Moses Sumney
Musik über die emotionale Unfähigkeit zu lieben? Gibt es nicht unbedingt alle Tage. "Aromanticism" heißt nicht nur der klinische Zustand der - seiner? - Liebesunfähigkeit, es ist auch der Titel des Langspieldebüts von Moses Sumney.Mit 20 entschließt sich der ehemalige Chorsänger nämlich im Zuge eines Schreibstudiums an der Universität von L.A., auf die Musik zu fokussieren. Er beginnt mit einer eigenen College-Radiosendung und tritt solo mit Gitarre und Loop-Pedal vor Publikum auf.Mit 26 dann veröffentlicht der kalifornische R&B-Sänger und Produzent, der seine mittlere Kindheit zum Großteil in Ghana verbringt, auf dem Indie Jagjaguwar eines der meistgefeierten Alben des Jahres 2017. Die Presse jedenfalls überbietet sich gegenseitig mit Heilsrufen wie "Atemberaubend schön" (Los Angeles Times) und "Tiefempfundene Musik über Herzbruch und dessen Unmöglichkeit" (The 405).In feierlichen Tönen mischt Moses Sumney, der 2014 mit einer Musikkassette namens "Mid-City Island" erstmals auf den Plan tritt und 2016 die EP "Lamentations" releast, Folkpop, Soulspiritualität und Jazzelemente zu introspektiven Balladen und Hymnen über den isolationistischen Schmerz, Liebe nicht empfinden oder erwidern zu können. Zwischen Anohni, Benjamin Clementine, Prince und How To Dress Well-Falsett klimpert Sumney auf der Gitarre oder dreht an den Synthiereglern, um dem Hörer Gänsehaut zu besorgen.Der Spiegel schreibt dazu treffend: "Sumneys Lieder sind ein tröstliches Manifest der Selbstvergewisserung: dass Alleinsein auch ein Segen der Erleichterung sein kann - und dass Einsamkeit auch bedeuten kann, klarer auf die politischen Zwänge und Manipulationen zu blicken, die das Romantikdogma in der Gesellschaft." Sumneys semantisches wie musikalisches Talent bleibt in L.A. dementsprechend nicht lange ein Geheimnis.Bald schart sich eine illustre Riege an Persönlichkeiten um den persönlichen Freund von TV On The Radios David Sitek, Solange und Sufjan Stevens, die selbst die Werbetrommel für den Ausnahmesänger mit der ungewöhnlichen Diagnose rühren: James Blake bittet ihn auf Tournee, Thundercat steuert Bassspuren zu "Aromanticism" hinzu, und Beck holt sich Sumneys Dienste für seine Cover-Compliation "Song Reader" an Bord. Derweil erklärt der Künstler selbst recht lakonisch: "Singen fühlt sich für mich oft einfach wie Tanzen an."
© Laut
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