Raum (Stollberg)

Ortsteil von Stollberg

Raum ist ein Ortsteil der Großen Kreisstadt Stollberg im sächsischen Erzgebirgskreis.

Raum
Koordinaten: 50° 40′ N, 12° 42′ OKoordinaten: 50° 39′ 34″ N, 12° 42′ 12″ O
Höhe: 475 m ü. NN
Fläche: 11 ha
Einwohner: 271 (9. Mai 2011)[1]
Bevölkerungsdichte: 2.464 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1974
Eingemeindet nach: Beutha
Postleitzahl: 09366
Vorwahlen: 037605, 037296
Raum (Sachsen)
Raum (Sachsen)
Lage von Raum in Sachsen

Geografie

Bearbeiten

Die Ortschaft Raum liegt im Westerzgebirge unweit der Staatsstraße S 255. Der Hartensteiner Forst tritt im Süden nahe an die Ortschaft heran, die sich im breiten Tale des Mühlbaches, eines Quellflusses des Beuthenbachs im Flusssystem der Würschnitz, ausbreitet.

Nachbarorte

Bearbeiten
Thierfeld
Hartenstein   Beutha
Grüna

Geschichte

Bearbeiten
 
Gasthof Grüne Tanne
 
Ehemaliges Gemeindeamt von Raum

1652 ließ die schönburgische Herrschaft Hartenstein auf bis dahin unbesiedeltem Gebiet den Gasthof Grüne Tanne errichten, der zunächst auch als Einnahmestelle für Geleitgeld diente. Mit den ab 1686 errichteten benachbarten Häusern bildete es die Häuslersiedlung Raum, für die vom Amt Hartenstein Richter und Schöppen bestellt wurden. Der Ortsname ist vermutlich auf den Waldraum zurückzuführen, auf dessen Fluren das Dorf errichtet wurde. Der Gasthof ist mit reichem Fachwerk verziert. Der Räuberhauptmann Nikol List, der im Nachbardorf Beutha ein Wohnhaus besaß, trieb im ausgehenden 17. Jahrhundert in der Gegend sein Unwesen und war 1691/92 Pächter der Grünen Tanne. Aufgrund vieler Beschwerden beim Amt, insbesondere, dass sich in der Schänke viel Raub- und Bettelgesindel aufhielt, musste List nach 17 Monaten die Pacht vorzeitig beenden. Als Anwesen der schönburgischen Grundherren gab es vor Ort schon vor dem Dreißigjährigen Krieg, also vor der eigentlichen Besiedelung eine Schäferei, eine Mühle und das Vorwerk Kalbenhof. August Schumann schrieb 1821 in seinem Staats-, Post- und Zeitungslexikon über Raum u. a.:

„Raum ist enge zusammengebaut, enthält meist Gärtner und Häuser, überhaupt 55 Wohnungen und über 300 Bewohner […], welche in das ½ Stunden nordöstlich entlegene Beutha gepfarrt sind. Südwestlich über dem Dorfe liegt eine kleine Ziegelbrennerei, noch höher oben die Scharfrichterei von Hartenstein. […] Im Dorfe sind zwei Mühlen, davon eine am Schwemmteich liegt, und ein geringer, aber sehr stark besuchter Gasthof, welcher zugleich die fürstliche Geleitseinnahme enthält, und ein Thürmchen mit einer Schlaguhr trägt. Ueber dem Schwemmteich befinden sich noch der neue und der Sau-Teich; andere liegen an der Straße zu beiden Seiten des Ortes.“[2]

In der Sächsischen Kirchengalerie befinden sich folgende Bemerkungen von 1840: „Raum hat, außer 1 Mahl- und Schneidemühle, noch 61 Häuser, deren Bewohner sich meistens von Handarbeit und Weberei ernähren.“[3]

Raum gehörte bis 1885 zum Amt Hartenstein innerhalb der schönburgischen Herrschaften und kam dann zur Amtshauptmannschaft Zwickau.[4] Aufgrund seiner Lage im südlichen Landkreis Zwickau gehörte Raum ab dem 8. Mai 1945 für 42 Tage zum Unbesetzten Gebiet im Westerzgebirge. Nach dem Zweiten Weltkrieg schlossen sich die Einzelbauern von Raum zur LPG Typ I Karl Stülpner zusammen, die sich in der Folge der Beuthaer LPG anschloss.

Nach Neugründung des Kreises Stollberg im Jahre 1952 gehörte Raum zum Kreis Stollberg, der im Bezirk Chemnitz (1953 in Bezirk Karl-Marx-Stadt umbenannt) lag.

Die Eingemeindung nach Beutha erfolgte am 1. Januar 1974.[5] Die Gemeinde Beutha mit ihrem Ortsteil Raum gehörte ab 1990 zum Landkreis Stollberg, der 2008 im Erzgebirgskreis aufging.

Gemeinsam mit Beutha wurde Raum am 1. Januar 1999 ein Ortsteil von Stollberg.[6]

Entwicklung der Einwohnerzahl

Bearbeiten
Jahr Einwohnerzahl[7]
1691 12 besessene Mann
1750 48 Häusler
1834 340
1871 424
Jahr Einwohnerzahl
1890 385
1910 341
1925 375
1939 360
Jahr Einwohnerzahl
1946 397
1950 407
1964 405

Literatur

Bearbeiten
  • Joachim Schwind: Raum – Geschichte und Geschichten eines Erzgebirgsdorfes an uralten Wegen, Beutha 2020, DNB 1218087161
  • Zwischen Zwickauer Mulde und Geyerschem Wald (= Werte unserer Heimat. Band 31). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1978, S. 99 f.
  • Raum. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 8. Band. Schumann, Zwickau 1821, S. 800 f.
Bearbeiten
Commons: Raum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Kleinräumiges Gemeindeblatt für Stollberg/Erzgeb., Stadt. (PDF; 0,23 MB) Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, September 2014, abgerufen am 31. Januar 2015.
  2. Raum. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 8. Band. Schumann, Zwickau 1821, S. 800 f.
  3. Sachsens Kirchen-Galerie: Die Schönburgischen Receßherrschaften nebst den Ephorien Annaberg, Marienberg und Frauenstein. S. 23 (Digitalisat)
  4. Die Amtshauptmannschaft Zwickau im Gemeindeverzeichnis 1900
  5. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  6. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1999
  7. vgl. Raum im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen