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Samstag, 23. August 2025

Die Farn-Ecke

Sie blühen nicht, sie spenden keinen Schatten für den Liegestuhl und sind meist nicht mal essbar. Sie sind einfach grün. Zudem ist ihre Fortpflanzung so kompliziert wie mitunter ihre Blattform - einfach aussäen kann man sie nicht. Und doch waren sie immer wieder echte Modepflanzen: Farne. Auch gerade scheint wieder mal ihre Stunde zu schlagen.

Als hätten sie es geahnt, haben sie schon vor Jahren freiwillig mehrere Plätze in meinem Garten bezogen, vor allem der Wurmfarn. Hinzu kamen Ableger, Findelfarne und Geschenke. Gekauft habe ich jedenfalls keinen einzigen und trotzdem ist eine kleine Sammlung zustande gekommen.

Über den Garten verteilt wächst vor allem der Wurmfarn, der sich teilweise selbst angesiedelt hat. Und damit hinten links nicht immer das berüchtigte Bärlauch-Loch über den Sommer mit gähnender Leere über das Beet hereinbricht, wenn der Stinker eingezogen ist, versuche ich seit ein paar Jahren dort Farne zu versammeln. Am besten funktionieren immergrüne Arten, die schon groß genug sind, wenn der Bärlauch loslegt. Kleine sommergrüne Arten kommen dann oft nicht mehr durch und ihre Wedel sterben unter der dichten Belaubung mit Knoblauchfahne ab.

Kein Problem mit der Nachbarschaft haben der Hirschzungenfarn (Asplenium scolopendrium) 'Crispa', den ich vor zwei Jahren auf der Staudenbörse in Gütersloh ergattern konnte.






Letztes Jahr kam ein Rotschleierfarn (Dryopteris erythrosora) aus Bremen hinzu. Während die Hirschzunge mit farnuntypischen Blättern punktet, ist diese Art einfach sagenhaft schön mit ihrem roten Neuaustrieb.


Aus Susannas Garten bekam ich den Pfau unter den Farnen, den buntesten unter der in dem Beet nicht vorhandenen Sonne: Den einmalig schönen Japanischen Regenbogenfarn (Athyrium nipponicum) 'Metallicum' – dem muss ich den Bärlauch immer ein bisschen vom bunten Hals halten, aber dann schafft er es auch durchzukommen.

Ich bewundere meine Farnfreunde gerne und schaue ihnen manchmal unter den Rock, denn auch ihre Sporenbehälter sind einmalig und bei jeder Art ein bisschen anders. Als ich es dieses Jahr mal wieder nicht lassen konnte und Farnwedel wendete, entdeckte ich winzige Wanzen, die an den grünen Sporenkapseln saugten: Ich habe den Farn-Wichtel (Monalocoris filicis) im Garten!

Irgendjemand gab den Wanzen endlich mal leicht zu merkende Trivialnamen und so hat es der braune Wicht zu diesem klangvollen Namen geschafft: Farn-Wichtel ist doch wirklich treffend für diese kleinen braunen Kerlchen.

Sie sind schwer zu fotografieren und krabbeln schnell auf die andere Blattseite, wenn man zudringlich wird. Nur die erwachsenen Wichtel sind braun und haben Flügel, die Larven sind grün.

Fand ich sie anfangs noch am Wurmfarn, wurde der ihnen bald zu trocken und sie saugten stattdessen an noch grünen Sporenkapseln auf anderen Arten, vor allem am Rotschleierfarn. Die Zwerge überwintern nicht hinter den Sieben Bergen, sondern im alten Laub der Farne, weswegen man es liegen lassen sollte.

Findet ihr auf dem nächsten Bild die grüne Nymphe, also den Farn-Wichtel-Wichtel?


Am Regenbogenfarn habe ich die Wichtel noch nicht gesehen, aber die Gemeine Blumenwanze scheint alle Farne zu mögen:


Wer hätte gedacht, dass Farne nicht nur gut aussehen, sondern auch Lebensraum von Insekten sein können? Jetzt mag ich meine Farnecke noch lieber, denn sie beherbergt kleine Märchenwesen.

Samstag, 17. August 2024

Pflanzenumzug in ein anderes Bundesland

Was macht man mit Balkonpflanzen, die zu groß geworden sind oder vor übergriffigen Pflanzennachbarn im selben Topf gerettet werden müssen? Wenn man einen noch größeren Kübel in petto hat, ist die Antwort klar, aber was, wenn der Balkon schon an der Belastungsgrenze ist oder zu klein für ein artgerechtes Habitat? Wer zusätzlich einen Schrebergarten hat, ist fein raus und die Pflanze auch. Ansonsten muss man einen anderen Abnehmer finden, denn Stauden in die Biotonne zu werfen, wenn sie völlig gesund sind, ist ja nicht gerade die feine Art, nicht mal zur Strafe bei wuchernden Kandidaten.

Eine Freundin aus Bremen hat gute Erfahrungen mit kostenlosen Online-Portalen gemacht, in denen man Anzeigen für seine Stadt oder sein Stadtviertel schalten kann. Hier wird sie immer alles los und manchmal bekommt sie sogar noch eine Kleinigkeit im Tausch. Auf jeden Fall bekommt die Pflanze eine reelle Chance auf ein gutes Leben. Vielleicht sieht man sie sogar später auf einem anderen Balkon oder in einem Vorgarten wieder, wer weiß?

Noch besser ist natürlich, wenn man sie in gute Hände abgeben kann, die man kennt. Kleine Geschenke erhalten bekanntlich die Freundschaft und große Stauden umso mehr.

Als ich also eine zu ausufernd gewordene Herbst-Anemone von besagter Bremer Freundin angeboten bekam, habe ich zugeschlagen. Mein Geburtstag stand sowieso vor der Tür und Stauden finde ich immer besser als Schnittblumen. Nur trennten mich und die Anemone ein ganzes Bundesland. Verschicken kam bei der Größe nicht in Frage, also haben wir die Übergabe bei einem Treffen mehr oder weniger in der Mitte getätigt, in Walsrode. Mit im Gepäck war auch noch ein Rotschleierfarn (Dryopteris erythrosora) - er war sogar in der Zimmerpflanzenabteilung gekauft worden und hat folglich im Wohnzimmer gelebt, bis er dort zu groß wurde. Nun kann er ausgewildert werden und lernt neue Farnkollegen kennen.

Im Vorgarten habe ich seit Jahr und Tag Herbst-Anemonen, nur schwächelten die nach anfänglicher Wucheritis mehr und mehr. Mitten im Beet tat sich ein Loch auf, dass es zu stopfen galt. Immerhin hatte ich vor Jahren bereits Sicherungskopien dieser Anemone hinten im Garten gemacht (deswegen war das Loch aber nicht entstanden, damals war sie noch wüchsig).

Die neue Anemone, eine aparte Sorte mit leicht gefüllten, dunkleren Blüten, passte da genau rein. Bei den immer milder werdenden Wintern muss man sich auch weniger Sorgen darum machen, dass eine neu gepflanzte Anemone den Winter nicht überlebt. Schneckenfest ist sie auch.







Der Farn kam hinten in die Farnecke, wo er sich mit einigen neuen Wedeln bedankt hat, die beim Rotschleierfarn, wie der Name sagt, erst mal rötlich gefärbt sind, was sensationell ist. Von wegen, ein Farn kann nur grün.







Nun hoffe ich, dass sich beide im Garten wohlfühlen und vor allem den Wechsel des Bundeslandes hinnehmen. Brütende Großmöwen (auf Flachdächern am Hauptbahnhof) haben wir mittlerweile auch in Bielefeld - das sollte das Heimweh erträglicher machen.

Samstag, 30. September 2023

Farnfieber

Farne sind keine Rosen. Sie duften nicht und haben keine pastellfarbenen Blüten, die Begeisterungsstürme hervorrufen - dafür piksen sie aber auch nicht! Stattdessen sind Farne sehr alt und punkten mit ihren Blättern, die filigran gefiedert und ausgesprochen elegant sind. Es gibt Arten für sonnige oder schattige Plätze, immergrüne und solche, die im Winter einziehen. Trotzdem haben sie sich wegen ihrer jahremillionenalten Verweigerungshaltung, was bunte Blüten angeht, in den meisten Gärtern keinen Platz verdient. Das war mal anders. Als das Farnfieber grassierte, waren sie überall zu finden - auf der Fensterbank und in den Gartenanlagen.

Das Buch Farne, erschienen im Haupt-Verlag und aus dem Schwedischen übersetzt, möchte das Farnfieber wieder etwas aufleben lassen:

 



Das Werk ist üppig bebildert und stellt die gängigen Arten vor, die Biologie der Farne und ihre extravagante, sehr komplexe Fortpflanzung (bei der man sich fragt, wie sie überhaupt so alt werden konnten), die Geschichte der Farnleidenschaft, Farne in der Kunst und im Garten - wie vermehrt man sie, welches Substrat wollen sie. Auch die Geschichte des Wardschen Kastens wird geschildert.


Die Seiten sind hübsch dekoriert mit Farnwedeln, wie man es auf dem Titelbild schon erahnen kann. Für die heimischen Farne, die durch die Sammelwut damals schon stellenweise ausgerottet wurden, ist es sicher gut, dass das Farbfieber abgekühlt ist, aber das Buch möchte doch Lust auf mehr Farnvielfalt im Garten machen - und das gelingt sehr gut. Bei mir hat es gezündet, ich hätte gerne noch mehr Farne, da mein Garten immer schattiger wird.

Einige haben sich ganz von selbst eingefunden und sind unglaublich robust, sie werden von Schnecken nicht gefressen und wachsen aus der Bärlauchbelagerung einfach raus.

Von der Staudenbörse Gütersloh habe ich sogar die Prominenz unter den Hirschzungen ergattern können: Asplenium scolopendrium 'Cristatum'. Die Blätter sind immergrün. Der im Bild rechts hatte leider kein Etikett. Er ist auch immergrün und trägt sicher ebenfalls den Beinamen 'Cristata', da er ungewöhnlich gefiedert ist - vielleicht ist es Dryopteris affinis 'Cristata'? Dann wären beide heimische Arten.



Doch auch die reine Art der Hirschzunge ist sehenswert, hier im Botanischen Garten Bielefeld:

 

Der Große Filigranfarn (Polystichum setiferum), im Bild oben von der Hirschzunge umzingelt, bildet sogar Brutknöllchen und ist daher der Turbofarn, was die Vermehrung angeht. Er braucht keine Sporen dafür.

Die Pflanzen lassen sich aber auch teilen. Auch das wird ausführlich im Buch beschrieben.


Alles in allem ein informatives, aber auch schön gestaltetes Buch.

Samstag, 13. August 2022

Farn unter Druck

/* Dieser Artikel entstand in Kooperation mit Volmary, die das Gartenbloggertreffen organisiert haben. */

Pflanzen müssen schon einiges aushalten. Farne sind ja an sich fein raus, da sie von Schnecken eher verschmäht werden und auch nie so voller Läuse sind, dass es auffallen würde. In meinem Garten zumindest siedeln sich ständig neue Farne an, ohne dass ich mich um sie bemühen würde. Sie kommen freiwillig und bleiben auch. Beschweren tun sie sich selten, was bei einem so dreisten Partycrasher aber auch etwas anmaßend wäre.

Nun erfahren sie aber eine Bedrohung aus einer ganz unerwarteten Ecke, nämlich der künstlerischen. Am letzten Samstag fand wieder das Gartenbloggertreffen bei Volmary in Münster statt. Und diesmal gab es einen Floral-Druck-Workshop, bei dem ich mich mal als Künstlerin betätigt habe. Selfies habe ich dafür auch keine gemacht, keine Videos mit dem Handy gedreht und auch mit mir wollte keiner ein Selfie machen. Beim Floraldruck nimmt man Blätter, Stängel oder Blüten, bestreicht eine Glasscheibe mit Farbe, presst die Planze darauf (dazu ein Schmierblatt auflegen und mit einer Rolle oder dem Handballen fest darüber streichen) und legt sie mit der gefärbten Seite auf ein weißes Blatt Papier. Unter Druck - wieder mit Schmierblatt und Handballen - entsteht dann ein schönes Bild.

Ich habe mich für ein Farnblatt entschieden und erst einen etwas blassen, dann mit demselben Blatt noch einen zweiten, kräftigeren Druck hinbekommen. Man kann das Blatt ruhig mehrmals bepinseln, Farne sind wirklich äußert hart im Nehmen, selbst wenn sie für Kunst herhalten müssen. Zum Schluss kann man mit der eingefärbten Glasplatte noch einen Negativdruck machen, das ist das dunklere Bild.

Mir gefallen die Bilder ganz gut, was meint ihr? Fotos vom Werdegang habe ich leider keine gemacht, weil ich bald ziemlich mit Farbe beschmiert war und die Kamera nicht mehr anfassen wollte, obwohl sie sowieso schon schwarz ist.



Was gab es sonst beim Gartenbloggetreffen? Wieder gutes Essen und Getränke, und natürlich ein traumhaft bepflanztes Gelände, wo viele Anregungen für den eigenen Garten zu sehen waren.

Den ganz großen Auftritt hatten Europaletten, Flecht- und Stakenzäune nebst Hochbeeten.





 
Versteht sich Grünkohl gut mit Oca?





 
Die Zinnsoldaten:














Und: Diesmal gab es Hühner! Als diese das Wort Selfie gehört hatten, waren sie auch schon hinterm Stall verschwunden...



Meine Farne haben jetzt allerdings ein bisschen Angst bekommen, dass sie auch bald unter Druck geraten könnten...