„Johannes Erath“ – Versionsunterschied

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{{Zitat|Das Archaische des Rachebegehrens ist etwas Vorkulturelles - siehe „Aug' um Aug'“. Klytämnestra hat viele Gründe, Agamemnon zu hassen. Er hat ihr schon vor und während des Trojanischen Krieges die Tochter geraubt. Der Hass Elektras dagegen ist aus ihr vorenthaltener Liebe generiert. Sie ist immer noch ein Mädchen, das sich allen Männern verweigert. [...] ich habe meinen Schlüssel dazu in einer Theaterfassung von Seneca gefunden. Da fragt Elektra den Vatermörder Ägisth „Was ist schlimmer als der Tod?“ Ägisth antwortet: „Leben, wenn man zu sterben begehrt.“|Johannes Erath|„Elektra“ hat mit uns so unendlich viel zu tun, ''[[Kleine Zeitung]]'', 17. Jänner 2012}}
{{Zitat|Das Archaische des Rachebegehrens ist etwas Vorkulturelles - siehe „Aug' um Aug'“. Klytämnestra hat viele Gründe, Agamemnon zu hassen. Er hat ihr schon vor und während des Trojanischen Krieges die Tochter geraubt. Der Hass Elektras dagegen ist aus ihr vorenthaltener Liebe generiert. Sie ist immer noch ein Mädchen, das sich allen Männern verweigert. [...] ich habe meinen Schlüssel dazu in einer Theaterfassung von Seneca gefunden. Da fragt Elektra den Vatermörder Ägisth „Was ist schlimmer als der Tod?“ Ägisth antwortet: „Leben, wenn man zu sterben begehrt.“|Johannes Erath|„Elektra“ hat mit uns so unendlich viel zu tun, ''[[Kleine Zeitung]]'', 17. Jänner 2012}}


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{{Zitat|[Lohengrin ist] eines der wenigen Märchen ohne Happy End. […] Er kann nicht Mensch werden ohne seine Göttlichkeit zu verlieren. Wenn man sich nicht preisgibt, kann keine Liebe entstehen. So kann eine Beziehung nicht funktionieren, die würde über kurz oder lang auf jeden Fall explodieren, Ortrud fungiert da mehr als Katalysator. Die Frage, wie viel wir von unserem Partner wissen müssen oder ob wir ihm vertrauen, stellen wir uns heute noch genauso.|Johannes Erath|„Lohengrin ist ein Märchen ohne Happy-End“, ''[[Kleine Zeitung]]'', 14. September 2013}}
{{Zitat|[Lohengrin ist] eines der wenigen Märchen ohne Happy End. […] Er kann nicht Mensch werden ohne seine Göttlichkeit zu verlieren. Wenn man sich nicht preisgibt, kann keine Liebe entstehen. So kann eine Beziehung nicht funktionieren, die würde über kurz oder lang auf jeden Fall explodieren, Ortrud fungiert da mehr als Katalysator. Die Frage, wie viel wir von unserem Partner wissen müssen oder ob wir ihm vertrauen, stellen wir uns heute noch genauso.|Johannes Erath|„Lohengrin ist ein Märchen ohne Happy-End“, ''[[Kleine Zeitung]]'', 14. September 2013}}



Version vom 25. September 2016, 14:09 Uhr

Johannes Erath (geboren 1975 in Rottweil) ist ein deutscher Opernregisseur.

Leben und Werk

Erath absolvierte sein Violinstudium bei Rainer Küchl an der Wiener Musikhochschule und bei Hansheinz Schneeberger in Freiburg. Er arbeitete als Orchestermusiker in der Volksoper Wien und in der Orchesterakademie der Wiener Philharmoniker, wechselte danach aber ins Regiefach. Zuerst war er als Assistent u.a. von Willy Decker, Nicolas Brieger, Guy Joosten, Peter Konwitschny und Graham Vick an Theatern in ganz Europa tätig. 2002 wurde er Spielleiter der Hamburgischen Staatsoper, von 2005 bis 2007 war er Stipendiat der »Akademie Musiktheater heute« der Deutsche Bank Stiftung.

Zu den frühen Inszenierungen Eraths zählen überwiegend Werke zeitgenössischer Komponisten, wie die Uraufführung von Jörn Arneckes Drei Helden in Rheinsberg, Gerhard Schedls Triptychon, Dieter Kaufmanns Fuge Unfug-e, Elliott Carters What Next? und die Uraufführung von Péter Eötvös’ „Paradise Reloaded“ an der Neuen Oper Wien. Aus dem klassischen Repertoire inszenierte er Un ballo in maschera in Bremerhaven, Les contes d’Hoffmann und Cendrillon am Stadttheater Bern, Orfeo ed Euridice und Aida an der Oper Köln, Eugen Onegin in Mainz, La traviata und Příhody lišky Bystroušky an der Hamburgischen Staatsoper.

Die tote Stadt an der Oper Graz, 2015
Datei:Le nozze di Figaro 9374-Peralta.jpg
Le nozze di Figaro an der Semperoper Dresden, 2015

Langjährige Zusammenarbeit verband den Regisseur mit der Oper Graz während der Intendanz von Elisabeth Sobotka. Erath inszenierte in Graz im Jahr 2010 Alban Bergs Lulu und Mozarts Don Giovanni, 2012 die Elektra von Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss, 2013 Wagners Lohengrin und 2015 Korngolds Die tote Stadt. Insbesondere der Lohengrin, der 2015 auch an der Oper Oslo zu sehen ist, erlangte breite Zustimmung von Publikum und Presse, die „eine poesievolle, bildgewaltige, teils märchenhafte Inszenierung“ lobte.[1] Die Kostüme dieser Produktion wurden vom französischen Couturier Christian Lacroix entworfen, mit dem Erath bereits für die Kölner Aida zusammen gearbeitet hatte.

Seit 2009 inszeniert Erath auch regelmäßig an der Oper Frankfurt. Er debütierte mit Eötvös’ Opernfassung der Angels In America im Bockenheimer Depot, erarbeitete im Haupthaus 2011 Verdis Otello, 2012 Händels Giulio Cesare in Egitto und im April 2015 Carl Maria von Webers Euryanthe. Im Juni 2015 inszenierte Erath Mozarts Le nozze di Figaro an der Semperoper in Dresden und verwandte dafür eine Reihe von Zitaten aus der Commedia dell’arte.[2] Die FAZ beschrieb seine Interpretation als „Komödie der Verluste“ und kultiversum berichtete: Erath „siedelt die Handlung nacheinander in drei historischen Settings an: Den Anfang macht, auf einem stilisierten Holzpodest, die archaische Welt der Commedia dell’Arte, auf deren Typen auch Da Ponte noch aufbaute. Ihr folgt eine angedeutete Kulissenbühne, die das spätere 18. Jahrhundert repräsentiert. Den Abschluss bildet die offene Bühne der Moderne, wobei hier mit gesprochenen Dialogteilen und eingestreuten französischen Chanson-Fetzen auf dem Akkordeon auch akustisch Mittel der theatralischen Brechung eingesetzt werden.“[3]

Erath hat einen Lehrauftrag für Szenischen Unterricht an der Universität der Künste Berlin.

Zitate

„Der noch junge Regisseur Johannes Erath hat in letzter Zeit verstärkt Aufmerksamkeit bei großen Musikbühnen erregt. [...] Dabei offenbarte er sein Talent für eine psychologisch genaue, verlebendigende Personenregie - was heute keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Dies tritt jetzt auch bei „Otello“ plastisch in Erscheinung. Erath verspannt die Figuren zu einem plausiblen Geflecht, verdeutlich aber auch, dass Otellos Konflikt in dessen eigener Persönlichkeitsstruktur gründet.“

Gerhard Rohde: Der weiße Mohr meuchelt sein Alter Ego, FAZ, 6. Dezember 2011

„Das Archaische des Rachebegehrens ist etwas Vorkulturelles - siehe „Aug' um Aug'“. Klytämnestra hat viele Gründe, Agamemnon zu hassen. Er hat ihr schon vor und während des Trojanischen Krieges die Tochter geraubt. Der Hass Elektras dagegen ist aus ihr vorenthaltener Liebe generiert. Sie ist immer noch ein Mädchen, das sich allen Männern verweigert. [...] ich habe meinen Schlüssel dazu in einer Theaterfassung von Seneca gefunden. Da fragt Elektra den Vatermörder Ägisth „Was ist schlimmer als der Tod?“ Ägisth antwortet: „Leben, wenn man zu sterben begehrt.““

Johannes Erath: „Elektra“ hat mit uns so unendlich viel zu tun, Kleine Zeitung, 17. Jänner 2012
Lohengrin an der Oper Oslo, 2015

„[Lohengrin ist] eines der wenigen Märchen ohne Happy End. […] Er kann nicht Mensch werden ohne seine Göttlichkeit zu verlieren. Wenn man sich nicht preisgibt, kann keine Liebe entstehen. So kann eine Beziehung nicht funktionieren, die würde über kurz oder lang auf jeden Fall explodieren, Ortrud fungiert da mehr als Katalysator. Die Frage, wie viel wir von unserem Partner wissen müssen oder ob wir ihm vertrauen, stellen wir uns heute noch genauso.“

Johannes Erath: „Lohengrin ist ein Märchen ohne Happy-End“, Kleine Zeitung, 14. September 2013

Auszeichnungen

Commons: Johannes Erath – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Oper Köln, Szenenausschnitte der Aida-Inszenierung von Johannes Erath
  • OperaBase, einige Termine von Erath-Inszenierungen

Einzelnachweise

  1. Kurier: Bildgewaltige Welt des „Schwanenritters“, 29. September 2013
  2. Neue Musikzeitung: „Le nozze di Figaro“ – Mozart modern: Viel Farbe und (zu) flotte Tempi an der Semperoper, 24. Juni 2015
  3. kultiversum: Le nozze di Figaro, abgerufen am 16. September 2015