Landratsbezirk Butzbach
Der Landratsbezirk Butzbach war ein Landratsbezirk im Großherzogtum Hessen, der 1829 in Landratsbezirk Friedberg umbenannt wurde. Er bestand von 1821 bis 1832.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Entstehung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Zuge einer Verwaltungsreform im Großherzogtum wurden 1821 auch auf unterer Ebene Rechtsprechung und Verwaltung getrennt und die überkommenen Ämter in Landratsbezirken – zuständig für die Verwaltung – und Landgerichtsbezirken – zuständig für die Rechtsprechung – neu organisiert. Der Landratsbezirk Butzbach entstand dabei aus:[1]
- dem Amt Butzbach,
- dem Amt Friedberg, samt dem Amt Burg Friedberg, ausschließlich des Domanialanteils an Burg-Gräfenrode,
- den Kondominaten Münzenberg und Trais-Münzenberg und
- den Patrimonialgerichten
- Langenhain und Ziegenberg (Freiherren Löw von Steinfurth),
- Patrimonialgericht Steinfurth und Wisselsheim (Freiherren Löw von Steinfurth),
- Ober- und Unter-Florstadt (Freiherren Löw von Steinfurth),
- Melbach (Freiherren von Wetzel, genannt von Carben),
- Beienheim (Freiherren von Rau zu Holzhausen) und
- Ockstadt (Freiherren von Frankenstein).
1821 bestand die Patrimonialgerichtsbarkeit des Adels in den genannten Teilen des Landratsamts Butzbach noch in vollem Umfang. Im Gegensatz zu der Bezeichnung waren damit auch Rechte im Bereich der Öffentlichen Sicherheit und Ordnung verbunden. Dies stellte ein Ärgernis für den Staat da, der auf sein Gewaltmonopol und eine ungeteilte staatliche Hoheit bedacht sein musste.
Entwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Staat versuchte deshalb, die hoheitlichen Rechte der Patrimonialgerichtsherren zu übernehmen, was in zwei Fällen durch den Kompromiss gelang, dass der Staat zwar die Aufgabe übernahm, sie aber im Namen der jeweiligen Patrimonialgerichtsherren ausübte. Derartige Abkommen wurden geschlossen für:
- Mehlbach: 1822[2] und
- Ockstadt: 1822.[3]
- In Beienheim 1823 gelang ein solches Abkommen zwar auch,[4] hier gab es allerdings bei der Durchführung Schwierigkeiten, so dass die Übernahme der entsprechenden Rechte und Pflichten durch den Staat suspendiert wurde und erst 1831 zustande kam.[5]
- Weiter verzichtete 1822 die Familie Löw von Steinfurth darauf, die Aufgaben im Bereich der Öffentlichen Sicherheit und Ordnung wahrzunehmen, so dass diese Aufgabe der Staat (im eigenen Namen) übernahm.[6]
1829 wurde der Sitz des Landrates von Butzbach nach Friedberg verlegt und die Bezeichnung des Landratsbezirks in Landratsbezirk Friedberg geändert.[7]
- Landräte
1824–1830 Johann Christoph Trapp (1768-1830)[8], Vater des späteren Kreisrates von Friedberg, Adolf Karl Friedrich Wilhelm Trapp.
Ende
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In einer Gebietsreform 1832 wurden die Landratsbezirke aufgelöst und zu größeren Kreisen zusammengelegt.[9] Deren Zuschnitt wurde kurz darauf mit einer weiteren Verordnung festgelegt, wobei die Landratsbezirke Friedberg und Vilbel zum Kreis Friedberg vereinigt wurden.[10]
Landräte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1830–1832 Ferdinand von Stein[11]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Willi Görich: Verwaltungs-Einteilung 1821 [Karte] = Taf. 25a. In: Hessisches Landesamt für Geschichtliche Landeskunde (Hrsg.): Geschichtlicher Atlas von Hessen. Marburg 1960–1978. Digitalisat
- Ulrich Reuling: Verwaltungs-Einteilung 1821–1955. Mit einem Anhang über die Verwaltungsgebietsreform in Hessen 1968–1981. In: Fred Schwind (Hrsg.): Geschichtlicher Atlas von Hessen. Text- und Erläuterungsband. Thorbecke, Sigmaringen 1984. ISBN 3-921254-95-7 Digitalisat (PDF)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sabine Raßner: Amtsgericht Butzbach, Generalakten, 1824–1938 (= Repertorien Hessisches Staatsarchiv Darmstadt) Abt. G28 Butzbach (PDF; 119 kB). In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 1992, abgerufen am 16. September 2016.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Die Eintheilung des Landes in Landraths- und Landgerichtsbezirke betreffend vom 14. Juli 1821. In: Großherzoglich Hessisches Ministerium des Inneren und der Justiz. (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1821 Nr. 33, S. 403 ff. (409 f.) (Online bei der Bayerischen Staatsbibliothek).
- ↑ Die Abtretung der Freiherrlich von Wetzelschen patrimonialherrlichen Gerechtsame in dem Ort Mehlbach an den Staat betreffend vom 27. Februar 1822. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt, Nr. 10, 13. März 1822, S. 149.
- ↑ Die von den Freiherren von und zu Frankenstein an den Staat zur Ausübung übertragene Patrimonial-Jurisdictions-Gerechtsame zu Ockstadt und auf dem Straßheimer Hof betreffend vom 13. Juli 1822. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt, Nr. 19, 5. Juli 1821, S. 212.
- ↑ Die Abtretung der Patrimonial-Jusidiction zu Bayenheim an den Staat betreffend vom 11. November 1822. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt, Nr. 36, 6. Dezember 1822, S. 519.
- ↑ Bekanntmachung, die Abtretung der patrimonialgerichtsherrlichen Gerechtsamen zu Beyenheim an den Staat betreffend vom 20. Dezember 1831. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 3 vom 11. Januar 1832, S. 17.
- ↑ Die Vereinigung der bisherigen beiden von Löwischen Patrimonial-Gerichte in ein Landgericht betreffend vom 13. November 1822. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt, Nr. 36, 6. Dezember 1822, S. 520f (520).
- ↑ Bekanntmachung die Verlegung des Landrathssitzes von Butzbach nach Friedberg betreffend vom 1. Oktober 1829. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt, Nr. 46, 16. Oktober 1829, S. 437.
- ↑ Trapp Johann Christoph. In: Hessisches Staatsarchiv Darmstadt: Bestand S 1. In: Arcinsys.
- ↑ Art. 1 Edict, die Organisation der dem Ministerium des Innern und der Justiz untergeordneten Regierungsbehörden betreffend vom 6. Juni 1832. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt, Nr. 55, 4. Juli 1832, S. 365–376.
- ↑ Verordnung, die Bildung von Kreisen in den Provinzen Starkenburg und Oberhessen betreffend vom 20. August 1832. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt, Nr. 74, 5. September 1832, S. 561–563 (563).
- ↑ Paul Schnitzer: Verwaltungsbeamte im Gebiet des heutigen Kreises Bergstraße seit 1821. In: Geschichtsblätter Kreis Bergstraße 6. Laurissa, Lorsch 1973, S. 7–56 (48).