Deutschland-Kurier
Deutschland-Kurier
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Hauptsitz | Hamburg |
Erstausgabe | 12. Juli 2017 |
Erscheinungsweise | online, täglich |
Chefredakteur | David Bendels |
Herausgeber | Conservare Communication GmbH Neuer Wall 50 |
Weblink | deutschlandkurier.de |
ZDB | 2907388-1 |
Der Deutschland-Kurier ist eine seit Juli 2017 in Deutschland erscheinende Publikation, die zunächst vom AfD-nahen Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und bürgerlichen Freiheiten auch gedruckt herausgegeben wurde. Die letzte nachgewiesene Druckausgabe stammt vom 19. Dezember 2018. Seit Oktober 2018 wird eine Conservare Communications GmbH mit Sitz in Hamburg als Herausgeber angegeben. Chefredakteur und Geschäftsführer ist David Bendels.
Inhalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Veröffentlichung gilt als Unterstützerzeitung der AfD.[1] Der Herausgeber kündigte sie als „konservatives Boulevard-Blatt“ an.[2] Der neue Herausgeber ab 2018, die Conservare Communications, nennt unter anderem „Politikberatung, Unternehmensberatung, politische Kommunikation, politisches Marketing, Unternehmenskommunikation, strategische Kommunikation“[3] als Tätigkeitsfelder.
Der Medienwissenschaftler Lutz Frühbrodt erklärte im Deutschlandfunk, schon die Auswahl der Kolumnisten sei Indiz dafür, dass der Deutschland-Kurier mit der AfD verbunden sei, auch wenn er nicht institutionell an die Partei gebunden ist. Die Beiträge seien auf jeden Fall AfD-nah, wenn nicht sogar dem völkisch-nationalistischen „Flügel“ der Partei zuzuordnen. Inhaltlich gehe es vor allem um „Meinungs- und Kampagnen-Journalismus“. Frühbrodt geht davon aus, dass mit dem Deutschland-Kurier ältere Wähler für die AfD erschlossen und gebunden werden sollen, die „nicht ganz so internetaffin“ seien.[4]
Der Medienbranchendienst Meedia beurteilt die Publikation als „Paradebeispiel für ein Medium mit gefärbten Nachrichten“, da Meinungsbeiträge nicht als solche gekennzeichnet und nicht klar von Nachrichten getrennt präsentiert würden. Es werde nichts geboten, was „über plumpes Stammtischniveau“ hinausgehe.[5] Das von Lobbycontrol betriebene Onlinelexikon Lobbypedia beurteilt den Deutschland-Kurier „als Fortsetzung der Wahlwerbung für die AfD mit anderen Mitteln“.[6] Er enthalte außer Politik keine anderen Themen.[7] Laut Welt fällt die Zeitung unter die Kategorie „rechtsnationaler Extrem-Boulevard“, die Schlagzeilen ähnelten denen einer Satire-Zeitschrift, seien aber ernst gemeint.[8] Die NZZ am Sonntag bezeichnete den Deutschland-Kurier als eine „«Bild» für AfD-Wähler“,[9] in der Wirtschaftswoche wird er als „Mischung aus Breitbart und Bild“ bezeichnet.[10]
Das Recherchezentrum Correctiv hat nachgewiesen, dass als Fakten dargestellte Behauptungen in der ersten Ausgabe unzutreffend waren. Zudem waren angegebene Zahlen überhöht oder bereits veraltet.[11]
Herausgeber
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Herausgegeben wurde der Deutschland-Kurier bis Oktober 2018 vom Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und bürgerlichen Freiheiten. Dieser hatte zuvor bereits die kostenlose Flugschrift Extrablatt als Wahlkampfhilfe für die AfD herausgegeben[8] und die Partei mit millionenschwerer Wahlwerbung unterstützt.[12] Vorsitzender und Sprecher des Vereins ist der PR-Berater David Bendels, der gleichzeitig Chefredakteur der Publikation ist.[5]
Seit Oktober 2018 wird als neuer Herausgeber die Conservare Communications GmbH genannt, deren Geschäftsführer ebenfalls David Bendels ist.[3] Gestaltung, Grafik und Satz wurden – wie auch schon beim Vorgänger Extrablatt – von der Schweizer Goal AG des PR-Beraters Alexander Segert konzipiert, die auch für die Wahlwerbung der rechtspopulistischen Schweizerischen Volkspartei verantwortlich ist.[9]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erstmals wurde der Deutschland-Kurier in Berlin im Juli 2017 in zwei Etappen mit einer Gesamtauflage von 600.000 Stück kostenlos verteilt.[13] Es war ursprünglich geplant, das Blatt später auch als reguläre Wochenzeitung in den Handel zu bringen und Abonnements anzubieten.[5] Mehrmals wurde der Deutschland-Kurier als Beilage von Anzeigenblättern vor Wahlkämpfen verteilt.[14]
Da Logo und Layout des Deutschland-Kuriers denen seines Berliner Kuriers zu ähnlich seien, beantragte die DuMont Mediengruppe im Jahr 2017 beim Landgericht Köln ohne Erfolg eine einstweilige Verfügung. Das Gericht lehnte den Antrag ab, denn es sah „den Titel nicht als markenverletzend“ an und die Zeitungstitel seien hinreichend unterscheidbar.[15]
Die letzte Druckausgabe, die in der Zeitschriftendatenbank der Deutschen Nationalbibliothek verzeichnet ist, stammt vom 19. Dezember 2018.[16] Seither erscheint der Deutschland-Kurier nur noch online.[17]
Anfang 2021 verschickten die Landesmedienanstalten sogenannte Hinweisschreiben an verschiedene Online-Medien, darunter auch den Facebook-Auftritt des Deutschland-Kuriers, wegen des Verdachts, gegen journalistische Grundsätze verstoßen zu haben. Als schärfste mögliche Sanktion wird das Entfernen der bemängelten Inhalte genannt.[18]
Autoren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Folgende bekannte Personen wurden 2018 im Netzauftritt des Deutschland-Kuriers als Mitarbeiter genannt:[19]
- Bruno Bandulet, Kolumnist der Jungen Freiheit
- Peter Bartels, früherer Bild-Chefredakteur
- Michael Klonovsky, persönlicher Referent von AfD-Chef Alexander Gauland
- der ehemalige FAZ-Redakteur und AfD-Gründungssprecher Konrad Adam
- Guido Reil (AfD)
- Rolf Schlierer, ehemaliger Landtagsabgeordneter und ehemaliger Vorsitzender der Partei Die Republikaner
- die FPÖ-Nationalratsabgeordnete und ehemalige FPÖ-Präsidentschaftskandidatin Barbara Rosenkranz.[7]
Die Zeit nannte das Redaktionsteam im Juli 2017 eine „Redaktion der Ehemaligen“.[7]
Kolumnisten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unter anderem folgende Personen schreiben oder schrieben Kolumnen für den Deutschland-Kurier:[13]
- Gunnar Beck, Jurist, Rechtsphilosoph, Dozent und Mitglied des Europäischen Parlaments (AfD)
- David Bendels
- Petr Bystron, AfD-Bundestagsabgeordneter
- Nicolaus Fest, ehemaliger Journalist (u. a. BILD), Mitglied des Europäischen Parlaments (AfD)
- Oliver Flesch, Blogger aus Palma de Mallorca
- Gerald Grosz, ehemaliger Parteivorsitzender von Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ)
- Martin Hess, Polizeibeamter, Mitglied des Bundestags (AfD)
- Nicole Höchst, Studienrätin, Mitglied des Bundestags (AfD)
- Malte Kaufmann, Volkswirt, Mitglied des Bundestags (AfD)
- Maximilian Krah, Rechtsanwalt, Mitglied des Europäischen Parlaments (AfD)
- Norbert Kleinwächter, Mitglied des Bundestags (AfD)
- Serge Menga, deutscher politischer Aktivist und DJ (Nathan Dash)
- Jan Nolte, Bundeswehrangehöriger, Mitglied des Bundestags (AfD)
- Johannes Schüller, Identitäre Bewegung[20]
- Hans Peter Stauch, Landtagsabgeordneter (AfD)
- Erika Steinbach, Vorsitzende der Desiderius-Erasmus-Stiftung, deutsche Politikerin (AfD, ehemals CDU)
- Martin Vincentz, Arzt, Landtagsabgeordneter (AfD)
- Alexander von Wrese, AfD-Kreisvorsitzender von Mülheim/Ruhr
Finanzierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der frühere Herausgeber, der Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und bürgerlichen Freiheiten, wurde laut Chefredakteur David Bendels aus den Spenden der über 14.000 Unterstützern des Vereines finanziert.[21] Es gibt jedoch Hinweise, dass AfD-nahe Spender wie August von Finck und die Schweizer PR-Agentur Goal AG von Alexander Segert involviert sind.[22] Der Verein bestreitet das; die AfD reichte eine Hauptsacheklage gegen den Verein ein, um die Werbung für die AfD zu unterbinden. Lobby Control schätzte den Gegenwert der Pro-AfD-Kampagnen des Vereins auf einen zweistelligen Millionenbetrag.[23]
Der Deutsche Rat für Public Relations rügte Ende 2016 unter anderem das intransparente Finanzgebaren des damals nicht eingetragenen Vereins,[24] geht „von einer vorsätzlichen Verschleierung“ aus und stellt mehrere Verstöße gegen die Kodizes für Kommunikationsfachleute, Public-Affairs-Berater und Lobbyisten fest. Sie seien verpflichtet, „ihre Auftraggeber sowie ihre und deren Interessen jeweils offen zu legen“.[25]
Über die Finanzierung der neuen Zeitungs-Herausgeberin, der Conservare Communications, wurden bisher keinen Angaben gemacht.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Offizielle Website des Deutschland-Kuriers
- Rüge für den Deutschland-Kurier-Herausgeber vom Deutschen Rat für Public Relations (PDF)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Marcus Bensmann, Justus von Daniels, Ulrich Stoll: Die AfD und der Deutschland-Kurier: Alles nur Einzelfälle oder eine Spendenaffäre? In: Correctiv, 18. Juni 2019, abgerufen am 20. September 2019.
- ↑ Deutschland-Kurier: Unabhängig – Unkonventionell – Erschwinglich. Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und bürgerlichen Freiheiten, archiviert vom am 26. September 2017; abgerufen am 20. September 2019.
- ↑ a b Conservare Communication GmbH. In: Northdata, abgerufen am 20. September 2019.
- ↑ Medienwissenschaftler über "Deutschland-Kurier""Es gibt Indizien für AfD-Nähe". In: Deutschlandfunk, 12. Juli 2017, abgerufen am 20. September 2019.
- ↑ a b c Stefan Winterbauer: AfD-nahe Wochenzeitung Deutschland Kurier: gefärbte Realsatire unterhalb der Stammtisch-Kante. In: Meedia, 11. Juli 2017, abgerufen am 20. September 2019.
- ↑ Deutschland-Kurier, Eintrag in Lobbypedia (Permalink der Version vom 20. Mai 2019), abgerufen am 20. September 2019
- ↑ a b c Christian Fuchs: Deutschland-Kurier": Redaktion der Ehemaligen. In: Die Zeit, 12. Juli 2017, abgerufen am 20. September 2019.
- ↑ a b „Deutschland-Kurier“ Wie die „Titanic“. Nur ernst gemeint. In: Die Welt, 12. Juli 2017, abgerufen am 20. September 2019.
- ↑ a b Die AfD erhält Unterstützung aus der Schweiz ( des vom 6. August 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . In: NZZ am Sonntag, 1. Juli 2017, abgerufen am 20. September 2019.
- ↑ „Deutschland-Kurier “Eine Mischung aus Breitbart und Bild. In: Wirtschaftswoche, 12. Juli 2017, abgerufen am 20. September 2019.
- ↑ Karolin Schwarz: Faktencheck: Fünfmal daneben: Der „Deutschland-Kurier“ und seine Zahlen. In: Correctiv, 21. Juli 2017, abgerufen am 20. September 2019.
- ↑ Sebastian Pittelkow, Nicolas Richter, Katja Riedel: AfD-Spendenskandal: Weidels Helferkreis. In: Süddeutsche Zeitung, 21. November 2018, abgerufen am 20. September 2019.
- ↑ a b Neue rechtskonservative Wochenzeitung "Deutschland-Kurier" startet in Berlin. In: Der Tagesspiegel, 10. Juli 2017, abgerufen am 20. September 2019.
- ↑ "Prima Sonntag" : Massiver Gegenwind stoppt rechtslastigen "Deutschland Kurier". In: W&V, 28. August 2018, abgerufen am 20. September 2019.
- ↑ Ähnlichkeiten mit Berliner Kurier: DuMont scheitert mit einstweiliger Verfügung gegen Deutschland Kurier. In: Meedia, 20. September 2017, abgerufen am 20. September 2019
- ↑ Deutschland Kurier, Eintrag in der Zeitschriftendatenbank der Deutschen Nationalbibliothek, abgerufen am 20. September 2019.
- ↑ Christian Fuchs und Paul Middelhoff: Das Netzwerk der Neuen Rechten. Wer sie lenkt, wer sie finanziert und wie sie die Gesellschaft verändern. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2019, S. 181.
- ↑ Christoph Sterz: Medien-Aufseher gehen gegen rechte Online-Medien vor. Deutschlandfunk, 15. Februar 2021, abgerufen am 16. Februar 2021.
- ↑ Daniel Dillmann: Kostenlose Hetze am Sonntag. In Frankfurter Rundschau, 27. August 2018, abgerufen am 20. September 2019.
- ↑ Ingrid Brodnig, Jakob Winter: Die Volksempfänger. In: Übermedien, 23. Februar 2018, abgerufen am 20. September 2019.
- ↑ Thomas Schmelzer: „Deutschland-Kurier“: Eine Mischung aus Breitbart und Bild. Wirtschaftswoche, abgerufen am 20. Mai 2019.
- ↑ AfD-Unterstützerverein: Spur zu Münchner Milliardär? tagesschau.de, 23. November 2018, abgerufen am 20. September 2019.
- ↑ Matthias Kamann: Fragwürdige Wahlkampfhilfe: Die AfD klagt gegen Werbung für die AfD. Die Welt, 20. Oktober 2018, abgerufen am 20. Mai 2019. ;
AfD-Kooperation mit Spenden-Tarnverein muss aufgeklärt werden. In: LobbyControl. 21. November 2018, abgerufen am 20. Mai 2019. - ↑ AfD-naher Deutschland Kurier: Berliner Kurier hat Beschwerde beim Landgericht Köln eingelegt. In: Meedia, 26. Juli 2017, abgerufen am 20. September 2019.
- ↑ DRPR-Verfahren 02/2016: Beschwerdeausschuss Politik : „Extrablatt“ und Großplakate im Landtagswahlkampf 2016. In: Deutscher Rat für Public Relations, 2. Dezember 2016, abgerufen am 20. September 2019 (PDF, 771,76 kB).