Bolesław Kominek
Bolesław Kardinal Kominek [23. Dezember 1903 in Radlin II; † 10. März 1974 in Breslau) war ein römisch-katholischer Geistlicher und der erste polnische Erzbischof von Breslau.
] (*Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bolesław Kominek besuchte das Staatliche Gymnasium in Rybnik und empfing am 11. September 1927 in Katowice die Priesterweihe. Von 1927 bis 1930 studierte er zunächst an der Jagiellonen-Universität in Krakau und anschließend am Katholischen Institut in Paris Philosophie und Katholische Theologie, wo er gleichzeitig als Seelsorger für polnische Auswanderer tätig war. Nach Abschluss der Studien wirkte er von 1930 bis 1939 als Priester in der Diözese Katowice und war gleichzeitig Sekretär der Katholischen Aktion. Während des Zweiten Weltkrieges betreute er in Lublin und in Oberschlesien Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge.
Nach dem Tod von Kardinal Bertram im Juli 1945 und der Resignation des gewählten Kapitularvikars Ferdinand Piontek wurde Bolesław Kominek am 15. August 1945 durch den polnischen Primas, Kardinal August Hlond, der die Ostdeutsche Kirchenprovinz auf vier Apostolischen Admimistraturen (Breslau, Oppeln, Landsberg an der Warthe und Allenstein) aufgeteilt hatte, einseitig zum Apostolischen Administrator von Oppeln ernannt, obwohl Hlond hierzu die päpstliche Ermächtigung überschritten hatte.
Am 26. Januar 1951 wurde den vier Administratoren die weitere Amtsführung durch die kommunistischen Machthaber verboten. Sie wurden von dem verwalteten Amt abberufen und erhielten ein Aufenthaltsverbot für ihre bisherigen Residenzen. An ihrer Stelle wurden durch die Volksrepublik Polen sogenannte Kapitularvikare eingesetzt. Bolesław Kominek verließ Oppeln und nahm seinen Wohnsitz in Krakau.
Im selben Jahr 1951 ernannte ihn der Papst zum Titularbischof von Sophene und de facto Weihbischof in Breslau (das Erzbistum Breslau wurde vom Hl. Stuhl offiziell noch als zugehörig zu Deutschland betrachtet). Die kommunistischen Machthaber untersagten ihm sowohl die Ansiedlung in Breslau als auch den Empfang der Bischofsweihe. Die erst am 10. Oktober 1954 heimlich in Przemyśl durch Bischof Franciszek Barda gespendete Weihe musste bis 1956 geheim gehalten werden. Nach dem Tod von Bolesław Bierut und der vorübergehenden politischen und religiösen Liberalisierung durch Parteichef Władysław Gomułka durfte Kominek 1956 in sein Amt als Weihbischof und Kapitularvikar eingeführt werden und Wohnsitz in Breslau nehmen.
Papst Johannes XXIII. ernannte Kominek 1962 zum Titularerzbischof von Euchaitae. 1962 bis 1965 nahm er am Zweiten Vatikanischen Konzil teil.
Im November 1965 verfasste Kominek den bedeutenden Aufruf der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder zur Versöhnung, der vor allem durch die darin enthaltene Formulierung „wir vergeben und bitten um Vergebung“ bekannt geworden ist, und leistete somit für die nächsten Jahrzehnte einen großen Beitrag zur deutsch-polnischen Verständigung und Versöhnung.
Nach der Neuordnung der ehemaligen deutschen Ostdiözesen durch den Heiligen Stuhl wurde Bolesław Kominek 1972 von Papst Paul VI. zum Erzbischof von Breslau ernannt. Am 5. März 1973 nahm er ihn als Kardinalpriester mit der Titelkirche Santa Croce in via Flaminia in das Kardinalskollegium auf.
Bolesław Kominek starb am 10. März 1974 in Breslau und wurde im Breslauer Dom bestattet.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Józef Pater: Die Neubesiedelung Niederschlesiens im Kontext der Neugründung des Bistums Breslau in den Jahren 1945 bis 1951. In: Kulturen in Begegnung. Collegium Pontes, Wrocław – Görlitz 2004, ISBN 83-7432-018-4.
- Basil Kerski, Thomas Kycia, Robert Żurek: Wir vergeben und bitten um Vergebung. Der Briefwechsel der polnischen und deutschen Bischöfe von 1965 und seine Wirkung. Fibre Verlag, Osnabrück 2006, ISBN 3-938400-10-2.
- Urszula Pękala: Das Unversôhnbare versôhnen? Hermann Hoffmann und Boleslaw Kominek über die Gestaltung des deutsch-polnischen Verhâltnisses. In: Anne Couderc u. a. (Hrsg.): La réconciliation: histoire d’un concept entre oubli et mémoire = Versöhnung: Geschichte eines Begriffs zwischen Vergessen und Erinnern. Peter Lang, Berlin u. a. 2022 (L' Allemagne dans les relations internationales; 18), ISBN 978-2-87574-489-0, S. 265–284.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eintrag zu Bolesław Kominek auf catholic-hierarchy.org; abgerufen am 17. Dezember 2016.
- Eintrag zu Bolesław Kominek auf gcatholic.org (englisch)
- Kominek, Bolesław. In: Salvador Miranda: The Cardinals of the Holy Roman Church. (Website der Florida International University, englisch), abgerufen am 17. Dezember 2016.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Joseph Martin Nathan als Generalvikar von Branitz bis 1947 (zum Erzbistum Breslau und Generalvikariat Branitz des Erzbistums Olmutz) | Apostolischer Administrator von Oppeln 1946–1951 | Emil Kobierzycki |
Adolf Kardinal Bertram als Erzbischof bis 1945 Ferdinand Piontek als Kapitularvikar des Erzbischöflichen Ordinariats Breslau/Zweigstelle Görlitz, später Erzbischöfliches Amt Görlitz bis 1963 (nur das Gebiet in der DDR) Karol Milik als Apostolischer Administrator von Breslau bis 1951 Kazimierz Lagosz als Kapitularvikar von Breslau bis 1956 | Erzbischof von Breslau 1972–1974 Apostolischer Administrator von Breslau ab 1956 Kapitularvikar ab 1963 | Henryk Roman Kardinal Gulbinowicz |
Personendaten | |
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NAME | Kominek, Bolesław |
ALTERNATIVNAMEN | Kominek, Bolesław Kardinal (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | polnischer Geistlicher, Kardinal der römisch-katholischen Kirche und Erzbischof von Wrocław |
GEBURTSDATUM | 23. Dezember 1903 |
GEBURTSORT | Radlin II |
STERBEDATUM | 10. März 1974 |
STERBEORT | Breslau |