Von: Jochen Rindfrey : 13/15 - 5/5/2024
In unseren Breiten hat man leider nur selten Gelegenheit, die französische Formation mit dem langen Namen live zu erleben - und erleben ist hier genau der richtige Begriff, Konzerte dieser Band sind ein Erlebnis. Jedenfalls gibt quasi als kleinen Ersatz dieses 2013 veröffentlichte Livealbum, das in physischer Form allerdings nur als LP erhältlich ist. Leider bringen es die Aufnahmen auf nicht einmal vierzig Minuten Spielzeit. Aber besser ein kurzes Album als gar keines, zumal das Gebotene wahrlich intensiv ist; davon sollte man vielleicht keine Überdosis konsumieren.
Die Aufnahmen sind schon etwas älter, stammen von drei Konzerten der Jahre 2006, 2007 und 2009 im französischen Rennes sowie in Darmstadt - letzteres war im November 2007, das Konzert, bei dem ich die Band überhaupt erst entdeckt habe; hingegangen bin ich damals auf Grund eines euphorischen Konzertberichts unseres unvergessenen Kollegen Thomas Kohlruß, der die Band ein oder zwei Tage zuvor erlebt hatte.
Die hier gebotenen Versionen unterscheiden sich nicht wesentlich von den jeweiligen Studioversionen (soweit mir bekannt). Für eine genauere Beschreibung sei daher auf die entsprechenden Rezensionen verwiesen, speziell zu Tranches de Temps Jeté, von dem hier gleich zwei Stücke drauf sind (Nr. 1 und Nr. 5), die zusammen gut die Hälfte der Spielzeit ausmachen. Im Zentrum der Musik steht die beeindruckende Stimmkunst Pascal Godjikians, der seinem Organ alle Varianten von Flüstern, Knurren, Würgen, Schreien, Bellen, Jaulen entlockt und neben französischen gelegentlich auch englische, spanische und deutsche Textzeilen benutzt. Die Band bewegt sich dazu in ihrem ganz eigenen Klangkosmos, in dem sich harte Dissonanzen mit Passagen von bizarrer Schönheit abwechseln, driftet dabei immer mal in freiformatige Gefilde ab. Vergleiche sind dabei schwierig zu nennen; manchmal gibt es entfernte Ähnlichkeiten zu King Crimson, auch Bands wie Pere Ubu klingen bisweilen wie Brüder im Geiste. Und wenn Bläser oder Streicher stärker hervortreten, scheinen auch Bands wie Univers Zéro nicht fern. Das sind aber immer nur Momente, zumal die Franzosen wesentlich radikaler agieren. Musikalischer Dadaismus wäre vielleicht eine treffende Beschreibung.
Das Cover und die Innenhülle der LP zieren wieder surrealistisch anmutende Illustrationen von Gitarrist JimB, die hier naturgemäß besser zur Geltung kommen als auf einem winzigen CD-Cover. Von daher auch optisch ein Genuss. Für Liebhaber des (un)gepflegten Krachs eine klare Empfehlung!
www.babyblaue-seiten.de/index.php?albumId=21609&content=review
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Compte tenu de la période choisie, le répertoire présenté fait une place de choix au dernier album studio en date des TIMIDES, Tranches de temps jeté, puisque c’est I Cuento Blumen, fabuleuse pièce de rock progressif multi-linguiste, qui ouvre le LP, tandis que sa clôture en est assurée par The Sound of the City Seems Not to Disappear, autre morceau épique dont la montée en puissance doit beaucoup à l’embrasement guitaristique de JimB.
Entre ces deux monuments ont été inclus Le Minisme, morceau apparu à l’origine sur la compilation thématique We All Believe in Utopia. Le lointain passé de LA STPO est juste salué par le court mais excentrique chant a capella Le Femme immortel, tiré du mini-CD Pop-Up (!) aujourd’hui épuisé Le Femme : Portraits (dont on espère un jour la réédition). Enfin, La Vallée des empreintes : c’est la première fois que ce morceau est gravé !
Les cinq compositions retenues pour ce disque live démontrent que, sur scène, nos TIMIDES emplumés réveillent leurs instincts fauves et transforment leurs pièces épineuses en saynètes secouées dont l’articulation des chapitres doit beaucoup à l’implication quasi théâtrale de ses musiciens-acteurs, sans parler de la présence vocale charismatique de Pascal GODJIKIAN, polymorphe à souhait.
Stéphane Fougère - Rythmes Croisés - Mars 2014
Given the period chosen, the repertoire presented gives pride of place to the TIMIDES' latest studio album, Tranches de temps jeté, as I Cuento Blumen, a fabulous piece of multi-lingual progressive rock, opens the LP, while it closes with The Sound of the City Seems Not to Disappear, another epic track whose build-up owes much to JimB's guitar blazing.
Sandwiched between these two monuments is Le Minisme, a track that originally appeared on the thematic compilation We All Believe in Utopia. LA STPO's distant past is saluted by the short but eccentric a cappella song Le Femme immortel, taken from the now out-of-print Pop-Up (!) mini-CD Le Femme: Portraits (which we hope will one day be reissued). Finally, La Vallée des empreintes: the first time so far this track has been recorded!
The five compositions selected for this live album show that, on stage, our feathered TIMIDES awaken their wild instincts and transform their thorny pieces into jolting playlets, the chapters of which owe much to the almost theatrical involvement of their musician-actors, not to mention the charismatic vocal presence of Pascal GODJIKIAN, polymorphous to perfection.
released February 2, 2024
JimB : guitar
Patrice Babin : drums
Benoit Delaune : bass, cello (A1 B2)
Guillaume Dubreu : bass, trombone (A2 A3 B1)
Christophe Gautheur : synth, sax
Pascal Godjikian : vocals, lyrics
Johann Mazé : trumpet