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Samstag, 18. Mai 2024

Die Amsel, dein Freund und Helfer

Sie können nicht nur unglaublich gut singen, sondern sind auch als Nützlinge im Garten empfohlen, weil sie Schnecken fressen: Die Amseln. Gut, manchmal zerlegen sie Töpfe mit Sämlingen in alle Einzelteile oder räumen Mulch aus dem Beet dahin, wo er nicht hingehört, aber so macht es eine hungrige Amsel eben, Laub und anderes von A nach B zu befördern, ist nun mal ihr Beruf. Im Sommer mausern sie sich zum Feinschmecker und sind keine Kostverächter, wenn es um Beeren und Kirschen geht. Außerdem fressen sie Regenwürmer und keiner wäre ihnen deswegen böse.

Doch was frisst eine Amsel denn nun eigentlich sonst noch? Und sind sie wirklich ein singendes Allheilmittel gegen Schnecken, ein schädlingsbekämpfender Barde?


Nachdem es hier wochenlang trocken war (zu trocken schon wieder), kam gestern ein bisschen Regen und schon waren die Nacktschnecken wieder überall und nahmen sich vor, meine Lieblingspflanzen in Grund und Boden zu fressen. Auch futterten sie die Blüten vom Einjährigen Silberblatt, wo der Aurorafalter kürzlich Eier abgelegt hatte. Solche Fressattacken seitens der Schnecken kann ich also nicht dulden. Aber ob mir die Amseln dabei helfen können?




Um herauszufinden, was die Amseln an Beute ergreifen, habe ich mich mit dem Tele auf die Lauer gelegt und mal geschaut, ob ich es erkennen kann. Das muss man natürlich nur versuchen, wenn sie Junge füttern, denn dann ist die Beute über längere Zeit im Schnabel sichtbar und landet nicht gleich im Magen.






Das meiste waren Regenwürmer. Amseln nehmen den Schnabel aber gern zu voll und man fragt sich, wie sie dabei noch singen und noch mehr Beute aufnehmen können. Ich fand also auch Tausendfüßler, große Spinnen, Fliegen, Schnaken, grüne Raupen und noch mehr Würmer.

Auffällig dabei: Sie bewegen sich auf dem Rasen (im Wald auch in der Laubstreu, aber da ist es auch weniger zugewachsen als im Garten) oder laufen an den Rand der ungemähten Bereiche und klauben vom Rasen aus weg, was sie erreichen können. Sie sind also nicht dafür geeignet, Schnecken aus den Staudenbeeten zu holen, wenn diese zu sehr zugewachsen sind (so wie meine im Moment), sie kriechen nicht ins Dickicht hinein.

Da es die Tage aber so trocken war, entdeckte ich plötzlich, dass ein Amselweibchen vom Rasen aus Schnecken aus den Pflanzen oder unter Objekten hervor kramte. Dann begann die mühsame Arbeit. Die Nacktschnecke wurde gedreht, gewendet und auf dem Rasen hin und her gerollt wie ein Spanferkel, bis sie halbwegs verzehrbar war. Dann wurde sie zu den Jungen ins Nest gebracht. Ich denke aber, aufgrund der mühevollen Zubereitung wird eine Amsel, die nicht zu viel Freizeit hat, diese Prozedur nur auf sich nehmen, wenn es nicht genug Regenwürmer gibt, also bei Trockenheit.

Die Gelege der Nacktschnecken wird sie eher im Winter oder Frühjahr ausräumen. Und Singdrosseln sind sowieso ein Fan von Konserven und futtern lieber Schnirkelschnecken.


Habr ihr schon mal die Amseln beim Schneckenfressen beobachtet?

Samstag, 18. Mai 2019

Kostenloses Vogelfutter?

Ein Gespenst geht um in Europa. Es ist hellgrau, wie es sich für ein Gespenst gehört, und verhüllt sich gern mit einem Schleier. Eigentlich ist es sogar ganz hübsch, wenn es nicht in kürzester Zeit Buchsbäume vernichten würde: Der Buchsbaumzünsler, der nun auch in Bielefeld angekommen ist und seine Arbeit aufgenommen hat.

Zurück bleibt ein braunes Gerippe, der Buchs stirbt.

Was man dem Buchsbaumzünsler noch anlasten muss: Er ruiniert den Ruf sämtlicher sympathischer Zünsler gleich mit, außerdem den des Großen Kohlweißlings, denn die Raupen sehen sich auf den ersten Blick recht ähnlich. So glauben viele Gartenbesitzer nun, der Kohlweißling hätte auf Buchsbaum umgeschult, was man ihm anscheinend durchaus zutraut. Das beste am Zünsler: Ich habe mit Gartenbesitzern gesprochen, die gerade ihre Vorgartenhecke wegen der Raupen rodeten und jetzt stattdessen etwas für Bienen pflanzen wollen.

Im botanischen Garten versucht man die Plage durch Verschleierungstaktik zu verwirren, dort wird Algenkalk über die Buchsbäume gestäubt. Pheromonfallen locken die Männchen reihenweise in die Falle, so kann man das Treiben etwas unter Kontrolle halten, sogar ohne Gift.


Bis jetzt habe ich den Zünsler noch nicht an meinem Buchs, aber in einem Schrebergarten, der öffentlich zugänglich ist, habe ich die Raupen gefunden. Sie spinnen sich gut ein, kommen in einem unbeobachteten Moment zum Fressen hervor und ziehen sich blitzschnell in ihre Schutzhülle zurück, wenn Zugriff droht.




Es wird berichtet, dass Singvögel Gefallen an den Raupen gefunden haben und sie gern aus dem Laub klauben. Ob man die Larven also auch als kostenloses Vogelfutter anbieten kann?

Ich habe es versucht, und aus der befallenen Buchshecke etwa 15 Larven herausgefischt und in den Vogelfutterspender gelegt.


Nun ja, legen kann man die nicht lange, die krabbeln natürlich weg, auf der Suche nach neuem Buchs. Eigentlich hatte ich gedacht, die Vögel freuen sich über die frische Ware, aber bis die mal gucken kamen, krabbelten die Raupen schon überall herum und überzogen den ganzen Futterspender inklusive Futter mit Spinnfäden, die sie übrigens mit dem Mund herstellen.

Ah, Kundschaft: Das Rotkehlchen nahm Kurs auf das Futter und drehte entsetzt wieder ab: "Iiiiii, Herr Ober, da ist Ungeziefer in meinen Cerealien, ich muss doch sehr bitten!". Das Gekrabbel war ihm eindeutig zu unheimlich. Vögel, die Angst vor Insekten haben? Sachen gibt's.



Dann kam der nächste Proband: Die immer experimentierfreudige Blaumeise hat sich die Sache in gewohnter Eroberermanier erstmal gründlich angesehen. Kurz überlegte sie, ob sie sich die Krabbler an der Decke schnappen sollte. Nein, doch lieber zwischen den Sonnenblumenkernen nachschauen. Ein paar Mal hat sie tatsächlich nach den Raupen gepickt, dann aber beschlossen, dass das wer anders essen soll, sie jedenfalls nicht. Na, super.



Raupen, wo man eigentlich Sonnenblumenkerne erwartet, sind also eine eher unangenehme Überraschung und kein willkommener Proteinhappen. Manchmal sind Vögel auch Mimosen.

Am Ende habe ich die Raupen alle wieder eingesammelt und tiefgefroren, um sie abzutöten, bevor sie doch noch den Weg zum Buchs finden.

Das mit dem Lebendfutter ist also nicht so einfach. Und wenn der Buchsbaumzünsler dann wirklich über meine Sträucher her fallen sollte, erwarte ich aber gefälligst eine sofortige mobile Eingreiftruppe aus vielen hungrigen Schnäbeln. In die Sonnenblumenkerne schmeiße ich keine mehr, versprochen!

Samstag, 8. Juli 2017

Gartenfrust statt Gartenlust?

Hat es nicht schon fast etwas Ketzerisches, wenn man dem Garten nicht nur Glücksmomente entlocken kann? Der Garten als Quell des Unheils statt der ungetrübten Freude? Unerhört! Sowas gibt es ja wohl nicht, in den Gartenzeitschriften sieht man ja auch nur lachende, hübsche Menschen, die voller Freude Dinge tun. Den Garten mit dem Schlauch von der Dürre befreien zum Beispiel. Oder Rasen mähen in makellosem Outfit, während man selbst gerade vor Hitze zu zerfließen droht. Nein, diesen Sommer bin ich etwas nörgelig mit dem Garten - ich bitte dies zu entschuldigen, das geht auch wieder weg.

Erst war da diese katastrophale Trockenzeit im Juni, die mich an den Rand des Wahnsinns getrieben hat und mehrmals am Tag quer durch's Haus mit der Gießkanne (die Regentonne steht im Vorgarten, die meisten notleidenden Pflanzen nicht). Dabei fiel schon negativ auf, dass zu allem Überfluss auch noch der Weinfass-Teich soff wie ein Loch, denn ein solches hatte er ganz offensichtlich. 40 nagelneue Liter Wasser aus der Regentonne waren in Null-Komma-Nix versackt. Den Phlox daneben hat's sichtlich gefreut.

Das wurde mir jetzt doch zu blöd. Meine armen Libellenlarven! Im Baumarkt fand sich kein passender Weinfass-Einsatz zum Abdichten, also haben wir aus lauter Verzweiflung so ein Fertigteichdingsbums mit Kunststoffeinsatz und Holzvertäfelung mitgenommen. Beim Leerräumen des Fasses traten auch sofort eklatante Mängel in Form von Fäulnis zutage. Als Teich war das nicht mehr zu gebrauchen. Die Libellenlarven (von einer Großlibelle, vielleicht Sympetrum) hatten sich vergraben, konnten aber gerettet werden, ebenso wie Hechtkraut und Schwanenblume.





Bepflanzen lässt sich das alte Fass aber bestimmt noch. Die Pflanzen richten sich hoffentlich demnächst mal wieder auf und freuen sich ihres neuen, feuchtfröhlichen Lebens...



Und während am Weinfass der Zahn der Zeit nagt, sind es an der Stachelbeere die Blattwespen. Da kann man schon mal die Motten kriegen, wenn man Hunderte von Larven abgesammelt hat und trotzdem kein einziges Blatt mehr dran ist. Denn wenn ich arbeiten muss, sind die Fresssäcke auch nicht untätig und machen Kahlfraß.






Wenigstens die Beeren fressen sie nicht, noch nicht mal in der Not. Stachelbeermarmelade ist also wie immer ein Projekt, das ich angehen kann - für schlechte Zeiten. Die kommen dann, wenn ich im Winter auf dem Sofa sitze und denke: Ach, was war er doch wieder schön. Der Sommer.

Samstag, 28. Januar 2017

Kann das denn wahr sein?

Oft liest man in Gartenzeitschriften oder im Internet gute Ratschläge, meist bebildert, damit man auch ganz genau weiß, wie man was zu tun hat. Manchmal bekommt man sogleich ein schlechtes Gewissen, weil man es doch anders macht als dort geschrieben steht. Oder man macht es gar nicht. Das Ergebnis ist dasselbe: Man zweifelt an der eigenen Disziplin im Garten und an seiner Zurechnungsfähigkeit sowieso.

Hier meine Hitliste von Empfehlungen, die ich stets mit großer Sorgfalt durchlese, nur um sie dann mit genauso großer Sorgfalt zu ignorieren:

  • "Raupen, Larven oder andere Jugendstadien von Schadinsekten über den Hausmüll entsorgen." Viele erwachsenen Insekten, die ich kenne, sind zwar durchaus mobil und legen in kürzester Zeit laufend oder fliegend große Strecken zurück, doch ihre Kinderstube glänzt meist mit großer Trägheit. Herausgeschnittene Äste mit Gespinnstmottenraupen zum Beispiel können daher guten Gewissens in den Kompost wandern oder sogar in irgendeine Ecke des Gartens geworfen werden. Auch die Larven der gefräßigen Stachelbeerblattwespen sammle ich einfach nur von den Blättern meines Hochstämmchens und lasse sie an Ort und Stelle fallen (auf dem Foto ist stellvertretend die Verwandtschaft an einer Weide zu sehen). Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit schaffen es die Raupen nicht, die Wirtspflanze zu Fuß und lebend nochmals zu erreichen.

  • "Fruchtmumien im Frühjahr entfernen." Dieser Ratschlag ist an sich wirklich wertvoll, nur hapert es hier an der Umsetzung. Die ollen Schrumpfköpfe, die mal Zieräpfel voller Saft und Kraft waren, sind nicht nur nicht besonders hübsch, sondern können auch eine Brutstätte für Pilze wie Monilia sein. Nur wie soll ich das Trockenobst aus dem mittlerweile bestimmt acht Meter hohen Zierapfel klauben? Dazu müsste ich schon schwindelfrei und lebensmüde zugleich sein. Und so warte ich einfach ganz leichtsinnig ab, denn runter kommen sie am Ende alle.

  • "Den Rasen bei Frost nicht betreten." Jaaaaa, ich weiß. Das bekommt dem Gras bestimmt viel besser, wenn die Halme nicht im gefrorenen Zustand mit Füßen getreten werden. Aber wie soll ich denn sonst bitte schöne Raureiffotos vom Garten machen? Mit Schneeschuhen? Also betrete ich den Rasen sehr wohl und er überlebt es doch jedes Mal wieder.





  • "Saatgut von Tomaten drei Tage in Wasser gären lassen, um die keimhemmende Glibberschicht zu entfernen." Das ist nicht nur eine reichlich unappetitliche und mühsame Veranstaltung, die man besser vor Besuch verstecken sollte, sondern auch noch völlig unnötig. Ich lasse die frisch aus der Frucht entnommenen Samen immer auf Küchenkrepp trocknen. Dort bleibt das Saatgut dank der Glibberschicht einfach kleben. Soll im Frühjahr ausgesät werden, kann man die Samen ganz leicht abknibbeln oder mit ein bisschen Küchentuch abreißen - die keimen garantiert. Netter Nebeneffekt: Das Küchenpapier kann man mit Bleistift beschriften und so mehrere Sorten gleichzeitig ohne Informationsverlust unterbringen.


  • "Pflanzen nicht in der Mittagssonne gießen, da die Tropfen sonst wie Brenngläser wirken." Die Gießkanne morgens oder abends zu schwingen, ist tatsächlich geschickter und für den Wasserträger weniger schweißtreibend. Die Pflanzen haben so auch mehr davon, da das Wasser nicht sofort wieder verdunstet. Allerdings haben Forscher fieberhaft versucht, den berüchtigten und gern zitierten Brennglaseffekt nachzustellen und sind kläglich gescheitert. Der Einfallswinkel der Sonnenstrahlen passt bei den meisten Blattoberflächen einfach nicht, um wie eine Lupe zu wirken - die Tropfen sind viel zu flach. Eine gelegentliche Notwasserung zur Mittagszeit hat noch keine Pflanze umgebracht, Wassermangel aber sehr wohl. 

  • "Der Kompost muss mehrfach umgesetzt werden, damit aus ihm was wird." Gut, dass der Thermokomposter erfunden wurde! Der führt nämlich beim Inhalt zu einer kuschlig warmen Verrottungstemperatur, während ich ihn nicht im Schweiße meines Angesichtes dauernd umschichten muss - stets mit der gemeingefährlichen Kletterrose im Rücken. Also kippe ich einfach immer alles oben drauf und warte in aller Ruhe ein Jahr ab. Die Würmer wandern schon von selbst in ihre Lieblingsschicht und wollen sowieso nicht so gern bei der Arbeit gestört werden. Und am Ende ist noch immer Kompost dabei raus gekommen.



Kennt ihr auch Ratschläge, die bei euch aus gutem Grund nicht zur Anwendung kommen? Dann raus mit der Wahrheit!

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Bei der Verlosung von meinem Buch "Mein Bienengarten" hat gewonnen: Birgitt
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Sonntag, 21. Juni 2015

Fette Hennen und kluge Kohlmeisen

Fette Hennen sind fabelhafte Pflanzen, auch wenn man sich den Großteil des Sommers mit ihren Blättern begnügen muss, bevor im September das Blütenspektakel losgeht.

Aber die Show will schließlich gut vorbereitet werden - und was wäre ein Spätsommergarten ohne ihre lilarosa Blütenteller?

Die Pflanze sieht auch vorher durchaus attraktiv aus, wenn man die Farbe Grün mag. Ihre kuppelförmigen Horste bringen Struktur und Ruhe ins Staudenbeet - und natürlich ein gerüttelt Maß an Vorfreude auf das große Blühen.


In letzter Zeit allerdings werde ich ab Mitte Mai immer ein bisschen unruhig und schaue mit weniger Wohlwollen auf meine Mädels. Sie kriegen zwar nicht die Motten, brüten aber etwas anderes aus: Minierende Schwebfliegen machen sich in immer größerer Zahl an den fetten Blättern zu schaffen. Zwischen Blattober- und -unterseite ist ja auch ordentlich Platz, da lässt es sich gut leben und speisen - das Laub wird allerdings durch die Völlerei etwas unansehnlich.


Die Schwebfliege, die sich an meinem Sedum zu schaffen macht, ist keine geringere als Cheilosia semifasciata - eine Art, die sich aufgrund der wenigen Wildvorkommen von Fetten Hennen schon ganz verdutzt auf der Roten Liste wiederfand.

Dieser fragwürdige Titel wird ihr aber wohl wieder aberkannt werden, denn durch die üppigen Gartenvorkommen ihrer Futterpflanzen muss sie keinen Hunger mehr leiden - viele Fette Hennen, viele fette Fliegen.

Mein Garten jedenfalls scheint eine komfortable Arche dieser Art zu sein. Erst habe ich mich ein bisschen über die verunstalteten Stauden geärgert, aber dieses Jahr war ich gar nicht mehr böse um die Blattaushöhler. Ich habe Hilfe bekommen von meinen Nistkastenbewohnern, den Kohlmeisen.


Der Herr Papa der hungrigen Brut hat nämlich in Eigenarbeit herausgefunden, dass jede vertrocknete Stelle in meinem Sedum eine kleine Imbissbude darstellt. Wenn man die minierten Stellen mit dem Schnabel ein wenig bearbeitet und den Briefumschlag aus Laub öffnet, kommt einem eine leckere weiße Made entgegen - die der einer blattlausfressenden Schwebfliege nicht unähnlich sieht.

Ist der Trick erst einmal gelernt, wird die Fette Henne regelmäßig nach wenig flüchtiger Babynahrung abgegrast.

Nicht nur meine Brutvögel sind darauf gekommen, sondern auch ein anderes Paar, das mit seinen flüggen Jungvögeln im Garten gastierte. Die Fotos sind nur Belege und durch die Scheibe aufgenommen, denn sonst hätte ich den Trick nicht dokumentieren können.




Seitdem ich weiß, dass die Meisen die Maden mögen, sehe ich großzügig über meine ramponierten Fetten Hennen hinweg. Die Feinarbeit am Ende übernehmen sowieso die Schnirkelschnecken, die kosmetisch eingreifen und die vertrockneten Stellen mit nahezu chirurgischer Präzision entfernen.



Und wer wird denn da auch so pingelig sein - blühen tut das Sedum schließlich jedes Jahr trotzdem!

Donnerstag, 26. März 2015

Blöde Blühlücke

Mein Terrassenbeet hat es dieses Jahr erwischt. Es setzt eine Runde aus, denn es hat sich den Schrecken aller Staudengärtner eingefangen: Die gemeine Blühlücke. Diese zeichnet sich durch das Fehlen von Blumen aus, obwohl es zu dieser Jahreszeit durchaus Kandidaten geben würde, die bereitwillig in die Bresche springen könnten. Wenn man sie nur gepflanzt hätte. Zum Glück hat es nicht den ganzen Garten erwischt, sondern nur das Beet rechts vom Rosenbogen, wo als nächstes die Hyazinthen für Duft und Farbe sorgen werden.

Während links an der Terrasse der Trachystemon (Bild) schon seine blumenkohlähnlichen Blütengebilde aus dem Boden geschoben hat und Lungenkraut zusammen mit Scilla siberica für Frühlingsfreuden sorgt, herrscht rechts Flaute. Eine Schande ist das. Da hab ich wohl nicht aufgepasst.

Die Pelzbienen warten genauso ungeduldig wie ich darauf, dass endlich mal wieder Blüten geöffnet werden.

Nun lässt sich das Malheur dieses Jahr nicht mehr gut kaschieren, außer ich stecke gekaufte Pflanzen oder Kunstblumen zwischen die Stauden. Während ersteres die schon vorhandene Pflanzung wegen der großen Löcher richtig nerven würde, geht mir die Sache mit dem Plastik natürlich gegen die Biogartenehre. Die Bienen wollen sich auch nicht gern veräppeln lassen. Also heißt es, sich in Geduld zu üben und auf das herbstliche Blumenzwiebelangebot zu warten. Dann wird die Wahl auf Schneeglanz (Chionodoxa) oder Blausternchen (Scilla) fallen, denn die blauen Lückenbüßer sind pflegeleicht und kommen zuverlässig jedes Jahr wieder, damit es die Blühlücke nicht wagt, noch einmal zu erscheinen. Außerdem vermehren sie sich gut und sind sehr günstig in der Anschaffung - hier ein Teppich von Scilla siberica im Ravensberger Park:


Da vermutlich niemand gerade unter einem Überangebot der genannten Winzlinge stöhnt (keiner hat wohl je von einer Blausternplage gehört oder einer wirklich lästigen Schneeglanzinvasion), werde ich auch aus fremden Gärten keine Frischware bekommen.
Sollte jemand von euch in der glücklichen Lage sein, Hand an einen proppevollen Bestand von Scillas legen zu dürfen, schaut euch die Blüten jetzt ganz genau und mit sämtlichen zur Verfügung stehenden Argusaugen an.

Vor allem der Zweiblättrige Blaustern (Scilla bifolia) kann unter dem Antherenbrand (Antherospora scillae) leiden, einer Pilzkrankheit, die die Pflanze zwingt, statt Pollen doch zur Abwechslung lieber Pilzsporen zu produzieren - ist doch mal was neues. Es gibt auch Arten, die Traubenhyazinthen oder Seifenkraut befallen. In jedem Fall ist die Pflanze von soviel Innovation nicht gerade begeistert, kann sie doch dadurch keine Samen bilden.

Für die Bienen stellt dies trotz wie immer strahlend blauer Blüten auch eine unschöne Blühlücke dar, denn an den parasitierten Blüten kann man keinen Pollen sammeln. Und mit Pilzsporen an den Hinterbeinen muss sich keine Biene im Stock blicken lassen.


Hier eine gesunde Pflanze, die gerade von einem winzigen Sandbienenmännchen besucht wird:


Manche der Sporen schaffen es mit Insekten oder dem Wind auf andere Unglücksraben, die am Ende dann auch aussehen wie ein Schornsteinfeger, aber ohne Glück zu bringen. Da die Pflanze den Befall nie mehr los wird, sollte man besser keine Ableger aus einem erkrankten Bestand sammeln.

Die Fernwirkung ist immerhin nicht beeinträchtigt durch den schwarzen Schmarotzer.

Trotzdem, dann bin ich eben geduldig und warte auf aus Kulturmaterial vemehrte Zwiebeln im Herbst. So ist die peinliche Blühlücke dann hoffentlich bald Geschichte!

Donnerstag, 1. Mai 2014

Im Frühtau zu Berge

Achtung, wir unterbrechen unser Programm für eine wichtige Durchsage: Auf allen Gartenpflanzen kommen Ihnen momentan Nacktschnecken entgegen. Atmen Sie tief durch und verzweifeln Sie nicht. Als kleiner Trost sei gesagt: In meinem Garten sieht es nicht besser aus.

Es ist wirklich alles anders in diesem Jahr: Durch den allzu milden Winter haben so viele jung-dynamische Nacktschecken überlebt wie sonst nie. Und sie hatten offenbar monatelang Zeit, in Ruhe an Fortbildungen teilzunehmen. Während der Igel schlief, standen so überaus interessante und lebensnahe Themen auf dem Lehrplan  wie:

  • Auch Katzenminze kann schmecken, man muss es nur wollen.
  • Lochstickerei an Stockrosen für Anfänger
  • Keine Angst vorm Storchschnabel - der tut nix, der heißt nur so!
  • Schwindelfrei am Stängel hoch
  • Erklimmen der Kartoffelrose von der schwierigen Nordwand aus - eine atemberaubende Aussicht und ein kleiner Snack belohnen alle Strapazen
  • Beinwell-Verkostung für Feinschmecker. Achtung, Suchtgefahr!
  • Wer hat Angst vor der bösen Wolfsmilch? 

Tatsächlich werden nun Pflanzen gefressen, perforiert und zugerichtet, die sonst weniger auf dem Speiseplan der Schleimer standen. Stockrosen, Echter Salbei, Gold-Garbe, Brauner Storchschnabel, Zypressen-Wolfsmilch, Fette Henne, Beinwell und Katzenminze waren sonst in meinem Garten relativ sicher. Das ist nun vorbei. Die Schnecken ziehen im Frühtau zu Berge und fallen über alles her, was sie finden können.


Und das, obwohl das Frühjahr in Ostwestfalen mehrheitlich zu trocken war! Aber der erhöhte Populationsdruck zwingt sie zum Äußersten - und mich auch. Also mache ich jeden Abend oder auch morgens mal eine intensive Schneckenrazzia und kurzen Prozess mit der Bande (ich sag nur alte Gartenschere - klingt widerlich, ich weiß, aber wenn man erstmal Rot sieht, gewöhnt man sich an alles, außerdem ist die Methode giftfrei).

Interessanterweise haben sie die Hostas bisher in Ruhe gelassen. Man könnte in der Tat von einer kompletten Persönlichkeitsveränderung sprechen - die Winterseminare müssen wirklich gut gewesen sein.

Wir sind noch einmal davongekommen


Man muss sich wohl dieses Jahr auf eine Art Ninja-Nacktschnecke einstellen. Das folgende, sehr seltene Bilddokument zeigt, dass sie selbst ihre Bauchmuskeln hart trainieren, um dem Gärtner noch mehr auf den Nerven herumzutanzen!


Aber ich hab Nerven wie Drahtseile, bin auch nicht untätig und bilde mich ebenso fort - meine Techniken im Aufspüren der Plage werden immer ausgefeilter. Wäre doch gelacht, wenn ich meine Storchschnäbel nicht doch noch blühend durch den Sommer kriege! Nehmt das, Schleimer!