Baltschiederjoch (3169 m bzw. 3156 m)
(Beschreibung: Albrecht Gauss)
Erster bezeugter touristischer Übergang durch D. W. Freshfield und C.C. Tucker mit F. Devouassoud, 9. Juli 1866.
Momentan (09.06.2025) in der LKS (https://map.geo.admin.ch) mit 3169 m kotiert, beim weiteren Zoomen der Karte verwandelt sich die Kote auf 3156 m (!). In der LKS von 1990 ebenso wie im Clubführer von 1994 (C. Blum) wurde das Joch noch mit 3204 m Höhe angegeben. So kann sich auch der Geologenlaie leicht ausmalen, dass bei einer Schnee- und Eisschmelze von knapp 50 Höhenmeter auf dem breiten Firnsattel in 35 Jahren auch das ca. 1400 m entfernte Kleine Nesthorn nicht mehr durch Eis, Schnee und Permafrost gut „festgepappt“ war...
Bis zum Bergsturz am Kleinen Nesthorn am 28.05.2025 (s. u.) wieder häufiger begangener Übergang vom Lötschental (Blatten) über die Baltschiederklause ins Baltschieder- (Eggen) und Rhonetaltal (Baltschieder) und vice versa. Bis dato auch lohnender Zustieg aus dem Lötschental zur Baltschiederklause.
Das Joch wird auf dem Zustieg zum N-Grat des Bietschhorns bzw. beim Abstieg über den N-Grat oder die O-Flanken tangiert.
Nicht mit der Baltschiederlücke, die den Übergang von der Baltschiederklause ins Gredetschtal ermöglicht, zu verwechseln.
Aufstieg von SO von der Baltschiederklause (2783 m) (ca. 2 h). „Nur für Gletscherkundige begehbar“ (W. und M. Munter, 1995).
Von der Baltschiederklause gelangt man auf einem in der LKS eingezeichneten nach NW führenden Weg unter den SW-Abstürzen des Jägihorns hindurch in die Geröll- und Plattenfelder im SO des Üssre Baltschiedergletschers. Über diese kommt man nach W zum Gletscher hinauf, den man auf ca. 2950 m an dessen SO-Ufer betritt. Dann steigt man Richtung WNW über sanfte Firnhänge zum Baltschiederjoch.
Aufstieg von Blatten bzw. Fafleralp, Abstieg nach Norden
Anfahrt nach Wiler (Lötschen), Dorf (Postautohaltestelle) mit Postbus 591 von Goppenstein aus.
Mit dem Bergsturz auf der N-Seite des Kleinen Nesthorns, dem Abbruch des Birchgletschers und der konsekutiven Verschüttung von Blatten und Ried am 28.05.2025 (s. Bild) wurde die Bevölkerung dieser Ortschaften furchtbarerweise ihrer Behausungen und Existenzgrundlagen beraubt. Momentan sind Anstiege von den verwüsteten Orten Blatten oder Ried aus bzw. Abstiege in diese Orte nicht möglich. Damit ist auch der bisherige direkte Aufstieg von Blatten im Lötschental zum Baltschiederjoch bzw. ein Abstieg vom Joch nach N bis auf weiteres kompromittiert, erscheint momentan obsolet und ist auch verboten (Stand Juni 2025).
Von Blatten (1540 m) stieg man vor dem Bergsturz Richtung S zu P. 1635 m auf. Von dort ging man in Richtung SO auf dem Bergweg durch den Bellwadwald nach Resti hoch. Ab ca. 2300 m verlor sich die Wegspur bzw. führte nach N. Dann hielt man sich nach O und stieg über die Schutthänge von Galn auf (Steinmänner). In der Verflachung auf ca. 2700 m wendete man sich etwas nach S. So gelangte man unter ein markantes, bis in den Sommer schneegefülltes Couloir, über das man aufsteigend einen Sattel im SO von P. 3153 m erreichte. Hier betrat man den Gletscher, stieg über einen Firnrücken noch ca. 40 Hm hoch und gelangte so Richtung SO flach zum eigentlichen Baltschiederjoch. Der größte Teil dieses Anstieges bis auf. ca. 2950 m hinauf ist jetzt vom Bergsturz betroffen und befindet sich somit in der maximalen Gefahrenzone.
Im Abstieg vom Joch nach N querte man ca. 500 m nach W (dabei die Höhe von ca. 3160 m haltend) und stieg dann ca. 100 m nördlich oberhalb des P. 3153 m durch das o. g. Schneecouloir in Richtung WNW auf den (jetzt abgebrochenen) Birchgletscher ab. Dort würde man sich nördlich unterhalb des Kleinen Nesthorns befinden und aktuell in die maximal bedrohte, angeblich immer noch aktive Bergsturzzone eintauchen.
Wenn das Lötschental für Touristen wieder freigegeben ist, kann anstelle von Blatten vom Lötschtalort Wiler das Gebiet der Fafleralp möglicherweise über Wege nördlich des Lonzatals über Weissenried (1707 m), Tellin (1865 m) und den Schwarzsee (1861 m) (bzw. vice versa beim Abstieg) oder auch über die Lötschenlücke erreicht werden.
Um bei einem N-Abstieg nach Fafleralp zu kommen, wäre ein alternativer Abstieg vom Baltschiederjoch nach N über den Uistre Stampachgletscher oder mit Überschreitung der Älwe Rigg über den Innre Stampachgletscher oder den Oigstchummungletscher in Richtung Horloibingräben nötig. Ob dies einfach möglich ist, wird in den Berner Alpen-Führern des SAC (Blum C, 6. Aufl., 1994 bzw. Senn B, 7. Aufl. 2016) nicht beschrieben.
Ein möglicher Aufstieg von der Fafleralp/Gletscherstafel zum Breitlauijoch resp. ein Abstieg vom Breitlauijoch nach N wurde erstmals von A. Gauss und C. Nikiforos nach einer Begehung der Breitlauihorn NW-Wand 2010 dokumentiert. Dazu müsste beim Aufstieg von N zur Baltschiederklause zunächst von Fafleralp/Gletscherstafel (ca. 1770 m) zum Breitlauijoch (3307 m bzw. 3304 m) hochgestiegen (s. https://www.gipfelbuch.ch/routen/1453-breitlauihorn3655m-nw-wand-variante-niki-alkibiades) und Älwe Rigg (3381 m) südseitig umgangen werden, wobei man das Baltschiederjoch westlich liegen lassen und gar nicht berühren würde.
Für einen Abstieg vom Bietschhorn bzw. vom Baltschiederjoch nach N Richtung Fafleralp über das Breitlauijoch würde man entweder Älwe Rigg (3381 m) und die folgenden Felspunkte (um ca. 3350 m) überschreiten (knapp 300 m Gegenaufstieg) oder südseitig umgehen (ca. 200 Höhenmeter Abstieg und ca. 300 m Gegenaufstieg) und so das Breitlauijoch (3307 m bzw. 3304 m) erreichen. Von dort kann man Richtung NO nach Fafleralp/Gletscherstafel absteigen.
Literatur:
• Senn B, Alpine Touren / Berner Alpen. Bietschhorn / Nesthorn / Aletschorn, Verlag des SAC, 7. Aufl. 2016
• Blum Ch, Clubführer Berner Alpen, Bd. 3. Bietschhorn-, Lötschentaler Breithorn-, Nesthorn- und Aletschhorngruppe, Verlag des SAC 1994
• Munter W, Munter M, Berner Alpen, Gebietsführer für Wanderer, Bergsteiger und Kletterer, Bergverlag Rudolf Rother, München, 10. Aufl. 1995