Erlotinib

Arzneistoff
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Strukturformel
Strukturformel von Erlotinib
Allgemeines
Freiname Erlotinib
Andere Namen
  • N-(3-Ethinylphenyl)-6,7-bis- (2-methoxyethoxy)chinazolin-4-amin
  • OSI 774
Summenformel
  • C22H23N3O4 (Erlotinib)
  • C22H23N3O4·HCl (Erlotinib·Hydrochlorid)
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
  • 183321-74-6 (Erlotinib)
  • 183319-69-9 (Erlotinib·Hydrochlorid)
PubChem 176870
DrugBank DB00530
Wikidata Q418369
Arzneistoffangaben
ATC-Code

L01XE03

Wirkstoffklasse

Tyrosinkinase-Inhibitor

Eigenschaften
Molare Masse 393,44 g·mol−1 (Erlotinib)
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Erlotinib (Handelsname Tarceva® (EU, CH), Roche) ist ein selektiver Inhibitor der Tyrosinkinase-Domäne des EGF-Rezeptors. Es ist seit 2005 in Deutschland zugelassen als Arzneistoff gegen Lungenkrebs (Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom) und seit Anfang 2007 zur Therapie des Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom).[2]

Pharmakologie

Erlotinib ist ein Tyrosinkinase-Hemmer, der zu einer Blockade des Tumor-Zellwachstums führen kann. Indem Erlotinib die Tyrosinkinaseaktivität innerhalb der Zelle blockiert, verhindert es die Signalübertragung über den, für das Zellwachstum wichtigen Wachstumsfaktor HER1 (humaner epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor 1), auch EGFR (epidermal growth factor receptor).

Therapie

Erlotinib wird in Kombination mit dem Chemotherapeutikum Gemcitabin zur Erstlinientherapie des fortgeschrittenen Pankreaskarzinoms eingesetzt. Bei Nicht-kleinzelligem Lungenkrebs wird Erlotinib in fortgeschrittenen Stadien der Krankheit angewendet, bei denen eine herkömmliche Chemotherapie versagt hat. Eine lebensverlängernde Wirkung bei Nicht-kleinzelligem Lungenkrebs wurde in der am M.D. Anderson Krebszentrum in Houston durchgeführten TRIBUTE-Studie[3] jedoch nur für lebenslange Nichtraucher nachgewiesen. Erlotinib wird einmal täglich als Tablette eingenommen.

Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen von Erlotinib sind ein Akne-ähnlicher Hautausschlag ("Rash") und Durchfall, während die hämatologische Toxizität insbesondere im Vergleich mit alternativen Medikamenten wie Pemetrexed oder Docetaxel gering ist. Der sogenannte Rash tritt bei etwa zwei Dritteln der mit Erlotinib behandelten Patienten in unterschiedlicher Ausprägung auf. Die Ergebnisse klinischer Studien zeigen, dass ein Zusammenhang zwischen der Stärke des Hautausschlages und dem Ansprechen auf das Medikament besteht: Je stärker der Rash, desto höher das Ansprechen auf Erlotinib.

Im Mai 2009 informierte die Hoffmann-La Roche AG Heilberufangehörige über das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte über das erhöhte Risiko unter der Therapie von Erlotinib eine Magen-Darm-Perforation zu erleiden. Entsprechend sei die gleichzeitige Anwendung von Schmerzmitteln des Typs der nichtsteroidalen Antiphlogistika kontraindiziert.[4]

Zulassung

Zulassung von Erlotinib (2015)[5]
Zeitpunkt Zulassungbedingung
Nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom (NSCLC)
Erstlinie bei NSCLC mit EGFR-Mutation
Erhaltungstherapie nach 4 Zyklen Platin-haltiger
Therapie, falls mindestens eine
Erkrankungsstabilisierung
erreicht wurde; unabhängig vom
EGFR-Mutationsstatus
Zweitlinie bei NSCLC mit oder ohne EGFR-Mutation
Metastasiertes Pankreskarzinom
Erstlinie in Kombination mit Gemcitabine

Zum Einsatz von Erlotinib als Erstmedikation und in der Kombinationstherapie bei Lungenkrebs werden zurzeit Studien durchgeführt.

Seit September 2005 ist Erlotinib in Deutschland zur Therapie bei fortgeschrittenem oder metastasiertem Lungenkrebs (Nicht-Plattenepithel), die mindestens eine vorangegangene Chemotherapie erhalten haben, zugelassen. Die Zulassung wurde unabhängig vom EGFR-Mutationsstatus erteilt. In den folgenden Jahren wurde die Zulassung erweitert, so dass Erlotinib mittlerweile als Erstlinientherapie bei der oben genannten Patientengruppe, falls eine EGFR-Mutation vorliegt, zugelassen ist und außerdem seit April 2010 noch als Erhaltungstherapie, unabhängig vom EGFR-Mutationsstatus bei lokal fortgeschrittenen oder metastasierten NSCLC-Patienten, deren Krankheitszustand nach vier Zyklen einer Platin-basierten Chemotherapie stabil (d. h. nicht progredient) ist.[6]

Die empfohlene Dosis beim Bronchialkarzinom beträgt einmal täglich 150 mg.[5]

Im Januar 2007 erfolgte die Zulassung des Medikaments für metastasierten Bauchspeicheldrüsenkrebs. Für das nicht-metastasierte, lokal fortgeschrittene Pankreaskarzinom konnte kein Überlebensvorteil nachgeweisen werden und hierfür besteht auch keine Zulassung[7]

Die empfohlene Dosis beim Pankreaskarzinom beträgt einmal täglich 100 mg.[5]

Einzelnachweise

  1. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  2. Zusammenfassung des EPAR für die Öffentlichkeit (PDF-Datei; 130 kB) European Medicines Agency, EMA (deutsch).
  3. Erlotinib (Tarceva®) Plus Chemotherapy Fails to Improve Overall Survival in Non-Small Cell Lung Cancer (Memento vom 2. März 2009 im Internet Archive)
  4. Rote-Hand-Brief Informationen über das Auftreten von Magen-Darm-Perforationen im Zusammenhang mit der Anwendung von Erlotinib (Tarceva) (PDF-Datei; 656 kB) vom 25. Mai 2009; zuletzt abgerufen am 31. Mai 2012.
  5. a b c ANHANG I: ZUSAMMENFASSUNG DER MERKMALE DES ARZNEIMITTELS. (PDF) Europäische Arzneimittelagentur
  6. Breiter Einsatzbereich von Erlotinib beim NSCLC. Oncotrends, 4. Juni 2014, abgerufen am 3. Januar 2016.
  7. Summary of the European Public Assessment Report (EPAR) European Medicines Agency, EMA (englisch).