Lille Pendulum

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Lille Pendulum

Lille Pendulum auf einer Karte von 1874
Gewässer Grönlandsee
Inselgruppe Pendulum Øer
Geographische Lage 74° 40′ N, 18° 28′ WKoordinaten: 74° 40′ N, 18° 28′ W
Lille Pendulum (Grönland)
Lille Pendulum (Grönland)
Länge 13 km
Breite 5,5 km
Fläche 56,7 km²
Höchste Erhebung Sonnenkopf
602 m
Einwohner unbewohnt

Lille Pendulum (deutsch „Kleine Pendulum-Insel“ oder „Klein-Pendulum“) ist eine grönländische Insel im Nordost-Grönland-Nationalpark.

Lille Pendulum bildet mit der 5 km südwestlich gelegenen Sabine Ø, dem nordöstlich gelegenen Bass Rock und der Insel Hvalrosø die Inselgruppe der Pendulum Øer. Diese sind der Halbinsel Wollaston Forland nordöstlich vorgelagert und bilden die südliche Begrenzung der Hochstetterbugten. Etwa 30 km nördlich liegt die Insel Shannon. Östlich von Lille Pendulum befindet sich, hervorgerufen durch regelmäßige Winde, die das Packeis vom küstennahen Festeis forttreiben, eine der größten Polynjas Ostgrönlands, die gewöhnlich von Shannon bis Hvalrosø südlich der Sabine Ø reicht.[1]

Zwischen der unbenannten Südspitze und Kap Buchenau im Norden hat Lille Pendulum eine Ausdehnung von 13 km. Sie ist durchgängig 5 bis 5,5 km breit, mit Ausnahme ihrer weit vorspringenden nordöstlichen Spitze Kap Hartlaub. Die Insel hat eine Fläche von etwa 56,7 km².[2] Im Sonnenkopf erreicht die Insel mit 602 m ihren höchsten Punkt.[3] Weitere Erhebungen sind Kirkespiret im Norden und Terrassebjerg im Süden der Insel.[4]

Die Pendulum Øer waren seit mehreren Tausend Jahren zunächst von der Independence I- und später von der Dorset- und der Thule-Kultur besiedelt. Auf Lille Pendulum wurden Wohnstätten gefunden, die der Thule-Kultur zuzurechnen sind.[5] Als die ersten Europäer die Insel betraten, waren diese aber schon verlassen.[6]

Die Entdeckung der Insel durch Europäer datiert auf den August 1823. Die Britische Admiralität hatte 1818 ein Programm zur genauen Bestimmung der Erdgestalt mit Hilfe des Sekundenpendels gestartet. Speziell geschulte Marineoffiziere fuhren auf den britischen Schiffen mit und führten Pendelexperimente auch in entlegenen Teilen des Britischen Empire durch.[7] Unter ihnen war Edward Sabine, der spätere Präsident der Royal Society. Er hatte 1818 und 1819–1820 bereits die Expeditionen von John Ross und William Edward Parry zur Auffindung der Nordwestpassage begleitet. 1823 fuhr er auf der HMS Griper unter dem Kommando von Douglas Clavering nach Hammerfest, Spitzbergen und an die Ostküste Grönlands. Nachdem die Griper die Eisbarriere des Ostgrönlandstroms in der zweiten Augustwoche passiert hatte, segelte sie nordwärts und erreichte Mitte August 1823 die Pendulum Øer, deren Name an die Pendelexperimente Sabines erinnert. Sabine führte sie allerdings nicht auf Lille Pendulum, sondern auf der Sternwartenhalbinsel von Sabine Ø durch, die von Clavering zunächst als Inner Pendulum Island bezeichnet worden war.[8]

1869–1870 überwinterte die Zweite Deutsche Nordpolar-Expedition mit dem Schraubendampfer Germania in Germaniahavn, einer Bucht von Sabine Ø. Von hier aus unternahmen die Expeditionsteilnehmer, allen voran Julius Payer, ausgedehnte Bootsfahrten und Hundeschlittenreisen zur Erforschung und Kartierung der angrenzenden Küsten und besuchten auch Lille Pendulum. Viele geographische Bezeichnungen auf der Insel gehen auf den Leiter des Expedition, Carl Koldewey, zurück.[9]

Am 12. Juli 1926 besuchte die Cambridge-Ostgrönland-Expedition unter Leitung von James Wordie Lille Pendulum und wiederholte anschließend auf der Nachbarinsel die Pendelexperimente Sabines von 1823.[10]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Jørn Bjarke Torp Pedersen, Laura Hauch Kaufmann, Aart Kroon, Bjarne Holm Jakobsen: The Northeast Greenland Sirius Water Polynya dynamics and variability inferred from satellite imagery. In: Geografisk Tidsskrift. Band 110, Nr. 2, 2010, S. 131–142, doi:10.1080/00167223.2010.10669503 (Online, archiviert [PDF]).
  2. GIS-Daten der offiziellen dänisch-grönländischen Karte.
  3. Den grønlandske Lods – Sejladsanvisninger Østgrønland. Geodatastyrelsen, 2020, ISBN 978-87-92107-60-2, S. 186 (Online [PDF]).
  4. Nunat Aqqi. Karte über die vom Grönländischen Ortsnamenausschuss offiziell anerkannten Ortsnamen. Oqaasileriffik.
  5. Nunniffiit (Karte der archäologischen Fundstellen in Grönland). Grönländisches Nationalmuseum und -archiv.
  6. Excursionen nach der Sabine- und Clavering-Insel zur Untersuchung der Reste von Eskimoansiedelungen. In: Karl Koldewey (Hrsg.): Die Zweite Deutsche Nordpolarfahrt unter Führung des Kapitän Karl Koldewey. Band 1, Nr. 2. F. A. Brockhaus, Leipzig 1874, Kap. 15, S. 616 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Clavering, Douglas. In: William James Mills (Hrsg.): Exploring Polar Frontiers. Band 1. ABC-CLIO, Santa Barbara / Denver / Oxford 2003, ISBN 978-1-57607-422-0, S. 148 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Edward Sabine: Experiments at Greenland. In: An account of experiments to determine the figure of the earth, by means of the pendulum vibrating seconds in different latitudes, as well as on various other subjects of philosophical inquiry. John Murray, London 1825, S. 159–162 (Online).
  9. Jan Løve: Østgrønlandske Stednavne (Version vom 12. Mai 2020). Arktisk Institut. Dokument 11, S. 22.
  10. Anthony K. Higgins: Exploration history and place names of northern East Greenland. In: GEUS Bulletin. Band 21. GEUS, Kopenhagen 2010, ISBN 978-87-7871-292-9, S. 34, doi:10.34194/geusb.v21.4735.