Sitz im Leben
Sitz im Leben ist ein Fachterminus der Formkritik und bezeichnet die mutmaßliche ursprüngliche Entstehungssituation bzw. Funktion eines Textes. Diese lassen sich bis heute aus dem Text erschließen. Der Sitz im Leben muss bei der Interpretation des Textes mit berücksichtigt werden, um ein Verständnis des Textes zu erhalten.
Herkunft
Der Terminus geht auf den deutschen protestantischen Theologen Hermann Gunkel zurück, dem Begründer der Religionsgeschichtliche Schule. Heute wird der Terminus auch außerhalb der theologischen Forschung gebraucht, und zwar immer dann, wenn es darum geht, einen Text auf seine soziologisch relevanten Aspekte zu untersuchen. In der Linguistik wird der Sitz im Leben heute durch die Textpragmatik untersucht und bestimmt.
Beispiel
Der Sitz im Leben eines Abzählreimes ("Ene mene Miste ...") ist, aus einer Gruppe von Kindern eines auszuwählen, dass bei einem Spiel den Anfang machen darf.