Hoher Sonnblick
Hoher Sonnblick | ||
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Blick von Osten auf den Hohen Sonnblick (Bildmitte). Rechts der Hocharn. Juli 2007 | ||
Höhe | 3106 m ü. A. | |
Lage | Salzburg, Österreich | |
Gebirge | Goldberggruppe | |
Dominanz | 2,41 km → Hocharn | |
Schartenhöhe | 249 m ↓ Goldzechscharte[1] | |
Koordinaten | 47° 3′ 14″ N, 12° 57′ 27″ O | |
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Gestein | Zentralgneis | |
Alter des Gesteins | Karbon–Perm |
Der Hohe Sonnblick (auch Rauriser Sonnblick) ist ein 3106 m ü. A. hoher Berg in den österreichischen Alpen. Er liegt in der Goldberggruppe der Hohen Tauern an der Grenze der Bundesländer Salzburg und Kärnten. Am Gipfel befinden sich das Zittelhaus und das Observatorium Sonnblick, eine der höchstgelegenen Wetterstationen Europas, die seit 1886 durchgehend besetzt ist. Der Hohe Sonnblick gilt als der beliebteste Gipfel der Goldberggruppe und wird sehr oft besucht. In der Region wurde früher intensiv Goldbergbau betrieben. Der Sonnblick liegt in der Kernzone des Nationalparks Hohe Tauern.
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Hohe Sonnblick befindet sich in den Hohen Tauern, zählt zur Goldberggruppe (AVE 42) und liegt in deren Zentrum. Er bildet den Talschluss des Raurisertals, dort Hüttwinkeltal, mit der Siedlung Kolm-Saigurn. Der 3106 m ü. A. hohe Berg fällt mit einer rund 1500 Meter hohen Nordwand nach Kolm-Saigurn ab. Der pyramidenförmige Gipfel entsendet mehrere ausgeprägte Grate. Der Westgrat ist über die Pilatusscharte (2905 m ü. A.) mit dem Goldzechkopf (3042 m ü. A.) verbunden, der Südgrat über die Kleinfleißscharte (2974 m ü. A.) mit der Goldbergspitze (3073 m ü. A.). Der Südostgrat geht nach Nordosten in eine markante Bergschulter über, die auch als Kleiner Sonnblick bezeichnet wird. Der Südostgrat selbst endet im Bereich der Rojacher Hütte.[2]
Verwaltungsmäßig befindet sich der unmittelbare Gipfelbereich des Hohen Sonnblicks zur Gänze im Gemeindegebiet von Rauris im salzburgischen Pinzgau.
Vergletscherung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Hohe Sonnblick ist von mehreren kleinen Gletschern umgeben. Der Gipfel ist eisfrei. Im Norden befindet sich unterhalb der Pilatusscharte das Pilatuskees. Im Westen erstreckt sich das Kleinfleißkees, im Südosten das Goldbergkees (Vogelmaier-Ochsenkarkees).
Wie alle Gletscher der Alpen, sind auch die Eisfelder am Hohen Sonnblick vom Gletscherschwund betroffen. Das Goldbergkees bedeckte ursprünglich die gesamte Südostseite des Hohen Sonnblicks, ist heute jedoch in zwei selbständige Eisfelder zerfallen. Der obere Keesboden liegt unterhalb des Gipfels und zieht sich bis zu einer Steilstufe westlich der Rojacher Hütte. Der mittlere Keesboden ist aktuell der größte Gletscherrest und endet bei einer Steilstufe südlich der Rojacher Hütte. Östlich des mittleren Bodens befand sich mit dem unteren Keesboden der kleinste Überrest des Goldbergkees.[3]
Seit 2021 werden die Rückzugswerte nur mehr am mittleren Boden ermittelt. Wegen eines dem Eisrand vorgelagerten Sees, der sich in den letzten Jahren mehrmals durch Ausbrüche mit lokalen Hochwässern entleerte, wird die Vermessung drohnengestützt durchgeführt.[3]
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von Norden ist das Gebiet über die Mautstraße Kolm-Saigurn erreichbar. Die Zufahrt ist bis zum Parkplatz Lenzanger gestattet. Busse und Nächtigungsgäste können bis zum Naturfreundehaus Kolm-Saigurn und zum Gasthof Ammererhof fahren.
Eine für die Öffentlichkeit gesperrte Pendelbahn führt aus dem Talschluss über fast 1500 Höhenmeter von Norden auf den Gipfel. Die „Gondel“ bestand früher nur aus einer unter das Seil gehängten Kiste. Die Bahn hat aber seit einer Modernisierung 2018 eine Kabine für 6 Personen. Sie taugt auch zum Lastentransport.[4]
Geologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Sonnblick besteht vorwiegend aus Zentralgneis des Tauernfensters (Penninikum). Das Gebiet ist von zwei in NW-SO-Richtung streichenden Amphibolitbändern durchzogen, die von Paragneis und Glimmerschiefer begleitet werden, welche zum Teil auffallende Granatführung aufweisen.[5]
Goldquarzgänge bildeten sich vorherrschend in NNO-streichenden, steilstehenden AC-Klüften. Das Gold ist meist feinstverteilt in Pyrit, Arsenkies oder in der selteneren Zinkblende sowie in Kupferkies und Bleiglanz vorhanden. Ausnahmsweise findet sich Freigold.[6]
Massenbewegungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach einem Starkregenereignis mit 130 Liter pro Quadratmeter gerieten am 28. August 2023 etwa 800.000 Kubikmeter Gestein im Pilatuskar in Bewegung. Die Mure verwüstete den unbesiedelten Talboden auf über 24 Hektar. Die Schäden an der Infrastruktur mit Straßen, Wanderwegen und Radstrecken machten in Rauris rund drei Millionen Euro aus. Um die Massenbewegung im Pilatuskar zu überwachen, wurden Messgeräte wie Geophone, Kameras und ein Hochfrequenz-Puls-Doppler-Radar installiert.[7]
Bergbau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Bereich des Sonnblicks gibt es historische Goldminen, die der Gipfelgruppe um den Sonnblick ihren Namen Goldberggruppe einbrachten. An den Hängen stehen noch heute die Ruinen der Goldgräberei, Kolm-Saigurn ist eine uralte Bergbausiedlung. Man kann am Fuße des Sonnblicks noch heute – erfolgreich, aber im Vergleich zum historischen Bergbau, der entscheidend mit zum Reichtum des Erzstifts Salzburg beitrug, wenig ertragreich – Gold waschen.
Klima und Wetterbeobachtung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf dem steilen Gipfel befinden sich in 3106 m ü. A. Höhe ein meteorologisches Observatorium, das Sonnblickobservatorium. Am Hohen Sonnblick herrscht Hochgebirgsklima. 85 % des Niederschlags treten in Form von Schnee auf. Die jährliche Neuschneemenge beträgt rund 23 m.[8] Am 1. Jänner 1905 wurden auf dem Gipfel −37,4 °C gemessen, die bis dahin tiefste jemals in Österreich gemessene, offiziell anerkannte Temperatur.[9] Windspitzen von mehr als 120 km/h sind keine Seltenheit; am 15. Oktober 2000 gab es hier 233 km/h.[10]
Am 6. Juli 2022 wurde auf dem Hohen Sonnblick kein Schnee mehr gemessen. Früher lagen an diesem Tag noch 2,5 m Schnee auf dem Gletscher.[11] Seit Beginn der Messungen 1886 gab es hier bisher fünfmal Temperaturen von 15 °C oder mehr: 1983, 1992, 2012 und zweimal im Sommer 2023.[12] Im gesamten, österreichweit rekordwarmen August 2024 fiel die Temperatur am Gipfel zu keiner Zeit unter 0 °C. Das ist der erste frostfreie Monat in der Messgeschichte der über 3000 m hoch gelegenen Station. Insgesamt dauerte diese frostfreie Periode, die am 5. Juli begann und am 4. September immer noch nicht beendet war, sogar über 60 Tage.[13]
Lag die Jahresdurchschnittstemperatur auf dem Gipfel in der Messreihe 1971 bis 2000 noch bei −5,4 °C (siehe Tabelle), waren es zehn Jahre später (1981 bis 2010) −5,1 °C.[14] (siehe auch Alpen#Folgen der globalen Erwärmung in den Alpen)
Hoher Sonnblick (3105 m) Klimadaten 1971–2000
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Die Wetterbeobachter auf dem Sonnblick arbeiten 14 Tage am Stück, danach werden sie abgelöst.[15]
Flora und Vegetation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu den bis in den Gipfelbereich steigenden Pflanzenarten zählen Einblüten-Hornkraut (Cerastium uniflorum), Rudolph-Steinbrech (Saxifraga rudolphiana), Moschus-Steinbrech (Saxifraga moschata), Moos-Steinbrech (Saxifraga bryoides), Mannsschild-Steinbrech (Saxifraga androsacea), Alpen-Mannsschild (Androsace alpina), Gletscher-Hahnenfuß (Ranunculus glacialis) und Alpen-Rispengras (Poa alpina).[16]
Am Gipfel des Hohen Sonnblicks wurden 34 Flechtenarten nachgewiesen. Eine Besonderheit ist der Mörtel der alten Bauteile des Zittelhauses, der das einzige basische Substrat inmitten von sauren Silikaten ist. Kalkliebende Arten der Gattungen Caloplaca, Lecanora und Lecidella gedeihen dort in erstaunlich großer Höhe. Dasselbe gilt auch für Lecanora varia, die auf altem Bauholz wächst.[17]
Bergsport
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bergsteigen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am Gipfel befindet sich das Zittelhaus. In einer Höhe von 2718 m ü. A. liegt die Rojacher Hütte und auf 2175 m ü. A. das Schutzhaus Neubau. Die Hütten sind in den Sommermonaten bewirtschaftet, das Zittelhaus auch im Frühjahr (März bis Mai).
Markierte und gewartete Wege
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das markierte und beschilderte Wegenetz am Sonnblick wird vom Österreichischen Alpenverein und von den Naturfreunden gewartet.
- Kolm-Saigurn – Neubau – Rojacher Hütte – Hoher Sonnblick, 4–5 h, 1500 Höhenmeter
- Heiligenblut (1300 m ü. A.) – Fleißkehre – Gasthof „Alter Pocher“ (1800 m ü. A., Endpunkt der öffentlichen Straße) – Zirmsee (2550 m ü. A.) – Kleinfleißkees – Hoher Sonnblick, 5–6 h (4–5 h ab „Alter Pocher“), 1800 Höhenmeter. Keine Schutzhütten zwischen „Alter Pocher“ und Sonnblick.
- Klagenfurter Jubiläumsweg (sehr lange Grattour vom Hochtor über den Hocharn zum Sonnblick, nur bei stabilem Wetter zu empfehlen)[18]
- Tauernhöhenweg vom Hochtor über den Klagenfurter Jubiläumsweg, Sonnblick, Rojacher Hütte und Fraganter Scharte zur Duisburger Hütte
Wintersport
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gipfel ist das Ziel einer beliebten Skitour, die vor allem im Frühjahr durchgeführt wird. Aufstieg und Abfahrt erfolgt über die Südostseite.[19]
Der Sonnblick in Kunst und Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Biedermeierzeit kamen Landschaftsmaler nach Rauris und an den Sonnblick. Friedrich Loos schuf 1835 das Werk Kolm Saigurn im Rauristal mit Sonnblick. Es zeigt die Bergbausiedlung Kolm-Saigurn, die von einem tosenden Wasserfall überragt wird. Im Hintergrund erhebt sich der Hohe Sonnblick mit seinem markanten Gipfelaufbau. Das Bild zeigt den Verlauf des 1832/33 für den Goldabbau errichteten Schrägaufzugs. Dieser diente zum Transport des abgebauten Materials und wurde in der Nähe des Gletschers von einem Wasserrad angetrieben (Radhaus). Die Gebäude im Rauriser Talschluss beinhalteten das Waschwerk.
Der Berg ist Gegenstand des österreichischen Heimatfilms Der Sonnblick ruft. Der Geschichte liegt der gleichnamige Roman von Edmund Josef Bendl zugrunde. Die Uraufführung erfolgte am 8. April 1952 in Wien, die deutsche Premiere war am 27. Februar 1953 in München, Stuttgart und Nürnberg.
Literatur und Karten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Liselotte Buchenauer, Peter Holl: Alpenvereinsführer Ankogel- und Goldberggruppe. Bergverlag Rother, München 1986. ISBN 3-7633-1247-1
- Ingeborg Auer, Reinhard Böhm, Martin Leymüller, Wolfgang Schöner: Das Klima des Sonnblicks – Klimaatlas und Klimatographie der GAW-Station Sonnblick einschließlich der umgebenden Gebirgsregion, ZAMG Wien 2002, ISSN 1016-6254.[20]
- Alpenvereinskarte Blatt 42, 1:25.000, Sonnblick
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Clem Clements, Jonathan de Ferranti, Eberhard Jurgalski, Mark Trengove: The 3000 m SUMMITS of AUSTRIA – 242 peaks with at least 150 m of prominence, Oktober 2011, S. 18.
- ↑ Österreichische Karte ÖK 50, Blatt 154 (Rauris). BEV - Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen, abgerufen am 16. Februar 2025.
- ↑ a b Gerhard Karl Lieb, Andreas Kellerer-Pirklbauer: Gletscherbericht 2021/22. In: Bergauf – Das Magazin des Österreichischen Alpenvereins. Band 02.2023. Innsbruck 2023, S. 13 (orf.at [PDF; abgerufen am 16. Februar 2025]).
- ↑ ZAMG-Sonnblick Observatorium: Seilbahn - Infrastruktur - Das Observatorium. Abgerufen am 9. Januar 2020.
- ↑ Gert Furtmüller: Bericht 1993 über geologische Aufnahmen im Gebiet von Kolm Saigurn - Hocharn auf Blatt 154 Rauris (= Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt. Nr. 137). 1994, S. 511 (zobodat.at [PDF; abgerufen am 12. Februar 2025]).
- ↑ Otto Thiele: Das Tauernfenster. In: Der Geologische Aufbau Österreichs. Springer-Verlag, Wien 2013, ISBN 978-3-7091-3744-4, S. 301.
- ↑ Riesige Mure in Rauris wird zum Forschungsobjekt. ORF, abgerufen am 16. Februar 2025.
- ↑ Klima
- ↑ 130 Jahre Sonnblick-Observatorium. www.zamg.ac.at, abgerufen am 16. April 2017.
- ↑ ZAMG: Oktober-Windrekorde
- ↑ orf.at: Sonnblick erstmals im Juli schneefrei
- ↑ Siebentwärmster Sommer der Messgeschichte — ZAMG. Abgerufen am 1. September 2023.
- ↑ Wärmster August der Messgeschichte — ZAMG. Abgerufen am 2. September 2024.
- ↑ 2020 war sehr warm, nass und sonnig — ZAMG. Abgerufen am 4. September 2023.
- ↑ Daten und Fakten zum Sonnblick-Observatorium
- ↑ Adele Sauberer: Die Blütenpflanzen auf dem Sonnblickgipfel (3100 m). In: Jahresbericht des Sonnblick-Vereines. Band 47.1938. Wien 1939, S. 16–19.
- ↑ Robert Reiter, Roman Türk: Zur alpin-nivalen Flechtenflora am Hohen Sonnblick, Keeskogel und Kleinvenediger in den Hohen Tauern (Salzburg, Österreich). In: Linzer biologische Beiträge. Band 0033_2. Linz 2001, S. 933–940 ((zobodat.at [PDF]) [abgerufen am 16. Februar 2025]).
- ↑ Klagenfurter Jubiläumsweg: vom Hochtor auf den Hohen Sonnblick (3.106 m). Abgerufen am 9. Januar 2020.
- ↑ Liselotte Buchenauer, Peter Holl: Alpenvereinsführer Ankogel- und Goldberggruppe' S. 396.
- ↑ Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Wien: Bücher (abgerufen am 11. Oktober 2012)