Breil/Brigels

Gemeinde im Kanton Graubünden in der Schweiz

Breil/Brigels (rätoromanisch Breil [bʁɔɪ̯l]/?, deutsch und bis 1943 offiziell einsprachig Brigels) ist eine politische Gemeinde in der Region Surselva des schweizerischen Kantons Graubünden. Seit dem 1. Januar 2018 umfasst sie auch die zuvor selbständigen Gemeinden Andiast und Waltensburg/Vuorz.

Breil/Brigels
Wappen von Breil/Brigels
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Graubünden Graubünden (GR)
Region: Surselva
BFS-Nr.: 3981i1f3f4
Postleitzahl: 7158 Waltensburg/Vuorz
7159 Andiast
7162 Tavanasa
7163 Danis
7164 Dardin
7165 Breil/Brigels
Koordinaten: 723842 / 180815Koordinaten: 46° 46′ 1″ N, 9° 3′ 36″ O; CH1903: 723842 / 180815
Höhe: 1280 m ü. M.
Höhenbereich: 733–3415 m ü. M.[1]
Fläche: 96,58 km²[2]
Einwohner: 1713 (31. Dezember 2023)[3]
Einwohnerdichte: 18 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
9,3 %
(31. Dezember 2023)[4]
Website: www.breil.ch
Blick über Breil/Brigels nach Westen
Blick über Breil/Brigels nach Westen
Lage der Gemeinde
Karte von Breil/BrigelsOberalpseeLimmerenseeMuttseeGigerwaldseeMapraggseeCaumaseeSufnerseeLago di LeiLago di MontesplugaZervreilaseeLago di LuzzoneLago del SambucoLago RitómLago di CadagnoLai da CurneraLai da NalpsLai da Sontga MariaLag da BreilLag da PigniuItalienKanton GlarusKanton SchwyzKanton St. GallenKanton TessinKanton UriRegion AlbulaRegion ViamalaRegion ImbodenRegion LandquartRegion MalojaRegion MoesaRegion PlessurBreil/BrigelsDisentis/MustérMedel (Lucmagn)SumvitgTrun GRTujetschFaleraIlanz/GlionLaaxSagognSchlueinLumneziaVals GRVella GRObersaxen MundaunSafiental
Karte von Breil/Brigels
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Wappen vor der Fusion

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Blasonierung: In Rot die silberne Muttergottes mit ausgebreiteten Armen auf einer Wolke sitzend.

Das alte Wappen ist die Umsetzung des Gemeindesiegels und zeigt die Himmelfahrt Mariens, in Anlehnung an den Namen der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt. Mit der Fusion 2018 erhielt die neue Gesamtgemeinde ein neues Wappen.

Geographie

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Das Gemeindegebiet zieht sich im Norden bis zur Wasserscheide mit dem Bifertenstock, dem Muttenstock und dem Hausstock hin. Im Süden gehören der Talboden am Vorderrhein und der unterste Teil des südlichen Berghangs zu Brigels. Das Naturschutzgebiet Scatlè, der höchstgelegene Fichtenurwald Europas, liegt nordwestlich des Dorfes am Osthang des Piz Dado zwischen 1580 und 2015 m ü. M.. Es liegt neben dem Fluss Flem im unteren Val Frisal. Breil/Brigels grenzt im Osten an Ilanz/Glion, im Süden an Obersaxen Mundaun, im Westen an Trun (alle Kanton Graubünden) und im Norden an Glarus Süd im Kanton Glarus.

Die politische Gemeinde umfasste bis Ende 2017, als auch die Orte Andiast und Waltensburg/Vuorz zu ihr stiessen, die Dorfteile Danis-Tavanasa, Dardin-Capeder, Breil/Brigels und den Weiler Vali auf der rechten Talseite.

Den ebenfalls auf der rechten Talseite gelegenen walserischen Weiler Tomahüs (romanisch Cathomen/?) trat Breil/Brigels 2003 an Obersaxen ab.[5]

Geschichte

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Burghügel (brigilo) St. Eusebius

Der Ortsname Breil/Brigels ist eine Ableitung vom keltischen Stamm *briga «Berg, Hügel, Hügelfestung» mit dem Suffix -ilos.[6]

Eine Hügelfestung stand auf dem Hügel St. Eusebius (rät. Sogn Sievi). Im Frühmittelalter gab es im Dorfteil Cuort einen Zentralhof der rätischen Viktoriden mit dazugehörigen Gütern in Danis, Dardin, Schlans und Trun. Brigels wird 765 im Stiftungstestament des Churer Bischofs Tello erstmals als Bregelo erwähnt, in dem er den Zentralhof dem Kloster Disentis vermachte. Wahrscheinlich bald nach der Schenkung errichtete das Kloster für seine Eigenleute eine Kirche mit dem Disentiser Martinspatrozinium. Die Pfarrkirche könnte aber auch mit der in der Tello-Urkunde von 765 genannten Kirche ad sanctam Mariam identisch sein. Die Pfarrkirche S. Maria und die Kapelle St. Eusebius kamen 1185 durch päpstliche Bestätigung an das Kloster Disentis.

Im 13. Jahrhundert oblagen der Abtei Disentis der Schutz des Landes, die Durchführung des Hochgerichts und die Verwaltung. Die Brigelser mussten dafür den Zehnten an Korn und Obst abliefern und am Verenatag mit den Leuten von Sumvitg in Frondienst für das Kloster fischen. Die Burg Marmarola, Wohnsitz der Familie Latour in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, war wahrscheinlich ein Meierturm der Abtei. 1536 zogen rund 200 sogenannte äussere Freie von Laax nach Brigels, die sich in das Hochgericht Cadi einkauften und 1542 ein eigenes Statthaltergericht bekamen. Brigels bildete zusammen mit Medel den dritten Hof in der Cadi. 1550 forderten Pestzüge 316 und 1631 130 Tote. 1738 lösten die Einwohner die Zehntrechte ab. Die Bauern von Brigels benutzten den Kistenpass um ihr Vieh auf der Limmernalp und ihre Schafe im Muttseegebiet zu sömmern sowie als Verbindung ins Glarnerland. Auf Brigelser Boden standen zwölf Kirchen und Kapellen. Im 17. bis 19. Jahrhundert war Brigels dank der Familie Latour ein politisches Zentrum der Cadi.

1870 wurde die Strasse Brigels-Waltensburg und 1890 die Kantonsstrasse Tavanasa-Brigels erstellt, die dem in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts einsetzenden Sommertourismus zugutekamen. 1943 ändert die Gemeinde ihren bisherigen Namen Brigels amtlich in den romanisch-deutschen Doppelnamen Breil/Brigels. Seit 1945 ist Breil/Brigels Schiessplatz der Fliegerabwehr; seit 1946 ein Zentrum der Elektrizitätswirtschaft, die in Breil/Brigels und Tavanasa ein Ausgleichsbecken und Zentralen unterhält. 1972 begann mit dem Ausbau der Skilifte Pez d’Artgas die Entwicklung zum Wintersportzentrum zusammen mit Waltensburg/Vuorz. 1990 waren 15 % der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft, 35 % in Gewerbe und Industrie und 50 % im Dienstleistungssektor (Tourismus) tätig.

2018 schlossen sich die bisher selbständigen Gemeinden Andiast und Waltensburg/Vuorz mit der Gemeinde Breil/Brigels zusammen.

Bevölkerung

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Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1850 1888 1900 1910 1950 1960 2000 2010 2012 2014 2020[7]
Einwohner 1086 848 859 1033 1169 1272 1187 1298 1286 1278 1731

Sprache, Konfession

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Amtssprache der Gemeinde ist Romanisch. Die surselvische Mundart wird von (Stand 2000) 88 % der Bevölkerung gesprochen, davon von 80 % als Hauptsprache.

Die grosse Mehrheit der Bevölkerung der früheren Gemeinden Breil/Brigels und Andiast ist römisch-katholisch (Bistum Chur), diejenige der früheren Gemeinde Waltensburg/Vuorz grossmehrheitlich evangelisch-reformiert (Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden).

Der Gemeindevorstand ist die Exekutive der Gemeinde und besteht aus fünf Personen, welche vom Volk für jeweils drei Jahre gewählt werden. Derzeitiger Gemeindepräsident ist Clau Schlosser.

Der Cussegl da vischnaunca, das Gemeindeparlament, ist die Legislative der Gemeinde. Er besteht aus dreizehn für drei Jahre vom Volk gewählten Personen. Eine Besonderheit in Breil/Brigels ist die Vorschrift, dass alle Gemeindeteile (Fraktionen) in diesem Gremium vertreten sein müssen.

Wirtschaft

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Kirche von Danis

In Tavanasa betreibt die Kraftwerke Vorderrhein, ein Partnerunternehmen der Nordostschweizerischen Kraftwerke (NOK), eine Schaltanlage an der Zentrale Tavanasa.

Die Gemeinde erreicht man mit der Rhätischen Bahn und ab Tavanasa mit dem Postauto. Nächstgelegener Autobahnanschluss ist Reichenau an der A13.

In der Gemeinde gibt es zwei Schulhäuser. Im Schulhaus Breil/Brigels-Dorf werden Kinder vom Kindergarten bis zur 4. Klasse unterrichtet. Das gesamte Schulangebot (Kindergarten, Primarschule (5.–6. Klasse), Real- und Sekundarschule) bietet das Schulhaus Danis/Tavanasa an. Im Kindergarten und von der 1. bis 3. Schulklasse werden die Kinder ausschliesslich in Romanisch, ab der 4. Klasse immer mehr auf Deutsch unterrichtet.

Sehenswürdigkeiten

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Gedenkstein Arnold Escher von der Linth
  • Die Wallfahrtskirche Kapelle St. Eusebius (rät. Sogn Sievi) mit dem romanischen Turm steht auf dem gleichnamigen keltisch/römischen Burghügel nördlich von Breil/Brigels, erwähnt 1185; renoviert 1927; restauriert 1973–1976.[8]
  • Die frühmittelalterliche Pfarrkirche S. Maria (Maria Himmelfahrt) wurde 1185 urkundlich im Besitz des Klosters Disentis erwähnt. 1491 wurde sie Disentis inkorporiert. Bis ins 17. Jahrhundert war sie Mutterkirche für Dardin, Danis und Schlans. Das grosse Christophorusbild an der Aussenwand stammt aus dem 14. Jahrhundert.[9]
  • Die Mauerreste der Ruine Marmarola, ein Meierturm der Abtei Disentis und früher Wohnsitz der de Latour (dt. vom Turm), stehen auf einem kleinen Hügel hinter dem Haus Sport Beat. Der Turm brannte 1496 nieder.
  • Die romanische Kapelle St. Martin (rät. Sogn Martin) war eine fürstliche Stiftung und muss im frühen Mittelalter entstanden sein. Der in der originalen Bemalung leuchtende spätgotische Flügelaltar stammt aus dem Jahre 1508.[10]
  • Die Kapelle St. Jakob (rät. Sogn Giacun): Kapelle und Holzdecke wurden 1514 erbaut. Die Aussenmalereien aus dem Jahre 1515 stammen von den oberitalienischen Brüdern Soregno.[11]
  • Das Haus Latour beherbergt das der Öffentlichkeit zugängliche Museum und Familienarchiv der de Latour.
  • Das Gasthaus Casa Fausta Capaul war bereits im 19. Jahrhundert in seiner Art einzig und berühmt. Arnold Escher von der Linth und Conrad Ferdinand Meyer sind hier abgestiegen.
  • Gedenkstätte und Elternhaus des Dichters Giacun Hasper Muoth.
  • Der Flab-Richt-Platz.[12]
  • Der Gedenkstein am Aussichtsplatz Crest la Crusch erinnert an die Männer Escher, Alinth, Bavier und Latour, die sich für den Bau der 1870 eröffneten Strasse eingesetzt hatten.

Die Sehenswürdigkeiten der ehemaligen Gemeinden Andiast und Waltensburg/Vuorz siehe dort.

Persönlichkeiten

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  • Die Familie de Latour (vom Turm) zählte von 1473 bis 1900 neben den von Castelberg in Disentis und de Mont in Vella zu den bedeutendsten Familien der Surselva. Sie waren Offiziere in französischen Diensten, seit dem 15. Jahrhundert ausgebildete Juristen und Politiker des Cadi, des Grauen Bundes und des Kantons Graubünden.
  • Caspar Theodosius de Latour (1782–1855), päpstlicher General
  • Giacun Hasper Muoth (1844–1906), surselvischer Dichter und Historiograph
  • Sep Mudest Nay[13] (1892–1945), surselvischer Dichter
  • Bernard Cathomas (* 1946), Sprachwissenschaftler
  • Arno Camenisch[14] (* 1978), surselvischer Dichter
  • Franz Cahannes, (1951–2021), ehemaliger Zürcher Kantonsrat und SP-Politiker

Die Persönlichkeiten der ehemaligen Gemeinden Andiast und Waltensburg/Vuorz siehe dort.

Literatur

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  • Adolf Collenberg: Breil/Brigels. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 7. Januar 2007.
  • Iso Müller: Geschichte der Abtei Disentis von den Anfängen bis zur Gegenwart. Benziger, Zürich, Köln 1971.
  • Eugen Steinmann: Brigels/Breil GR (= Schweizerische Kunstführer. Nr. 222). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1977, ISBN 978-3-85782-222-3.
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Commons: Breil/Brigels – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  2. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  5. Pro Supersaxa – Obersaxen, Jahresheft 2013, S. 2330.
  6. Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen, hrsg. vom Centre de Dialectologie der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol, Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 182.
  7. einschliesslich Andiast und Waltensburg/Vuorz
  8. Wallfahrtskirche St. Sievi (Foto) auf baukultur.gr.ch
  9. Katholische Pfarrkirche St. Maria (Foto) auf baukultur.gr.ch
  10. Kirche St. Martin (Foto) auf baukultur.gr.ch
  11. Kapelle St. Jakob (Foto) auf baukultur.gr.ch
  12. Flab-Richt-Platz (Foto) auf baukultur.gr.ch
  13. Forum Cultural Breil  » Sep Mudest Nay. Abgerufen am 7. März 2017.
  14. Forum Cultural Breil» Arno Camenisch. Abgerufen am 7. März 2017.