Russendisko
Russendisko bezeichnet einen Musikstil der Neuen Volksmusik, der traditionelle Elemente russischer Folklore mit modernen musikalischen Elementen verbindet.
Begriffsgeschichte
Ursprünglich war „Russendisko“ ein umgangssprachlicher Begriff für Tanzlokale (Diskotheken), deren Besucher überwiegend Russen sind oder aus Russland oder der früheren UdSSR stammen. Der Begriff aus der russischen Kultur in Deutschland hatte zunächst eine abwertende Bedeutung.
Der Journalist und Autor Wladimir Kaminer, selbst Migrant, hat durch seine Projekte und Veröffentlichungen ein positiv besetztes Event und eine ganze Musikrichtung entstehen lassen. Im Jahr 2000 veröffentlichte Kaminer einen Band mit Kurzgeschichten unter dem Titel Russendisko. Die Geschichten schilderten witzig und selbstironisch seine Emigration aus Russland, seine Anfangsjahre in Berlin wie auch den Versuch anderer Einwanderer, in der deutschen Gesellschaft zurechtzukommen. An den erfolgreichen Titel anknüpfend, initiierte Kaminer gemeinsam mit Yuriy Gurzhy (der auch in der Musikgruppe RotFront aktiv ist) im Berliner Kaffee Burger eine sehr erfolgreiche regelmäßige Tanzveranstaltung unter diesem Titel. Dabei stellen sie unterschiedlichste Musik von Bands vor, die aus Ländern der Sowjetunion stammen und in Westeuropa weitgehend unbekannt sind. Gelegentlich ist Kaminers und Gurzhys „Russendisko“ auch außerhalb Berlins zu Gast.
Am 29. März 2012 startet der gleichnamige Kinofilm von Oliver Ziegenbalg, der auf Kaminers Kurzgeschichten-Band basiert. Die Hauptrollen spielen Matthias Schweighöfer, Friedrich Mücke und Christian Friedel.[1]
Musikstil
Kaminer und Gurzhy moderierten gemeinsam beim Berliner Radio Multikulti am zweiten Samstag im Monat die Sendung Russendisko Club. Die Sendung sorgte gemeinsam mit der Veranstaltungsreihe für die Verbreitung des entsprechenden mitreißenden Musikstils.
Ergänzt wird die Reihe durch eine gleichnamige, im Jahr 2003 bei Trikont erschienene Compilation russischer und ukrainischer Bands namens Russendisko-Hits, die auch international Beachtung findet. Das beim selben Label erschienene Nachfolgealbum nennt sich Russensoul, es folgte eine weitere Fortsetzung von Russendisko-Hits.
Diskografie
- 2003: Russendisko Hits (Trikont / Indigo)
- 2004: Russensoul (Trikont / Indigo)
- 2004: Russendisko Hits 2 – Russendisk (BuschFunk)
Literatur
- Wladimir Kaminer: Russendisko. Goldmann, München 2000, ISBN 3-442-54519-6
Film
2012 wurde unter dem Titel „Russendisko“ ein Film über das Leben der russisch-jüdischen Immigranten in Berlin um 1990 gedreht, der auf das Leben von Wladimir und Olga Kaminer anspielt.[2]
Drei junge Männer kommen zur Wiedergutmachung aus Russland in die DDR und geraten in das Durcheinander der Wendezeit in Deutschland während der Wiedervereinigung. Grundlage für die Handlung und die dargestellten Personen sind die Kolumnen und das gleichnamige Buch von Wladimir Kaminer.[3]
Regie führte Oliver Ziegenbalg. Darsteller sind unter anderem Matthias Schweighöfer, Peri Baumeister und Susanne Bormann.[4] Bert Rebhandl hält den Film für eine "Blamage auf der ganzen Linie".[5]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Eintrag auf der Website von kino.de
- ↑ Rezension in der taz, abgerufen 29. März 2012]
- ↑ Siehe Rezension in der Süddeutschen Zeitung, abgerufen 29. März 2012]
- ↑ Website zum Film
- ↑ FAZ, 30. März 2012.