Sidekick

spezielle Art von Nebenrolle, meist der Begleiter der Hauptfigur
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Der Begriff Sidekick (englisch für ‚Handlanger‘, ‚Kumpan‘) bezeichnet in der Literatur und in der darstellenden Kunst sowie im Film eine spezielle Art von Nebenrolle, meistens den Begleiter der Hauptfigur.

Don Quixote und Sancho Pansa, Ill. 1889
Sherlock Holmes und Doktor Watson

Sinn und Zweck

Oft hat der Sidekick die dramaturgische Aufgabe, sich vom Helden dessen Gedanken und Pläne mitteilen zu lassen, so dass der Leser oder Zuschauer auch ohne allwissenden Erzähler oder inneren Monolog von ihnen erfährt. Eine der bekanntesten literarischen Figuren ist Dr. Watson, dem Sherlock Holmes erklärt, wie er die Fälle gelöst hat.

Der Sidekick erfüllt aber auch den Zweck, die überlegenen Fähigkeiten des Helden herauszustellen. Da der Sidekick häufig bewusst als Kontrast zum talentierten Protagonisten angelegt wird, nennt man ihn in der Literatur auch den „idiot friend“.[1]

Diejenigen Nebenfiguren, die nicht dem Helden, sondern dem Schurken zur Seite stehen, werden weniger als Sidekick, sondern eher als Schergen, Handlanger oder Lakaien bezeichnet. Das englische Äquivalent zum Schergen oder Lakaien ist der Henchman (z. B. Crabbe und Goyle als Henchmen von Draco Malfoy in der Harry-Potter-Reihe).

Im Werk von Edgar Allan Poe

Der amerikanische Schriftsteller Edgar Allan Poe gilt u. a. als Erfinder des Detektivromans.[2] 1841 erschien Poes erste Detektivgeschichte Der Doppelmord in der Rue Morgue, in der der französische Privatmann und verarmte Adlige C. Auguste Dupin mittels Deduktion eine grausame Tat aufklärt, die aufzuklären die Polizei nicht in der Lage war. Dupin wird dabei von einem namenlosen Ich-Erzähler begleitet, mit dem er – wie später Sherlock Holmes und Dr. Watson – eine gemeinsame Wohnung in Paris bewohnt. Das Paar Dupin-Ich-Erzähler taucht noch in zwei weiteren Geschichten Poes auf – 1842 in Das Geheimnis der Marie Rogêt und ein letztes Mal 1844 in Der entwendete Brief. Fast 50 Jahre später dienten Dupin und sein Begleiter dem britischen Schriftsteller Arthur Conan Doyle als Vorlage für seine beiden Detektive Sherlock Holmes und Dr. Watson.[3] In Conan Doyles 1887 erschienenem ersten Kriminalroman Eine Studie in Scharlachrot unterhalten sich Holmes und Watson sogar über Poes Dupin und dessen Begleiter.[4]

Im Werk von Agatha Christie

In einigen Werken der britischen Krimi-Autorin Agatha Christie, in denen der belgische Detektiv Hercule Poirot der Protagonist ist, wird dieser von dem britischen Captain Hastings begleitet. Hastings wird dabei durchgehend als gutmütig (bis naiv), aber gelegentlich auch als leicht begriffsstutzig dargestellt, wobei er sich allerdings immer als treuer Weggefährte Poirots erweist.

Eine andere Figur aus den Werken Christies, nämlich Miss Marple, die alleinstehende, ältere Dame und Protagonistin etlicher Romane, hatte in den Christie-Originalen nie einen Begleiter namens „Mr. Stringer“. Dieser taucht lediglich in den vier Verfilmungen aus den 1960er Jahren auf, in denen Margaret Rutherford „Miss Marple“ spielte. Rutherford war mit dem Schauspieler Stringer Davis verheiratet und bestand darauf, dass ihr Ehemann in der Rolle des „Mr. Stringer“ in die Drehbücher hineingeschrieben wurde.[5]

Beispiele

Standardmäßig ist die Tabelle alphabetisch nach den Namen der Hauptpersonen sortiert, kann aber auch beliebig umsortiert werden. Rot hinterlegte Zeilen stehen für fiktionale Werke.

Hauptperson (in
Fersehshows Moderator)
Sidekick (in Fersehshows
Co-Moderator)
Werk / Sendung Zeitraum (nur
gemeinsame Auftritte)
Genre
Matt Dillon (James Arness) Festus Haggen (Ken Curtis) Rauchende Colts 1962–1975 Western
Batman Robin Batman ? Comic
Ben (Sänger) Jörn Kamphuis
Jana Skudelny
KiKA LIVE 2012–2013 Kinderfernsehen
Frodo Beutlin Samweis Gamdschie Der Herr der Ringe 1954–1955 Fantasy
Peter Bond Maren Gilzer Glücksrad 1988–1998 Gameshow
Jan Böhmermann William Cohn
Ralf Kabelka
Neo Magazin Royale ? Satire
Captain America Bucky [James Buchanan Barnes] Captain America ? Comic
Rudi Carrell Heinz Eckner Am laufenden Band 1974–1979 Gameshow
Jörg Draeger Daniel Boschmann Geh aufs Ganze! 2021 Gameshow
Paola Felix Karl Dall Verstehen Sie Spaß? 1983–2004 Unterhaltungsshow
Phileas Fogg Passepartout Reise um die Erde in 80 Tagen 1873 Abenteuerroman
Waldemar Hartmann Harald Schmidt Olympia mit Waldi & Harry 2006–2008 Sportjournalismus
Joko und Klaas Palina Rojinski
Olli Schulz
Oma Violetta
Circus HalliGalli ? Unterhaltungsshow
Tomasz Kammel Maciej Musiał The Voice of Poland 2013–2020 Castingshow
Karl Moik Hias Musikantenstadl 1981–1991 Unterhaltungsshow
Kara Ben Nemsi Hadschi Halef Omar Orientzyklus 1881–1888 Eastern
Dieter Nuhr Ralph Caspers Null gewinnt 2012–2013 Gameshow
Stefan Raab Elton TV total 2001–2015 Satire
Heinz Schenk Reno Nonsens
Lia Wöhr
Zum Blauen Bock 1966–1987 Unterhaltungsshow
Harald Schmidt Herbert Feuerstein Schmidteinander 1990–1994 Satire
Harald Schmidt Manuel Andrack Die Harald Schmidt Show 2000–2007 Unterhaltungsshow
Walther Schmieding Wolfgang Ebert (Regisseur) Aspekte 1976–1977 Kulturmagazin
Old Shatterhand Sam Hawkens ? ? Western
Peter Sloterdijk Rüdiger Safranski Das Philosophische Quartett 2002–2012 Talkshow
Ludger Stratmann Sabine Heinrich Stratmann wandert 2011–2013 Reality-TV
Chris Tall Frank Buschmann Murmel Mania 2021 Gameshow

In Rundfunk, Film und Fernsehen

 
Harald Schmidt und Manuel Andrack

Ein Klassiker des Sidekicks ist Robin Quivers in Howard Sterns Satiresendung im New Yorker Privatfunk. Quivers spielte seit 1981 den Sidekick in der Show. Als Kontrast zum bissigen, sexistischen Moderator und dessen schnellem Redefluss war sie leise, lachte viel und äußerte sich nie sarkastisch. Sie wurde im Lauf der Jahre Sympathieträgerin der morgendlichen Radioshow.

Im Film werden jene Nebendarsteller als Sidekick bezeichnet, deren Charaktere darauf angelegt sind, dem Zuschauer zu gefallen. Zumeist sind diese Nebendarsteller im Film auch für die Komik verantwortlich. Der Sidekick ist außerdem dafür prädestiniert, während des Films effektvoll zu sterben, vor allem im klassischen Western. In den 1930er Jahren erhielten die Abenteuerfilme von Errol Flynn durch dessen Sidekick Alan Hale ihre komische Note.

Im Fernsehen bezeichnet Sidekick einen Ansprechpartner oder Gehilfen des Moderators, der aktiv in den Ablauf eingebunden ist und mit dem sich das Publikum persönlich identifizieren soll.

Einige TV-Serien nennen (oft sogar innerhalb der fiktiven Welt) den Sidekick des Helden „Anhängsel“.

Insbesondere in Kinder- und Animationsfilmen können Sidekicks auch Tiere oder zum Leben erweckte Gegenstände sein,[6] eine Tradition, die schon auf Märchen wie die von Hans Christian Andersen zurückgeht.[7]

In der Rock- und Pop-Musik

Als Sidekick (oder auch als Sideman) bezeichnet wird ein Musiker, der entweder als Komponist und/oder Texter bekannte Titel geschaffen hat, die ein/e bekannte/r Sänger/in quasi als „ihr/sein eigenes“ Lied darbietet (meist ohne darauf zu verweisen, von wem der Song stammt). Mitunter ist er auch noch als Musiker der Begleitband bei Konzerten des Stars dabei.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Der „idiot friend“ bei Agatha Christie aufgerufen am 13. Oktober 2011
  2. Russell H. Fitzgibbon: The Agatha Christie Companion. Bowling Green State University, Bowling Green 1980, ISBN 978-0-879721-38-1, S. 3.
  3. Dawn B. Sova: Edgar Allan Poe. A to Z. New York 2001, ISBN 0-8160-4161-X, S. 323.
  4. A Study in Scarlet, Part 1, Chapter 2 The Science of Deduction auf Wikisource.org
  5. Ray Tevis, Brenda Tevis: The Image of Librarians in Cinema 1917–1999. McFarland, Jefferson 2005, ISBN 0-7864-2150-9, S. 113.
  6. David Chute: Organic Machine. The World of Hayao Miyazaki. In: Film Comment. Band 34, Nr. 6, 1998, S. 62.
  7. Andrea Immel: Preface to the Special Issue: „Hidden, but not Forgotten“: Hans Christian Andersen’s Legacy in the Twentieth Century. In: Marvels & Tales. Band 20, Nr. 2, 2006, S. 150–151.