Mylène Farmer
Mylène Farmer (* 12. September 1961 in Pierrefonds, Montréal, Kanada; eigentlich Mylène Jeanne Gautier) ist eine in Kanada geborene, französische Popsängerin. Ihr Künstlername ist eine Hommage an Frances Farmer.
Mylène Farmer ist heute Frankreichs erfolgreichste Interpretin. Während sie auch in frankophonen Ländern wie Belgien, Luxemburg und der französischsprachigen Schweiz sowie in Russland und weiteren osteuropäischen Ländern zu den erfolgreichsten Interpreten zählt, ist sie in Deutschland nur wenig bekannt. Die Coverversionen ihrer Lieder Libertine und Désenchantée von Kate Ryan sowie die Sängerin Alizée, für die sie Songtexte schrieb, sind jedoch auch im deutschen Sprachraum populär.
Untypisch für das Musikgeschäft tritt Mylène Farmer nur selten in den Medien oder auf öffentlichen Veranstaltungen in Erscheinung. Zu ihrer enormen Popularität haben dagegen ihre literarisch anspruchsvollen Songtexte, ihre spielfilmhaften Musikvideos sowie ihre aufwendig produzierten Liveshows beigetragen. Für das Jahr 2009 ist erstmals eine Stadiontournee geplant, für die bereits im März und April 2008 zwei Konzerte im Stade de France innerhalb weniger Stunden ausverkauft waren.
Werdegang
Mylène Farmer hat eine ältere Schwester und zwei Brüder, von denen allerdings nur noch einer lebt. Ihre Eltern sind Franzosen. In Kanada verbrachte sie die ersten acht Jahre ihrer Kindheit, weil ihr Vater dort als Ingenieur an einem großen Staudamm arbeitete. Sie äußert sich kaum über diese Zeit und erklärt, nur wenig Erinnerungen daran zu haben. Die Rückkehr nach Frankreich, insbesondere die Gewöhnung an die hektische Hauptstadt Paris, fiel ihr schwer. Sie litt neben dem komplizierten Verhältnis zu ihren Eltern, insbesondere ihrem Vater, an einem Mangel an Akzeptanz und Selbstsicherheit. Mylène Farmers großes Interesse an Friedhöfen und die innere Nähe zu abgelegenen Plätzen stammen von der gemeinsamen Zeit mit ihrer Großmutter. Als Zwölfjährige erhielt sie Zugang zur École de Saumur, einer Reitschule bei Paris, an der sie zusätzlich eine Ausbildung zur Volksschullehrerin absolvieren sollte. Mit 17 Jahren verließ sie diese Schule, um das Abitur nachzumachen, was sie bereits nach wenigen Tagen zugunsten von Schauspielunterricht abbrach. Mylène Farmer geriet nun zunehmend in Konflikt und Streit mit den sie damals umgebenden Menschen. Um Geld zu verdienen, verkaufte sie nebenbei Schuhe, arbeitete als Werbemodel und Arzthelferin. Während dieser Zeit lernte sie im Rahmen eines Castings Laurent Boutonnat kennen, mit dem sie bis heute zusammenarbeitet. Er schreibt nicht nur die Musik für ihre Lieder, während sie meist für den Text verantwortlich ist, sondern führte auch bei einigen ihrer Musikvideos Regie.
Künstlerisches Schaffen
Eigenes Werk
Den ersten Auftritt in den Medien hatte Farmer in einer Seifenwerbung, bei der sie nur zwei Wörter sprach: „Chat alors!“ Die Werbung trug zur Erheiterung bei, aber nicht zum Bekanntwerden ihres Namens. Erst nach ihrem Debüt mit dem Lied Maman a tort (1984) kam der große Durchbruch mit dem Titel Libertine und ihrem ersten Album Cendres de lune (1986). In den Jahren 1986 bis 1991 reihte sie Erfolg an Erfolg, vor allem mit Sans contrefaçon (Album Ainsi soit-je…, 1988) und Désenchantée (Album L’autre…, 1991). Bereits ihre zweite Platte, der 1988 erschienene Langspieler Ainsi soit-je…, erreichte Platz 1 der französischen Albumcharts und mit 1,8 Millionen verkauften Exemplaren Diamantstatus. Auch die drei folgenden Alben fanden jeweils mehr als eine Million Abnehmer. Die Kinoproduktion Giorgino (1994), in der Farmer an der Seite von Jeff Dahlgren die Hauptrolle spielte, floppte hingegen.
1995 veröffentlichte sie das Album Anamorphosée mit rockigeren und von elektronischen Musikinstrumenten erzeugten Klängen. 1999 kehrte sie mit Innamoramento zur musikalischen Stimmung ihrer ersten Alben zurück. 2002 erschien Les mots, ihr erstes Best-Of-Album, das eine gleichnamige, mit Seal aufgenommene Single enthielt. 1992 und 2003 veröffentlichte sie Alben mit Remixes ihrer bekanntesten Titel. Im Februar 2005 erschien die Single Fuck them all, die zahlreiche Käufer fand, gefolgt von dem Album Avant que l’ombre, das sich innerhalb von zwei Wochen 300.000 mal verkaufte. Anschließend begann sie eine Serie von 13 Konzerten zum Album, bei denen sie sich auf Bercy bei Paris als einzigen Auftrittsort beschränkte, da es logistisch nicht möglich war, die aufwendige Bühnenkonstruktion zu transportieren. Die Live-DVD dieser Konzerte wurde zu einer der erfolgreichsten DVDs in Frankreich.
Wie sich bereits in der Wahl ihres Künstlernamens andeutet, der eine Hommage an die in Psychiatrien misshandelte amerikanische Filmschauspielerin Frances Farmer ist, greift Mylène Farmer in ihren Liedern durchgängig ernsthafte, persönliche Themen wie Depression, Tod, Trauer, Religion, Liebe, Sex oder Gewalt auf. Als eine der ersten Frauen im Popgeschäft thematisierte sie bereits in den 1980er Jahren Probleme der sexuellen Identität (Sans contrefaçon ... je suis un garçon), wodurch sie auch zu einer Ikone der Lesben- und Schwulenbewegung wurde.
Die Musikvideos der Sängerin sind besonders sorgfältig produziert und mit einer großen Symbolik aufgeladen. Die Clips von Libertine und Pourvu qu’elles soient douces, beide produziert von Laurent Boutonnat, spielen zur Zeit des Siebenjährigen Krieges. Die Clips von L’âme-stram-gram und California beschäftigen sich mit einer Doppelgänger-Thematik. Einige Fernsehsender zensierten bestimmte Clips mit „zu expliziten“ Inhalten oder strahlten sie in bearbeiteten Fassungen bzw. gar nicht aus. Dies ist etwa der Fall bei Beyond my control, einem Clip, der eine erotische und gewalttätige Liebesszene enthält, in der man die Sängerin buchstäblich ihren Liebhaber angreifen sieht. Im Clip zu Je te rends ton amour kann man sehen, wie die Sängerin sich in einer Kirchenruine gänzlich unbekleidet in einer Blutlache wälzt.
Als Inspirationsquellen Farmers gelten Schriftsteller wie Amélie Nothomb, Edgar Allan Poe, Oscar Wilde oder Francesco Alberoni.
In den deutschen Singlecharts erreichten ihre Titel folgende Bestplatzierungen:
- 1990: Sans contrefaçon (Platz 19)
- 1990: Pourvu qu'elles soient douces (Platz 87)
- 1991: Désenchantée (Platz 46)
- 1992: Je t’aime mélancolie (Platz 70)
Im September 2006 nahm Mylène Farmer zusammen mit dem US-amerikanischen Künstler Moby die Single Slipping Away (Crier la vie) auf, die im Januar 2007 auch in Deutschland veröffentlicht wurde, mit Platz 63 jedoch wiederholt weit hinter dem Erfolg in Frankreich zurückblieb.
Für Ende 2008 ist ein neues Album mit dem Arbeitstitel Onirique geplant. 2009 wird es eine Tour geben, welche erstmals auch Stadionkonzerte umfassen wird.
Die bestätigten Daten:
- 04. September 2009: Stade de Genève, Schweiz
- 05. September 2009: Stade de Genève, Schweiz
- 11. September 2009: Stade de France, Paris (ausverkauft)
- 12. September 2009: Stade de France, Paris (ausverkauft)
- 16. September 2009: Stade Félix Bollaert, Lens
- 19. September 2009: König-Baudouin-Stadion, Brüssel
Alizée
- Hauptartikel: Alizée
Im Jahr 2000 schrieben und produzierten Farmer und Boutonnat den Song Moi... Lolita. Die beiden waren der Ansicht, dass dieses Lied besser zu einer jungen Sängerin passen würde und veranstalteten ein Casting. Die damals 15-jährige Korsin Alizée passte am besten in das Konzept, Moi... Lolita wurde mit ihr produziert und veröffentlicht. Aufgrund des europaweit großen Erfolges der Single nahmen Farmer und Boutonnat mit Alizée das Album Gourmandises auf, das ebenfalls hohe Chartpositionen erreichte. Auch der Nachfolger Mes courants électriques, 2003 erschienen, entstand unter der Ägide von Mylène Farmer und ihrem Partner.
Diskographie
Alben
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DVDs
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Singles
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Auszeichnungen
- NRJ Music Awards:
- 2000: Bestes Konzert
- 2000: Bestes französischsprachiges Album
- 2000: Beste französischsprachige Künstlerin
- 2001: Beste französischsprachige Künstlerin
- 2002: Beste französischsprachige Künstlerin
- 2003: Beste französischsprachige Künstlerin
- 2006: Bestes französischsprachiges Album
- M6 Awards:
- 2000: Bester Clip
- World Music Awards:
- 1993: Bester kommerzieller französischsprachiger Erfolg
- Victoires de la Musique:
- 1988: Victoire de la chanteuse francophone
Diamantene Schallplatten
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Platin-Schallplatten
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Goldene Schallplatten
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Silberne Schallplatten
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Literatur
Primärwerke
- Mylène Farmer: Lisa-Loup et le conteur. Éd. Anne Carrière, Paris 2003. ISBN 2-84337-221-6
Sekundärwerke
- Bernard Violet: Mylène Farmer. Ed. Fayard, Paris 2004. ISBN 2-21362-034-2
- Antoine Bioy, Benjamin Thiry, Caroline Bee: Mylène Farmer: la part d’ombre. Ed. Archipel, Paris 2003. ISBN 2-84187-536-9
- Annie et Bernard Reval: Mylène Farmer: de chair et de sang. Ed. France Empire, Paris 2004. ISBN 2-7048-0985-2
- Jean-Claude Perrier: Mylène Farmer: au cœur du mythe. Ed. Bartillat, Paris 2003. ISBN 2-84100-306-X
- David Marguet: Mylène Farmer: mystérieuse sylphide. Ed. La Mascara, 2000. ISBN 2-91423-700-6
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Farmer, Mylène |
ALTERNATIVNAMEN | Mylène Jeanne Gautier |
KURZBESCHREIBUNG | französische Popsängerin |
GEBURTSDATUM | 12. September 1961 |
GEBURTSORT | Pierrefonds, Montréal, Kanada |