Der Herkules (lateinisch Hercules, auch Ingeniculus, Nixus, Engonasi(n)) ist ein Sternbild des Nordhimmels.

Sternbild
Herkules
Darstellung in Uranographia von Johannes Hevelius
Darstellung in Uranographia von Johannes Hevelius
Astronomischer Name Hercules
Genitiv Herculis
Kürzel Her
Rektaszension 15483015h 48m 30s bis 18575018h 57m 50s
Deklination 2034025+3° 40′ 25″ bis 2511927+51° 19′ 27″
Fläche 1225,148 deg²
Rang 5
Voll­stän­dig sicht­bar 90° N bis 38,0° S
Beob­achtungs­zeit für Mittel­europa Frühjahr,
Sommer
Anzahl der Sterne heller als 3 mag 2
Hellster Stern (Größe) β Herculis (2,78 mag)
Meteorströme

Tau-Herkuliden

Nachbarsternbilder
(von Norden im
Uhrzeigersinn)
Quellen IAU

Beschreibung

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Das Sternbild Herkules, wie es mit dem bloßen Auge gesehen werden kann

Der Herkules ist das fünftgrößte Sternbild am Himmel. Da nur drei seiner Sterne heller als die 3. Größenklasse sind, ist er allerdings nicht sehr auffällig. Man findet ihn zwischen dem Sternbild der Leier mit dem hellen Stern Wega und der einprägsamen Nördlichen Krone. Die beste Beobachtungszeit ist der Frühsommer, da er dann am höchsten am Himmel steht.

Der Herkules enthält zwei interessante Kugelsternhaufen, die bereits mit einem Fernglas beobachtet werden können.

In Richtung Herkules befindet sich der Apex unseres Sonnensystems. Die Sonne mit ihren Planeten bewegt sich, relativ zu ihren Nachbarsternen, mit 20 km/s auf diesen „Zielpunkt“ zu.

Geschichte

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Die Konstellation gehört zu den klassischen 48 Sternbildern der Antike, die von Ptolemäus erwähnt werden. Bei den antiken Griechen hieß er jedoch einfach Ἐγγόνασιν Engónasin („der Kniende“). Später wurde das Sternbild mit verschiedenen mythischen Gestalten in Verbindung gebracht, wie Prometheus, Theseus, Orpheus oder Herakles (den die Römer Hercules nannten). Erhalten hat sich die Deutung als Herkules.

Um 1687 fasste Johannes Hevelius einige Sterne zwischen dem Herkules und dem Schwan zum Sternbild des Zerberus, dem dreiköpfigen Höllenhund, zusammen. Es setzte sich allerdings nicht durch.

Mythologie

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Der mythologische Ursprung des Sternbildes ist unklar. Erhalten hat sich die spätere Identifikation mit Herakles, dem mit Riesenkräften ausgestatteten Helden aus der griechischen Mythologie. Herakles war ein unehelicher Sohn des Zeus, dem zwölf eigentlich unüberwindbare Aufgaben übertragen wurden. Durch Kraft und Intelligenz konnte er die Aufgaben erfüllen, wobei er etliche Untiere zur Strecke brachte, die ebenfalls am Himmel verewigt sind, wie den Löwen, den Krebs, die Wasserschlange und den Drachen.

Himmelsobjekte

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Sterne
B F Namen o. andere Bezeichnungen Vmag Lj Spektralklasse
102β 27 Kornephoros, Ruticulus 2,78 148 G8 III
106ζ 40 Zeta Herculis 2,81 35 G0 IV
101α 64 Ras Algethi 3,06 384 M5 Ib
104δ 65 Sarin 3,12 79 A3 IV
116π 67 Pi Herculis 3,16 367 K2 III
112μ 86 3,42 27 G5 IV
107η 44 Sophian 3,48 112 G8 III
114ξ 92 3,70 135 G9 III
103γ 20 3,74 193 A9 III
109ι 85 Iota Herculi A 3,82 494 B3 IV
115ο 103 3,84 347 B9 V
108θ 91 3,88 753 K1 II
119τ 22 3,91 314 B5 IV
105ε 58 3,92 155 A0 V
400 110 4,19 63 F5.5IV-V
118σ 35 4,20 314 B9 V
121φ 11 4,23 204 B9 V
400 95 4,3 418 A5 + G8
200gg 30 4,3 bis 6,3 355 Mb III
400 111 HR 7069 4,36 92 AVa+
400 102 HR 6787 4,347 916 B2 IV
111λ 76 Maasym, Misam 4,4 385 K4 III
113ν 94 HR 6707 4,41 865 F2II
117ρA 75 Rho Herculis A 4,51 403 B 9.5 III
124ω 24 Kajam, Cujam 4,57 ca. 250 B9
400 113 HR 7133 4,59 416
122χ 1 4,60 52
200ee 69 4,64
400 93 4,67
110κ 7 Marfik, Mirfak 4,7 367 G8 + K1
200uu 68 4,7 bis 5,4 666 B3 III
120υ 6 4,72
400 52 4,82
200hh 29 4,84
400 42 4,86
400 60 4,89
400 106 4,92
200aA 104 4,96
400 98 4,96
400 51 5,03
200bb 99 b Herculi 5,07 51 F7V
400 87 5,09
400 101 5,10 330
200tt 107 HR 6877 5,115 267 A8 V
400 70 HR 6457 5,13 421 A2 V
200ii 43 5,15
200ff 90 5,17
200ll 45 5,22
200ss HR 6152 5,243 670 G8.5 III
400 96 5,25
200dd 59 5,27
400 105 5,30
400 53 5,34
200yy 82 5,35
400 54 HR 6293 5,35 364 K4III
200yy 82 HR 6574 5,353 350 K1 III
400 89 HR 6685 5,36 4730 F2Ibp
400 2 HR 5932 5,38 662 M3-III
200ww 72 HR 6458 5,39 47 G0V
200cc HR 6377 5,39 182
117ρB 75 Rho Herculis B 5,398 403 A0 V
400 112 5,43
400 9 5,46
200kk 47 HD 151956 5,469 190 A3m
200nn 28 HR 6158 5,63 395 B9.5III
200oo 21 HR 6111 5,819 370 A1 III
200xx 77 HR 6509 5,96 408 A4 V

Beta Herculis, der hellste Stern im Herkules, ist ein gelblich leuchtender Stern der Spektralklasse G8 in 148 Lichtjahren Entfernung.
Der altgriechische Name Kornephoros bedeutet „Keulenträger“. Der Stern wird auch Ruticulus genannt.

My Herculis ist 27 Lichtjahre entfernt. Er hat etwa die 1,1fache Masse unserer Sonne und leuchtet ebenfalls gelblich.

Doppelsterne
System Vmag Abstand
α 3,4/5,4 4,6"
κ 5,0/6,3 27,5"
95 5,0/5,2 6,3"
100 5,9/5,9 14,2"
ρ 4,5/5,5 4,2"

Alpha Herculis, der dritthellste Stern im Herkules, ist ein Doppelsternsystem in 430 Lichtjahren Entfernung. Der Hauptstern ist ein Roter Riese der Spektralklasse M5, mit dem 500fachen Durchmesser und der 830fachen Leuchtkraft unserer Sonne. Seine Oberflächentemperatur ist mit etwa 3000 Kelvin relativ niedrig. Einen Großteil seiner Strahlung gibt er im Infraroten ab. Der Begleitstern gehört der Klasse G5 an. Das System kann bereits im kleineren Teleskop in Einzelsterne getrennt werden und zeigt einen sehr schönen Farbkontrast. Der Hauptstern leuchtet orangerot, der Begleitstern erscheint grünlich.

Der Name Ras Algethi ist arabischen Ursprungs und bedeutet so viel wie „der Kopf des Knienden“.

Veränderliche Sterne
Stern Vmag Periode Typ
α 3,0 bis 4,0 90 bis 100 Tage Halbregelmäßig
30 4,3 bis 6,3 70 bis 90 Tage Halbregelmäßig
68 4,7 bis 5,4 2,05 Tage Beta-Lyrae-Stern

Der Hauptstern des Systems Ras Algethi ist ein halbregelmäßig veränderlicher Stern dessen Helligkeit über Zeiträume von 90 bis 100 Tagen schwankt.

68 (u) Herculis ist ein veränderlicher Stern vom Typ Beta-Lyrae. Es handelt sich um einen äußerst leuchtkräftigen Stern in 950 Lichtjahren (Gaia DR3) Entfernung.

Messier- und NGC-Objekte
Messier (M) NGC sonstige Vmag Typ Name
13 6205 6,5 Kugelsternhaufen
92 6341 9,5 Kugelsternhaufen
6210 8,8 Planetarischer Nebel
6229 9,4 Kugelsternhaufen

Messier 13 gilt als der beeindruckendste Kugelsternhaufen des Nordhimmels. Er befindet sich in etwa 25.000 Lichtjahren Entfernung und besteht aus ca. 300.000 Sternen. Bereits in einem Prismenfernglas erscheint er als nebliges Fleckchen. Im Teleskop kann er in Einzelsterne aufgelöst werden. Er ist einfach zu finden, da er im oberen Drittel der Verbindungslinie zwischen den Sternen η und ζ (den rechten „Kastensternen“ des Herkules) steht.

Messier 92 ist ein Kugelsternhaufen in etwa 30.000 Lichtjahren Entfernung. Er erscheint im Teleskop nicht ganz so ausgedehnt wie M13, ist aber ebenfalls ein sehr lohnendes Beobachtungsobjekt.

NGC 6210 ist ein planetarischer Nebel in 3.000 Lichtjahren Entfernung. Mit einem Durchmesser von 0,3 Bogenminuten ist er wenig ausgedehnt. Im Fernglas erscheint er nur als schwacher Stern. In einem Teleskop ab 12 cm Öffnung werden ein unregelmäßiges Scheibchen und der Zentralstern sichtbar.

Exoplaneten

Der Exoplanet HD 149026 b im Herkules ist mit einer Temperatur auf der Tagseite von über 2000 K einer der heißesten bekannten Exoplaneten. Er umkreist den Stern HD 149026 (8,15 mag, Spektralklasse G0, 1,3 Sonnenmassen) in 2,87 Tagen in 0,042 AE Abstand und vollführt von uns aus gesehen einen Transit. Der Exoplanet weist eine Masse von etwa 0,4 Jupitermassen und einen Radius von etwa 0,7 Jupiterradien auf. Das System ist etwa 260 Lichtjahre von der Erde entfernt.

Siehe auch

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Literatur

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Commons: Herkules (Sternbild) – Sammlung von Bildern und Audiodateien