Leseordnung

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Die Leseordnung der katholischen Kirche legt die biblischen Textstellen fest, die im Gottesdienst (Messfeier, Tagzeiten) der einzelnen Sonn- oder Werktage gelesen werden. Auch das Judentum sowie die meisten anderen christlichen Konfessionen kennen Leseordnungen. Wichtiger als in früheren Ordnungen ist für die Leseordnung nach dem Vorbild des Judentums das Prinzip der Bahnlesung.

Ablaufordnung

Nach der katholischen Leseordnung des römischen Ritus für die Sonntage werden die wichtigsten Textstellen der Bibel in einem dreijährlichen Turnus vorgetragen. Die drei Jahreszyklen werden mit den Buchstaben A, B und C bezeichnet. Jedes Jahr ist einem der drei synoptischen Evangelisten Matthäus (Lesejahr A), Markus (Lesejahr B) und Lukas (Lesejahr C) gewidmet, das heißt, es werden vorwiegend Evangelien dieses Evangelisten gelesen. Die wichtigsten Teile des Johannesevangeliums werden in den geprägten Zeiten (Advent, Weihnachtszeit, Fastenzeit und Osterzeit) jedes Kirchenjahres vorgetragen. Als Regel zur Zykluszuordnung teilt man das Kalenderjahr, in dem das Lesejahr beginnt (Advent), durch drei und verwendet den Rest (Jahreszahl modulo 3): 0 zu A, 1 zu B, 2 zu C. Darüber hinaus legt die Leseordnung auch die Texte der alttestamentlichen und der nichtevangelischen neutestamentlichen Lesungen (Briefe, Apostelgeschichte, Offenbarung) fest. Für jede katholische Sonntagsmesse außerhalb der Osterzeit ist ein alttestamentlicher Text, ein Ausschnitt aus der Briefliteratur oder der Apostelgeschichte und ein Evangelium aus den vier Evangelien vorgesehen. In der Osterzeit werden alle drei Perikopen aus dem Neuen Testament gelesen.

Für die Wochentage gibt es eine eigene Leseordnung, die – abgesehen von den geprägten Zeiten Advent und Fastenzeit und manchen Heiligengedenktagen – für die erste Lesung nach „Jahr I“ und „Jahr II“ alterniert (in Lesejahren, die mit einem ungeraden Kalenderjahr beginnen: Jahr I; in Lesejahren, die mit einem geraden Kalenderjahr beginnen: Jahr II, wobei der Beginn eines Lesejahres mit dem Beginn des Kirchenjahres am 1. Advent zusammenfällt) und viele Schrifttexte zu Gehör bringt, für die an den Sonntagen kein Raum ist.

Somit treffen jeweils nach sechs Jahren in einem Kirchenjahr wieder dieselben Lesungen in der gleichen Anordnung zusammen. Es folgen aufeinander die Jahre[1]:

A I B II C I A II B I C II

Die Leseordnung steht in enger Beziehung zum Kirchenjahr, dessen bewegliche Feste je nach ihrem Rang Vorrang vor dem Sonn- oder Wochentag der Zeit im Jahreskreis haben können.

Das Lesejahr beginnt stets am 1. Adventssonntag. Dieser Sonntag bildet den Auftakt des Weihnachtsfestkreises. Nach der Weihnachtszeit (bis zum Sonntag nach dem 6. Januar, dem Fest der Taufe Jesu) folgt der erste Abschnitt des sog. Jahreskreises, der bis zum Anfang der Fastenzeit geht. Die vierzigtägige Fastenzeit bildet zusammen mit dem Osterfest und der Osterzeit (bis Pfingsten) den Osterfestkreis. Danach folgt bis zum Beginn des nächsten Lesejahres der zweite Abschnitt des Jahreskreises.

Die Leseordnung ist für die gesamte Kirche des Römischen Ritus verbindlich. Alle liturgischen Bibeltexte sind nach Tagen geordnet im mehrbändigen Lektionar abgedruckt. Als Auszug daraus findet in größeren Kirchen auch ein Evangeliar mit den Evangelien-Perikopen Verwendung. Ein gesondertes Epistolar ist nicht mehr üblich.

Für die Vorbereitung der Gottesdienste und zum Mitverfolgen der Texte im Gottesdienst (zum Beispiel für Schwerhörige) gibt es sogenannte Taschenmessbücher, die außer den Lesungen auch Einführungen zu den Texten und das Tages- bzw. Schlussgebet des jeweiligen Tages bieten. Das bekannteste Taschenmessbuch wird von der Erzabtei Beuron herausgegeben. Diese Ausgabe ist nach dem ursprünglichen Herausgeber, Pater Anselm Schott, benannt. Die erste Ausgabe des Schott erschien im Jahr 1884. In der damaligen Liturgie waren die Gebete (und auch die Schriftlesungen) ausschließlich in Latein, weswegen die zweisprachigen Volksmessbücher eine wichtige pastorale Funktion ausfüllten und in der Liturgischen Bewegung eine große Rolle spielten.

Tabelle der Lesejahre

Jahr Lesejahr (Sonntage) Lesejahr (Wochentage) Beginn
(Erster Advent)
Fest der Taufe des Herrn Wochen im Jahreskreis Sonntage nach Epiphanie 1. Sonntag der Fastenzeit Ostern Pfingsten Dreifaltigkeit
2014 A II 1. Dezember 2013 12. Januar 33 8 9. März 20. April 8. Juni 15. Juni
2015 B I 30. November 2014 11. Januar 33 6 22. Februar 5. April 24. Mai 31. Mai
2016 C II 29. November 2015 10. Januar 33 5 14. Februar 27. März 15. Mai 22. Mai
2017 A I 27. November 2016 8. Januar 34 8 5. März 16. April 4. Juni 11. Juni
2018 B II 3. Dezember 2017 7. Januar 18. Februar 1. April 20. Mai 27. Mai
2019 C I 2. Dezember 2018 13. Januar 10. März 21. April 9. Juni 16. Juni
2020 A II 1. Dezember 2019 12. Januar 1. März 12. April 31. Mai 7. Juni
2021 B I 29. November 2020 10. Januar 21. Februar 4. April 23. Mai 30. Mai

Siehe auch

  • Der Schott online
  • Perikopen.de – exegetisch-theologischer Kommentar der Evangelientexte. Website der Stiftung „Institut zur Förderung der Glaubenslehre“
  • Evangelizo – Evangelium Tag für Tag. Evangelium des Tages mit Kommentar, Link zu Lesungen und Psalm des Tages
  • Gunda Brüske: Leseordnung: Soviel Zeit muss sein. Liturgisches Institut der deutschsprachigen Schweiz, archiviert vom Original am 15. Januar 2013; abgerufen am 15. Oktober 2017 (Erläuterungen zur Leseordnung).
  • Kevin P. Edgecomb: Lectionaries Old and New. Zusammenstellung gegenwärtiger und historischer Leseordnungen (englisch)

Einzelnachweise

  1. Die Feier der Heiligen Messe – Messbuch für die Bistümer des deutschen Sprachgebietes – authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Messbuch [Kleinausg.]. Benziger, Einsiedeln und Köln, 1975, S. 103*