Österreichisches Staatsarchiv

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Osterreich  Österreichisches Staatsarchiv (ÖStA)p1
Staatliche Ebene Bund
Stellung nachgeordnete Dienststelle
Aufsicht Bundeskanzleramt
Gründung 1749 als Geheimes Hausarchiv (Kaiserin Maria Theresia)
Hauptsitz Wien 3., Nottendorfer Gasse 2
Leitung Helmut Wohnout[1]
Website www.oesta.gv.at
Zentralarchivgebäude des Österreichischen Staatsarchivs, in der Nottendorfer Gasse 2 in Wien 3 (Bundesamtsgebäude Erdberg)

Das Österreichische Staatsarchiv (ÖStA) in Wien ist das zentrale Archiv der Republik Österreich. Es verwahrt auf Grundlage des Bundesarchivgesetzes[2] das Archivgut des Bundes. Die Aufgaben des Österreichischen Staatsarchivs sind darin wie folgt beschrieben: Erfassen, Übernehmen, Verwahren, Erhalten, Instandsetzen, Ordnen, Erschließen, Verwerten und Nutzbarmachen von Archivgut des Bundes für die Erforschung der Geschichte und Gegenwart, für sonstige Forschung und Wissenschaft, für die Gesetzgebung, Rechtsprechung, Verwaltung sowie für berechtigte Belange der Bürger. Für Archivbestände können Sperrfristen von bis zu 110 Jahren gelten.[3][4]

Soweit es sich bei den Archivalien um Denkmale handelt, ist gemäß Denkmalschutzgesetz das Österreichische Staatsarchiv an Stelle des Bundesdenkmalamtes auch für den Denkmalschutz zuständig.

Die Vorgeschichte des staatlichen Archivwesens in Österreich fing 1502 an, als Maximilian I. befahl, in Wien eine geordnete Sammlung von Dokumenten anzulegen. Als Archivar wurde Johannes Cuspinian eingesetzt.[5] Der Befehl von Maximilian I. wurde nur teilweise verwirklicht. Der Ursprung des Österreichischen Staatsarchivs geht auf das Jahr 1749 zurück, als Kaiserin Maria Theresia im Zuge einer Reform der Verwaltung ein Geheimes Hausarchiv einrichtete.[6] Als eigentliches Gründungsdokument des Haus-, Hof- und Staatsarchivs gelten die „Ohnmaßgebigisten Reflexiones und underthänigste Anfragen die Errichtung des kaiserlich-königlichen Geheimen Hausarchivs betreffend“, die Theodor Anton Taulow von Rosenthal Maria Theresia im Sommer 1749 unterbreitet hatte.[7] Die Gründung stand im Zusammenhang mit der neuen, zentralisierten Verwaltung, die auch ein eigenes Archiv benötigte. Aus anderen Zentren der Verwaltung wie Prag, Graz oder Innsbruck wurden Dokumente nach Wien geschafft.

Bei der geschichtlichen Betrachtung ist zu beachten, dass es schon früher Archive und Dokumentensammlungen gegeben hat, deren Inhalt in das neue Archiv einflossen.

Im 19. Jahrhundert wurde dann der Name Haus-, Hof- und Staatsarchiv üblich.

1951 kam es zu einem Skandal, weil Heinz Grill, Archivar im Haus-, Hof- und Staatsarchiv, über Jahre hinweg Gold- und Silberbullen gestohlen und an Metallhändler verkauft hatte („Affäre Grill“).

Die Archivabteilungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das moderne Österreichische Staatsarchiv gliedert sich in mehrere Abteilungen:

Archiv der Republik

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das 1983 gegründete Archiv der Republik ist die jüngste Archivabteilung. Es ist Zentrum der zeitgeschichtlichen Forschung in Österreich und archivisch für die Bewertung, Skartierung, Übernahme und Verwahrung, die Sicherung, Erhaltung und Instandsetzung, Erschließung, Erfassung und Nutzbarmachung jener Schriftgutbestände zuständig, die in österreichischen Zentralbehörden (sämtliche Ministerien, zentrale Bundesdienststellen sowie nachgeordnete Dienststellen) seit 1918 produziert wurden.

Seit der Einführung des elektronischen Aktes (ELAKimBUND) in der österreichischen Bundesverwaltung (flächendeckend für alle Bundesdienststellen seit 2004) obliegt dem Archiv der Republik auch die Umsetzung der digitalen Archivierung dieses Schriftgutes. Ab 2007 wurde intensiv an einer passenden Lösung zur langfristigen Erhaltung des „digital born“-Aktes gearbeitet. Die Inbetriebnahme des Digitalen Archivs Österreich erfolgte 2012.[8]

Allgemeines Verwaltungsarchiv

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Allgemeine Verwaltungsarchiv verwahrt das Schriftgut der für die innere Verwaltung der Habsburgermonarchie zuständigen Zentralbehörden ab dem 16. Jahrhundert, insgesamt 12.700 Laufmeter, eine bedeutende Karten- und Plansammlung und ca. 5.000 Urkunden. In seinen Ursprüngen geht das Allgemeine Verwaltungsarchiv auf die erstmalige Zusammenfassung der Altregistraturen der Hofkanzleien bei Gründung des „Directorium in publicis et cameralibus“ 1749 zurück. Die Archivbestände des Allgemeinen Verwaltungsarchivs wurden durch den Justizpalastbrand im Juli 1927 erheblich dezimiert.

Die Archivalien, die in dieser Abteilung verwahrt werden, sind in 10 thematische Gruppen (=Bestandsgruppen) aufgeteilt, welche ihrerseits wiederum Akten verschiedener Zentralstellen beinhalten:

  1. Bestandsgruppe Inneres: Hofkanzlei, Ministerium des Innern, Polizeibehörden, Ministerrat, Niederösterreichisches Landrecht, Stadterweiterungsfonds
  2. Bestandsgruppe Justiz: Oberste Justizstelle, Justizministerium, Staatsanwaltschaften, Landesgericht Linz, Reichsgericht, Verwaltungsgerichtshof
  3. Bestandsgruppe Unterricht und Cultus: Studienhofkommission, Unterrichtsministerium, Alter und Neuer Cultus
  4. Bestandsgruppe Handel: Handelsministerium, Post, Ministerium der Öffentlichen Arbeiten, Ministerium für Öffentliche Arbeiten, Marineministerium, Patentamt
  5. Bestandsgruppe Landwirtschaft: Ackerbauministerium, Agrarische Operationen, Forst- und Dömänendirektion Wien, Forstlehranstalt Mariabrunn, Lehramtsprüfungs-Kommission, Landwirtschaftsgesellschaft
  6. Bestandsgruppe Verkehr: Vereinigte Hofkanzlei, Allgemeine Hofkammer, Ministerium für öffentliche Arbeiten, Ministerium für Handel, Gewerbe und öff. Bauten, Finanzministerium, Ministerium für Handel und Volkswirtschaft, Handelsministerium, Generalinspektion der österreichischen Eisenbahnen, Eisenbahnministerium, Eisenbahnbaudirektion, staatliche Eisenbahnverwaltungen, private Eisenbahngesellschaften
  7. Bestandsgruppe Familienarchive und Nachlässe
  8. Bestandsgruppe Adel: Reichsadelsakten, Hofadelsakten[9], Stammbäume
  9. Bestandsgruppe Audio-Visuelle Sammlung: Politik und öffentliches Leben seit 1945, Österreichische Landschaften und Bauwerke, Brauchtum, Geschichte, Wissenschaft, Technik, Medizin, Wirtschaft, Kunst, Kultur und Sport
  10. Bestandsgruppe Plan- und Plakatesammlung: Sammlung von Plänen aus folgenden, Fonds: Hofbauamt, Hofkanzlei, Generalbaudirektion, niederösterreichische Civilbaudirektion, Bausektion des Ministeriums des Innern, Bausektion des Handelsministeriums, Ministerium für Öffentliche Arbeiten, Landesbaudirektionen, Wasserstraßenbaudirektion, Dikasterialgebäudeverwaltung, Ackerbauministerium, Ministerium für Kultus und Unterricht, Studienhofkommission, Stiftungshofbuchhaltung, Justizministerium, Stadterweiterungsfonds

Der Beginn eines geordneten Militärarchivwesens in der Habsburgermonarchie ist mit dem Jahre 1711 anzusetzen, als Kaiser Joseph I. die Schaffung einer Archivarsstelle beim Hofkriegsrat, der obersten Zentralbehörde für das habsburgische Kriegswesen, anordnete. Bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entwickelte sich dieses hofkriegsrätliche Kanzleiarchiv allmählich zu einer Art militärischem Zentralarchiv, zumal 1776 durch die Verschmelzung der hofkriegsrätlichen Plansammlung mit dem Geniearchiv das Kanzleiarchiv auch in Bezug auf kartografisches Material zu einer zentralen Anlaufstelle wurde. Zusätzlich galt es aber auch, aus vergangenen Feldzügen Lehren für die Gegenwart und Zukunft zu ziehen. Vor diesem Hintergrund ordnete Kaiser Joseph II. 1779 die aktenmäßige Bearbeitung der Feldzüge seit 1740 an. Diesen Zugang zur Kriegsgeschichte beabsichtigte auch Erzherzog Karl weiterzuführen, indem er 1801 die Schaffung des k. k. Kriegsarchivs veranlasste. Dieses hatte seinem Gründungsauftrag entsprechend Akten- und Kartenmaterial zu sammeln, aber auch wissenschaftlich-publizistisch auszuwerten.

Das k. k. (ab 1889 k. u. k.) Kriegsarchiv bestand zunächst aus einer Schriftenabteilung, einem Karten-Archiv, der Bibliothek und einer Abteilung für kriegsgeschichtliche Arbeiten. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hatte das Kriegsarchiv den Großteil des bis dahin noch andernorts verwahrten militärischen Schriftguts an sich gezogen. Während des Ersten Weltkriegs hatte das Kriegsarchiv mit der Übernahme von Massenschriftgut von der Front erheblich mehr an Aufgaben zu erledigen, wofür der Personalstand des Archivs wesentlich erhöht werden musste. Nach Kriegsende 1918 wurde das Kriegsarchiv zu einer zivilen Institution, der nach dem Zerfall der Monarchie massenhaft neues Aktenmaterial aufgelöster Dienststellen und bisher eigenständiger Archive zufiel. Während des Zweiten Weltkriegs war das Kriegsarchiv als Heeresarchiv Wien ein Teil der deutschen Heeresarchivorganisation unter dem Oberkommando der Wehrmacht. Nach beträchtlichen Verlusten infolge des Krieges wurde das Kriegsarchiv 1945 zu einer Abteilung des neu geschaffenen Österreichischen Staatsarchivs. In den Jahren 1991–1993 übersiedelte das seit 1905 in der Stiftskaserne im 7. Wiener Gemeindebezirk untergebrachte Kriegsarchiv in das Zentralarchivgebäude in Wien III.

Das Kriegsarchiv umfasst etwa 180.000 Aktenkartons und 60.000 Geschäftsbücher auf circa 50 Regalfachkilometern und ist damit das mit Abstand bedeutendste Militärarchiv Mitteleuropas. Seine Kartensammlung mit über 600.000 Karten und Plänen ist die größte Österreichs. Hinzu kommt eine Sammlung von etwa 400.000 Bildern. Die ehemalige Bibliothek des Kriegsarchivs zählt zu den umfangreichsten Sammlungen älterer militärhistorischer Fachliteratur.

Die in 22 Bestandsgruppen zusammengefassten Bestände des Kriegsarchivs, in deren Struktur sich diese beiden grundverschiedenen Archivtraditionen bis heute widerspiegeln, lassen sich grob in fünf große Blöcke gliedern:

  1. Personalunterlagen zu Offizieren, Unteroffizieren, Mannschaften und Beamten der bewaffneten Macht von etwa 1740 bis 1918; Belohnungsakten (1789–1958), also Unterlagen zu militärischen Auszeichnungen, denen das Archiv des Militär-Maria-Theresien-Ordens angeschlossen ist.
  2. Feldakten mit Material zu den Operationen der kaiserlichen bzw. k.k. Feldarmeen vom 16. Jahrhundert bis 1882 (Alte Feldakten und Armeeakten) sowie zum Weltkrieg 1914–1918 (Armeeoberkommando, Neue Feldakten).
  3. Allerhöchster Oberbefehl, Zentral-, Mittel- und Territorialbehörden. Diese Gruppe bündelt das Schriftgut von wichtigen Institutionen in der Umgebung des Kaisers (besonders der Militärkanzlei, der Generaladjutantur und des Generalstabes), der militärischen Zentralstellen (Hofkriegsrat 1557–1848, Kriegsministerium 1848–1918, Ministerium für Landesverteidigung 1868–1918) und einer Reihe anderer Behörden, Anstalten und Territorialkommanden wie zum Beispiel des Invalidenamtes, des Apostolischen Feldvikariats, der obersten Genie- und Artilleriebehörden, der Militärerziehungs- und Bildungsanstalten, der Militärinvalidenhäuser und einzelner General- und Militärkommanden in den Ländern.
  4. Kriegsmarine und Luftfahrtruppe (19.–20. Jahrhundert)
  5. Sammlungen, worunter insbesondere die Karten- und Plansammlung, die Bildersammlung, die Manuskripte und eine sehr bedeutende Kollektion militärischer Schriftennachlässe zu nennen sind.

Das Kriegsarchiv, seit 1945 Teil des Staatsarchivs,[10] ist heute ein „historisches Archiv“. Das hier verwahrte Behördenschriftgut endet im Wesentlichen mit dem Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie am Ende des Ersten Weltkrieges (1918). Die Sammlungen des Kriegsarchivs erhalten dagegen laufend Zuwachs.

Direktoren

Finanz- und Hofkammerarchiv

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Eingang zum Hofkammerarchiv in der Johannesgasse

Das Finanz- und Hofkammerarchiv entstand, als 1945 die bisher getrennt geführten Bestände des Hofkammerarchivs und des Finanzarchivs zusammengeführt wurden. Die 1527 gegründete Hofkammer war die zentrale Finanzbehörde der Habsburgermonarchie. 1848 übernahm das neu gegründete Finanzministerium seine Aufgaben. Das Archiv enthält Finanzunterlagen, die vor allem für Historiker wichtig sind. Im historischen Archivbau in der Johannesgasse ist noch das Direktionszimmer von Franz Grillparzer erhalten, der hier von 1832 bis 1856 als Direktor wirkte. Mit 1. Dezember 2006 wurde die Abteilung Finanz- und Hofkammerarchiv dem Allgemeinen Verwaltungsarchiv eingegliedert. Der Großteil des Archivgutes wurde in das Zentralarchivgebäude in die Nottendorfergasse übersiedelt.

Haus-, Hof- und Staatsarchiv

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv am Minoritenplatz
Tafel am Staatsarchiv

Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Minoritenplatz 1, wurde 1749 von Maria Theresia (1740–1780) als zentrales Archiv des Hauses Habsburg gegründet. Durch die Schaffung eines wohlgeordneten Urkundendepots, das die bis dahin auf mehrere Standorte verstreuten wichtigen Haus- und Staatsdokumente in Wien vereinigte, sollte sichergestellt werden, dass die Rechts- und Herrschaftstitel der Dynastie künftig bei Bedarf rasch greifbar waren. Mit dieser Aufgabe wurde der Rat Theodor Anton Taulow von Rosenthal[11] betraut.[12]

Als Archivräume dienten zunächst einige Zimmer im Erdgeschoss des Reichskanzleitrakts der Hofburg, unmittelbar am Torweg vom Michaelerplatz zum inneren Burgplatz, wo für die nächsten eineinhalb Jahrhunderte auch der Hauptsitz des Archivs blieb.[13] Bald wurde entschieden, dass das Archiv seinem Inhalt gemäß der für die Außenpolitik und die Angelegenheiten des Herrscherhauses zuständigen Zentralbehörde, also der Staatskanzlei, unterstellt werden sollte. Mittels Handschreiben ernannte Maria Theresia 1762 Staatskanzler Wenzel von Kaunitz zum obersten Archivleiter. Erst Jahrzehnte später, im beginnenden 19. Jahrhundert, wurde die eigene Aktenregistratur der Staatskanzlei zugunsten des Hausarchivs aufgelassen und fortan das gesamte diplomatische Aktenmaterial der „Haus-, Hof- und Staatskanzlei“ im nunmehr als „Haus-, Hof- und Staatsarchiv“ bezeichneten Archiv hinterlegt.[13] Nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation 1806 wurden die verwaisten Registraturen der obersten Reichsbehörden vom Haus-, Hof- und Staatsarchiv übernommen; einsetzend mit dem späten 19. Jahrhundert erfolgten auch seitens des kaiserlichen Kabinetts und der Hofbehörden kontinuierliche Aktenabtretungen. Unter Kaiser Franz Joseph I. entschloss man sich angesichts der immer größer werdenden Raumnot infolge des starken Anwachsens der Aktenmengen zu einem Archivneubau am Wiener Minoritenplatz, wo sich das Haus-, Hof- und Staatsarchiv bis heute befindet.[13]

Mit dem Ende der Donaumonarchie 1918 fiel auch der vormals so betonte geheime, ausschließlich den Staatsinteressen dienende Charakter des Haus-, Hof- und Staatsarchivs zugunsten einer allgemeinen Öffnung für die Geschichtsforschenden aus aller Welt. In der Ersten Republik Österreich war das Archiv dem Staatsamt/Bundesministerium für Äußeres, ab 1923 dem für Äußeres zuständigen Bundeskanzleramt unterstellt, 1938 wurde es in das zentrale, aus der Zusammenfassung der Archive der Wiener Zentralbehörden gebildete „Reichsarchiv Wien“ eingegliedert. Diese zentralistische Struktur wurde 1945 von der Zweiten Republik übernommen; das Haus-, Hof- und Staatsarchiv ist seither Teil des Österreichischen Staatsarchivs, welches dem Bundeskanzleramt untersteht.[13]

Inhaltliche Schwerpunkte der heute in 11 Bestandsgruppen gegliederten Bestände des Haus-, Hof- und Staatsarchivs sind:

  • die Geschichte des Hauses Habsburg
  • die Tätigkeit der obersten Hofämter und des kaiserlichen Kabinetts
  • Diplomatie und Außenpolitik der Donaumonarchie
  • oberste Verwaltung und Rechtsprechung im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, dessen Kaiserwürde die Habsburger jahrhundertelang fast ohne Unterbrechung bis zur Auflösung des Reichsverbandes 1806 innehatten, darunter die Archive des kaiserlichen Reichshofrates.[14]

Zu nennen sind weiters im Haus-, Hof- und Staatsarchiv deponierte Herrschafts- und Familienarchive, Nachlässe, eine Handschriftensammlung, eine Sammlung von Siegelabgüssen und -stempeln sowie eine Plan- und Kartensammlung.

Glanzstück unter den „Sammlungen“ der Archivabteilung ist aber fraglos die aus verschiedenen Provenienzen gebildete Urkundensammlung.

Insgesamt verwahrt die in einem 1899–1902 erbauten denkmalgeschützten Archivzweckbau am Wiener Minoritenplatz untergebrachte Abteilung Haus-, Hof- und Staatsarchiv auf 16.000 Laufmetern 130.000 Geschäftsbücher und Aktenkartons, 75.000 Urkunden, 15.000 Karten und Pläne und etwa 3000 Handschriften.

Das älteste Stück ist eine Urkunde, die Kaiser Ludwig der Fromme im Jahr 816 ausgestellt hat. Den zeitlichen Endpunkt setzt das Jahr 1918. Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv gehört damit zu den „historischen“ Abteilungen des Österreichischen Staatsarchivs, die keinen Zuwachs mehr durch Schriftgutablieferungen aus österreichischen Bundesministerien erhalten.

Der große Stellenwert des Haus-, Hof- und Staatsarchivs für die internationale Forschung beruht auf dem weiten geographischen Einzugsbereich und der Vielfalt seiner Bestände. Durch die territoriale Ausdehnung der habsburgischen Herrschaft ab dem 15. Jahrhundert und die buchstäblich weltumspannenden Beziehungen der Dynastie umfasst das hier verwahrte Archivgut praktisch alle Kontinente.

Neben dem „klassischen“ Zugang der Diplomatie- und politischen Geschichte bietet das Archiv auch einer sozial- und kulturgeschichtlich orientierten Forschung reiches Material.

Restaurierwerkstätte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Restaurierwerkstätte[16] des ÖStA gehört, neben denen der Nationalbibliothek und des Bundesdenkmalamtes zu den wichtigsten Restaurierungsstätten für Papier, Pergament, Siegel und Buchbinderei in Österreich.

Generaldirektoren des Österreichischen Staatsarchivs

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bekannte Mitarbeiter des Österreichischen Staatsarchivs

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veröffentlichungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Österreichische Staatsarchiv gibt die Zeitschrift Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchiv (MÖStA) heraus, die seit 1948 in Jahresbänden erscheint. Darüber hinaus werden Archivinventare, Ergänzungsbände zu den Mitteilungen und Ausstellungskataloge publiziert. Die Publikationen des Österreichischen Staatsarchivs sind auch digital abrufbar.[31]

Commons: Österreichisches Staatsarchiv – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Wohnout wird neuer Leiter des Österreichischen Staatsarchivs. In: Salzburger Nachrichten. 30. Oktober 2019, abgerufen am 31. Oktober 2019.
  2. Bundesarchivgesetz (BGBl. I Nr. 162/1999)
  3. Bundesgesetz über die Sicherung, Aufbewahrung und Nutzung von Archivgut des Bundes (Bundesarchivgesetz) Freigabe von Archivgut zur Nutzung, Schutzfristen & Veröffentlichung von Werken, BGBl. I Nr. 162/1999
  4. Amtsgeheimnis: Beschränkter Zugang profil.at
  5. Kriegsarchiv (Hrsg.): Das K.K. Kriegs-Archiv. Geschichte und Monographie. Verlag des K.k. Generalstabes, Wien 1878, OCLC 1194322369, S. 2–4.
  6. Michael Hochedlinger: Geschichte des Geheimen Hausarchivs (pdf; 199 kB) (Memento vom 24. August 2009 im Internet Archive)
  7. Thomas Just: Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv im Verbund des Österreichischen Staatsarchivs In: Österreichische Archive: Geschichte und Gegenwart. Editor: Petr Elbel. Erste Ausgabe Brno: Masaryk University Press, 2019, S. 73–138
  8. Digitale Langzeitarchivierung (Memento vom 26. April 2016 im Internet Archive)
  9. AT-OeStA/AVA Adel HAA Hofadelsakten, 1600–1918 (Bestand)
  10. Kriegsarchiv – Geschichte (Memento vom 11. Januar 2013 im Internet Archive) Österreichisches Staatsarchiv
  11. Kratochvil, von: Taulow von Rosenthal, Theodor In: Allgemeine Deutsche Biographie. 37 (1894), S. 465–467.
  12. Gustav Wolf: Geschichte der K.K. Archive in Wien 1871 S.25
  13. a b c d Geschichte: Haus-, Hof- und Staatsarchiv
  14. Thomas Just: Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv. 2019.
  15. Haus-, Hof- und Staatsarchiv im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  16. Restaurierwerkstätte Zentralarchivgebäude
  17. Geschichte des Österreichischen Staatsarchivs
  18. Nekrolog Joseph Knechtl. In: Wiener Zeitung, 7. Mai 1838, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  19. Thomas Just: Ludwig Bittner (1877–1945). Ein politischer Archivar. In: Karel Hruza (Hrsg.): Österreichische Historiker, 1900–1945: Lebensläufe und Karrieren in Österreich, Deutschland und der Tschechoslowakei. Böhlau, Wien 2008, ISBN 978-3-205-77813-4, S. 283–305 (Digitalisat online im Internet Archive [PDF; 387 kB]).
  20. Nachlass Gebhard Rath. In: Archivplan-Kontext. Österreichisches Staatsarchiv, abgerufen am 8. November 2017.
  21. Eintrag zu Mikoletzky, Hanns Leo im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon).
  22. Eintrag zu Goldinger, Walter im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon).
  23. Leopold Auer: Anna Coreth (1915–2008). Österreichisches Staatsarchiv, 12. Juni 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. September 2017; abgerufen am 1. Juni 2019.
  24. Manfred Fink: Generaldirektor i. R. Hofrat Dr. Kurt Peball (1928–2009). Österreichisches Staatsarchiv, 13. November 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. September 2017; abgerufen am 1. Juni 2019.
  25. Ernst Petritz: Leopold Auer im Ruhestand. Österreichisches Staatsarchiv, 26. November 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. September 2017; abgerufen am 1. Juni 2019.
  26. Eintrag zu Mikoletzky, Lorenz im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon).
  27. Mailath-Pokorny überreicht hohe Ehrungen für Historiker Hodik und Steiner. In: wien.gv.at. 29. Jänner 2010, abgerufen am 1. Juni 2019.
  28. Auszeichnung. Österreichisches Staatsarchiv, 26. November 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. September 2017; abgerufen am 1. Juni 2019.
  29. orf.at: Staatsarchiv sucht neue Leitung. Artikel vom 19. April 2019, abgerufen am 19. April 2019.
  30. Thomas Winkelbauer: SOS Staatsarchiv: Dieser Umgang ist eine Schande! In: Die Presse. 17. Juli 2019, abgerufen am 17. Juli 2019.
  31. Veröffentlichungen des Österreichischen Staatsarchivs – Digitales Angebot. HUNGARICANA, abgerufen am 15. März 2019 (englisch).