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Samstag, 27. August 2022

Neue Helden

Immer dieses ewig gleiche Wetter, das meist als "schön" und "heiter" bezeichnet wird! Man muss den Sprachgebrauch hier langsam anpassen, denn "schön" ist ewiger Sonnenschein bei großer Hitze und ohne Regen nun wirklich nicht mehr, und auch heiter stimmt er mich nicht. Denn ich für meinen Teil wünsche mir richtig schönes Wetter mit Landregen von morgens bis abends. Und weil der einfach nicht kommen will, bilde ich ihn mir schon ein, was geradezu paranoide Züge annimmt: Zum Beispiel, wenn jemand mit einer Plastikfolie raschelt, auf dem Handy tippt oder Blätter im Wind rascheln und zappeln. Diese Sinnestäuschung ist besonders präsent, wenn Regen angekündigt ist und die Wolken entsprechend dunkel sind, aber nichts rauskommen mag.

In Brandenburg an der Havel am letzten Wochenende war es dann mal keine Einbildung und nach anfänglicher Mogelpackung bei dunklen Wolken ohne Niederschlag hat es dann endlich mal richtig schön geregnet - und das war mir sogar egal, obwohl ich im Urlaub dort war, denn immer noch besser als tagelang auf sterbende Pflanzen zu schauen. Für's Erste war alles gut im sonnigen Bundesland Brandenburg - die Heuschrecke im Lavendel wischt sich hier zum ersten Mal seit Wochen keine Schweißperlen, sondern Regentropfen von der Stirn:


Auf dem Marienberg konnte man dann auch gut sehen, welche Pflanzen gut mit der Trockenheit zurechtkommen und welche nicht. Denn da einige Pflanzen ziemlich mitgenommen aussahen, denke ich, dass dort nicht gegossen wurde. Fest installierte Sprenger oder Schläuche waren jedenfalls keine zu sehen. Solche Bilder sieht man in keiner Gartenzeitschrift, aber auch die Realitität muss ja mal abgebildet werden.

Deswegen zeige ich jetzt mal verstörende Bilder aus Brandenburg, um schonungslos die neuen Helden und auch die Verlierer des Klimawandels zu entlarven.

Die Gaura, die hier so üppig neben dem Wachholder und im Dunstkreis der allseits bekannten Hitzeheldin Spornblume blüht, wirkt mit ihren schmetterlingshaften Blüten irgendwie zartbesaitet, ist aber sehr robust.

Spornblume

Spornblumen mit Fetter Henne oder Blauschwingel (Festuca glauca).

 

 

Auch der Federmohn nimmt das Leben noch federleicht:

Die Kugeldisteln haben so manches Blatt lieber braun werden lassen. Die Blauraute aber sieht immer noch aus wie das blühende Leben.


Die Blauraute ist unterpflanzt mit Blut-Storchschnabel (Geranium sanguineum), der auch noch durchhält, aber Blattmasse eingebüßt hat.


 

Der Burgen-Ahorn trotzt der Hitze prächtig:

Auch Mahonien sind einigen Kummer gewohnt:

..Salbei sowieso:


Statt mit Buchs sind die Beete im formalen Teil mit Heiligenkraut und Eiben eingefasst - eine exzellente Wahl:





Die Elfenblume sieht ziemlich angeschlagen aus und macht ihrem Namen alle Ehre, der eher auf ein zartes Wesen hindeutet, das keinen Kampfeswillen hat. Sie hat deutlich Blattmasse eingebüßt, lebt aber immerhin noch. Die Heide dagegen mag nicht mehr, inmitten der trockenen Masse sieht der wilde Ampfer geradezu erfrischend aus.

Die Straßenränder, die ganz bestimmt nicht gegossen, aber leider gemäht werden, zeigen ein Konsortium von Wilder Rauke, Königskerzen, Graukresse und Natternkopf, alle noch ziemlich frisch.





Einige der wilden Pflanzen sollte man sich also unbedingt für den Garten vormerken!


Samstag, 30. Januar 2021

Der Sommer kommt bestimmt

Es regnet oder schneit, auf dem Rasen unter meinem Rosenbogen steht nach einem ergiebigen Winterregen stundenlang eine Pfütze, in der die Amseln nach klammen Regenwürmern suchen. Noch kann man es sich also schwer vorstellen, dass es irgendwann wieder Sommer werden könnte - und zwar nicht ein Sommer, wie er früher einmal war, sondern einer ohne Regen. Die ganze Misere beginnt meistens schon im März, ab da regnet es nur noch in homöopathischen Dosen.


Letztes Jahr war es im April bereits so trocken, dass diese Weinbergschnecke im botanischen Garten ein ausgiebiges Bad im Bachlauf genommen hat. 



Man tut also gut daran, jetzt nicht im Übermut beim Anblick der Nässe im Garten die üblichen Säufer zu pflanzen, wie Phlox und Hortensie, sondern darüber nachzudenken, welche Pflanzen Dürre besser vertragen, ohne dass man mit dem Gartenschlauch Gewehr bei Fuß stehen muss. In den Kübeln kann man ebenso das Leid der Pflanzen etwas mindern, indem man Schafwollpellets in das Substrat mischt, was die Feuchtigkeit in der Erde hält und gleichzeitig ein bisschen düngt.


 

Vielleicht schauen wir uns Fotos aus dem letzten Sommer an, als der Rasen rascheltrocken und braun eher Mahnmal als grüner Teppich war. Und möglicherweise entscheidet sich dann jetzt im Winter das Schicksal gegen das aufwendige Grün und zugunsten eines pflegeleichten Kräuterrasens?

Was man sonst noch tun kann und welche Pflanzen und Kübelkombinationen besser mit Trockenheit zurechtkommen, beschreibt Annette Lepple in ihrem Buch "Garten ohne Gießen", das in der #machsnachhaltig-Reihe des Ulmer-Verlags erscheinen ist, so wie auch mein Buch "Plastikfrei Gärtnern". Unter den angegebenen Links könnt ihr in die Bücher hineinblättern.

 

 

Zusätzlich zu den 44 trockenheitsverträglichen Pflanzen gibt es Tipps, wie man das Mikroklima im Garten verbessert und dem Boden hilft, sich selbst zu helfen. Auch das Thema Dachbegrünung und die Anlage eines Raingardens darf nicht fehlen. Am Schluss widmet sich ein Kapitel noch dem Thema Troubleshooting, nämlich von Schädlingen, über Pilzerkrankungen bis hin zu Unwetterschäden.

Wer schon das schöne Buch "Genießen statt Gießen" von Annette kennt, findet in diesem kleineren, aber nicht minder schönen Band viele neue Aspekte und neue Ansätze, Wasser zu sparen. Der Autorin liegt das nachhaltige Gärtnern sehr am Herzen, das merkt man jedem ihrer Bücher an, noch dazu zeugt ihr eigener, toller Garten in Frankreich davon, dass ihre Tipps auch funktionieren.

Umweltplus: Die Bücher der #machsnachhaltig-Reihe werden mit mineralölfreier Farbe aus nachwachsenden Rohstoffen in Deutschland gedruckt und ohne Folie ausgeliefert. Das Papier stammt aus vorbildlich bewirtschafteten, FSC®-zertifizierten Wäldern und anderen kontrollierten Quellen.

Samstag, 22. September 2018

Fundgrube Rasen

Still war es diesen Sommer. Das samstägliche Geräusch der Rasenmäher wurde ersetzt durch das leisere Plätschern der Rasensprenger, welche aber weitaus seltener sind. Es gab ja auch nichts zu mähen, sodass die Dürre den Maschinenpark sehr geschont hat, wenn auch nicht die Gießkannen.

Nun hat es mal ein bisschen geregnet und der braune Rasen ist tatsächlich auch ohne Bewässern wieder grün geworden - und gewachsen ist er auch. Ein Rasenmäherdurchgang steht also so langsam doch an - der erste seit Juni. Das war wirklich ein langer Sommerurlaub für den Rasenmäher, so einen üppigen hätte ich auch mal gern.

Bevor aber der Rasen gekürzt werden kann, sollte man einmal in gebückter Haltung über die Grasnarbe schleichen und Keimlinge suchen. Denn ist der Rasenmäher aus dem Haus, tanzen die Sämlinge auf dem Tisch, also der Wiese.

Diese Kindchenschema-Keimlinge sind Babies vom Einjährigen Silberblatt, die im Schutze der Tautropfen speichernden Gräser gewachsen sind. Manche sind weitab von der Mutterpflanze erschienen, Wind sei Dank.



An einigen Stellen sind sie vom Pfennigkraut umwuchert und man muss beim Jäten der kriechenden Triebe aufpassen, dass man die Silberblättchen nicht köpft. Aber wenn man die Sämlinge sortenrein umpflanzen möchte, ist es besser, vorher jedweden Beifang loszuwerden.




Möchte ich die ganze Mannschaft umsiedeln und vor den Zähnen des Rasenmähers retten, wartet da ein gutes Stück Arbeit auf mich - immer auf den Knien. Das mühsame Puhlen hält sicher jeder für seltsam, in dessen Garten sich Lunaria annua wie die Axt im Walde verhält. Aber auf meinem Grund und Boden weiß man nie, ob die Schnecken was übrig lassen - also ran an den Speck!

Mit der Schaufel vorsichtig unter die Pflanze stechen und mit dem Finger noch vorsichtiger freirütteln - geschafft, die springt mir nicht mehr von der Schüppe! Nach dem Einpflanzen gut angießen.




Auch Stockrosen findet man bei der Rasen-Recherche leicht. Noch sind sie klein genug, um sie umzupflanzen. Keimlinge der Moschusmalve sehen ein bisschen zarter aus (links im Bild):



So mitgenommen der Goldlack durch den Spätfrost auch war, hat er doch Keimlinge im Rasen verteilt:


Das hier ist Feldsalat - eine ganze Hundertschaft:



Man wundert sich, wie der Oregano schon vor einigen Wochen in der vertrockneten Wiese keimen konnte, obwohl die älteren Pflanzen alle paar Tage welk wurden und gegossen werden mussten.


Lästiges gibt es auch, aber das macht der Mäher zu Kleinholz - wie die Ausläufer der Bibernellrose, Rosa pendulina, der Brombeere oder Robiniensämlinge, die die Dolce Vita im Sommer zu ihrem Vorteil genutzt haben, Dürre hin oder her.




Und so beschert uns dieser wirklich schlimm trockene Sommer doch noch ein paar Geschenke, die es mit wöchentlichem Mähen nicht gegeben hätte. Trotzdem hoffe ich darauf, dass das nächste Jahr mehr Regen bringt.

Samstag, 4. August 2018

Mein Held: Kompass-Lattich vor dem Tore

Wenn man gern Urlaub am Mittelmeer macht, dann kann ich dieses Jahr Bielefeld empfehlen. Da fehlt zwar das Meer, aber die Temperaturen und die fehlenden Niederschläge kriegen wir hier sehr gut nachgebildet.

Allerdings ist das mit der ewigen heißen Sonne ohne Regen so langsam kein Luxusproblem mehr, obwohl es viele Mitbürger wohl eher als Luxus denn als Problem bezeichnen würden. Ich finde, es ist eine Katastrophe, und wundere mich, dass es trotz allem noch Pflanzen gibt, die aussehen wie das blühende Leben.

Diese Phalanx an Kompass-Lattichen (Lactuca serriola) zum Beispiel, die da so militärisch aufgereiht vor den Garagentoren in der prallen Sonne als Türsteher vor sich hin vegetieren. Ich lehne mich sicher nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass die da keiner gießt. Das lehrt uns zwei Dinge: Erstens: Die Garagen werden nicht so oft benutzt, und zweitens: der Kompass-Lattich ist mit allen Wassern gewaschen, zur Not aber auch mit gar keinem einzigen Tropfen. Wie macht er das bloß, gerade in dem Hitzestau vor der Wand?




Die Samenpuschel, die ein bisschen wie Löwenzahn als Gorgonenhaupt verkleidet aussehen, sind zahlreich, und so wird dieser Hitzeheld bald die Welt im Fluge erobern.



Doch was ist das Geheimnis seines Erfolges? Einer seiner Tricks ist es, die Blattstellung so zu verändern, dass das Laub entweder mit der vollen Blattspreite zur Sonne zeigt, wenn er denn welche möchte, oder er gibt dem Licht die Kante, sprich, er dreht die Blattfläche von der Sonne weg. So reduziert er die Verdunstung. Dazu kommt eine ewig lange Pfahlwurzel.


Schade, dass solche Harten für den Garten dann leider nicht so richtig repräsentativ aussehen, sonst wäre ich ja Feuer und Flamme für den ahletischen Kompass-Lattich mit seinen Kunstfertigkeiten.

Auch dieser Kalifornische Goldmohn an der Hauswand gibt sich ähnlich zäh, der kennt das schlimme Wetter ja auch von zuhause.



Im Garten ist es die Kugeldistel (Echninops ritro), die völlig unbeeindruckt dasteht, außerdem lassen sich die Moschusmalven, die Zypressen-Wolfsmilch, das Helmkraut und die Stockrosen nichts anmerken.





Die Buschmalve sieht blendend aus, die Süßdolde an den Rändern etwas ausgefranst und braun, sie lebt aber immerhin auch ohne Gießkanne noch.



Dagegen muss auf den Phlox und den Kerzen-Knöterich ständig aufgepasst werden, die möchten jeden Abend einen ordentlich Schluck aus der Pulle.



Wenn nur ein bisschen von der Contenance des Kompass-Lattichs in diesen Gartenpflanzen stecken würde, das wäre ein echter Gewinn, nicht nur vorm Garagentor.

Samstag, 7. Juli 2018

Endless Summer?

Es gibt eine Hortensie namens 'Endless Summer' und ich muss sagen, dass mir dieser Name immer suspekter wird, denn wir haben gerade genau das: einen endlosen Sommer ohne Regen. Und sowas mag ich nicht. Dann wird die Zeit im Garten nur zur Schadensbegrenzung genutzt und weniger zum Freuen, denn ohne Gießen verdorrt alles. 'Endless Summer' kann mir also gestohlen bleiben und ihre Verwandtschaft auch, denn Hortensien sind stadtbekannte Säufer und machen als lebende Mahnmale diese Dürrezeit nur noch schlimmer.



Kann man - außer Hortensien zu meiden wie der Teufel das zur Zeit nicht existierende Weihwasser - sonst noch etwas tun, um sich das Gießen erträglicher oder zumindest sparsamer zu machen?





Hier einige Tipps zum Wässern:


  • Hängeampeln sind hübsch und platzsparend, aber auch verschwenderisch beim Gießen, denn das meiste Wasser läuft oben über den Rand. Hier ist es gut, wenn man das Abwasser wenigstens auffangen kann oder überschüssiges auf andere bedürftige Pflanzen umleitet. Hat man zu viele Eiswürfel im Gefrierfach, kann man ein paar davon auf die Erde der Ampeln legen, so erfolgt eine langsame Bewässerung, ohne dass etwas daneben geht.
 
  • Kleinere Töpfe werden besser ein paar Mal in der Woche in einen Eimer Wasser getaucht anstatt sie jeden Tag ein bisschen zu wässern - denn bei sehr trockenem Wurzelballen versickert Gießwasser eher auf der Terrasse als dass es die Wurzeln erreicht. Am Ende lässt man die Töpfe auch in den Eimer abtropfen, um möglichst viel Wasser wieder aufzufangen.
  • Natürlich ist es ein gutes Gefühl, wenn man seine Stauden gut gewässert ins Bett bringt, aber in der kühlen Morgenluft zu gießen ist effizienter, da nicht so viel verdunstet. Auch Schnecken sind dann weniger aktiv. Ich schaffe so eine Aktion aber auch nie vor der Arbeit.

Trockenheitsverträgliche Stauden im Schrebergarten-Schaugarten: Schafgarbe, Färberkamille, Purpur-Leinkraut, Eryngium planum und Wiesen-Storchschnabel (eigentlich durstiger)


... zum Wassersparen:

  • Warmduscher dürfen sich an dieser Stelle gratulieren, denn das kalte Wasser, das sonst in den Abfluss laufen würde, können sie in der Gießkanne auffangen, bis die Wohlfühltemperatur erreicht ist. So kommen schnell ein paar Extraliter zusammen - je nach individueller Weckzeit morgens sogar pro Person, falls das Leitungswasser in der Zwischenzeit schon wieder abgekühlt ist.
  • Das Wasser, das beim Gemüse-, Obst- oder Kräuterabwaschen in der Küche anfällt, kann in einer Schüssel gesammelt werden. Auch beim Abschrecken vom Frühstücksei, beim Saubermachen des Teesiebs oder beim Vorspülen des Tresterbehälters der Kaffeemaschine fällt etwas an, über das sich Pflanzen freuen - Tee- oder Kaffeereste als Beifang sind dabei kein Problem. Eigentlich gibt es in der Küche immer irgendwo Abwasser, das kein Spülmittel enthält und im Garten brauchbar ist.
  • Es gab Pellkartoffeln zum Abendessen, in welcher Darreichungsform auch immer? Super, einfach das Kochwasser abkühlen lassen und in den Garten damit! Solange nicht gesalzen wurde, geht auch der Kochtopfinhalt nach dem Blanchieren von Gemüse. 


... und zum Gießen Vermeiden:

  • Augen zu und durch: Bloß nicht mittags in den Garten gucken. So manche  Pflanze lässt dann mitleiderregend die Fittiche hängen, richtet sich aber auf, sobald die Sonne wieder weg ist. Falls der Patient bis abends nicht wieder frisch aussieht, muss man doch gießen. 

  • Der Wäschetrockner kann bei dem Wetter auch mal pausieren (wir haben erst gar keinen): Stattdessen trocknet alles draußen, am besten auf dem Wäscheständer, der gern als Schattenspender mit eingebauter Klimatisierung vor so manche Terrassenpflanze gestellt werden kann. Das spart oft einen Tag Gießen ein.
  • Oberflächlichkeit kann sich auszahlen: Glasierte, helle Töpfe verdunsten am wenigsten Wasser, schwarze Kübel heizen sich dagegen ziemlich auf, was auch den Bewohnern Höllenqualen bereitet.
Reflektierende Kübel im bot. Garten Brooklyn


Nach all diesen Tricks möchte ich trotzdem lieber keine Hortensie im Garten haben - und der Endless Summer könnte langsam mal eine Pause machen.