auch in anderen Regionen angeboten werden. Die Anlagen beider Unternehmen aus dieser Zeit waren technisch vergleichbar. Im Jahr 2001 verkaufte Vestas seinen Anteil an Gamesa für umgerechnet 287 Mio. Euro.[8] Der Verkauf sah außerdem einen Technologietransfer zugunsten Gamesa für die Anlagen G52, G58, G66 und G80 vor.

Im Jahr 2000 erfolgte der Börsengang und wenig später wurden die historischen Aktivitäten in der Luftfahrt- und Automobilzuliefertätigkeiten abgegeben. Die Aktivitäten von Gamesa bestanden von diesem Zeitpunkt an aus der Herstellung und Wartung von Windturbinen sowie der Entwicklung und dem Bau von Windparks.

Im Jahr 2003 übernahm Gamesa den früheren spanischen Windkraftanlagenhersteller Made.[9] Vier Anlagen des Herstellers vom Typ AE-59/800kW, welche 2003 errichtet wurden, stehen im Windpark Es Milà auf Menorca.

Das Unternehmen war in den Ländern Spanien, Argentinien, Australien, Brasilien, China, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, Mexiko, Polen, Portugal, Dominikanische Republik, Uruguay, Vereinigtes Königreich und in den Vereinigten Staaten tätig. Die deutsche Tochterfirma mit Sitz in Oldenburg firmierte unter Gamesa Energie Deutschland GmbH. Das 2005 gegründete Unternehmen entwickelt Windparks in Deutschland und wurde 2019 von enercity übernommen.[10]

Im Juni 2009 wurde der Prototyp der G128-4.5MW, mit 4,5 Megawatt Nennleistung im Windpark Jaulín in Betrieb genommen. Mit einem Rotordurchmesser von 128 Metern war sie zu diesem Zeitpunkt die Windkraftanlage mit dem größten Rotor der Welt und damit größer als zum Beispiel die Enercon E-126.

Gamesa war seit Dezember 2013 wieder Teil des Börsenindex IBEX 35.[11]

Am 9. März 2015 wurde die Zusammenarbeit von Gamesa und dem französischen Industriekonzern Areva im Windenergie-Offshore-Bereich bekannt.[12] Die Offshore-Windenergieanlagen beider Unternehmen wurden seitdem unter der Firma Adwen angeboten. Nach einer Entscheidung des Areva-Verwaltungsrats im September 2016 hat Areva seine Adwen-Anteile an Gamesa verkauft.[13] Die Adwen GmbH hat ihren Sitz in Bremerhaven und ist Nachfolgerin der AREVA Wind GmbH (davor: MULTIBRID GmbH).

Das spanische Energieversorgungsunternehmen Iberdrola hielt Anfang 2016 knapp 20 % an Gamesa. Im Juni 2016 wurde bekannt, dass sich Siemens und Gamesa grundsätzlich auf eine Fusion ihrer Windenergie-Geschäfte geeinigt haben. Abgeschlossen wurde die Fusion zwischen Siemens Wind Power und Gamesa zum 3. April 2017, indem Siemens 59 % der Geschäftsanteile an Gamesa erwarb. Mit Fusion wurde die Marke Siemens Gamesa Renewable Energy eingeführt.[14] Adwen musste infolge der Fusion die Produktion in Bremerhaven-Luneort im Juni 2017 einstellen, da Siemens beschlossen hatte, stattdessen den Standort Cuxhaven auszubauen.[15]

Der Hauptsitz und die Zentrale für die Onshore-Aktivitäten verblieben in Spanien. Die Offshore-Aktivitäten wurden an den bisher von Siemens Wind Power genutzten Standorten in Hamburg und Vejle gebündelt.

Der Siemens-Aufsichtsrat hat dem Kauf des Aktienpakets von 8,1 Prozent an Siemens Gamesa in seiner regulären Sitzung am 4. Februar 2020 zugestimmt und Siemens hat alle von Iberdrola gehaltenen SGRE-Anteile zum Kaufpreis von 20,00 Euro pro Aktie übernommen, das entspricht einem Gesamtbetrag in Höhe von 1,1 Milliarden Euro. Alle Rechtsstreitigkeiten zwischen Iberdrola und Siemens werden beigelegt.[16]

Anteil Anteilseigner
67,1 % Siemens
32,9 % Streubesitz

Stand: 17. Februar 2020

Frühere Anlagetypen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Windenergieanlagen an Land (onshore)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis auf wenige Ausnahmen wurden Gamesa-Anlagen im Onshore-Bereich eingesetzt. Die Gamesa-Technologie setzt auf den Einsatz eines Getriebe in Verbindung mit einem doppelt gespeisten Asynchrongenerator.

Anlagentyp Nennleistung (kW) Rotordurchmesser (m) Bild
G132-5.0MW 5000 132
G128-5.0MW 5000 128
G128-4.5MW 4500 128
G132-3.3MW 3300 132
G126-2.5MW 2500–2625 126
G114-2.5MW 2500 114
G106-2.5MW 2500 106
G114-2.0MW 2000 114
G97-2.0MW 2000 97
G90-2.0MW 2000 90
G87-2.0MW 2000 87
G83-2.0MW 2000 83
G80-2.0MW 2000 80
G66-1.65MW 1650 66
G58-850kW 850 58
G52-850kW 850 52

G114-2.0MW: Im Dezember 2014 wurde die speziell für Schwachwindstandorte konzipierte Windkraftanlage Gamesa G114-2.0MW von dem Fachmagazin Windpower Monthly zur Windkraftanlage des Jahres in der Kategorie „Onshore-Turbinen bis 2,9 MW“ ausgezeichnet.[17]

G126-2.5MW: Im Oktober 2015 stellte Gamesa mit der G126-2.5MW eine Schwachwindkraftanlage vor, die 2017 in Serienfertigung gehen sollte.[18] Im Dezember 2016 wurde die G126-2.5MW vom Fachmagazin Windpower Monthly zur Windkraftanlage des Jahres in der Kategorie „Onshore-Turbinen bis 2,9 MW“ ausgezeichnet.[19]

Windenergieanlagen auf See (offshore)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für den Offshore-Bereich wurde aus der Windenergiesparte von AREVA in Kooperation mit Gamesa 2015 das gemeinsame Unternehmen Adwen mit Sitz in Bremerhaven gegründet.[12] Mit der Fusion zu Siemens Gamesa wurde die Adwen-Technologie zugunsten der getriebelosen Siemens-Technologie im Herbst 2017 aufgegeben.[20]

Gamesa-Offshore-Projekte waren:

  • Im Frühjahr 2007 wurde im Hafen von Bilbao der Nearshore-Windpark El Abra in Betrieb genommen (fünf G80-2.0MW.) Die Gesamtleistung des Windparks beträgt 10 Megawatt. Die Turbinen wurden direkt an der Mole des Hafens errichtet.[21]
  • Ende 2013 wurde im Hafen von Arinaga auf Gran Canaria eine G128-5.0MW errichtet.
  • Im Jahr 2018 wurde die erste schwimmende Windkraftanlage in Spanien ebenfalls vor Gran Canaria errichtet. Sie trägt den Namen Elican. Zum Einsatz kam eine G132-5.0MW. Die Anlage wurde auf einer neuartigen Turmbauart installiert.[22]
Anlagentyp AD 5-116 AD 5-135 AD 8-180
Nennleistung (kW) 5000 5000 8000
Rotordurchmesser (m) 116 135 180
Bild

Offshore-Windparks mit Adwen-Windkraftanlagen und AREVA Wind-Technologie:

Am 21. Juni 2016 haben Adwen und Zulieferer LM Wind Power das mit 88,4 Meter seinerzeit längste Rotorblatt der Welt für die Adwen AD 8-180 vorgestellt.[23] Der einzige Prototyp der AD 8-180 mit 8 MW Nennleistung und 180 Meter Rotordurchmesser wurde im Frühjahr 2017 auf dem stillgelegten Verkehrslandeplatz Bremerhaven-Luneort errichtet und im Juli 2017 in Betrieb genommen.[24] Der Betrieb des Prototyps wird als Forschungsprojekt durch das Fraunhofer IWES begleitet und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.[25]

Commons: Gamesa Corporación Tecnológica – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Annual report 2016. (PDF) Gamesa, abgerufen am 11. Februar 2019 (englisch).
  2. Vestas wieder Windweltmeister – Nordex erobert Top-10-Position. IWR, 23. Februar 2017, abgerufen am 25. Februar 2017.
  3. Goldwind verdrängt Vestas als Onshore-Marktführer, Siemens bleibt Offshore-Spitzenreiter. IWR, abgerufen am 23. Februar 2016.
  4. Thomas Urban: Mit der Kraft des Windes. In: Süddeutsche Zeitung. Abgerufen am 1. Juni 2018.
  5. Margit Siller, Stephan Lina: Problemfall Windkraft: Siemens Energy mit Milliardenverlust. In: br.de. 7. August 2023, abgerufen am 14. November 2023.
  6. Tauziehen um staatliche Milliardenhilfe für Siemens Energy
  7. Joachim Zentes, Bernhard Swoboda: Fallstudien zum Internationalen Management. 2., vollst. überarb. Auflage. Springer-Verlag, 2004, ISBN 3-409-21513-1 (google.com [abgerufen am 12. Januar 2016]).
  8. Gamesa compra a Vesta el 40 % de Gamesa Eólica. In: El País. 4. Dezember 2001, abgerufen am 12. Januar 2016 (spanisch).
  9. Made - Endesa. In: wind-turbine-models.com. Abgerufen am 13. Juli 2021.
  10. Enercity übernimmt Windkraft-Tochter von Siemens Gamesa. In: Süddeutsche.de. Abgerufen am 16. Oktober 2019.
  11. Bankia vuelve al IBEX 35 acompañado de Gamesa y salen del índice Endesa y Acerinox. In: Radiotelevisión Española. 12. Dezember 2013, abgerufen am 23. Dezember 2013 (spanisch).
  12. a b Gamesa and AREVA create the joint-venture Adwen. Abgerufen am 11. Januar 2016.
  13. Atomkonzern macht Schluss mit Windkraft. In: Handelsblatt. 15. September 2016, abgerufen am 10. Februar 2019.
  14. Siemens-Übernahme beschert Gamesa-Aktionären satte Dividende. IWR, 5. April 2017, abgerufen am 13. April 2017.
  15. Rüdiger Köhn: Die ersten Opfer der Siemens-Gamesa-Fusion. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16. Juni 2017, S. 23.
  16. Siemens übernimmt alle Siemens Gamesa Renewable Energy-Anteile vo … Abgerufen am 14. September 2021.
  17. Turbines of the year - The best wind turbine products of 2014. In: Windpower Monthly, 31. Dezember 2014, abgerufen am 2. Januar 2015.
  18. Gamesa unveils 2.5MW low-wind turbine at China Wind Power 2015. In: Windpower Monthly, 14. Oktober 2015, abgerufen am 14. Oktober 2015.
  19. Turbines of the year: Size matters for industry awards. In: Windpower Monthly, 31. Dezember 2016, abgerufen am 3. Januar 2016.
  20. Siemens Gamesa liefert Direktantriebsanlagen nach Frankreich und nimmt Adwen-Typ aus Sortiment. In: Erneuerbare Energien. Das Magazin. 21. September 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. November 2017; abgerufen am 2. Dezember 2017.
  21. @1@2Vorlage:Toter Link/www.appropedia.orgPort Of Bilbao, Spain Wind Park (Seite dauerhaft nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven). In: appropedia.org, abgerufen am 12. August 2018
  22. The Elican Project In: esteyco.com, abgerufen am 12. Februar 2019.
  23. Meet LM 88.4 P – the world's longest wind turbine blade. In: lmwindpower.com. Abgerufen am 22. Juni 2016.
  24. Jürgen Rabbel: Größtes Windrad der Welt entsteht in Bremerhaven. In: Nord 24. Nordsee-Zeitung, abgerufen am 16. Januar 2017.
  25. Fraunhofer IWES entwickelt Forschungstestfeld für Offshore-Anlagen. Fraunhofer IWES, 20. Dezember 2016, abgerufen am 17. Januar 2017.