Ingelfingen

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Wappen Deutschlandkarte
Ingelfingen
Deutschlandkarte, Position der Stadt Ingelfingen hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 18′ N, 9° 39′ OKoordinaten: 49° 18′ N, 9° 39′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Stuttgart
Landkreis: Hohenlohekreis
Höhe: 217 m ü. NHN
Fläche: 46,48 km2
Einwohner: 5489 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 118 Einwohner je km2
Postleitzahl: 74653
Vorwahlen: 07940, 06294
Kfz-Kennzeichen: KÜN, ÖHR
Gemeindeschlüssel: 08 1 26 039
Stadtgliederung: Kernstadt und 7 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Schloßstraße 12
74653 Ingelfingen
Website: www.ingelfingen.de
Bürgermeister: Michael Jürgen Bauer (parteilos)
Lage der Stadt Ingelfingen im Hohenlohekreis
KarteLandkreis HeilbronnLandkreis Schwäbisch HallMain-Tauber-KreisNeckar-Odenwald-KreisBretzfeldDörzbachForchtenbergForchtenbergIngelfingenKrautheimKünzelsauKupferzellMulfingenNeuenstein (Hohenlohe)NiedernhallÖhringenPfedelbachSchöntalWaldenburg (Württemberg)Weißbach (Hohenlohe)Zweiflingen
Karte
Ingelfingen 1906
Ingelfingen und Ruine Lichteneck vom Nordhang aus gesehen
Die evangelische Nikolauskirche

Die Stadt Ingelfingen ist ein staatlich anerkannter Erholungsort im Hohenlohekreis im fränkisch geprägten Nordosten Baden-Württembergs. Sie gehört zur Region Heilbronn-Franken (bis 20. Mai 2003 Region Franken). Sie liegt am unteren Kocher, über 35 Kilometer nordöstlich von Heilbronn und etwa drei Kilometer westnordwestlich von Künzelsau (jeweils Luftlinie).

Geographie

Geographische Lage

Die Kernstadt Ingelfingens liegt an dessen flachem Nordbogen zwischen Künzelsau und Forchtenberg im hier etwa 190 m tief eingeschnittenen Tal des Kochers. Der Schulklingenbach zieht in südsüdöstlicher Richtung durch die Altstadt und mündet dann von rechts in den Fluss; auf halber Höhe auf dem Mündungssporn liegt die Burgruine Lichteneck. Die alten Siedlungsteile des Ortes liegen in fast 300 Meter Abstand vom nördlichen Flussufer am Übergang von der Kocheraue zum rechten Hangfuß und ziehen sich ein gutes Stück ins Klingental hoch; neuere füllen flussaufwärts die ganze Breite der Aue unter dem Hohenberg oder liegen südlich des Flusses am Anstieg zum Mühlberg.

Der Stadtteil Criesbach liegt einen guten Kilometer flussabwärts in einer Lage analog der Altstadt vor einem kleineren Klingenzulauf von Norden und am Beginn einer großen rechten Talweitung, die sich jenseits der Stadtgrenze zu Niedernhall noch fortsetzt. Südlich des Kochers gehört auf der Hochebene der Ort Lipfersberg zu Ingelfingen, ebenso zwei Wohnplätze gegenüber von Künzelsau-Nagelsberg: Scheurachshof im Tal bzw. an dessen linkem Hang der Kocherstein.

Der größte Teil des Stadtgebietes liegt jedoch auf der von flachen Talverläufen gegliederten Hochfläche nördlich des Kochers. Auf dieser Hochebene sind etliche kleinere Höfe und Weiler verstreut, die bedeutenderen Ansiedlungen dort liegen jedoch in Seitentälern des Kochers und der Jagst: Hermuthausen liegt etwa 6 km ostnordöstlich von Ingelfingen am oberen Österbach, der über den Deubach in den Kocher entwässert, jenseits eines Zipfels Künzelsauer Gebietes. Weldingsfelden liegt etwa anderthalb Kilometer nördlich davon am Abhang zum Forellenbach, der geradewegs nördlich nach Dörzbach-Hohenbach zur Jagst strebt. Stachenhausen, Dörrenzimmern und Eberstal folgen einander westlich davon im Tal des zur Jagst bei Schöntal-Marlach ziehenden Sindelbachs. Diebach liegt wenig entfernt von Eberstal ebenfalls an der westlichen Stadtgrenze, jedoch im oberen Tal des Langenbachs, der südlich zum Kocher bei Weißbach fließt.

Die südliche Hochebene um Lipfersberg erreicht an der südlichen Stadtgrenze eine Höhe von 412,7 m ü. NN, die viel größere nördliche bei Weldingsfelden sogar 429,3 m ü. NN. Der Kocher bildet die Tiefenachse des Stadtgebiets, er fließt auf ungefähr 207 m ü. NN ein und verlässt Ingelfingen wenig unterhalb von 200,6 m ü. NN.[2]

Stadtgliederung

Ingelfingen hat neben der Kernstadt noch sieben Stadtteile: Criesbach, Diebach, Dörrenzimmern, Eberstal, Hermuthausen, Stachenhausen und Weldingsfelden.

Flächenaufteilung

Nach Daten des Statistischen Landesamtes, Stand 2014.[3]

Geschichte

Bis zum 19. Jahrhundert

Das erste Mal urkundlich erwähnt wurde Ingelfingen im Jahre 1080. Während der Zeit der Stammesherzogtümer lag der Ort im Herzogtum Franken. Schon 1302 wird Ingelfingen als Oppidum bezeichnet, war somit ein befestigter Ort mit allen damit verbundenen Rechten einer Stadt. 1323 verleiht König Ludwig dem Ort das Marktrecht. 1556 wurde Ingelfingen im Zuge der Reformation evangelisch. Im Dreißigjährigen Krieg hatte die Stadt unter vielen Seuchen- und Truppendurchzügen schwer zu leiden. Zwischen 1701 und 1805 hatten hier die Grafen und seit 1764 Fürsten zu Hohenlohe-Ingelfingen ihre Residenz, was dem Ort durch die Ansiedlung von Handwerkern eine wirtschaftliche Blüte bescherte. Hierbei trat insbesondere Fürst Friedrich Ludwig hervor. 1806 gingen alle sieben Orte auf der heutigen Gemarkung im Königreich Württemberg auf. 1809 kamen sie zum neu gegründeten Oberamt Ingelfingen, welches 1811 in das Oberamt Künzelsau umgewandelt wurde. 1892 förderte die Gründung der Weingärtnergenossenschaft Ingelfingen, Vorläuferin der heutigen Kochertalkellerei, den Weinbau. Im 19. Jahrhundert fand man bei der Suche nach Steinkohle Salzwasser mit großer Heilwirkung. Dieses ist seit 1994 durch einen Brunnen im Kurgarten für den privaten Gebrauch nutzbar.[4][5]

Gebietszugehörigkeit und Eingemeindungen

Ab 1938 gehörte Ingelfingen zum neu formierten Landkreis Künzelsau, im Zuge der Kreisreform 1973 seither zum Hohenlohekreis.

  • 1. Januar 1972: Criesbach, Diebach, Dörrenzimmern, Hermuthausen und Weldingsfelden[6]
  • 1. September 1973: Eberstal[7]

Politik

Gemeinderat

In Ingelfingen wird der Gemeinderat nach dem Verfahren der unechten Teilortswahl gewählt. Dabei kann sich die Zahl der Gemeinderäte durch Überhangmandate verändern. Der Gemeinderat in Ingelfingen hat nach der letzten Wahl 19 Mitglieder (2009: 20). Die Wahlbeteiligung lag bei 58,22 % (2009: 57,1 %). Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.

Parteien und Wählergemeinschaften %
2014
Sitze
2014
%
2009
Sitze
2009
Kommunalwahl 2014
 %
50
40
30
20
10
0
46,1 %
40,2 %
13,7 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2009
 %p
   4
   2
   0
  −2
  −4
−2,5 %p
+4,0 %p
−1,6 %p
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 46,06 9 48,6 10
FW Freie Wählervereinigung Ingelfingen 40,21 7 36,2 7
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 13,73 3 15,3 3
gesamt 100,0 19 100,0 20
Wahlbeteiligung 58,2 % 61,4 %

Bürgermeister

Am 7. Mai 2006 wurde Michael Jürgen Bauer mit einer Mehrheit von 55,94 % der Stimmen im ersten Wahlgang als Nachfolger von Wolfgang J. Schneider zum Bürgermeister gewählt.

1892–1919: Josef Rilling
1919–1933: Eugen Rilling
1934–1940: Hugo Gaebele
1941–1945: Friedrich Huber (Amtsverweser)
1945: Georg Seber (durch die Militärregierung eingesetzt)
1945–1947: Carl Faust (durch die Militärregierung eingesetzt)
1947–1948: Hermann Wolf (vom Gemeinderat gewählt)[8]
1948–1978: Heinrich Ehrmann[9]
1978–2006: Wolfgang J. Schneider
seit 2006: Michael Jürgen Bauer

Im März 2014 wurde Bauer mit 90,5 % der Stimmen wiedergewählt.[10]

Wappen und Flagge

Ingelfinger Wappen am Neuen Schloss

Die Blasonierung des Ingelfinger Wappens lautet: In Blau ein silberner Krummstab. Die Stadtflagge ist Weiß-Blau.

Der Krummstab ist schon im ersten bekannten Siegel der Stadt enthalten, das aus dem 16. Jahrhundert überliefert ist, aber wahrscheinlich schon aus dem 15. Jahrhundert stammt. Der Stab wird als Hinweis auf den Heiligen Nikolaus als Patron der Stadtkirche verstanden, soll aber auch auf Verbindungen zum Stift Comburg hinweisen. Die Krümme des Stabs wurde im 19. Jahrhundert und noch bis etwa 1920 mit der Öffnung nach links dargestellt. Ein Gemeinderatsbeschluss vom 10. April 1956 bestätigte die heutige Form des Wappens.[11]

Städtepartnerschaften

Ingelfingen unterhält seit 1991 eine Städtepartnerschaft mit der französischen Gemeinde Saint-Héand (Département Loire) in der Nähe von Saint-Étienne.

Wirtschaft und Infrastruktur

Ingelfingen ist eine Weinbaustadt, deren Lagen zur Großlage Kocherberg im Bereich Kocher-Jagst-Tauber gehören. Es liegt an der Württemberger Weinstraße. Die Rebflächen werden teilweise von den Mitgliedern der Kochertalkellerei sowie von Selbstvermarktern bewirtschaftet. Eine größere brachliegende Fläche in unmittelbarer Nähe der Ruine Lichteneck wurde unter Initiative und Finanzierung des ortsansässigen Unternehmers Fritz Müller kürzlich neu angelegt.

Verkehr

Wichtigste Verkehrsverbindung für die Stadt Ingelfingen ist die Kochertalstraße (L 1045), die sie von Niedernhall im Westen kommend nach Osten durchquert in Richtung Künzelsau. Quer zu dieser Achse führt wenig östlich des Stadtzentrums die Bundesstraße 19 von Bad Mergentheim im Norden über Künzelsau in Richtung Süden nach Schwäbisch Hall. Über diese beiden Straßen ist die Anschlussstelle Kupferzell der A 6 Heilbronn-Nürnberg 14 km entfernt und der nächste Bahnanschluss in Waldenburg 15 km.

Die ehemalige Kochertalbahn durch Ingelfingen (von Waldenburg bis Forchtenberg) ist stillgelegt und die Trasse großteils zurückgebaut. Der Personenverkehr wurde am 30. Mai 1981 zugunsten des Nahverkehrsmodells Hohenlohekreis (eines Pilotprojektes für Omnibusnetze im ländlichen Raum) eingestellt; die Einstellung des Güterverkehrs erfolgte am 15. Mai 1991.

Einige Buslinien des Nahverkehrs Hohenlohekreis (NVH) verbinden seither die Stadt mit den Nachbarorten sowie den Mittelzentren Künzelsau, Öhringen und Bad Mergentheim.

Auf der Gemarkung von Ingelfingen liegen die Sonderlandeplätze Ingelfingen-Bühlhof (privat) und Ingelfingen-Hermuthausen (Vereins-Fluggelände); die nächsten Verkehrslandeplätze Niederstetten und Schwäbisch Hall-Hessental sind beide rund 30 Kilometer entfernt.

Ansässige Unternehmen

Ingelfingen hat heute mehrere bedeutende Industriebetriebe (Steuerungstechnik, Herstellung und Vertrieb von Montageteilen)

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Panoramablick übers Kochertal bei Ingelfingen

Bauwerke

Das sehenswerte 1705 bis 1712 errichtete Neue Schloss der Grafen und seit 1764 Fürsten zu Hohenlohe-Ingelfingen befindet sich seit 1962 im Besitz der Stadt und dient seit der Sanierung 1984/1985 als Rathaus.

Im November 2013 wurde das 1625 bis 1627 erbaute Alte Schloss von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg als „Denkmal des Monats“ ausgezeichnet.[15]

Besichtigungswürdig sind der Schwarze Hof, ein bemerkenswertes Stadtadelshaus, und das Muschelkalkmuseum Hagdorn.

Die evangelische Nikolauskirche wurde um 1500 erbaut. Ihr Chor weist ein kunstvolles gotisches Netzgewölbe auf.[16]

Die Burgruine Lichteneck ist der erhaltene Rest einer um 1250 von Kraft von Boxberg erbauten Burg, die im 15. Jahrhundert zerstört wurde.

Das Ingelfinger Fass gilt als zweitgrößtes Holzfass Europas und beherbergt ein Weinbaumuseum.

Das Fachwerkhaus Schmiedgasse 15 wurde laut einer dendrochronologischen Untersuchung um 1295 erbaut und ist damit eines der ältesten erhaltenen Häuser in Deutschland.[17]

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Personen, die mit der Stadt in Verbindung stehen

Commons: Ingelfingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Ingelfingen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Topografische Karte 1:25.000 für die geographischen Daten.
  3. Statistisches Landesamt, Fläche seit 1988 nach tatsächlicher Nutzung für Ingelfingen.
  4. Hohenlohekreis: Ingelfingen: Stadt mit Tradition und Zukunft. Online auf www.hohenlohekreis.de, abgerufen am 26. Oktober 2014
  5. siehe Infotafel am Schloßbrunnen
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 451 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 466 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  8. Aus: "Das Ingelfinger Schloß", 1. Auflage 1999, Hrsg. Stadt Ingelfingen
  9. Nachruf in der Onlineausgabe der Heilbronner Stimme.
  10. https://www.staatsanzeiger.de/staatsanzeiger/wahlen/buergermeisterwahlen/ingelfingen/
  11. Heinz Bardua: Die Kreis- und Gemeindewappen im Regierungsbezirk Stuttgart. Theiss, Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0801-8 (Kreis- und Gemeindewappen in Baden-Württemberg, 1). S. 81.
  12. BTI Befestigungstechnik.
  13. Bürkert Fluid Control Systems.
  14. GEMÜ-Gruppe, wir über uns.
  15. Das Alte Schloss in Ingelfingen, „Denkmal des Monats“ November 2013 bei denkmalstiftung-baden-wuerttemberg.de (abgerufen am 24. November 2013)
  16. Evang. Nikolauskirche Ingelfingen: Festschrift zur Wiedereinweihung am 12. Dezember 1976.
  17. Judith Breuer: In Ingelfingen steht eines der ältesten Häuser Deutschlands. Gesucht wird eine Nutzung. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg. Heft 4/2013, S. 233–235 (Online).