Gender-Symbol

Symbol, mit dem das biologische Geschlecht eines Lebewesens oder das soziale Geschlecht eines Menschen gekennzeichnet wird
(Weitergeleitet von Geschlechtssymbol)

Ein Gender-Symbol [ˈdʒɛndɐ] ist ein Symbol, mit dem das biologische Geschlecht (englisch sex) eines Lebewesens oder das soziale Geschlecht (gender) eines Menschen gekennzeichnet wird. Die Gender-Symbole in der Typographie sind meist entweder übereinstimmend mit astronomischen Symbolen oder von diesen abgeleitet. In der Gender-Forschung kann Gender-Symbol auch Personen oder Dinge bezeichnen, wenn diese symbolhaft für bestimmte Aspekte eines sozialen Geschlechtes stehen.

Gender-Symbole
Zeichen für sexuelle Diversität auf einer grünen Ampel in London (nahe Trafalgar Square, 2017)

Herkunft

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Gender-Symbole sind seit dem 4. Jahrhundert vor allem aus Horoskopen bekannt; in der Astrologie bezeichnen sie auch heute noch die klassischen Planeten Mars und Venus. Seit der Renaissance sind sie auch in der Astronomie gängige Kürzel. Alchemisten benutzten die Symbole zur Bezeichnung der wichtigsten Metalle der Zeit, nämlich Eisen und Kupfer (weiblich).

Der schwedische Naturforscher Carl von Linné griff die Symbole erstmals in einem biologischen und damit sexuellen Kontext auf, nämlich für das Geschlecht von Pflanzen. Sie finden sich in seinem 1751 erschienenen Grundlagenwerk Philosophia Botanica.[1]

Typographische Symbole

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Männlichkeit
Symbol Beschreibung Unicode-Zeichen Bedeutung
 
Marssymbol U+2642 ♂ Männliches Geschlecht, Mann.
Planet Mars
Weiblichkeit
Symbol Beschreibung Unicode-Zeichen Bedeutung
 
Venussymbol U+2640 ♀ Weibliches Geschlecht, Frau.
Planet Venus
Intergeschlechtlichkeit
Symbol Beschreibung Unicode-Zeichen Bedeutung
 
Radkreuz / Sonnenrad U+1F728 ⊕ Symbol für Intergeschlechtlichkeit (die Bezeichnung „intersexuell“, von lateinisch sexus „Geschlecht“ und lat. inter „zwischen“ bedeutet Zwischgeschlecht; die Erde liegt zwischen Mars und Venus)
Planet Erde
Transgeschlechtlichkeit
Symbol Beschreibung Unicode-Zeichen Bedeutung
 
Eine Kombination aus Venus- und Marssymbol U+26A5 ⚥ Transgeschlechtlichkeit,[2]
 
Venussymbol in der Pose des Marssymbols Trans-Mann, transgeschlechtlicher Mann
 
Marssymbol in der Pose des Venussymbols U+29EC ⧬
U+2BF1 ⯱
Trans-Frau, transgeschlechtliche Frau
Androgynie
Symbol Beschreibung Unicode-Zeichen Bedeutung
 
Kombination aus Venus-, Mars- und Schütze-Symbol Androgynität, Zwitter in der Insektenkunde, Androgynie,[2][3][2]
 
Vereinfachtes Androgynitätssymbol U+26A8 ⚨ Androgynie
 
Merkursymbol U+263F ☿ Symbol in der Botanik für Pflanzen mit Hermaphroditismus, d. h. gleichzeitig männlichem und weiblichem Geschlecht
Planet Merkur
Neutrois
Symbol Beschreibung Unicode-Zeichen Bedeutung
 
Kern der meisten Gendersymbole: Ein Kreis und ein Strich U+26B2 ⚲[2] Symbol für den Neutrois (Wunsch nach Abwesenheit geschlechtlicher Merkmale)
 
Kern der anderen Gendersymbole U+26AA ⚪︎ Asexualität, Agender, Geschlechtslosigkeit[3] Neutrois, Intergeschlechtlichkeit
 
Durchmesserzeichen/Durchschnittszeichen U+2300 ø
U+2205 ∅
Neutrois-Symbol für geschlechtsspezifische Artikel
Buchstabe Ø, Zeichen für Durchmesser, Durchschnitt oder eine Leere Menge
kann auch als Androgynitätssymbol ohne Endungen gesehen werden
Weitere Symbole
Symbol Beschreibung Unicode-Zeichen Bedeutung
  Venus- und Marssymbol U+26A4 ⚤ Heterosexualität[2]
  Doppeltes Venus- und doppeltes Marssymbol Bisexualität
 
Doppeltes Marssymbol U+26A3 ⚣ Männliche Homosexualität,[3][2] Schwul, Gay
 
Venus- mit doppeltem Marssymbol Bisexualität eines Mannes
   Gendersymbol mit X nichtbinäre Geschlechtsidentität
  Doppeltes Venussymbol U+26A2 ⚢ Lesbisch, Weibliche Homosexualität[3][2]
 
Mars- mit doppeltem Venussymbol Bisexualität einer Frau
 
Doppeltes O Geschlecht nicht definiert oder unbekannt
 
Questioning-Symbol
 
Transgeschlechtlichkeitssymbol mit Fragezeichen
 
Kombination des Männlichkeits- und Weiblichkeitssymbols (Mars- und Venussymbols) in Pose des Männlichkeitssymbols U+26A6 ⚦
 
Kombination des Männlichkeits- und Weiblichkeitssymbols (Mars- und Venussymbols) in Pose des Weiblichkeitssymbols
 
Symbol mit Strich, welches Leute ohne Geschlechtsidentität mit einschließt[3][2][4]

Gender-Symbole in Genogrammen

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In einem Genogramm wird nur das biologische Geschlecht dargestellt. Dort stehen ein Quadrat für männlich, ein Kreis für weiblich und ein Fragezeichen für ein unbekanntes Geschlecht.[5]

Gender-Forschung

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In der Gender-Forschung wird der Begriff „Gender-Symbole“ auch für Symbole des täglichen Lebens verwendet, die die Teilung der Arbeitswelt nach sexuellen Aspekten beschreiben. So steht etwa der Traktor in der bäuerlichen Arbeitsteilung als Symbol für den Bauer auf dem Feld, dessen Frau auf dem Hof arbeitet.[6] Gender-Symbole in diesem Sinne können nur verstanden werden, indem sie in den Kontext eines größeren Systems von Symbolen und Bedeutungen gebracht werden. Dabei spielen kulturelle Überzeugungen, Konzepte, Klassifizierungen und Annahmen eine Rolle.[7]

Siehe auch

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Literatur

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  • Ann Olga Koloski-Ostrow, Claire L. Lyons (Hrsg.): Naked Truths. Women, Sexuality, and Gender in Classical Art and Archaeology. Routledge, London u. a. 2000, ISBN 0-415-21752-0.
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Commons: Gender-Symbole – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Siehe auch The Origin of the Male and Female Symbols of Biology, William T. Stearn, Taxon, Vol. 11, No. 4 (Mai 1962), S. 109–113
  2. a b c d e f g h The Unicode Standard – Miscellaneous Symbols. (PDF) Unicode Technical Committee, 2020, abgerufen am 30. August 2020.
  3. a b c d e Michael Everson: Second revised proposal to encode symbols for genealogy and gender studies in the UCS. (PDF) Unicode Technical Committee, 17. Oktober 2003, abgerufen am 14. November 2016. (Die hier vorgeschlagenen Sonderzeichen wurden tatsächlich mit einem um je 5 erhöhten Codepunktwert in Unicode aufgenommen.)
  4. Transgender Symbol – Where did it come from ? www.gendertalk.com, abgerufen am 14. November 2016.
  5. Anne McMurray, Jill Clendon: Community Health and Wellness. Primary Health Care in Practice. 4th edition. Elsevier Australia, Chatswood NSW 2010, ISBN 978-0-7295-3954-8, S. 417.
  6. David Morgan, Berit Brandth, Elin Kvande (Hrsg.): Gender, Bodies, and Work. Ashgate Publishing, Aldershot u. a. 2005, ISBN 0-7546-4439-1, S. 92.
  7. Sherry B. Ortner, Harriet Whitehead (Hrsg.): Sexual Meanings. The Cultural Construction of Gender and Sexuality. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1981, ISBN 0-521-28375-2, S. 2.