Anna Loos

deutsche Schauspielerin und Sängerin
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Anna Loos (* 18. November 1970 in Brandenburg an der Havel) ist eine deutsche Schauspielerin und Sängerin.

Anna Loos, 2020

Leben

Herkunft, Jugend und Ausbildung

Anna Loos im Interview bei Bayern 1 (März 2019), Interviewerin: Gabi Fischer

Anna Loos, die Tochter einer Krankenschwester und eines Ingenieurs, wuchs in der DDR auf und nahm ab ihrem sechsten Lebensjahr Ballettunterricht. Mit dreizehn Jahren finanzierte sie sich von ihrem Taschengeld Gesangsunterricht bei der bulgarischen Opernsängerin Jana Michailowa am Brandenburger Theater.[1][2] An der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ wurde Loos abgelehnt, weil sie damals nicht nur im Kleidungsstil eine Punker-Attitüde pflegte. Als Jugendliche spielte sie in der Punkband Leck mich am Arsch.[3]

Im Jahre 1988 flüchtete Loos als 17-Jährige mit einer Freundin über die Tschechoslowakei, Ungarn und Österreich aus der DDR in die Bundesrepublik Deutschland.[2] Vom Notaufnahmelager Gießen zog sie zu einer Tante nach Wedel und besuchte das dortige Johann-Rist-Gymnasium bis zur 12. Klasse.[4] Loos setzte ihre Gesangsausbildung fort und spielte in verschiedenen Bands. Mit einer Big Band unternahm sie unter anderem eine Tournee nach Kanada.[1] In Hamburg absolvierte Loos ab 1992 eine Ausbildung an der Stage School of Music, Dance and Drama und fand über die Musik zum Schauspiel.

Privates

Anna Loos ist seit 2004 mit dem Schauspieler Jan Josef Liefers (* 1964) verheiratet. Ihre gemeinsamen Töchter Lilly Liefers (* 2002) und Lola Liefers (* 2008) sind ebenfalls schauspielerisch tätig. Die Familie lebt in Berlin-Steglitz.

Bei ihrer Einladung zu Inas Nacht im Juni 2019 berichtete sie, dass sie nebenbei ungewöhnlich viele Hobbys betreibt, zum Beispiel Angeln, Fallschirmspringen, Surfen, Reparieren. Wenn sie die Nähe ihres Ingenieur-Vaters suchte, musste sie bei dem passionierten Oldtimer-Schrauber in der Werkstatt mitbasteln, was später sehr nützlich gewesen sei.[5]

Schauspielkarriere

1993 erschien Loos in Comedyshows des Schmidt Theaters. Es folgten Mitwirkungen im Musical Grease (Imperial Theater, 1994) und mit Wasserfest & doppelbödig (1995) sowie Reiselust (1996) Kabarett-Shows am Theater Bremen.[6] Von 1996 bis 1999 spielte sie mehrfach Talkshow-Gäste in der Talkshow-Parodie T.V. Kaiser. Ihr Kino- und ihr Fernsehfilmdebüt gab sie in den Produktionen Das Mambospiel von Michael Gwisdek beziehungsweise Blind Date (beide 1998). Daraufhin trat Loos regelmäßig im Fernsehen in Erscheinung. Einem größeren Publikum wurde sie durch die Rolle der Sekretärin „Lissy Pütz“ im WDR-Tatort Köln neben den Kommissaren Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) bekannt.

Einem breiten Fernsehpublikum rief sie sich durch die beiden Komödien Höllische Nachbarn (1998) und Höllische Nachbarn – Nur Frauen sind schlimmer (2000) in Erinnerung, in denen sie sich jeweils ein Duell mit Esther Schweins lieferte. An den vorangegangenen Erfolg konnte Loos im Jahr 2000 durch die Darstellung des Gretchen neben Franka Potente in dem deutschen Medizinthriller Anatomie anknüpfen. Darin war sie als plastiniertes Opfer des Filmbösewichts Benno Fürmann zu sehen. Für diesen Medizinthriller sang sie zudem den Titelsong My Truth ein.[7] Ebenfalls im Jahr 2000 erhielt sie für ihre Leistung als Rocksängerin Rita in dem Fernsehfilm Halt mich fest! an der Seite ihres späteren Ehemanns Jan Josef Liefers den Darstellerpreis des Fernsehfilmfestivals Baden-Baden. Für letztgenannte Produktion interpretierte sie gemeinsam mit Liefers und Jan-Gregor Kremp die Titel Purple Rain von Prince und Living Next Door to Alice der Soft-Pop-Band New World.

2006 spielte Loos die Hauptrolle der Sally Bowles in der Berliner Musical-Inszenierung von Cabaret, für die sie positive Kritiken erhielt. 2009 erschien sie an der Seite von Jan Josef Liefers in der Clemens-Wilmenrod-Fernsehbiografie Es liegt mir auf der Zunge und dem Drama Böseckendorf – Die Nacht, in der ein Dorf verschwand, das von einer spektakulären Massenflucht aus der DDR handelt. Sowohl die Rolle der Erika Wilmenrod als auch die der Tonia Lantz brachten Loos eine Nominierung für die Goldene Kamera ein. Im selben Jahr spielte sie an der Seite von Martin Feifel die Königin in dem Märchenfilm Dornröschen der ARD-Fernsehreihe Sechs auf einen Streich.

2011 erhielt Loos den Preis für ihre Hauptrolle in Tim Tragesers Fernsehfilm Wohin mit Vater?, in dem sie als ostdeutsche Ehefrau und Mutter zu sehen ist, die mit der Pflege ihres verwitweten und gehbehinderten Vaters (Dieter Mann) konfrontiert wird. 2012 folgte der Bayerische Fernsehpreis als beste Schauspielerin für den Fernsehfilm Die Lehrerin, für den sie abermals mit Tim Trageser zusammenarbeitete. In dem Drama war sie als traumatisierte Lehrerin zu sehen, die einen Amoklauf an ihrer Schule mit ihrer Klasse zu verarbeiten versucht. 2013 verkörperte sie in Andreas Kleinerts Psychodrama Die Frau von früher, das auf dem gleichnamigen Theaterstück von Roland Schimmelpfennig basiert, die Rolle der Claudia, die mit ihrem Ehemann Frank (Devid Striesow) nach Toronto auswandern will, bis unerwartet dessen Jugendliebe Romy (Ursina Lardi) nach 24 Jahren wieder auftaucht.[8]

Seit 2014 verkörpert sie in der ZDF-Samstagskrimireihe Helen Dorn die titelgebende Kommissarin vom LKA Nordrhein-Westfalen, seit Folge 13 vom LKA Hamburg. Im selben Jahr stellte sie die Altenpflegerin Carmen in Udo Wittes Filmkomödie Die letzten Millionen dar. Anfang 2016 spielte sie die Hauptrolle in dem sechsteiligen Polit-Drama Die Stadt und die Macht. 2018 war sie an der Seite von Heiner Lauterbach in dem ZDF-Historien-Mehrteiler Tannbach – Schicksal eines Dorfes in der Rolle der Ost-Berlinerin Rosemarie Czerni, die sich in den West-Berliner Graf und Großgrundbesitzer Georg von Striesow verliebt und diesen schließlich heiratet, zu sehen. 2020 spielte sie in dem Weihnachtsfilm Alle Nadeln an der Tanne als Maria Koslowski neben Marcus Mittermeier und Simon Schwarz in der Hauptrolle.

Musikkarriere

 
Anna Loos mit Silly am 6. September 2013 in Magdeburg

2006 ging Loos mit der Band Silly, für die sie bereits Ende 2005 als Gastsängerin aufgetreten war, unter dem Namen „Silly & Anna Loos“ auf Tournee und trat damit die Nachfolge der 1996 verstorbenen Sängerin Tamara Danz an.[9] Inzwischen wurde Loos festes Mitglied der Band und die Auftritte erfolgen als „Silly“.

Mit Silly spielte Loos unter anderem die Single Ich sag nicht ja und das Album Alles Rot ein (beide 2010), mit denen die Band sich in den deutschen Musikcharts platzieren konnte. Mit der Single-Auskopplung Alles Rot erreichte Silly bei der Teilnahme am von Stefan Raab organisierten Bundesvision Song Contest 2010 einen zweiten Platz für Sachsen-Anhalt. Im September 2011 trat sie erneut beim Bundesvision Song Contest an, wo sie diesmal im Duett mit Bosse den dritten Platz belegte.

Im Dezember 2018 wurde bekannt, dass Silly fortan ohne Loos auftreten werde.[10] Sie selbst veröffentlichte ihr erstes Soloalbum Werkzeugkasten im März 2019.

Filmografie

Kino

Fernsehfilme

Fernsehserien und -reihen

Diskografie

Chart­plat­zie­rungen
Erklärung der Daten
Alben[11]
Werkzeugkasten
 DE1615.03.2019(3 Wo.)

Studioalben

  • 2019: Werkzeugkasten

Auszeichnungen

Literatur

  • Manfred Hobsch, Ralf Krämer, Klaus Rathje: Filmszene D. Die 250 wichtigsten jungen deutschen Stars aus Kino und TV. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2004, ISBN 3-89602-511-2, S. 269.
Commons: Anna Loos – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Anna Loos. In: Berliner Zeitung, 22. Dezember 2007, Ausg. 299, Magazin, S. M04P05
  2. a b MYWAY: Interview – Anna Loos: „Ich gucke gerne in Gesichter, die ein Leben erzählen“, Sibylle Royal, S. 10ff., 2/2016
  3. Anja Pohlers, Ulf Lippitz, "Ich habe meine Eltern sehr enttäuscht" - Interview mit Anna Loos, in:Der Tagesspiegel vom 5. März 2019
  4. HÖRZU 44/2006, S. 7
  5. Anna Loos und Sarajane bei Inas Nacht, ardmediathek.de, abgerufen 1. Juli 2019.
  6. Anna Loos. In: Internationales Biographisches Archiv 06/2007. vom 10. Februar 2007 (ds), ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 37/2010 (aufgerufen via Munzinger Online)
  7. Kai-Oliver Derks: Sichere Dinger interessieren sie nicht. In: Berliner Morgenpost, 31. März 2000, Nr. 90, S. 27
  8. Beziehungsdrama: Devid Striesow im Arte-Film in Der Tagesspiegel. Abgerufen am 2. Oktober 2013.
  9. Kult-Band: Silly mit neuer Frontfrau auf Tour. In: Die Zeit. 25. Oktober 2006, archiviert vom Original am 11. März 2007; abgerufen am 29. Oktober 2014.
  10. Ohne Loos viel los bei Silly. rbb24.de vom 15. Dezember 2018, abgerufen am 16. Dezember 2018
  11. Chartquellen: DE
  12. Verleihung des Berliner Landesordens. In: Berlin.de. Presse- und Informationsamt des Landes Berlin, 27. September 2018, abgerufen am 28. September 2018.