Schloß Hachberg
Nicht weit von dem Dorfe Sexau in einem Seitenthale der Elz liegen auf der Spitze eines kegelförmigen Bergvorsprungs die Trümmer der einst so gewaltigen, den Herzogen von Zähringen gehörenden Burg Hachberg, die von einem gewissen Hacho, welchem Karl der Große jene Landschaft zugetheilt, erbaut worden seyn soll. Das Bild des alten Hachberg lebt noch im Munde des Volkes; noch erzählen sich Greise von der ehemaligen Herrlichkeit des Hauses, von der Pracht der Gärten, von dem Reichthum ihrer Besitzer und den unermeßlichen Schätzen, welche noch in den unterirdischen Gewölben dieses ungeheuren Gebäudes vergraben liegen. Bebend ergreift der alte Thalbewohner, welcher deinen Führer macht, deine Hand, wenn ihr durch den Burggraben schreitet; rascher zieht er dich an einer Maueröffnung vorbei, in die einer der unterirdischen Gänge sich mündet. Eben so lautlos und mit gepreßtem [335] Athem eilt er mit dir an dem jenseitigen Raine hinauf und erst bei den dort liegenden, weitläufigen Wirthschaftsgebäuden der Wiedertäufer, dort unter den hohen Ulmen, scheint ihm Muth und Ruhe des Gemüthes zurückzukehren. Selbst von mannigfachen Gefühlen ergriffen, bist du ihm beinahe verschlossen für die Umgebungen gefolgt; jetzt an dem Thore der Wiedertäufer, das die schlanke Dirne dir aufschließt, erfragst du die Ursache jenes scheuen Benehmens. „Ach! lange, lange stand er jeden Abend an der Oeffnung des Grabens, der Unglückliche!“ – erwiedert der Alte – „der arme Christian, ein schöner frischer Bursche aus dem Thale da drunten! Ihn hatte der Böse verblendet, daß er nimmer ruhen konnte, verborgenes Gold in jenen verschlungenen Gängen zu suchen, bis er zuletzt wahnsinnig sich von den Menschen lossagte, in der Geisterstunde unter den Trümmern rastlos, mit unbegreiflicher Verwegenheit umherstöberte und, wenn der Morgen dämmerte, ohnmächtig in den dumpfigen Höhlen zu Boden sank. Eine kalte Winternacht endete das traurige Leben, aber noch immer irret sein Geist klagend unter den verwitterten Hallen des Schlosses umher!“