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Samstag, 5. April 2025

Narzissen: Mysterium oder Massenware?

Narzissen sind Massenware, vor allem zu Ostern. In meinem Garten sind sie es leider nicht. Ich pflanze und pflanze, rette weggeworfene Narzissenballen mit meistens der Sorte 'Tête à Tête' vom Friedhof und habe dann, wenn es gut läuft, im nächsten Frühjahr schöne gelbe Batzen im Garten. Aber eigentlich träume ich auch von einer Narzissenwiese oder einem Narzissenwald, wie man sie oft an alten Gehöften sieht.



Doch lange halten die Diven bei mir immer nicht, sonst gäbe es im Garten wohl nur noch Stehplätze, wenn jede der geretteten 'Tête à Tête's noch da wäre. Ich habe auch Pflanzen, die jedes Jahr zuverlässig wiederkommen, aber nur mit Blättern. Blüten wollen sie nicht rausrücken. 

Nur eine hohe Narzisse dankt mir ihre Rettung und blüht wirklich jeden Frühling. Mit genau einer Riesenblüte, die immer zuverlässig von mir wegschaut, als würde sie einen Fluchtweg aus dem Garten suchen, wo Narzissen anscheinend so sehr gequält werden, dass sie das gelbe Handtuch werfen. 


Was läuft da schief? Nun, zum einen die Schnecken, die sich gern auf die Blüten stürzen, bis es so aussieht, als wären die Narzissen verschwunden, dabei sind sie nur einfach grün, weil alles Gelbe gefressen wurde. Oft warten sie nicht mal, bis die Knospe richtig aus dem Boden ist, und vernichten sie schon zuverlässig. Auch in meiner ausdauernden Flaggschiff-Narzisse mit der einen großen Blüte habe ich schon Nacktschnecken oben aus dem Gelben rausgepult, schwindelfrei sind die Biester ja.



Und dann liest man ja immer, dass Narzissen im Gegensatz zu Tulpen einen feuchten oder frischen, nährstoffreichen Boden wollen, der nie austrocknen darf. Und wie zum Hohn wächst seit ein paar (auch trockenen Jahren) eine Narzisse im Gemeinschaftsbeet unter den Kugelahorn-Bäumen und blüht immer üppig. Sie stammt mit Sicherheit von so einem Ostertopf aus dem Gartencenter.

Also, wenn da der Boden nicht sowas von vollständig austrocknet, dann weiß ich es nicht. Niemand schneidet die sich entwickelnden Samen heraus oder düngt die Pflanze. Im Gegenteil: Unter den Ahornen ist es eher staubtrocken und die Bäume saugen mit ihren flachen Wurzeln alles an Nährstoffen weg, was sie kriegen können.

Anscheinend hat diese Narzisse die Pflegeanleitungen für ihre Gattung nicht gelesen. Hoffentlich tut sie es auch nicht. Ich werde es ihr jedenfalls nicht unter die gelbe Nase reiben.

Narzissen sind Massenware und Mysterium gleichermaßen, oder?


... und jetzt ist es ohnehin so trocken, dass die Schnecken Pause haben. Regen wäre mir aber doch lieber.

Samstag, 15. Juni 2024

Schneckenwetter

Was ich in meiner Nacktschnecken-Paranoia schon alles für solche gehalten habe:

  • die braunen Blatt-Austriebe vom Bronze-Fenchel
  • Faullaub in braun
  • abgefallene alte Blüten von Nadelbäumen
  • Steine
  • Tonscherben
  • alte Blüten von Taglilien

 

Besonders perfide sind an einem Spinnfaden hängen gebliebene, im Wind schaukelnde braune Blätter. Da sich manche Nacktschnecken, so auch die Spanische, an einem Schleimfaden nach Art Mission Impossible abseilen können, liegt der Verdacht nahe.


Neulich seilte sich eine von der Fensterbank am Küchenfenster ab. Die Haustür ist nach jedem Regen zugeschleimt und vollgeschissen, aber das würde ich in Kauf nehmen, wenn sie dafür die Pflanzen in Ruhe lassen würden - das wäre ein richtiger Green Deal, aber davon träume ich nur und meine Stauden auch.

So einen hübschen Anblick wie diesen hier gibt es in meinem Garten schon seit Jahren nicht mehr. Früher war die Terrasse auch übersät mit schnuckeligen Schnirkelschnecken, aber seit den trockenen Sommern findet man keine mehr. Oder gibt es eine andere Ursache für ihr Verschwinden?




Den häuschentragenden Schnecken würde ich in jedem Fall nichts tun, sie sind auch kaum schädlich für die Pflanzen.

Die schlimmste von allen ist die Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris), mittlerweile Kapuzinerschnecke genannt. Sie stammt nämlich gar nicht aus Spanien und lange wurde berichtet, dass sie entgegen erster Vermutungen heimisch sei, aber anscheinend ist sie doch von irgendwo her eingewandert und ein neuerartiger Schädling. Der Klimawandel mit den milden Wintern helfen ihr und anderen Neuankömmlingen wie der Gefleckten Weinbergschnecke, bei uns Fuß zu fassen. Es wurden schon Dichten von 60 Spanischen Wegschnecken pro Quadratmeter in Gärten beobachtet.

Natürliche Feinde sind rar, Arion vulgaris hat nämlich einen sehr zähen Schleim, der nicht gut ankommt bei Räubern. Lauf- und Kurzflügelkäfer fressen Eier und Jungtiere von A. vulgaris, doch nur sehr große Laufkäfer wie Carabus nemoralis fressen größere Jungtiere, erwachsene Schnecken aber anscheinend gar nicht.

Im Garten und vor allem in Gemüsegärten können die Spanische Wegschnecke und die Gefleckte Weinbergschnecke verheerend sein. Absammeln und in der Natur wieder freilassen klingt zwar nett, ist aufgrund ihres Neozoen-Status aber nicht gut für die Ökosysteme, wo eine solche Überpopulation dann Probleme macht und andere Scheckenarten verdrängt. Auch ist die Art Zwischenwirt des Französischen Herzwurms (Angiostrongylus vasorum) sein, der Hunde und Füchse befällt. Heu wird zudem durch Nacktschnecken verunreingt und schädigt in der Folge Haus- und Nutztiere. *

Eine Freundin berichtete, dass durchgeschnittene Nacktschnecken immer über Nacht verschwunden waren. Die Wildkamera enthüllte dann, dass Waschbären und Nutrias die schleimigen Überreste fraßen. Aber ob sie auch lebende, auf dem Weg zum nächsten Gemüsebeet befindliche Schnecken erbeuten? Auch ist es fragwürdig, Neozoen mit Neozoen zu bekämpfen, zumal der Waschbär bei mir gerade unten durch ist, nachdem der pelzige Wonneproppen zum zweiten Mal in einer Saison das Kohlmeisennest ausgeräumt hat. Er hat bis zum Plündern der Nistkästen immer gewartet, bis die Jungmeisen kurz vorm Ausfliegen waren, um den maximalen Ertrag zu ernten. Der Stachelkragen  um den Stamm hat nicht geholfen, jetzt muss ich wohl die Fronten der Nistkästen gegen die Alcatraz-Variante austauschen.

Hier sucht er an Nachbars Hausecke nach Futter. Ich hole das Vogelfutter nachts rein, um das dicke Pelztier nicht zu mästen.


Aber zurück zu den Schnecken: Nur Schneckenzäune mit konsequentem Absammeln, bis innerhalb der Umzäunung keine Schnecken mehr da sind, helfen dem Gemüsebeet, diese Bezeichnung zu Recht zu tragen.

Einzelne Pflanzen kann man nachts mit Einmachgläsern schützen. Schneckenkragen funktionieren auch, sehen aber mehr wie ein Fremdkörper aus. Doch das tun abgefressene Gerippe von Stauden ja auch...




Schafwolle oder Kaffeesatz helfen, solange sie trocken bleiben. Auch mit Lavamulch habe ich gute Erfahrungen gemacht. Laufenten passen nicht in jeden Garten und haben auch ihre Bedürfnisse, die erfüllt werden wollen.

Auf keinen Fall kann man Jahre oder Jahrzehnte abwarten, bis sich Fressfeinde an die neue Schnecke angepasst haben. Dann könnte es für manche Pflanzenarten und darauf spezialisierte Insekten zu spät sein.


* https://www.researchgate.net/publication/317127167_Arion_vulgaris_Moquin-Tandon_1855_-_the_aetiology_of_an_invasive_species

Samstag, 18. Mai 2024

Die Amsel, dein Freund und Helfer

Sie können nicht nur unglaublich gut singen, sondern sind auch als Nützlinge im Garten empfohlen, weil sie Schnecken fressen: Die Amseln. Gut, manchmal zerlegen sie Töpfe mit Sämlingen in alle Einzelteile oder räumen Mulch aus dem Beet dahin, wo er nicht hingehört, aber so macht es eine hungrige Amsel eben, Laub und anderes von A nach B zu befördern, ist nun mal ihr Beruf. Im Sommer mausern sie sich zum Feinschmecker und sind keine Kostverächter, wenn es um Beeren und Kirschen geht. Außerdem fressen sie Regenwürmer und keiner wäre ihnen deswegen böse.

Doch was frisst eine Amsel denn nun eigentlich sonst noch? Und sind sie wirklich ein singendes Allheilmittel gegen Schnecken, ein schädlingsbekämpfender Barde?


Nachdem es hier wochenlang trocken war (zu trocken schon wieder), kam gestern ein bisschen Regen und schon waren die Nacktschnecken wieder überall und nahmen sich vor, meine Lieblingspflanzen in Grund und Boden zu fressen. Auch futterten sie die Blüten vom Einjährigen Silberblatt, wo der Aurorafalter kürzlich Eier abgelegt hatte. Solche Fressattacken seitens der Schnecken kann ich also nicht dulden. Aber ob mir die Amseln dabei helfen können?




Um herauszufinden, was die Amseln an Beute ergreifen, habe ich mich mit dem Tele auf die Lauer gelegt und mal geschaut, ob ich es erkennen kann. Das muss man natürlich nur versuchen, wenn sie Junge füttern, denn dann ist die Beute über längere Zeit im Schnabel sichtbar und landet nicht gleich im Magen.






Das meiste waren Regenwürmer. Amseln nehmen den Schnabel aber gern zu voll und man fragt sich, wie sie dabei noch singen und noch mehr Beute aufnehmen können. Ich fand also auch Tausendfüßler, große Spinnen, Fliegen, Schnaken, grüne Raupen und noch mehr Würmer.

Auffällig dabei: Sie bewegen sich auf dem Rasen (im Wald auch in der Laubstreu, aber da ist es auch weniger zugewachsen als im Garten) oder laufen an den Rand der ungemähten Bereiche und klauben vom Rasen aus weg, was sie erreichen können. Sie sind also nicht dafür geeignet, Schnecken aus den Staudenbeeten zu holen, wenn diese zu sehr zugewachsen sind (so wie meine im Moment), sie kriechen nicht ins Dickicht hinein.

Da es die Tage aber so trocken war, entdeckte ich plötzlich, dass ein Amselweibchen vom Rasen aus Schnecken aus den Pflanzen oder unter Objekten hervor kramte. Dann begann die mühsame Arbeit. Die Nacktschnecke wurde gedreht, gewendet und auf dem Rasen hin und her gerollt wie ein Spanferkel, bis sie halbwegs verzehrbar war. Dann wurde sie zu den Jungen ins Nest gebracht. Ich denke aber, aufgrund der mühevollen Zubereitung wird eine Amsel, die nicht zu viel Freizeit hat, diese Prozedur nur auf sich nehmen, wenn es nicht genug Regenwürmer gibt, also bei Trockenheit.

Die Gelege der Nacktschnecken wird sie eher im Winter oder Frühjahr ausräumen. Und Singdrosseln sind sowieso ein Fan von Konserven und futtern lieber Schnirkelschnecken.


Habr ihr schon mal die Amseln beim Schneckenfressen beobachtet?

Samstag, 4. Mai 2024

Kaufrausch bei Kälte

Ich bin ja mittlerweile immun gegen Gartencenter. Wirklich. Ich geh da einfach nicht mehr hin. Und selbst wenn ich mal was Handfestes wie Schrauben brauche, hüpft mir nie eine Pflanze in den Einkaufswagen. Doch auf dem Wochenmarkt ist es anders, da bekomme ich einen handfesten Kaufrausch. Es liegt vielleicht daran, dass es eine Open-Air-Veranstaltung ist und man die versammelten Erzeuger der Region beisammen hat. Viele Biobetriebe sind dabei, man kauft also direkt vom Erzeuger und auch unverpackt ist sehr leicht möglich. Da kaufe ich gern Gemüse oder Käse.

Und dann steht da plötzlich eine Papiertüte am Käsestand. Da wird wohl kein Käse drin sein, dachte ich mir. Nein, das waren Schafwollpellets, sogar Bioland aus der Region. Weil es an dem Tag gerade so eisig kalt war, dachte ich mir, ich kaufe den Stauden mal schnell was Warmes zum Anziehen, damit sich auch die schamlosen Schnecken warm anziehen können.

Schafwollpellets sind ja gleich drei Dinge auf einmal: Dünger, Wasserspeicher und Schneckenschreck. Letzteres zumindest anfangs, bis die Wolle nass wird. Aber vielleicht trocknet sie irgendwann auch wieder.

Außerdem haben die Schäfer Probleme, die Wolle zu vermarkten, da kommt dieser Anwendungszweck gerade recht.

Man kann die Pellets sicher billiger bekommen, aber nicht in fahrradtauglichen Portionsgrößen. Also her damit!

Zuhause habe ich der gebeutelten Schwarznessel gleich mal einen Schal gelegt gegen die Schnecken. Den habe ich dann noch mit Minze garniert, in der Hoffnung, dass die Schleimer das nicht riechen können. Das sieht zwar jetzt ohne Schneckenbeteiligung schon aus wie ein Massaker, aber die Minze lassen sie meist unbehelligt Wuchern und sind vielleicht vom Duft abgeschreckt.


Und tatsächlich treibt da ein neues zartes Blättchen an der Schwarznessel.



Hoffentlich hilft der Schal vom Wochenmarkt! Und ich möchte bitte so langsam keinen mehr anziehen, wenn ich rausgehe...

Das Einjährige Silberblatt hat die Schneckenattacken immerhin teilweise überstanden, ist nur beim Schneefall am Sonntag etwas abgeknickt worden. 


Aber dagegen hilft auch kein Wollschal...



Samstag, 13. April 2024

Der Schneck muss weg!

Geht es auch auch so? Dank des milden Winters laufen die Nacktschnecken mal wieder Amok im Garten. Ich hatte ja bereits mein Leid geklagt, dass kaum Blüten zu sehen waren, weil Schneeglöckchen, Scillas und Narzissen feinsäuberlich und feinschmeckerisch entmannt wurden.

Und dann liegen auch noch überall abgefallene Birkenkätzchen auf den Pflanzen, die von weitem aussehen wie eine Nacktschnecke und sofort Schnappatmung bei mir hervorrufen.


Was hilft eigentlich wirklich? Kaffeeprütt habe ich jetzt in mehreren Lagen um die Schwarznessel drapiert, die dennoch einfach nicht hochkommt, weil sie jede Nacht wieder auf die Höhe einer Briefmarke zurechtgestutzt wird. Auch Schafwolle, selbst in dicken Teppichen, hatte bei mir keinen durchschlagenden Erfolg.

Dann wird immer geraten, Nützlinge zu fördern. Feuersalamander zum Beispiel fressen nicht nur Regenwürmer, sondern auch Nacktschnecken. Im Botanischen Garten haben wir zusätzlich zu Kröten und Mauereidechsen einen Bestand von mehreren Tausend Feuersalamandern, einen der größten in NRW, und trotzdem werden nächstens die wertvollen Anzuchten vernichtet. So einfach scheint es also nicht zu sein und die Gleichung viele Nützlinge = keine Schneckenplage scheint nicht aufzugehen.

Glühwürmchen habe ich sogar im Garten, aber auch die schaffen es nicht, eine Plage zu verhindern.

Dazu kommen immer neue gefräßige Arten, die eingeschleppt werden, wie die Gefleckte Weinbergschnecke oder der Gewächshausschnegel.

Der ärgste Feind der Nacktschnecken ist nun mal Frost, und der ist vom Aussterben bedroht. Dadurch kommen auch wehleidige Arten aus dem Mittelmeerraum prima über den Winter.

Jetzt fand ich sogar einige Schleimer an Wald-Ziest, Bärlauch und Gilbweiderich, was sie normalerweise nicht anfressen.

Immerhin gibt es tatsächlich Pflanzen, die sie überhaupt nicht mögen. Die Akeleiblättrige Wiesenraute zum Beispiel, die wird wie die Akelei auch komplett ignoriert, nicht mal bestiegen.



Auch das Hasenglöckchen kommt mehr oder weniger ungeschoren davon, vor allem aber kann es blühen!


Die Frühlings-Braunwurz (Scrophularia vernalis) wird ebenso verschmäht.


Der Gemüse-Ampfer schießt endlich so ins Kraut, dass zwar immer noch Anschläge auf ihn verübt werden, was sich in Löchern oder durchgebissenen Blattstielen äußert, aber im Großen und Ganzen scheint er über den Berg zu sein.



Dieser Anblick in einem Schaugarten hat mich das Fürchten gelehrt, denn so groß kann der Gemüse-Ampfer mal werden (trotzdem hat er Löcher):


Meine neue Wald-Anemone, eigentlich schneckenverträglich, hatte schon so schöne Knospen, die aber in einer Nacht- und Nebelaktion abgebissen wurden. Sie lagen daneben und es gab Schleimspuren, also war es keine Maus.


Um das Einjährige Silberblatt muss ich immer kämpfen, es kommen nur die stärksten Pflanzen zur Blüte. Die, die an ungünstigen Stellen stehen oder ein Zeichen von Schwäche zeigen, werden aufgefressen und gründlich zugeschleimt.


Neu im Garten ist der Scharfe Hahnenfuß, den ich aus dem Müll gerettet habe. Bei dem kann es noch sein, dass die Blüten dran glauben müssen. Er zeigt schon Knospen und sich auch sonst ganz dankbar für seine Rettungsaktion.


Ein echter Lichtblick ist die Gewöhnliche Erdkastanie (Bunium bulbocastanum), ein heimischer Doldenblütler mit essbaren Wurzeln, der fröhlich wächst und den die Schnecken komplett in Ruhe lassen.





Obwohl man es also schafft, einen immerhin grünen Garten zu bekommen, bin ich ehrgeiziger. Ich hätte gern Schneeglöckchenblüten und Narzissen, aber was tun außer immerzu Razzia zu machen?

Samstag, 12. November 2022

Ich bin die Neue!

Ich las einmal auf einem Blog, dass man gar keinen neuen Bücher braucht, sondern die 30 Jahre alten Exemplare ja immer noch gut genug seien - und zwar für mehr, also nur ein Tischbein damit wackelfrei abzustützen. Schon mal gar nicht braucht man neue Gartenbücher. Und dann versucht man, Tiere im Garten mit den alten Schinken zu bestimmen, und macht folglich alles falsch, weil das Tier eingewandert ist und bei Drucklegung noch nicht bekannt war.

So geschehen in diesem Garten hier, der überrannt, oder besser überkrochen wird von einer Gehäuseschnecke, auf die das alte Werk, so gut bebildert es auch ist, keine Antwort hatte. Denn das hier ist die Kantige Laubschnecke (Hygromia cinctella). Sie hat ein gekieltes Schneckenhaus, und dieser Kiel schmückt sich meist mit einem weißen Band. Früher kam sie nur im Süden vor, zum Beispiel in Italien, wurde aber mittlerweile in unsere Breiten verschleppt. Klein genug ist, als dass sie einen perfekten blinden Passagier abgibt.



 


Ich finde diese Schnecke inzwischen reichlich und überall. Oben auf den Pflanzen und unten in der Laubstreu. Während die Schnirkelschnecken rückläufig sind seit den trockenen Sommern, ist der Laubschnecke alles egal. Kunststück, wenn sie aus dem Süden angereist ist.


Eine andere neue Schnecke ist die Gefleckte Weinbergschnecke. Sie hatte ich einmal im Garten und dann wurde sie nie wieder gesehen. Sie ist deutlich gefräßiger als unsere große Weinbergschnecke und wurde wie die Kantige Laubschnecke aus dem Süden eingeschleppt.


 


Großen Schaden scheint Hygromia cinctella nicht anzurichten, vor allem in der Laubstreu ist sie willkommen und darf gern das Laub zerkleinern. Aber wer weiß, ob sie nicht auch Keimlinge vertilgt? Im Sellerie muss ich  immer gut nachsehen, damit keine Schnecken in der Suppe landen.

Die Kugelspringer jedenfalls haben nichts gegen die Neue. Sie benutzen sie gern aus Aussichtspunkt oder fahren schon mal auf ihrem Gehäuse mit, wenn sie nicht laufen wollen.








 

Beide Arten findet man zusammen in der Laubstreu und es ist immer ein schönes Fotomotiv, die kugeligen Springschwänze als Schneckenreiter aufzustöbern.

Habt ihr diese Schnecke auch schon im Garten?


Samstag, 18. Juni 2022

Der Rasen-Rowdy

Normalerweise mag ich meinen Garten nicht mehr so, sobald der Juni anbricht. Dann wird er wuchernd, fordernd und ausufernd. Die Schneckenplage tut ihr Übriges dieses Jahr, um ihn noch weiter zu diskreditieren und zu sabotieren, was die Raspelzunge hergibt.

Dieses Jahr aber scheinen viele Pflanzen ein wenig später zu blühen, sodass meine Gartenliebe noch ein wenig in den Juni hinüber gerettet wird - bis Mitte des Monats gar, ist das zu fassen? Ein rosaroter Grund dafür ist der hier:





Der Fingerhut, der schon seit Jahren im Rasen wächst, freut mich gerade riesig. Und so sehr ich auch vor Kritikern, die lieber Rasen hätten anstelle dieses pinken Partycrashers, beteure, dass Digitalis purpurea zweijährig ist und bald absterben wird, lebt er immer weiter. Nächstes Jahr wird er aber ganz bestimmt nicht mehr da sein! Oder?

Der Methusalem-Fingerhut ist hell rosafarben, die Knospen weiß. Netterweise hat er viele Blütentriebe - und seit letztem Jahr sogar einen rosa Kumpel in haargenau derselben Farbe. Der steht im Beet, bekam im Frühjahr Kompost und ist deutlich imposanter als der Rasen-Rowdy.


Normalerweise finde ich Sämlinge ausschließlich im Rasen, den die Schnecken nur im Notfall betreten. Sobald ich aber so einen Winzling ins Beet setze, ist er am nächsten Morgen gefressen. Der große Fingerhut aber ist im Beet gekeimt und wurde nicht angerührt. Wie kommt das nur? Sind die umgepflanzten Sämlinge so geschädigt, dass die Schnecken ihnen liebend gern den Gnadenschuss geben? Manchmal versteht man  die Schleimer ja nicht.

Die Hummeln, allen voran die Gartenhummel, finden die Blütenrutschbahnen jedenfalls prima, die so ein Fingerhut bietet. 


Der Gefleckte Schmalbock guckt sich das Ganze lieber von außen an:

 

 

Das Innere der Blüten ist so rutschig, dass man sich wundert, wie die Hummel es schafft, entgegen der Schwerkraft Pollen zu sammeln. Und das muss sie ja unbedingt, damit ich auch im nächsten Jahr vielleicht neue Fingerhut-Sämlinge bekommen. Denn wer so langlebig ist, darf mir auch zukünftige Juni-Monate versüßen!