Einsatzzentrale Basisraum
Die Einsatzzentrale Basisraum (EZB), umgangssprachlich auch Berg,[1] ist eine österreichische Bunkeranlage und Regierungsbunker in St. Johann im Pongau (Salzburg), am Fuße des Heukareck, in dessen Niederuntersberg, hinter dem gleichnamigen Wasserkraftwerk, bei der Mündung der Großarler Ache, nach der Liechtensteinklamm.[2]
Geschichte und Funktion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Einsatzzentrale wurde 1974 geplant, in den Jahren nach 1977 im Kalten Krieg auf Grund der Erfahrungen, die aus den Ereignissen rund um die Niederschlagung des Prager Frühlings gezogen wurden, errichtet und 1987 fertiggestellt.[3] Dazu wurde vom Bundesheer ein fünfstöckiger Bunker 300 m unter der Erdoberfläche gebaut. Neben dem Herzstück des Luftraumbeobachtungs- und Führungssystems Goldhaube waren Räumlichkeiten vorgesehen, in der sowohl die Bundesregierung als auch der Bundespräsident in einem kriegerischen Bedrohungsfall untergebracht werden sollten. Von dort sollten die Regierungsgeschäfte weiter durchgeführt werden. Außerdem waren auch Räume für die Sendeanlagen des Österreichischen Rundfunks vorgesehen.
Die Wahl des Standortes fiel durch geologische und strategische Überlegungen im Zusammenhang mit dem Konzept der Raumverteidigung auf das Gebiet. Strategisch wurde für den Verteidigungsfall eher eine Bedrohung durch den ehemaligen Ostblock befürchtet. In diesem Fall hätte der eher schwer zu verteidigende Osten des Landes aufgegeben werden müssen. Die Verteidigung hätte sich auf die leichter zu verteidigenden Berge konzentriert. Im Fall eines atomaren Angriffs wären die Bunkeranlagen sowohl im direkten Angriff, der nicht als so wahrscheinlich angenommen wurde, als auch gegen radioaktiven Niederschlag geschützt gewesen und so eine handlungsfähige Regierung weiter möglich.
Eine nochmalige Bedeutung erlangte der Bunker als eventuelle Fluchtmöglichkeit im Zuge der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl 1986.
Lange Zeit wurde der Bunker als eines der bestgehüteten Staatsgeheimnisse behandelt. Erst in den letzten Jahren wurde er auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Neben der hauptsächlichen Nutzung durch das Bundesheer, das hier ca. 250 Personen beschäftigt und dessen Kommunikationsnetzwerk IFMIN vom Bunker beherbergt wird, hat der Bund seit 1982[4] auch ein Backupsystem des EDV-Systems des Bundeskanzleramtes eingerichtet. Dabei handelt es sich um das Zentrale Ausweichsystem des Bundes, ZAS, das hier mit einem Point of Presence an das Aconet angebunden ist. Auch andere Institutionen wie die Österreichische Nationalbibliothek haben hier Datenspeicher eingerichtet. Das Backupsystem des Visa-Informationssystems der Europäischen Union ist hier untergebracht. Auch die Fahndungsdaten des Schengener Informationssystems II werden hier gespeichert.[5] Beherbergt werden auch wichtige digitale Daten von EU-Agenturen, darunter eu-LISA (verantwortlich für das Betriebsmanagement von IT-Großsystemen wie dem Schengener Informationssystem) und Europol (zuständig für die europäische Strafverfolgung).[6]
Im Juli 2023 wurde bekannt, dass das Luftabwehrsystem Sky Shield für Österreich aus der Einsatzzentrale Basisraum koordiniert werden soll.[7]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Zeitungsartikel, Dokumente und Skizzen. Anhang zu einem unbekannten Dokument, Bundesministerium für Landesverteidigung (PDF-Datei; 224 kB).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Einsatzzentrale Basisraum – SALZBURGWIKI. In: Salzburger Nachrichten. Abgerufen am 27. Mai 2024.
- ↑ ["Norbert Rief"]: Besuch im Regierungsbunker. In: Die Presse. 6. November 2010, abgerufen am 27. Mai 2024.
- ↑ Einsatzzentrale Basisraum. In: www.airpower.at. Abgerufen am 26. Mai 2024.
- ↑ Heukareck: 25 Jahre Backup-Bunker im Berg. In: fuZo-Archiv. Austria Presse Agentur, 17. September 2007, abgerufen am 11. Juli 2023.
- ↑ Kontrolle: SIS-Datenbank im Regierungsbunker. In: fuZo-Archiv. Austria Presse Agentur, 14. November 2011, abgerufen am 11. Juli 2023.
- ↑ Verteidigungsministerin Tanner besucht Einsatzzentrale Basisraum. Bundesministerium für Landesverteidigung, 23. Mai 2022, abgerufen am 29. Mai 2022.
- ↑ Jan Michael Marchart, Max Stepan: Sky Shield wird künftig aus dem "Regierungsbunker" koordiniert. In: Der Standard. 10. Juli 2023, abgerufen am 11. Juli 2023.
Koordinaten: 47° 19′ 14″ N, 13° 11′ 12″ O