Friedatunnel

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Der Friedatunnel (auch Dachsbergtunnel bzw. Schwebdaer Tunnel genannt) ist ein an der ehemaligen Trasse der Kanonenbahn im Abschnitt Leinefelde–Treysa gelegener, stillgelegter und zugeschütteter Eisenbahntunnel im Werra-Meißner-Kreis (östliches Hessen, Deutschland).

Geographie

Westportal des Friedatunnels

Der Tunnel wurde etwa vier Kilometer nordöstlich von Eschwege zwischen Meinhard-Schwebda und Geismar-Großtöpfer errichtet.

Er führt nur etwa 250 m nördlich vom Schloss Wolfsbrunnen zwischen dem Großen Dachsberg (364 m ü. NN) im Norden und dem Kahlenberg (274 m) im Süden durch den über dem Tunnel genau 322 m hohen, leicht nach Norden hin ansteigenden Bergkamm, der die beiden Berge miteinander verbindet. Wegen des ersteren Bergs bzw. des eben genannten Orts Schweda wird er - wie eingangs bereits erwähnt - auch Dachsbergtunnel bzw. Schwebdaer Tunnel genannt.

Zu erreichen ist das Westportal des Friedatunnels über die B 249 und die in Schwebda zum Schloss Wolfsbrunnen abzweigende Kreisstraße K 11; vom Schloss läuft man nordwärts zum Tunnel. Zu seinem Ostportal gelangt man von der im Tal der Frieda (ein rechter Zufluss der Werra) verlaufenden bzw. Geismar-Großtöpfer und Meinhard-Frieda verbindenden Landesstraße L 3467 in Richtung Westen laufend.

Tunnelbeschreibung

Der für 2-gleisigen Eisenbahnverkehr ausgelegte Tunnel, der unterschiedlichen Angaben zufolge 1.040 bis 1.066 m lang ist, befindet sich am 45,91 km langen, ehemaligen Trassenabschnitt LeinefeldeEschwege der Kanonenbahn, einer strategischen Bahnlinie zwischen Berlin und Metz, auf der Güter (insbesondere Militärgut) und Personen befördert wurden. Dies geschah bezüglich des Friedatunnels offiziell vom 15. Mai 1880 bis 3. April 1945, als kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa die direkt östlich des Tunnels stehende, 98,7 m lange Brücke im Friedatal beim Rückzug der deutschen Truppen von den Soldaten der Wehrmacht gesprengt und wegen der Deutschen Teilung nicht mehr aufgebaut, sondern später sogar abgerissen wurde.

Das Ostportal des Friedatunnels, das sich zwischen Geismar-Großtöpfer und Meinhard-Frieda oberhalb bzw. westlich des Unterlaufs der Frieda bei etwa 215 m Höhe befindet, wurde in einem an die Romanik angelehnten Stil ausgeführt. Mit einem zusätzlichen, den eigentlichen Tunnelmund zierenden Spitzbogen ausgestattet, befinden sich unmittelbar an der Portalwand links ein kleiner Turmerker und rechts ein hoher Turm, die jeweils kreisrund gemauert über seine Oberkante aufragen.

Am Westportal, das sich nur etwa 250 m nördlich vom Schloss Wolfsbrunnen oberhalb des Kellaer Bachs (auch ein rechter Zufluss der Werra) bei rund 205 m Höhe befindet und ohne Turmbauten in einem an die Gotik angelehnten Stil ausgeführt wurde, sind links bzw. rechts oberhalb der Wölbung die Buchstaben B und C (für Berlin-Coblenzer-Eisenbahn) zu erkennen.

Nach seiner Stilllegung befand sich im Tunnel von 1947 bis 1983 eine Klimakammer der Versuchsanstalt für Wärmetechnik des Zentralamts der Deutschen Bundesbahn in Minden (Westfalen), in der Feuchtigkeits- und Temperaturmessungen in Kühl- und Reisezugwagons durchgeführt wurden. Nach deren Schließung wurde der baufällige Tunnel zwischen 1984 und 1988 zum Beispiel mit dem Erdmaterial des ehemals vom Westportal bis zum Bahnhof in Schwebda verlaufenden Bahndamms, der ursprünglich aus dem Tunnel-Abraum errichtet und nun teilweise abgetragen wurde, schrittweise zugeschüttet. Auch die Brücke über den Kellaer Bach wurde abgerissen.

Anschließend wurden die Öffnungen beider Tunnelportale, die aus Naturstein bestehen, durch dunkelgrau gestrichene Betonwände versiegelt, in denen sich je 12 kleine Belüftungsöffnungen und je eine Entwässerungsöffnung befinden, aber keine Türen für Wartungszwecke.

Wirtschaftsgeschichte

Die Errichtung des Friedatunnels, einiger Brücken und Aufschüttungen von Dämmen, die Verlegung der Gleise, der Bau von Bahnhöfen, Haltestellen und Dienstgebäuden führte kurzfristig zu einem wirtschaftlichen Aufschwung in der Region.