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Samstag, 17. August 2013

Schaulaufen

Gartenschauen sind wie Blumensträuße - wenn sie welken schmeißt man sie in der Regel weg. Und welken tun sie spätestens im Herbst, also werden dann ihre Tore geschlossen - oft für immer. Aber diese Veranstaltungen sind einfach zu teuer, um sie sang- und klanglos nach dem Herbst dem Vergessen zu überantworten - zu viel Planung, Engagement und natürlich auch Pflanzen sind hinein geflossen. Stauden und Gehölze werden ja schließlich über den Winter nicht schlecht, die kommen alle wieder groß raus.

Und daher gibt es so manche Gartenschau, die unter einem anderen Namen und mit weniger Eintritt ihre Tore im nächsten Frühjahr wieder öffnet. So wie die Landesgartenschau in Hemer, Sauerland (Nordrhein-Westfalen), die unter großem Brimborium im Jahre 2010 stattfand. Nun heißt sie ganz unbescheiden Sauerlandpark und hat immer noch Besuchszeit zwischen April und Oktober - im kleineren Rahmen zwar, dafür kostet der Besuch aber auch nur noch 3,50 Euro für Erwachsene. 



Als ich vor einer Woche dort war, fand gerade der überregionale Versuch statt, das Sauerland mal ganz ohne Regen über die Runden zu bringen, was nicht gut gelang. Es hatte so lange keinen ordentlichen Schauer mehr gegeben, dass man statt Eintrittsgeld lieber eine volle Gießkanne Wasser als Wegezoll hätte verlangen sollen. Während die Prachtbeete mit Einjährigen gut versorgt schienen, waren die Staudenbeete wohl schon für längere Zeit gequält worden. Die folgenden Bilder sind daher für zartbesaitete Gärtner nicht geeignet und zeigen das volle Ausmaß der floralen Elendsquartiere - hier leiden Rudbeckia fulgida, Phlox und Schnee-Felberich:

Wer aber Empfehlungen für trockenheitsverträgliche Stauden suchte, der wurde dort fündig. In den gelben Hochsommerbeeten fielen vor allem die Goldgarbe (Achillea filipendulina), Rudbeckia maxima, die Weidenblättrige Sonnenblume (Helianthus salicifolius) und die Durchwachsene Silphie (Silphium perfoliatum) positiv auf, weil sie noch ganz gut im Futter standen. Was man von Rudbeckia triloba nicht behaupten konnte.



Trotz notleidender Pflanzen waren die Anlagen mit den sonnigen Staudenriesen eine Bereicherung - übermannsgroße, wogende Beete in Gelb - das war für jemand eher kleinwüchsiges wie mich wirklich beeindruckend.

An anderer Stelle empfahlen sich eine weiße Prachscharte  (Liatris spicata) und Edeldisteln zusammen mit Allium sphaerocephalon als wartungsarme, wenig durstige Gesellen für sonnige Beete.

Eine Kombination aus Chinaschilf und Zypressen-Wolfsmilch trotzte der Trockenheit ebenso vorbildlich und bewies, dass die wuchernde Wolfsmilch doch salonfähig ist.

Überhaupt waren die Pflanzungen in den Jahren seit der Gartenschau gut eingewachsen und wirkten insgesamt erwachsener als damals. Positiv auch, dass es immer noch wilde Bereiche mit bunten Blumenwiesen gab, die für Schmetterlinge und Bienen eine Attraktion waren. Die etwas kuriosen Stadtteilgärten sind einem weiteren Spielplatz gewichen, die üppigen Cosmeen-Beete von 2010 sind zu einem Bürgergarten umgestaltet worden, für den die Anwohner überzählige Stauden stiften konnten - günstig gärtnern in ganz großem Maßstab.


Die Mustergärten im Reihenhausgartenformat sind auch noch zu sehen, haben aber teilweise eine wilde Note bekommen - wie dieser alpine Garten, in den sich ein Rainfarn geschummelt hat:


Alles in allem sind die Bereiche noch da, die mir schon bei meinem ersten Besuch 2010 gefallen haben. Der hölzerne Aussichtsturm steht noch, gleich am Ende der unendlich langen Treppe. Auch die verkleideten Menschen im Schmetterlingskostüm müssen nach wie vor in der Sommerhitze schwitzen.

Wer also sowieso in der Gegend ist, dem sei der Abstecher ans Herz gelegt - und sei es nur, um einmal unter einer Durchwachsenen Silphie zu stehen und sich so richtig klein vorzukommen.

Sonntag, 15. August 2010

Kampf der Giganten

2010 ist das Jahr der Gartenschauen. In einer Region mit dem verwirrenden Namen "Ostwestfalen" sind wir in der glücklichen Lage, gleich zwei Landesgartenschauen so nah zu haben, dass man nicht erst den halben Tag mit der Anreise beschäftigt ist - nämlich die von Nordrheinwestfalen in Hemer und die von Niedersachsen in Bad Essen.

Die eine findet auf einem ehemaligen Kasernerngelände statt, die andere trumpft mit Schloss Ippenburg auf - zweifelsohne ein Joker: Trotz individueller Vorlieben für derlei Bauwerke mag man schon erahnen, welches Gebäude von beiden das schönere ist.

Hemer setzt auf Familien, das ist unverkennbar. Mustergartenjunkies dagegen kommen eher in Bad Essen auf ihre Kosten - unzählige Anlagen im Reihenhausgartenformat überbieten einander, so dass man am Ende im Kopf schon eine Einkaufsliste parat hat: "Den und den und den Garten gleich zum Mitnehmen, bitte!"

Wenn man nicht gerade Kinder im Schlepptau hat, die einen Spielplatz nach dem anderen belagern müssen (und davon gibt es reichlich), ist man mit der Gartenschau in Hemer relativ schnell durch - es sei denn, man fährt gerne Skateboard. Es gibt wenige Mustergärten, dafür viele Erlebnisbereiche mit Klangelementen oder optischen Reizen. Der (auch wortwörtliche) Höhepunkt ist die Himmelsleiter - eine gigantische Treppe eingerahmt durch Waldstauden - mit dem hölzernen Jübergturm als Aussichtspunkt. Dort entstand das Panoramafoto - man kann vielleicht erahnen, welche Steigung man überwinden muss.
Auf Schloss Ippenburg dagegen kann man sich allein schon stundenlang mit offenem Mund staunend im gigantischen Küchengarten aufhalten, bevor man den Rest des Parks überhaupt gesehen hat. Bad Essen möchte eher alles Gärtnerische kultivieren und ist die bessere Gartenschau im eigentlichen Sinne, aber man muss fairerweise sagen, dass Ippenburg in der Ausrichtung von Gartenveranstaltungen schon langjährige Erfahrung hat. Tolle Bilder und einen schönen Bericht zu Ippenburg gibt es hier.

Trotzdem gibt es auch in Hemer natürlich viel Sehenswertes. 



Daher der ultimative Spartipp: Die nordrheinwestfälische Gartenschau bietet im Gegensatz zu ihrer niedersächsischen Schwester ein verbilligtes Abendticket ab 17 Uhr für nur 5 Euro statt 14,50! Wenn das kein Schnäppchen ist!
Um die Zeit ist das Licht zum Fotografieren sowieso viel besser.
Die Wartezeit bis dahin kann man sich mit allerlei kostenlosen Vergnügungen vertreiben - die Region direkt um die Gartenschau ist ein botanisches Schatzkästchen sondergleichen. Auf dem Gelände eines ehemaligen Truppenübungsplatzes arbeiten mittlerweile Heckrinder und Dülmener Wildpferde als Landschaftspfleger bei freier Kost und Logis und halten damit das Areal frei für Feldlerchen und Bläulinge. Die Vielfalt an Magerwiesenblumen ist unglaublich.
Wenn dann immer noch Zeit ist, lohnt der Besuch des Felsenmeers, das ebenfalls direkt an die Gartenschau angrenzt. Dieses geologische Kuriosum ist gar kein Meer und hat schon mal gar keinen Strand, aber dafür riesige moosbewachsene Felsbrocken, die dekorativ und unsortiert in einem Buchenwald herumliegen. Auch hier gibt es nicht nur seltene Felsen, sondern auch seltene Pflanzen.

Die Altstadt von Hemer dagegen sollte man lieber meiden. Es gibt nämlich keine. Stattdessen Prachtbauten der 60er- und 70er-Jahre aus immerhin oft farblich dekoriertem Edelbeton. Das Rathaus, von den Einheimischen liebevoll "Affenfelsen" genannt, thront unübersehbar über allem. Leider. Schön ist nämlich anders.

Jetzt sollte es aber so langsam mal Abend werden und man kann endlich auf die Gartenschau.
Hier meine Impressionen von gestern - alles preisgünstig nach 17 Uhr aufgenommen:

Die Natur kommt auf dem Gelände nicht zu kurz - immer wieder gibt es distelfinkentaugliche Areale, aufgepeppt mit Kalifornischem Goldmohn und anderen schmucken Blumen:


Die Farbe der Saison ist Gelb:

Goldschafgarbe

Rudbeckia hirta mit Tagetes und Zinnien

Noch mehr Sonnenhut, noch mehr Tagetes, aufgemischt durch Gräser

Cosmea in ungeahnter Sortenvielfalt

Beete mit trockenheitsverträglichen Stauden wie Edeldistel und Wermut - alles geschmacksgeprüft von Insekten

Wiesenknopf in rosa Wolken

Großstaudenbeete ganz nach meinem Geschmack (hier Phlox und Purpurdost)

Zahnstocherkraut (Ammi) und Schnee auf dem Berge
(Euphorbia marginata

 Zinnienbeete mit Spinnenblume - ebenfalls mit Schnee auf dem Berge und Kaserne im Hintergrund

Sonnenblumen, Rizinus, Verbena bonariensis und Plastikkürbis (oder Orange?)


Wasserspielplatz mit Garantie auf nasse Hosen- im Hintergrund die unvermeidliche Kaserne.