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Picnic at Hanging Rock
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Südaustralien am 14.02.1900
Die Schülerinnen eines Mädcheninternats unternehmen zum Valentinstag einen Ausflug zum Hanging Rock, einer zerklüfteten vulkanischen Felsformation in der Nähe von Melbourne. Drei der älteren Mädchen möchten sich den Hanging Rock genauer ansehen und machen sich auf, um ihn zu erkunden. Eine jüngere Schülerin schließt sich ihnen an. Als die Zeit für den Aufbruch naht, kehrt nur die jüngste von ihnen zurück. Eine der beiden Lehrerinnen, die die Gruppe begleiten, ist den Mädchen nachgegangen – auch sie bleibt verschwunden. Eine der Schülerinnen kann nach einer 7 Tage andauernden Suche lebend gefunden werden, sie erinnert sich jedoch an nichts. Was ist mit den Mädchen geschehen?
Joan Lindsays moderner Klassiker aus dem Jahre 1967 zeichnet sich vor allem durch seine einmalige, schwer zu beschreibende Stimmung aus, die Peter Weir in seiner Verfilmung von 1975 großartig einfangen konnte. Es ist ein unterschwelliges Grauen vor dem Unbekannten, beeinflusst durch die spirituelle Bedeutung des Hanging Rock für die Aborigenes, die die Leserin leicht erschaudern lässt. Zeit spielt dabei eine wichtige Rolle, verdeutlicht dadurch, dass sämtliche Uhren der Picknickteilnehmer in der Nähe des Felsen versagen. Nach dem nicht näher bestimmbaren Unglück werden die destruktiven Folgen beschrieben, die dieses auf das Internat und die Bewohner der näheren Umgebung hat.
Lindsay spielt meisterhaft mit den Nuancen der Stimmung, die sie erzeugt, und mit ihren durchweg interessanten Charakteren. Obwohl die drei verschwundenen Schülerinnen ihren Auftritt – mit Ausnahme von Irma – nur am Anfang haben, schafft es Lindsay, sie als besonders darzustellen, insbesondere Miranda, die praktisch die „Anführerin“ ist. Auch sprachlich ist die Lektüre ein Vergnügen. Desweilen entlarvt Lindsay menschliche Schwächen – etwa den Hang zum Tratsch, für den das mysteriöse Verschwinden der Schülerinnen natürlich ein gefundenes Fressen ist.
Das Rätsel wird nie gelöst werden – die Mädchen bleiben verschwunden. Ursprünglich hatte Lindsay eine Auflösung verfasst, die Verleger überzeugten sie jedoch davon, das Ende offen zu lassen. Das halte ich auch für eine gute Entscheidung, denn so bleibt die besondere Stimmung erhalten. Das ursprüngliche Ende wurde 1987 veröffentlicht – ich konnte nicht anderes, als nachzulesen, was Lindsay im Sinn hatte. Bis auf einen Aspekt, der mir nicht so gut gefällt, finde ich das ursprüngliche Ende wirklich faszinierend. Wer nicht gut mit offenen Enden klarkommt, kann also fündig werden ;-)
Ein gutes und empfehlenswertes Buch.
Kürzlich wurde das Buch von der BBC mit Natalie Dormer in der Rolle der Internatsleiterin Mrs Appleyard in Form eines Sechsteilers neu verfilmt. In dieser Fassung wird die Geschichte um einige Aspekte ergänzt, u. a. die Vorgeschichte der Internatsleiterin. Puristen könnten sich eventuell daran stören, ich fand die Ergänzungen interessant.
Die Schülerinnen eines Mädcheninternats unternehmen zum Valentinstag einen Ausflug zum Hanging Rock, einer zerklüfteten vulkanischen Felsformation in der Nähe von Melbourne. Drei der älteren Mädchen möchten sich den Hanging Rock genauer ansehen und machen sich auf, um ihn zu erkunden. Eine jüngere Schülerin schließt sich ihnen an. Als die Zeit für den Aufbruch naht, kehrt nur die jüngste von ihnen zurück. Eine der beiden Lehrerinnen, die die Gruppe begleiten, ist den Mädchen nachgegangen – auch sie bleibt verschwunden. Eine der Schülerinnen kann nach einer 7 Tage andauernden Suche lebend gefunden werden, sie erinnert sich jedoch an nichts. Was ist mit den Mädchen geschehen?
Joan Lindsays moderner Klassiker aus dem Jahre 1967 zeichnet sich vor allem durch seine einmalige, schwer zu beschreibende Stimmung aus, die Peter Weir in seiner Verfilmung von 1975 großartig einfangen konnte. Es ist ein unterschwelliges Grauen vor dem Unbekannten, beeinflusst durch die spirituelle Bedeutung des Hanging Rock für die Aborigenes, die die Leserin leicht erschaudern lässt. Zeit spielt dabei eine wichtige Rolle, verdeutlicht dadurch, dass sämtliche Uhren der Picknickteilnehmer in der Nähe des Felsen versagen. Nach dem nicht näher bestimmbaren Unglück werden die destruktiven Folgen beschrieben, die dieses auf das Internat und die Bewohner der näheren Umgebung hat.
Lindsay spielt meisterhaft mit den Nuancen der Stimmung, die sie erzeugt, und mit ihren durchweg interessanten Charakteren. Obwohl die drei verschwundenen Schülerinnen ihren Auftritt – mit Ausnahme von Irma – nur am Anfang haben, schafft es Lindsay, sie als besonders darzustellen, insbesondere Miranda, die praktisch die „Anführerin“ ist. Auch sprachlich ist die Lektüre ein Vergnügen. Desweilen entlarvt Lindsay menschliche Schwächen – etwa den Hang zum Tratsch, für den das mysteriöse Verschwinden der Schülerinnen natürlich ein gefundenes Fressen ist.
Das Rätsel wird nie gelöst werden – die Mädchen bleiben verschwunden. Ursprünglich hatte Lindsay eine Auflösung verfasst, die Verleger überzeugten sie jedoch davon, das Ende offen zu lassen. Das halte ich auch für eine gute Entscheidung, denn so bleibt die besondere Stimmung erhalten. Das ursprüngliche Ende wurde 1987 veröffentlicht – ich konnte nicht anderes, als nachzulesen, was Lindsay im Sinn hatte. Bis auf einen Aspekt, der mir nicht so gut gefällt, finde ich das ursprüngliche Ende wirklich faszinierend. Wer nicht gut mit offenen Enden klarkommt, kann also fündig werden ;-)
Ein gutes und empfehlenswertes Buch.
Kürzlich wurde das Buch von der BBC mit Natalie Dormer in der Rolle der Internatsleiterin Mrs Appleyard in Form eines Sechsteilers neu verfilmt. In dieser Fassung wird die Geschichte um einige Aspekte ergänzt, u. a. die Vorgeschichte der Internatsleiterin. Puristen könnten sich eventuell daran stören, ich fand die Ergänzungen interessant.
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message 1:
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Michael
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rated it 5 stars
Aug 24, 2018 09:02PM
Dass ihr Verleger das letzte Kapitel gestrichen hat, finde ich trotzdem eine gute Entscheidung. Ich mag es, wenn Dinge in der Schwebe bleiben, und diese Qualität hat ja offenbar der ganze Roman (soweit ich das bisher sehen kann).
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