Matthias Eberhard (Bischof)
Matthias Eberhard (* 1. November 1815 in Trier; † 30. Mai 1876 ebenda) war ein deutscher Geistlicher und von 1867 bis 1876 Bischof von Trier.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Matthias Eberhard war der Sohn des Trierer Gastwirts Heinrich Eberhard und seiner Ehefrau Katharina geb. Kraemer. Er besuchte die Domschule und das preußisch-königliche Gymnasium in seiner Vaterstadt, das er im September 1834 „als Primus“ verließ, um ins Trierer Priesterseminar einzutreten.[1] Hier empfing er am 12. Januar 1839 die Diakonenweihe und am 23. Februar desselben Jahres die Priesterweihe. Zunächst Kaplan zu St. Kastor in Koblenz wurde er 1842 für kurze Zeit Geheimsekretär von Bischof Arnoldi, bevor er im November des genannten Jahres zum Professor für Dogmatik am Trierer Priesterseminar ernannt wurde, dessen Regens er dann auch von 1849 bis 1862 war. 1850 wurde er Domkapitular, 1853 folgte die Ernennung zum geistlichen Rat.[2] Daneben wirkte er von 1852 bis 1856 als Abgeordneter der katholischen Fraktion im Preußischen Landtag.
Der Dominikanerorden, dem er als Terziar angehörte,[3] gestattete ihm am 10. März 1859, Christgläubige in die Confraternitas militiae angelicae seu cinguli sancti Thomae Aquinatis aufzunehmen.[4] 1862 wurde Matthias Eberhard von Papst Pius IX. zum Titularbischof von Paneas und zum Weihbischof in Trier ernannt. Die Bischofsweihe spendete ihm der Bischof von Trier, Wilhelm Arnoldi, am 3. August 1862. Mitkonsekratoren waren der Bischof von Münster, Johann Georg Müller, und Johann Anton Friedrich Baudri, Weihbischof in Köln. Nach dem Tod von Bischof Leopold Pelldram wurde Matthias Eberhard 1867 sein Nachfolger im Amt.
Auf dem Ersten Vatikanischen Konzil war er zwar Gegner des Unfehlbarkeitsdogmas, verkündete es in seinem Bistum nach dem Beschluss jedoch ohne Vorbehalt. Er wird als „theologisch unbedingt papsttreu und ultramontan-konservativ“[5] beschrieben und gilt als „einer der bedeutendsten Kanzelredner seines Jahrhunderts“.[6]
Im Rahmen des Kulturkampfes wurde Matthias Eberhard am 6. März 1874 als zweiter preußischer Bischof verhaftet und zur Absitzung einer „subsidiarischen Gefängnisstrafe von zwei Jahren und drei Monaten“ in die Trierer Strafanstalt, den Dominicaner, abgeführt, „da er den Rest der anerkannten Geldstrafe mit 6400 Thlr. zu zahlen sich weigerte“.[7] Bereits am Morgen des 31. Dezember 1874 wurde er jedoch „ganz unerwartet“ aus dem Gefängnis entlassen.[8][9] Es kam schon bald wieder zu Konflikten mit der weltlichen Obrigkeit. Presseberichten vom November 1875 zufolge stand die „Einleitung eines Amtsentsetzungs-Verfahrens“ gegen Bischof Eberhard bevor.[10] Um weiteren von ihm als Repressalien betrachteten staatlichen Maßnahmen zu entgehen, hatte Matthias Eberhard angeblich bereits den Gang ins Exil nach Luxemburg geplant. Da er jedoch ein halbes Jahr später, sechzehn Monate nach seiner Haftentlassung, auf dem Höhepunkt des Kulturkampfes gestorben ist, kam es nicht mehr dazu. Zum Zeitpunkt seines Todes waren 250 Priester vor Gericht gestellt worden und 230 Pfarreien seiner 731 Pfarreien umfassenden Diözese waren vakant.[11] Die Bestattung des Bischofs erfolgte im Trierer Dom.[12]
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- De tituli sedis apostolicae ad insigniendam sedem Romanam usu antiquo et vi singulari. Lintz, Trier 1846 (books.google.de).
- Kanzel-Vorträge des Bischofs von Trier, Dr. Matthias Eberhard. Hrsg. von Aegidius Ditscheid
- Band 1: Fasten-Vorträge des Bischofs von Trier, Dr. Matthias Eberhard. Groppe, Trier 1877; 3. Aufl. Herder, Freiburg im Breisgau 1894 (books.google.de).
- Band 2: Homiletische Vorträge über das erste Buch Moses. Groppe, Trier 1877.
- Band 3: Homiletische Vorträge über das zweite, dritte, vierte und fünfte Buch Moses. Groppe, Trier 1878.
- Band 4: Fest- und Gelegenheitspredigten. I. Groppe, Trier 1878; 3. Aufl. Herder, Freiburg im Breisgau 1895 (books.google.de).
- Band 5: Fest- und Gelegenheitspredigten. II. Groppe, Trier 1879.
- Band 6: Supplement: Predigten und Betrachtungen über Sonn- und Festtagsevangelien. 2. Aufl. Herder, Freiburg im Breisgau 1892 (books.google.de).
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1897: Benennung der Eberhardstraße in Trier-Süd nach Matthias Eberhard.[13]
- Gedenktafel an Eberhards Geburtshaus am Trierer Hauptmarkt.
Sonstiges
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ein kostbarer, von dem Aachener Goldschmied Martin Vogeno angefertigter neogotischer Kelch, den Matthias Eberhard vom Trier Klerus zu seinem Amtsantritt als Geschenk erhielt, wird heute im Trierer Domschatz verwahrt.[14]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Peter Müller: Matthias Eberhard, Bischof von Trier: Ein Lebensbild (= Deutschlands Episcopat in Lebensbildern. Heft 13). Woerl, Würzburg 1874, urn:nbn:de:bvb:12-bsb11182504-5 (Münchener Digitalisierungszentrum).
- Johann Jakob Kraft: Matthias Eberhard, Bischof von Trier. Ein Lebensbild. Paulinus, Trier 1878 (google.de).
- Ägidius Ditscheid: Matthias Eberhard, Bischof von Trier, im Kulturkampf. Paulinus, Trier 1900, urn:nbn:de:hbz:kn28-1-775 (Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek Köln).
- Friedrich Lauchert: Eberhard, Matthias. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 48, Duncker & Humblot, Leipzig 1904, S. 227 f.
- Hermann Ries: Eberhard, Matthias. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 241 f. (Digitalisat).
- Friedrich Wilhelm Bautz: Eberhard, Matthias. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Bautz, Hamm 1975. 2., unveränderte Auflage. Hamm 1990, ISBN 3-88309-013-1, Sp. 1443 .
- Martin Persch: Eine Kontroverse zwischen Karl Joseph Holzer und Matthias Eberhard über die päpstliche Unfehlbarkeit, in Neues Trierisches Jahrbuch, 1992, Seite 81
- Josef Steinruck: Eberhard, Matthias. In: Lexikon für Theologie und Kirche. Band 3. 3. Auflage, Herder, Freiburg im Breisgau u. a. 1995, Sp. 428 (Textarchiv – Internet Archive).
- Josef Steinruck: Matthias Eberhard (1867–1876). In: Die Bischöfe von Trier seit 1802. Festgabe für Bischof Dr. Hermann Josef Spital zum 70. Geburtstag am 31. Dezember 1995 (= Veröffentlichungen des Bistumsarchivs Trier. Band 30). Hrsg. von Martin Persch und Michael Embach. Paulinus, Trier 1996, ISBN 3-7902-0160-X, S. 123–140.
- Wolfgang Seibrich: Die Weihbischöfe des Bistums Trier (= Veröffentlichungen des Bistumsarchivs Trier. Band 31). Paulinus, Trier 1998, ISBN 3-7902-1326-8, S. 203–209.
- Heinz Monz (Hrsg.): Eberhard, Matthias. In: Trierer biographisches Lexikon. WVT, Trier 2000, ISBN 3-88476-400-4, S. 92–93.
- Josef Steinruck: Matthias Eberhard (1867–1876). In: Auf dem Weg in die Moderne. Geschichte des Bistums Trier. Hrsg. von Martin Persch und Bernhard Schneider. Band 4 (= Veröffentlichungen des Bistumsarchivs Trier. Band 38). Paulinus, Trier 2002, ISBN 3-7902-0274-6, S. 91–100 und passim.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Matthias Eberhard in der Rheinland-Pfälzischen Personendatenbank
- Literatur von und über Matthias Eberhard im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag zu Matthias Eberhard auf catholic-hierarchy.org
- Matthias Eberhard, In: Germania Sacra, abgerufen am 6. August 2019
- Eberhard Matthias in der Datenbank Saarland Biografien
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Wolfgang Seibrich: Die Weihbischöfe des Bistums Trier Paulinus, Trier 1998, ISBN 3-7902-1326-8, S. 203.
- ↑ Düsseldorfer Volksblatt. Jg. 10. Nr. 145 vom 1. Juni 1876, S. (1) (online bei Zeitungsportal NRW).
- ↑ M. Lohrum: Die Wiederanfänge des Dominikanerordens in Deutschland nach der Säkularisation 1856–1875. Mainz 1971, 135;
K. Kammer: Eberhard, Matthias. In: Lexikon für Theologie und Kirche. Band 3, Freiburg i. Br. 1931, Sp. 513. - ↑ Bistumsarchiv Trier: Abt. 83 Nr. 501, Bl. 51.
- ↑ Steinruck: Eberhard, Matthias. In: Lexikon für Theologie und Kirche. Band 3, Sp. 428.
- ↑ Friedrich Wilhelm Bautz: Eberhard, Matthias. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Bautz, Hamm 1975. 2., unveränderte Auflage. Hamm 1990, ISBN 3-88309-013-1, Sp. 1443 .
- ↑ Kölnische Zeitung. Nr. 67 vom 8. März 1874 (Zweites Blatt), S. (1) (zeitpunkt.nrw).
- ↑ Gladbacher Volkszeitung. Nr. 1 vom 2. Januar 1875, S. (1) (zeitpunkt.nrw).
- ↑ David Blackbourn: Marpingen – Das deutsche Lourdes in der Bismarckzeit (= Historische Beiträge des Landesarchivs Saarbrücken. Band 6). Saarbrücken 2007, ISBN 978-3-9808556-8-6, S. 128
- ↑ Erzbischof Melchers von Cöln und Bischof Eberhard von Trier. In: Rhein- und Ruhrzeitung. Nr. 271 vom 19. November 1875, S. (1) (zeitpunkt.nrw).
- ↑ David Blackbourn: Marpingen – Das deutsche Lourdes in der Bismarckzeit (= Historische Beiträge des Landesarchivs Saarbrücken. Band 6). Saarbrücken 2007, ISBN 978-3-9808556-8-6, S. 129.
- ↑ Archbishop [!] Matthias Eberhard in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 20. Juli 2023.
- ↑ Eberhardstraße. In: kulturdb.de. 30. Januar 2019, abgerufen am 22. Juli 2023.
- ↑ Wolfgang Schmid: Neogotischer Kelch. In: dominformation.de. Abgerufen am 22. Juli 2023.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Leopold Pelldram | Bischof von Trier 1867–1876 | Michael Felix Korum |
Personendaten | |
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NAME | Eberhard, Matthias |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Geistlicher und Bischof von Trier (1867–1876) |
GEBURTSDATUM | 1. November 1815 |
GEBURTSORT | Trier |
STERBEDATUM | 30. Mai 1876 |
STERBEORT | Trier |