Kampfretter

spezialisierte Kräfte der deutschen Luftwaffe

Kampfretter sind spezialisierte Kräfte der deutschen Luftwaffe, deren Auftrag die Rettung sowie bewaffnete Rückführung von verunglückten Luftfahrzeugbesatzungen, weiterer sich an Bord befindlicher Personen und von Spezialkräften unter Gefechtsbedingungen und (auch) im Ausland ist.[1]

Kampfretter

Aufstellung 2013
Staat Deutschland Deutschland
Streitkräfte Bundeswehr
Teilstreitkraft Luftwaffe
Typ Spezialisierte Kräfte
Unterstellung Objektschutzregiment der Luftwaffe „Friesland“
Standort Schortens (Niedersachsen)
Motto That others may live
Kampfretter und Soldaten des United States Air Force Pararescue behandeln ein simuliertes Opfer während der Übung Angel Thunder 2015

Einsätze erfolgen im Rahmen des CSAR als Teil der Personnel Recovery (PR). Diese Kräfte sind das einzig dedizierte Personal der Bundeswehr für den Auftrag „Rettung und Rückführung“.

Hintergrund

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Bis zum Beginn der 2010er Jahre war die Luftwaffe der Bundeswehr nicht in der Lage, ihre Piloten nach Abschuss, Absturz oder Notlandung mit eigenen Kräften aus einer Notlage am Boden zu retten, wie die US-amerikanischen Pararescue Jumpers, abgekürzt PJs oder das französische Commando Parachutiste de l’air.

Die Einsätze der NATO während des Balkankriegs zeigten die Notwendigkeit dieser Fähigkeiten. Innerhalb der im Jahr 1996 aufgestellten CSAR-Kerngruppe der Luftwaffe in Diepholz, nachmalig später Holzdorf wurden Konzepte zur Schließung dieser Fähigkeitslücke erarbeitet und Verfahren sowie Zuständigkeiten festgelegt. Diese Fähigkeitslücke sollte mithilfe des Mehrzweckhubschraubers NH90 in der seinerzeit noch geplanten CSAR-Variante erfolgen und die entsprechende Befähigung ab 2006 sichergestellt werden. Problematisch erwies sich hierbei jedoch die Nichtverfügbarkeit von für diese Missionen geeigneten Luftfahrzeugmustern und erfahrenen Kampfrettern.

Vor Aufstellung der Kampfretter wurden zur Erfüllung dieses Auftrags in Afghanistan neben Soldaten des Heeres hauptsächlich Objektschützer der Luftwaffe, die in Masar-e Scharif stationiert waren, eingesetzt. Für den Einsatz im gesamten Spektrum der Personnel Recovery entwickelte die Luftwaffe schließlich den Gesamtverbund Kräfte Rettung und Rückführung.

Vom 10. bis 25. Oktober 2012 fand auf dem Flugplatz Holzdorf der Combined Joint Personnel Recovery Course (CJPRSC) mit über 300 Teilnehmern aus zwölf Nationen statt. Ziel des Lehrgangs war es, die Befähigung zur Suche, Rettung und Rückführung von Personal in isolierten Lagen als Fähigkeit europäischer Streitkräfte sicherzustellen.

Ab 2013 wurde beim Hubschraubergeschwader 64 (HSG64) in Laupheim mit der Aufstellung eines Organisationselements „Kampfretter“ sowie mit deren Ausbildung begonnen.

Organisation

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Ursprünglich waren die Kampfretter im Umfang einer Teileinheit bei der 2. Staffel des HSG64 verortet. Abhängig von Lage und Auftrag werden sie in Teams oder Trupps von zwei bis vier Soldaten eingesetzt. Zusätzlich können sie z. B. durch Luftrettungsmeister zur sanitätsdienstlichen Erstversorgung, EOD-Personal, Forward Air Controller oder durch anderes spezialisiertes Personal verstärkt werden.

Als Verbringungsmittel wird bis zum Erreichen der Zielbefähigung mit einem für PR geeigneten Luftfahrzeug der mittlere Transporthubschrauber CH-53 genutzt. Im Einsatz sind die Kampfretter als Besatzungsmitglieder in die jeweiligen Crews integriert, können darüber hinaus jedoch auch auf sämtlichen anderen Plattformen bzw. Fahrzeugen eingesetzt werden.

Kampfretter stellen ein infanteristisches Element der Luftwaffe dar und sind neben den Objektschutzkräften den Kampfunterstützungskräften der Luftwaffe zugeordnet. Seit Juni 2023 sind sie Teil des Objektschutzregimentes der Luftwaffe.[2]

Aufgaben

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Kampfretter sind bereits in den ersten vorbereitenden Phasen eines PR-Einsatzes eingebunden. Sie wirken hierbei im Zuge der Planung und Zusammenstellung der sogenannten Extraction Teams mit. Des Weiteren beraten sie den militärischen Führer auf Grundlage der zur Verfügung stehenden Informationen. Im Rahmen der Vorbereitungen stimmen sich die Kampfretter hierbei mit den beteiligten Luftfahrzeugbesatzungen ab. Zur Unterstützung des zu rettenden Personals am Boden springen sie ggf. mit dem Fallschirm aus dem Luftfahrzeug ab und beginnen mit der Suche, Bergung, Versorgung und Vorbereitung der betroffenen Personen auf die Rückführung. Um die Sicherheit während einer Rückführungsoperation zu gewährleisten, identifizieren Kampfretter die aufzunehmenden Personen nach im Vorfeld festgelegten Verfahren. Neben diesen Tätigkeiten sind sie darüber hinaus in der Lage, die Bordwaffen des jeweiligen Luftfahrzeugs zu bedienen. Abhängig von der Bedrohungslage können Kampfretter auch zusätzlich durch Objektschutzkräfte oder Sanitätspersonal verstärkt werden. Nach Durchführung des Einsatzes sind sie schließlich an dessen Nachbereitung und Auswertung beteiligt.

Kampfretter werden vorrangig für PR-Operationen im Verantwortungsbereich der Luftwaffe eingesetzt. Hierbei ist die Rückführung von Luftfahrzeugbesatzungen aus gegnerischem Gebiet eines der wahrscheinlichsten Einsatzszenarios. Nicht eingesetzt werden sie im Rahmen von Evakuierungsoperationen, Befreiungen von Geiseln oder Kriegsgefangenen oder der Rettung von Schiffbrüchigen. Für Einsätze dieser Art werden durch das Heer bzw. die Marine jeweils eigene Kräfte-Verbünde zusammengestellt und eingesetzt.

Ausbildung

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Kampfretter stellen eine eigene Ausbildungsreihe in der Luftwaffe dar. Aufgrund der hohen Anforderungen an die Kampfretterfeldwebel im Rahmen von Ausbildung und Einsatz findet die Auswahl von Bewerbern nach strengen Kriterien statt. Nachdem der Personalbedarf zunächst durch Angehörige des Luftwaffenobjektschutzes gedeckt wurde, wurden später auch erfahrene Berufssoldaten u. a. der Division Spezielle Operationen bzw. Division Schnelle Kräfte sowie vom Ausbildungszentrum Spezielle Operationen angeworben.

Jeder Bewerber muss den Lehrgang „Feldwebel der Luftwaffensicherungstruppe“ oder eine vergleichbare infanteristische Ausbildung abgeschlossen haben. Verbunden mit der Bewerbung ist eine Regelverpflichtungszeit von 20 Jahren oder der Status eines Berufssoldaten. Das Auswahlverfahren schließt mit der Eignungsfeststellung ab. Aufgrund der Hauptverbringungsart per Hubschrauber müssen die Kampfretter alle flugmedizinischen Anforderungen erfüllen.

Nach Abschluss der Einzelkämpferausbildung und dem Überlebenstraining (Land/See) folgen Ausbildungen in den Bereichen Fallschirmsprung (automatisch und manuell), Abseilverfahren (Rappelling/Fast Roping), Schießen, Nahkampf, technische Rettung (Extrication) und Rettung in beengten Verhältnissen sowie aus schwierigem Gelände. Die umfangreiche Ausbildung schließt mit einer zusätzlichen erweiterten medizinischen Ausbildung ab. Insgesamt kann die Ausbildung zum Kampfretterfeldwebel eine Dauer von über zwei Jahren in Anspruch nehmen.

Einsätze

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Auszeichnungen

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Beim Anschlag auf das Generalkonsulat in Mazar-e Sharif (Afghanistan) am 10. November 2016 sind die eingesetzten Soldaten des Kommando Spezialkräfte und die Soldaten der Kampfretter der Luftwaffe mit der Gefechtsmedaille der Bundeswehr ausgezeichnet[3] worden. Den Führer dieser Kräfte habe der damalige Befehlshaber des Einsatzführungskommandos im August 2019 mit dem Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold mit rotem Rand für seine besonders herausragenden Leistungen unter Gefahr für Leib und Leben ausgezeichnet.

Anschlag auf deutsches Generalkonsulat in Masar-e Scharif

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Beim Anschlag auf das deutsche Generalkonsulat in Masar-e Scharif am Abend des 10. Novembers 2016 waren Kampfretter gemeinsam mit Soldaten des Kommandos Spezialkräfte die ersten Kräfte vor Ort und schützten das Konsulat und Angehörige.

Siehe auch

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Literatur

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  • Jeschonnek, Friedrich K.: Rettung aus der Luft – Kampfretter der Luftwaffe „That others may live“. In: Hardthöhen-Kurier 5/2016. S. 62–66.
  • PR – Personnel Recovery. In: K-ISOM – Kommando International Special Operations Magazine 4/2015. S. 32–36.
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Einzelnachweise

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  1. Thomas de Maizière: Konzeption der Bundeswehr. Hrsg.: Bundesministerium der Verteidigung. 1. Juli 2013 (PDF-Download).
  2. NWZonline.de: Objektschutzregiment der Luftwaffe „Friesland“: Kampfretter nun in Upjever. 22. Juni 2023, abgerufen am 23. Juni 2023.
  3. Drucksache 20/5700 / Seite 33. In: www.bundestag.de. Deutscher Bundestag, 28. Februar 2023, abgerufen am 17. April 2023.