Plath zeichnet eine Person, Esther, die ohne emotionale Empathie sich selbst und ihrem Umfeld gegenüber, den sozialen Bedingungen der 50er Jahre entgePlath zeichnet eine Person, Esther, die ohne emotionale Empathie sich selbst und ihrem Umfeld gegenüber, den sozialen Bedingungen der 50er Jahre entgegentritt. Normen, Konformismus, die Rolle der Frau, Interaktion zwischen den Geschlechtern, Erwartungshaltungen, Beruf, Alltag und der Umgang mit psychologisch auffälligem Verhalten. Für Esther ist es eine destruktive, feindliche Umwelt. Ihre Empathie beschränkt sich auf kognitive Fähigkeiten. Sie lässt ihre Freundin besoffen in ihrer Kotze vor der Tür liegen. Kümmert sich nicht. Kein schlechtes Gewissen. Keine emotionale Regung. Ihr Freund ist an Tb erkrankt. Sie freut sich sogar darüber, weil er nicht mehr rein ist ( hat vor ihr schon rumgevögelt, ein no Go). Null emotionale Anteilnahme an seiner Erkrankung. Alles was eigentlich im emotionalen Spektrum statt finden müsste, weist bei ihr mechanische Reaktionen auf. Sie ist intelligent. Sie beobachtet scharf, ordnet ein, reflektiert, auf einer rein rationalen, kognitiven Ebene des Verstandes. Sie weint durchaus. Als Stress oder Überforderungsreaktion auf sozialen Druck. Abbau von Anspannung. Am Grab ihres Vaters. Als persönliche Identifikation. Die Erinnerung an den Verlust. Was hat sie verloren? Liebe, Wärme, Nähe, Verständnis, Zuneigung? Nein. Dinge die rein kognitiv verarbeitet werden:
„ es schien angemessen, dass ich das Trauen übernahm“, „ er hätte mir alles über Insekten beigebracht. Er hätte mit Latein und Griechisch beigebracht“, „ich wusste nicht warum ich heftig weinte….ich jaulte meinen Verlust in den kalten Salzregen“.
Solch eine Psyche versucht nun den Zwängen zu entkommen. Den Todestrieb und innere Leere im Gepäck ist das keine risikoarme Nummer der Ratio, in die Freiheit auszubrechen, die uns hier erwartet.
Die Beste Szene ereignet sich in diesem Kontext auf der Skipiste. Eine Szene der Intensität. Einreißen jeglicher Grenzen, Überwindung des Selbst → Lebensgefahr.
Plath arbeitet mit szenischen Bildern, die direkt in einer Situation starten und diese zügig durchlaufen. Wir bekommen einen Wirbel an Vergangenheits- und Gegenwartsmomenten, in denen Esther durch ihren eingeschränkten Charakter, äußerst vorhersehbar interagiert. Ihre Reaktionen überraschen mich nicht, da die Spontanität der Emotionalität fehlt. Insofern stellen sich die Szenen für mich irgendwann als redundant ein. Die Art und Weise wie Esther sich verhält und handelt, bzw. nicht handelt ist vorhersehbar. Ihre Gedanken kreisen um immer dieselben Themen: Beruf, Entjungferung, Ehe. Sie spricht immer nur von Zielen und Vorstellungen. Es kommen keine neuen Aspekte hinzu, da sie schlicht nicht in der Lage ist diese zu liefern. Insofern könnten beliebig andere Szenen gesetzt werden, da Esther nicht komplex genug daher kommt, um für mich interessant zu bleiben. Ihre Figur nutzt sich zu schnell an. Plath bleibt in der Icherzählerperspektive. Weshalb das Buch nach etwa 70% auf der Plotebene mit der Anlage des Charakters und Erzählinstanz ausgedient hat. Neue Reize sind nicht zu erwarten.
Moment, da ist ja noch die Sprache. Die ist erste Sahne. Ein fließendes, immersives Stück, aus einem Guss. Sie spielt mit Wörtern, Bedeutungen und bricht die symbolische Ordnung, die Glasglocke auf. Sie trägt über die Handlung hinaus und bedeutet Widerstand gegen Esthers Todestrieb, dem Verzweifeln und Abprallen an ihrer Umwelt. Die Sprache leuchtet, spendet Wärme, Geborgenheit und emotionale Empathie. Sie schließt die Lücke in Esthers Dezentriertheit. Woran Realität scheitert, Menschen in Esthers Umfeld und sie selber scheitern - Integration, Hinsehen – offenbart die sprachliche Ebene.
Welche Art von Leser bin ich? Nehme ich nur die Sprache, die Literatur als künstlerischen Ausdruck, gegen die deterministische Anlage der Person Esthers und ihres Umfeld, erlebe ich einen Öffnungsmoment. Die Sprache durchschreitet jegliche Zwänge und gibt Esther die Empathie, Freiheit und das Ja zum Leben, vollumfänglich zurück. Sie vervollständigt sie. Esthers Psychologie ist allerdings Teil dieser Literatur. Dieser Kunst. Deshalb war es mir zu Beginn wichtig die Empathie auszudifferenzieren und Esthers Verhalten zu plausibilisieren. Nehme ich Esther dann in ihren Handlungen, wie sie sich gestaltet in diese Rechnung mit hinein, wird die Sprache zur Suggestion. Sie scheint zu transformieren, vermag es aber nicht, da Esther sich nun mal nicht dementsprechend verhält. Sie transformiert nicht, da die Sprache in ihrer Realität sie nicht vervollständigen kann. Ihre Konstitution gibt dies nicht her. Die Sprache dient dem Leser, Esther bleibt wo sie ist und langweilt mich (als literarische Figur). Für mich fehlen hier stilistische Mittel, erweiterte Erzählperspektiven um diesen Mangel auszugleichen.
Ich bin nur in der Lage diesen Text sehr gut zu finden, wenn ich Esther und ihre Handlungen ins Abstrakte hole und sie sich mit der Sprache Plaths einen Prozess unterziehen lassen. Bin ich als Leser dazu nicht in der Lage, scheitert der Text in all seinem Glanz an der Setzung des Charakters und bleibt in seiner eigenen Glasglocke hängen.
Besser schaffe ich es augenblicklich nicht, meine eigene Zerrissenheit dem Text gegenüber zum Ausdruck zu bringen. Da ich immer auf der Seite der Transformation und des Prozesses bin, versuche ich mich ins Abstrakte vorzuwagen und gebe grummelnde Sonderpunkte für Plaths sprachlichen Widerstand....more
Das erste Drittel besticht durch herrlichen Stumpfsinn innerhalb zwischenmenschlicher Beziehungen und der Werbeindustrie. Ein paar Szenen geh3,5 Sterne
Das erste Drittel besticht durch herrlichen Stumpfsinn innerhalb zwischenmenschlicher Beziehungen und der Werbeindustrie. Ein paar Szenen gehören zu dem Besten, das ich von ihm kenne. Tief in die Psychologie und sozialen Gefüge, feinsinnig, dennoch authentische, radikal schonungslose Darstellung. Die Bilder, die er evoziert, bleiben stets offen und geben viel Raum für gedankliche Bewegungen. Kleinigkeiten am Rande, erzeugen im Verlauf des Textes immer größere Wellen, die eine beeindruckende Konsequenzkaskade auslösen.
Allerdings merkt man sehr, dass für King die eigentliche dichte und klaustrophobische Szenerie um Donna und ihren Sohn Tad, im Auto, das Herzstück dieses Romans darstellt. Sämtliche Handlungsstränge drum herum richten sich daran aus und lesen sich dementsprechend nebensächlich, oberflächlich, künstlich dramatisch aufgeladen, inszeniert und unausgegoren. Würden sie wegfallen, täte es dem Text keinen Abbruch. Zudem hält er die Instrospektion Donnas in den Autoszenen nicht intensiv genug aufrecht. Zwischenzeitlich dudelt das Buch arg vor sich hin.
Abgesehen vom tollwütigen Cujo, dem Cornflakes Professor und dem Kampf ums Überleben konzentriert sich King auf die Thematik: die Rolle und das Selbstbild der Frau in der Familie.
Hier abschließend ein Zitat dazu: „Ehefrau sein, gut und schön. Aber du gehst zur Arbeit, und selbst wenn du zu Hause bist, beschäftigst du dich mit deiner Arbeit. Mutter sein, auch gut und schön. Aber jedes Jahr ist es ein bisschen weniger, denn jedes Jahr nimmt das Leben dir ein Stück von deinem Sohn. Männer... sie wissen, was sie sind. Sie haben eine Vorstellung von sich selbst. Sie kommen ihrem Ideal nie nahe, und sie zerbrechen daran, und das ist vielleicht einer der Gründe, warum so viele Männer unglücklich und vor der Zeit sterben. Aber sie wissen, was es bedeutet, ein Erwachsener zu sein. Dreißig, vierzig, fünfzig sind für sie feste Größen. Sie hören jenen Wind nicht, und wenn sie ihn hören, nehmen sie eine Lanze und stürmen auf ihn ein, weil sie ihn für eine verdammte Windmühle halten, die man bekämpfen muss. Und was eine Frau tut - was ich tat - war, vor der Zukunft davonzulaufen. Ich hatte Angst vor der Stille im Haus, wenn Tad weg war.“...more
Muss ich mit Frisch’s Biografie vertraut sein um das Buch zu verstehen oder damit etwas anfangen zu können? NEIN
Selbst die kurzen Einblendungen von MoMuss ich mit Frisch’s Biografie vertraut sein um das Buch zu verstehen oder damit etwas anfangen zu können? NEIN
Selbst die kurzen Einblendungen von Momentaufnahmen - etwas wird gesagt, gefragt, eine Situation wird angerissen, ein Gedanke ausgeführt - geben Auskunft über ein ganzes Universum. In den Instrospektiven, den Satzverknappungen, kurzen Blitzlichtern, erinnert er mich stark in Tonalität und Stimmung an Arno Schmidt.
Die Zeit - ein verlängertes Wochenende mit Geliebter Lynn, Undine, wird durch Erinnerungen und Reflektionen gedehnt. Getreckte Trostlosigkeit, gestreckte “Melancholie der Ortlosigkeit“, gestrecktes Bedürfnis, „das der Hand nicht zusteht“.
„Standhalten dem Licht, der Freude dem Wissen, dass ich erlösche im Licht….standhalten der Zeit. Beziehungsweise Ewigkeit im Augenblick. Ewig sein:gewesen sein.“
Wie gut habe ich Max Frisch nur durch das Buch kennengelernt? Vater Architekt (kein Studium), Bildung von Max Frisch wurde gefördert, Familie hatte lebenslange Geldsorgen. Max Frisch: Studium Germanistik – erstes Theaterstück, Schreibjobs, die wenig Geld abwerfen. Architekturstudium: Arbeit in diesem Beruf- die finanzielle Grundversorgung stimmt. Ehen, ja da blick ich nicht ganz durch, waren es 3?, mehrere Liebschaften. Hat ein distanziertes Verhältnis zu seinen Kindern, liebt Frauen mit langen Haaren und einem Freiheitsdrang (Ingeborg Bachmann)- ist trotz spätem Reichtum seiner sozialistischen Einstellung treu geblieben- Geld war nie Machtinstrument für ihn. Eine Freundschaft mit dem reichen, gebildeten W., die ihn, in seinem „ich bin Nichts“-Modus bestärkt.
Warum wirkt dieser Mann auf andere unnahbar, kühl, arrogant, selbstbezogen? „Schriftsteller scheut sich vor Gefühlen, die zur Veröffentlichung nicht taugen und wartet dann auf seine Ironie. Er erlebt ungern, was er keinesfalls in Worte bringen kann.“
„..kein Schriftsteller mit großer Fantasie. Deswegen kann er sich gewisse Emotionen gar nicht leisten, weil sonst die Gefahr besteht, dass er sie abermals beschreibt als Emotionen einer Figur. Er muss gewisse Tatbestände, wenn sie sich sich in seinem Leben wiederholen anders verarbeiten – um Schriftsteller zu bleiben. “
Dieser Mensch ist zutiefst verunsichert, hat Angst vor Redundanzen auf Grund seiner Unzulänglichkeiten, Angst vor Gefühlen, da er glaubt keine Worte dafür zu finden. Er referenziert auf Kafkas der Prozess: ein Traum- er wird hingerichtet. Frisch richtet sich selbst. Er, zeitlebens sein größter Kritiker. Außerdem ist es auch ziemlich ätzend in der Sauna als öffentlicher Mensch erkannt zu werden.
Warum hat er die Ehen und Beziehungen auf die lange Strecke immer verkackt? „Sie wird gebraucht unsere Schuld. Sie rechtfertigt viel im Leben anderer“
„Nur mein Verhalten von Anfang an und von Tag zu Tag hat eine kluge Frau verleiten können zu der Meinung ihre Selbstverwirklicheung sei Sache des Mannes, der Männer“
„...diese Blicke, wenn es für beide kein Geheimnis mehr ist, ihr tiefes Verbundensein ohne Wohlgefallen.“
„… mein Entwurf [hat er für jede Frau] hat etwas Zwingendes….es sind nicht die Frauen, die mich hinters Licht führen, das bin ich selber.“
„Noch hat er sie nicht verwöhnt durch seine Selbstbezichtigungen“
Es öffnet sich ein komplexes Konstrukt aus Rollenerwartungen, Selbstbild und der Dynamik von Macht und Verantwortung. Wir wissen: Frisch zog es zu intelligenten Frauen. Er selbst hat sich nie den sozialen Codes, den Rollenerwartungen gebeugt. Das Buch enthält zur Einordnung dessen, eine eindrucksvolle Restaurantszene, in der es ums Feuer geben geht. Ich liebe den Mann für diese Reaktion! Buch lesen, wer mehr wissen möchte. Er hat es ebenso an Frauen geliebt, wenn sie eigenwillig und frei waren. Dies drückt er sehr deutlich an den Beschreibungen zu Ingeborg Bachmann aus. Allerdings lebte Frisch in einer Zeit, in der das Männchen nur männlich ist, wenn es die edle Dame ausführt, den Diener der Dame spielt und über finanzielle Mittel verfügt. Man kann sagen, er war ein emanzipierter Mann, der seiner Zeit weit voraus war und keine Probleme damit hatte, wenn die Damen ihn aushalten. Hat ihn dann mal eben die erste Beziehung gekostet. Diese Emanzipation brachte ihm weiteren Ärger im öffentlichen Verhalten ein. Sein ambivalentes Verhalten, zwischen Selbstbezichtigungen und Selbstherrlichkeit, einer übersteigerten Empfindlichkeit, scheint langfristig einen drastischen Impact auf die Psyche der Damen gehabt zu haben. Auf ihn ebenso. Geht Frisch in die Rolle des Schuldigen, wird er es auch irgendwann für den gesamten Lebensentwurf der Dame. Dass seine Entwürfe nicht aufgehen, ist ebenfalls logisch. Er gibt sich der Illusion einer Person hin, die dieses Illusionsbild spiegelt und beide Parteien merken erst viel zu spät, dass sie sich selbst hinters Licht geführt haben. Im Kontext der Zeit und deren sozialem Code: der Mann hat Verantwortung für die Frau – die Machtstruktur ist damit gesetzt- wirkt Frisch’s Verhalten völlig revolutionär. Da ist ein Mann mit hochexlosivem, emotionalem Potential. Dass das mit Frau Bachmann nicht gut ging, ist auch klar, zumal die beiden sich ganz herzallerliebste manipulative, psychologische Spielchen geleistet haben. Bachmann hat ihm den Stecker der Macht jedenfalls gezogen. Er wurde bei vielem außen vor gehalten. „Ihr Verständnis füreinander, das wäre das Begräbnis unseres Selbstverständnisses. Ihre Freiheit ist ihr Glanz. Die Eifersucht ist der Preis von meiner Seite.“ Sie wäre eigentlich eine Frau gewesen, die ihn im Griff gehabt hätte, wären da nicht ihre eigenen Problemchen und die Tablettensucht....
Um das Beziehungsdilemma abzukürzen, können wir auch gerne die griechische Philosophie bemühen: MÄßIGUNG!!
Nun komme ich zum Kernpunkt des Buches, der den Reflexionen den Überbau beschert: „Es ist allerlei was er nicht vergisst in dieser dünnen Gegenwart“
Eine dünne Gegenwart, ohne Fülle, fragil, ist positiv. In ihr reflektiere ich, kann in mich gehen. Nicht vergessen ist gut. Erinnern, Schmerz aushalten, verstehen, einsehen, heilen? Ja Max Frisch, ich weiß, du willst nicht erinnern. Aber sie ist leer. Der Strand, das Meer, Möwen, leben spendende Sonne, blendende Sonne, falsche Farben, falsches Licht, eine Frau, ein Leib, nah und fremd, nur da um die Einsamkeit in die Warteschlange zu schicken, Angst, Melancholie, Versagen. Standhalten der Zeit – nicht durch eine dünne Gegenwart- Fülle, Wie? Wo? Ein faltiger alter Arsch, die Angst das Gedächtnis zu verlieren, alt werden- Scheiße- keine Spiele mehr.
Für mich ein Appell: Gestatte Dir die Fragilität der Gegenwart um Erkenntnis zu gewinnen und dann zeichne die Gegenwart mit einem dicken Pinsel!Mal über die Ränder hinaus! Vergib Dir! Ehrlichkeit! Kein Vorhang fällt – keine Show ist vorbei – Mensch besteht vor sich im Leben, im erlöschen des Lichtes, einzig und allein durch EHRLICHKEIT.
Meine Verneigung Max Frisch. Dieses Buch hat mich sehr viel gelehrt, beeindruckt und dankbar gemacht....more
Mit der Analogie zu Munchs "der Schrei" hat er mir dann doch nochmal zum Ende hin Begeisterung beschert. "Von Beginn an war Der Schrei ein 3,5 Sterne
Mit der Analogie zu Munchs "der Schrei" hat er mir dann doch nochmal zum Ende hin Begeisterung beschert. "Von Beginn an war Der Schrei ein wichtiger Bestandteil von Munchs Lebensfries, der Zusammenstellung seiner zentralen Werke über die Themen Leben, Liebe und Tod. In seiner ersten Präsentation im Dezember 1893 nannte Munch den Fries noch Studie zu einer Serie „Die Liebe“, und Der Schrei bildete den Abschluss eines Erzählbogens, der sich von der ersten Anziehung der Geschlechter bis zur Angst vor dem Leben spannte.Im Schrei ist es die Landschaft, die für Munch mit der erotischen Kraft der Weiblichkeit aufgeladen ist. Die Linien der Landschaft, ganz besonders in der Lithografie, erinnern Reinhold Heller an weibliches Haar, das Munch häufig als Symbol für die übermächtige, einverleibende Kraft der Weiblichkeit verwendet hat, etwa im Motiv Vampir. So verliert sich auch im Schrei die geschlechtslose, entmannte Figur im Vordergrund in der Landschaft und nimmt mit ihrem gekrümmten Totenkopf und Torso die Kurven der Landschaft in sich auf. Nicht nur die menschliche Gestalt geht ihr verloren, sondern auch ihre Identität. Sie geht auf den Tod zu, für den Munch in seinem Werk schon früh das Symbol der Straße ins Nichts gewählt hatte." [Auszug aus Wikipedia]
Die Kraft der Weiblichkeit und der Verfall der Geher hin zu ausgemergelten Totenkopfgestalten, auf dem Weg auf der Straße ins Nichts, bespielt King in seiner Derbheit ganz famos. Hinzu kommen viele psychotische Sequenzen. Gewitter und Hagel sprechen zu den törichten Menschen. Ist es der Weltschmerz? Die Traurigkeit des eigenen Lebens? Die Grausamkeit von Macht, der sich das Volk freudig entgegenwirft? Die Party des Todes? Der Verlust, der wie ein Schatten einem zuwinkt, sich nicht erreichen lässt und im Todestrieb, immer weiter und weiter, genussvoll, verzehrend auf der ewigen Straße des Schmerzes kein Ende findet?
Eingeschränktes Setting, die reinen Unterhaltungen und die Instrospektive der Figuren, formen das Buch zu einer äußerst ambitionierten Aufgabe. Es gelingt ihm nicht ganz, über die gesamte Strecke des Buches die Figuren interessant genug zu zeichnen. Er verfängt sich in Wiederholungen, Szenen, die belanglos zerfransen. Die Psychologie wird nicht intensiv genug herausgearbeitet. In Das Mädchen zeigt er sein Können in Vollendung. In Todesmarsch hält er den Blick in den Abgrund nicht konsequent aufrecht. Jammern auf hohem Niveau!...more
Die Bewertungen entfällt schlechter, als sich das Buch lesen ließ. Komme bei King immer mehr in die Verlegenheit, die einzelnen Werke untereinand2,5⭐️
Die Bewertungen entfällt schlechter, als sich das Buch lesen ließ. Komme bei King immer mehr in die Verlegenheit, die einzelnen Werke untereinander einem gerechten Vergleich zu unterziehen. Dead Zone liest sich absolut unterhaltsam und süffig weg. Wir haben zwar schon einen zusammenhängenden Plot, der sich allerdings in einzelne Episoden aufteilt, die meines Erachtens nach zu hart voneinander abgetrennt sind. • Johnny und der erste Unfall • Johnny und seine Liebe Sarah - der Rummelplatz • Der zweite Unfall und die Zeit seines Komas ( Sarahs Leben geht weiter und Johnnys Eltern stehen im Fokus) • Die Therapiephase im Krankenhaus inkl. Presserummel • Die Phase nach dem Krankenhaus, Johnny und Sarah holen sich die verpasste Zeit an einem Tag zurück- danach cut • Johnny und die Mordserie • Johnny der Hauslehrer • Johnny und Stillson
Johnny hat eine Art hellseherische Fähigkeit durch die Unfälle. King thematisiert das System der Krankenversicherung, die Ausschlachtung übersinnlicher Themen durch die Medien, religiösen Fanatismus durch Johnnys Mutter, die Reaktion der Arbeitgeber auf besondere Menschen, Vertrauen, wie Gesellschaft auf politische Mahner reagiert und die Frage: einen töten um viele zu retten?
Durch das Episodische bekommen viele Figuren und Szenen keine ausreichende Tiefe. Zumindest nicht die, die man sonst von den großartig, komplex ausgearbeiteten Figuren gewohnt ist. Leider fehlen hier die Zwischentöne. Fast alle Figuren sind stereotyp, eindeutig angelegt. Sie bieten keine Überraschung. Viele Szenen erscheinen mir als Füllstoff. Die Message, bei King wie so oft: philosophisch-ethische Fragestellung in die eine gewisse Gläubigkeit hinein gerührt wird, politisches Statement und Kritik am System - wird für meinen Geschmack zu dünn und schablonenhaft abgearbeitet.
Großes Ärgernis, der Klappentext, der die letzten 100 Seiten vorweg nimmt und zum eigentlichen Inhalt des Buches schweigt....more
Schiebt sich auf Platz 1 meiner Kingschen Lesehistorie. Nicht ganz unschuldig daran, Dietmar Wunder, der einen fantastischen Job als Höchbuchsprecher gSchiebt sich auf Platz 1 meiner Kingschen Lesehistorie. Nicht ganz unschuldig daran, Dietmar Wunder, der einen fantastischen Job als Höchbuchsprecher gemacht hat. Diesen Wahnsinn in Jacks Stimme und den Säufervater von Jack, bringt er phänomenal rüber. Zu dem Horror, aus dem ich unglaublich viel Siegmund Freud herauslese, nimmt er das Thema Rassismus auf und präsentiert uns eine "Heiligenfigur" in Persona Dick Hallorenn's.
Fun Fakt: Star Wars hat dann wohl bei King geklaut "Ich bin Dein Vater" (aus Teil 5, 1980 erschienen) ...more
3,5⭐️ Hätte niemals zu dem Buch gegriffen, wenn ich mir nicht die chronologische Erschließung des Kinguniversums vorgenommen hätte. Ein psychologisches3,5⭐️ Hätte niemals zu dem Buch gegriffen, wenn ich mir nicht die chronologische Erschließung des Kinguniversums vorgenommen hätte. Ein psychologisches Kammerspiel. Der Täter nüchtern, intelligent, abgeklärt. Nur die Magenverstimmungen lassen erkennen: da rauscht viel Stress durch das Kerlchen. Wie es sich für King gehört, kommt die amerikanische Gesellschaft schlecht weg: Mami die es zu gut meint, Vater gewalttätig, Kind wächst mit zu vielen Widersprüchen auf, Teens und ihre Sexualität, Druck von allen Seiten, Blendung, Show und Schein. Der Kippunkt von Zivilisiert zu Raserei schnell erreicht, wenn man weiß welche Knöpfe zu drücken sind.
Jetzt hab ich bereits das Dilemma, die Kings untereinander gescheit zu bewerten. Besser als Brennen muss Salem und etwas schlechter als Carrie- also muss Carrie auf 4⭐️ hoch. ...more
Richtig coole oldschool Vampir-Gruselgeschichte. Mit Weihwasser, Kruzifix und der Macht vom großen Orkel- wenn man von den ersten 150 Seiten absieht uRichtig coole oldschool Vampir-Gruselgeschichte. Mit Weihwasser, Kruzifix und der Macht vom großen Orkel- wenn man von den ersten 150 Seiten absieht und dem Rumgeeiere im letzten Drittel. Ein paar großartige „die Hölle der Familie“ Szenen hat King hier gezaubert. Überforderte Mutter eines Babys, Fremdgehende Uschi die erwischt wird, Mütter die das Beste für ihr Mädchen wollen. Buch las sich nicht ganz ausgewogen. Eigentlich sind Kings Belanglosigkeiten das Beste. Hier waren sie das, was sie sind.
Verfilmung Salems's Lot von 1979: nach 50% abgebrochen Der Film geht unfassbare 3 Stunden! Er ist super eng am Buch konzipiert und schafft es alles falsch zu machen. Hatte anfänglich die nicht so geglückten Szenen, auf die typische Art der 70er geschoben. Man hat damals ja gerne alles schön schmalzig und etwas albern dargestellt. Allerdings ist die schauspielerische Leistung extrem schlecht. Übel ist, dass man Dialoge und Szenen hinzu gedichtet hat, die die gruselige, derbe oder "Ich werd erwischt beim Fremdgehen" Stimmung im Buch, völlig ins Lächerliche ziehen.
Verfilmung von 2004 180min Miniserie, bin ich nicht dran gekommen. Ein Youtube Video das die 1979 Verfilmung mit der von 2004 vergleicht, legt nahe, dass die 2004 Verfilmung auch ziemlicher Murks ist.
Ich harre dann mal der Neuverfilmung von 2023...more
Man frage sich: Wer sind den nun "die Elenden"? Ein Leben der Konformität bis zur völligen Auflösung des Selbst. Du das Objekt in einer objektifiziertenMan frage sich: Wer sind den nun "die Elenden"? Ein Leben der Konformität bis zur völligen Auflösung des Selbst. Du das Objekt in einer objektifizierten Welt, das völlig überflüssig ist. Einer Welt der Ängste, in der stets nach unten getreten wird. Was passiert in dieser Welt, wenn Du sie erschütterst, Zivilisation hinter Dir lässt und nur Deinen Impulsen folgst? Aber hey, das stimmt doch nicht! Harte strenge Diät, ein "Hard Body" erfordert, wenn Du nicht gerade genetisch gesegnet bist Disziplin, und Arbeit - und genau an dieser Stelle stellt BEE alles ständig und immer wieder auf den Kopf. Permanente Widersprüche, Absurditäten. Meine Lieblingsszenen: die Gespräche in denen es ständig zu Verwechslungen kommt, jemand etwas Existentielles sagt und niemand es zur Kenntnis nimmt, es eigentlich völlig egal ist, was Du sagst, weil niemand Dir zuhört oder nur hört was er hören will. Das Buch ist radikal nihilistisch. Wenn es sogar egal ist ob Du die Morde wirklich begangen oder nur phantasiert hast, da niemanden die Opfer jucken, Du dein Image nicht erneuern kannst, wenn es einmal in eine Schublade gepackt wurde - "der brave Junge von nebenan"- auf immer und ewig eingebrannt, Du eigentlich gar nicht existierst, da Du beliebig ein Anderer sein könntest oder einer einfach den Reset Knopf drückt, als wäre nie etwas passiert , dann Freunde: Willkommen in der Hölle.
Ich bin über weite Strecken extrem genervt gewesen. Was für eine Werbeveranstaltung. Muss das denn so ein expliziter Splatterporn sein? Jaa, ich habs jetzt in 30. Aufzählung wer was trägt kapiert! Wo ist hier der beschissene Plot?? Nur dummes Gesülze. Hab ich nicht ein ähnliches Erlebnis mit Die Stunde zwischen Frau und Gitarre gehabt? Hatte dieses Quälen des Lesers nicht auch einen tieferen Sinn? Jahaaa! Ich komme wie bei Herrn Setz zu dem Schluss: Genau durch diese unerträgliche Scheiße müssen wir durch, nur so setzt sich das Unerträgliche fest: Wiederholung, Wiederholung, Wiederholung. Völlige Abstumpfung, zusammen mit Herrn Bateman und die absolute Verzweiflung: "No Exit".
Mit sacken lassen könnte das auch noch auf 5 Sterne angehoben werden.
Den Film halte ich übrigens für gelungen. Natürlich ist er zahm und sogar lustig, aber er verpasst es nicht die entscheidende Message herauszuarbeiten. Die Frauen, gerade Christie, bekommen im Film eine Persönlichkeit. Diese Interpretation mochte ich....more
Für mich 1. ein Buch über Freundschaft, die Zusammensetzung von Teams/Gemeinschaften und die Rolle, die jeder darin "spielt" 2. den Tod 3. da3,5 Sterne
Für mich 1. ein Buch über Freundschaft, die Zusammensetzung von Teams/Gemeinschaften und die Rolle, die jeder darin "spielt" 2. den Tod 3. das Selbst als Kontextabhängig 4. Erzählungen als Bedürfnis
Charakterzeichnungen: voll gelungen! Mich wundert oft davon zu lesen, dass die Charaktere unsympathisch seien. Nö, gerade Sam konnte ich so was von nachvollziehen. Ihn beschäftigt durch das Buch hinweg eine körperliche Beeinträchtigung. Er bollert meist recht empathielos den Leuten alles vor den Kopf. Vor Marx ziehe ich meinen Hut. Er ist für mich der Held des Buches und des "Spiel des Lebens". Sadie macht meines Erachtens die größte Entwicklung durch. Jeder hält vor den Anderen immer etwas zurück. Das macht die Beziehungen untereinander recht spannend.
Die Welt der Computerspiele wird leider zu oft, sehr plakativ genutzt, um die typischen Aussagen zu generieren: wir sind unsterblich, Flucht vor der realen Welt, ich kann alles sein.... blaaaa.... Das ist sprachlich alles nicht sonderlich anspruchsvoll. Auch irgendwelche Aussagen und Erkenntnisse, die im Spiel oder im realen Leben gewonnen werden, müssen nochmal an Beispielen aus der anderen Welt belegt oder gegenübergestellt werden. Hier stellt sich dann ein deutliches Übererklären ein.
Der Mittelteil ist zu lang geraten, bzw. langweilig hoch zehn. Es kommt zu Wiederholungen und eigentlich bewegt sich die Story nicht vom Fleck. Immer wieder neue Spielideen fließen ein, der Rest stagniert.
Mein persönliches Problem: Ich lese ungern Bücher in denen Beziehungen und zwischenmenschliche Konflikte im Mittelpunkt stehen. Genau das bekommen wir hier geboten. Es wird die Freundschaft und Beziehungsgeflechte von Kindern/Teens zum Studium bis ins Erwachsenenelter mit Ende 30 verfolgt. Streits, Auseinandersetzungen und Beziehungskisten.
Ein Buch, das sich für mich nicht sonderlich gelohnt hat, ich aber durchaus nachvollziehen kann, dass viele es lieben....more