Gartenschauen sind wie Blumensträuße - wenn sie welken schmeißt man sie in der Regel weg. Und welken tun sie spätestens im Herbst, also werden dann ihre Tore geschlossen - oft für immer. Aber diese Veranstaltungen sind einfach zu teuer, um sie sang- und klanglos nach dem Herbst dem Vergessen zu überantworten - zu viel Planung, Engagement und natürlich auch Pflanzen sind hinein geflossen. Stauden und Gehölze werden ja schließlich über den Winter nicht schlecht, die kommen alle wieder groß raus.
Und daher gibt es so manche Gartenschau, die unter einem anderen Namen und mit weniger Eintritt ihre Tore im nächsten Frühjahr wieder öffnet. So wie die Landesgartenschau in Hemer, Sauerland (Nordrhein-Westfalen), die unter großem Brimborium im Jahre 2010 stattfand. Nun heißt sie ganz unbescheiden Sauerlandpark und hat immer noch Besuchszeit zwischen April und Oktober - im kleineren Rahmen zwar, dafür kostet der Besuch aber auch nur noch 3,50 Euro für Erwachsene.
Als ich vor einer Woche dort war, fand gerade der überregionale Versuch statt, das Sauerland mal ganz ohne Regen über die Runden zu bringen, was nicht gut gelang. Es hatte so lange keinen ordentlichen Schauer mehr gegeben, dass man statt Eintrittsgeld lieber eine volle Gießkanne Wasser als Wegezoll hätte verlangen sollen. Während die Prachtbeete mit Einjährigen gut versorgt schienen, waren die Staudenbeete wohl schon für längere Zeit gequält worden. Die folgenden Bilder sind daher für zartbesaitete Gärtner nicht geeignet und zeigen das volle Ausmaß der floralen Elendsquartiere - hier leiden Rudbeckia fulgida, Phlox und Schnee-Felberich:
Wer aber Empfehlungen für trockenheitsverträgliche Stauden suchte, der wurde dort fündig. In den gelben Hochsommerbeeten fielen vor allem die Goldgarbe (Achillea filipendulina), Rudbeckia maxima, die Weidenblättrige Sonnenblume (Helianthus salicifolius) und die Durchwachsene Silphie (Silphium perfoliatum) positiv auf, weil sie noch ganz gut im Futter standen. Was man von Rudbeckia triloba nicht behaupten konnte.
Trotz notleidender Pflanzen waren die Anlagen mit den sonnigen Staudenriesen eine Bereicherung - übermannsgroße, wogende Beete in Gelb - das war für jemand eher kleinwüchsiges wie mich wirklich beeindruckend.
Trotz notleidender Pflanzen waren die Anlagen mit den sonnigen Staudenriesen eine Bereicherung - übermannsgroße, wogende Beete in Gelb - das war für jemand eher kleinwüchsiges wie mich wirklich beeindruckend.
An anderer Stelle empfahlen sich eine weiße Prachscharte (Liatris spicata) und Edeldisteln zusammen mit Allium sphaerocephalon als wartungsarme, wenig durstige Gesellen für sonnige Beete.
Eine Kombination aus Chinaschilf und Zypressen-Wolfsmilch trotzte der Trockenheit ebenso vorbildlich und bewies, dass die wuchernde Wolfsmilch doch salonfähig ist.
Eine Kombination aus Chinaschilf und Zypressen-Wolfsmilch trotzte der Trockenheit ebenso vorbildlich und bewies, dass die wuchernde Wolfsmilch doch salonfähig ist.
Überhaupt waren die Pflanzungen in den Jahren seit der Gartenschau gut eingewachsen und wirkten insgesamt erwachsener als damals. Positiv auch, dass es immer noch wilde Bereiche mit bunten Blumenwiesen gab, die für Schmetterlinge und Bienen eine Attraktion waren. Die etwas kuriosen Stadtteilgärten sind einem weiteren Spielplatz gewichen, die üppigen Cosmeen-Beete von 2010 sind zu einem Bürgergarten umgestaltet worden, für den die Anwohner überzählige Stauden stiften konnten - günstig gärtnern in ganz großem Maßstab.
Die Mustergärten im Reihenhausgartenformat sind auch noch zu sehen, haben aber teilweise eine wilde Note bekommen - wie dieser alpine Garten, in den sich ein Rainfarn geschummelt hat:
Alles in allem sind die Bereiche noch da, die mir schon bei meinem ersten Besuch 2010 gefallen haben. Der hölzerne Aussichtsturm steht noch, gleich am Ende der unendlich langen Treppe. Auch die verkleideten Menschen im Schmetterlingskostüm müssen nach wie vor in der Sommerhitze schwitzen.
Wer also sowieso in der Gegend ist, dem sei der Abstecher ans Herz gelegt - und sei es nur, um einmal unter einer Durchwachsenen Silphie zu stehen und sich so richtig klein vorzukommen.